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i
THESAURUS LINGUAE PEUSSICAE.
Der preussische VocaMvorrath,
soweit derselbe bis jetzt ermittelt worden ist,
nebst Zugabe einer Sammlung
urkundlich beglaubigter Localnamen,
gesichtet und zusammengestellt
von
G. H. F. Nesselmann.
Berlin,
Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung.
Harrwitz & Gossmann.
1873.
'f|) 3 NOV 1939 1
^.\ OF OXFOhD i"
Vorwort.
Was ich von den Ueberbleibseln der preussischen Sprache seit 1845
successive zusammengetragen und was Andere mit mir seitdem nach
verschiedenen Seiten hin verarbeitet haben, liegt in Büchelchen und
Zeitschriften so vielfach vereinzelt abgelagert, dass es nachgrade an
der Zeit erscheint, eine Hauptstation auf dem Wege zu machen und
behufs bequemer Uebersicht das hier und dort Zerstreute, sich theils
Ergänzende, theils Widersprechende in seinen wesentlichen Resultaten
summarisch zusammenzustellen. Ich habe micli in vorliegender Schrift
dieser Arbeit unterzogen, die bei den vielfach sich durchkreuzenden
eignen und fremden Ansichten und Erklärungen nicht überall ganz
einfach war. Durchweg bin ich dabei dem Grundsatze gefolgt, dass
das Recht der Autorschaft einer neuen Anschauung oder Erklärung
nicht demjenigen gebührt, der sie zuerst gefunden, sondern demjenigen,
der sie zuerst veröflfentlicht hat; daher habe ich namentlich in allen
denjenigen Fällen, in denen eine von mir längst gefundene und in
meine Handexemplare eingetragene Erklärung oft viel später von einem
Andern öffentlich ausgesprochen worden ist, immer durch ein Citat
auf diesen Letzteren als Urheber hingewiesen.
Den appellativen Wortvorrath habe ich vollständig, in Betreff der
aus Provinzialismen erschlossenen preussischen Wörter vielleicht zu
vollständig, aufgenommen; dagegen lag es von Anfang an nicht in
meinem Plane, auch die zahlreich uns erhaltenen Personen- und Local-
namen meiner Arbeit einzuverleiben, weshalb ich dieselben bei Beginn
meiner Vorarbeiten geflissentlich ausser Betracht Hess; erst später
entschloss ich mich, zum Theil auf fremdes Zureden, auch die Local-
namen zu berücksichtigen, und raffte da zusammen, was mir eben noch
zur Hand war; ich bitte daher, diesen Theil meiner Sammlung nur
als eine freiwillige Zugabe zu dem appellativen Wortvorrath hinnehmen
VI
und beurtheilen zu wollen; Personennamen habe ich nur insoweit
herangezogen, als Localnameu sich auf dieselben zurückführen lassen. —
Ganz ausser Acht gelassen habe ich das von Simon Grunau's
Phantasie geschaffene und durch seine Nachfolger im 16. und 17.
Jahrhundert theils ebenfalls aus Phantasmen, theils aus littauischen,
kurischen und slavischen zum Theil unlauteren Quellen kritiklos be-
reicherte, jeder wissenschaftlichen Beglaubigung bare Heer angeblich
preussisclier Götternamen. Wir kennen — und das ist meine volle
Ueberzeugung — nur einen urkundlich beglaubigten preussischen
Götternamen, nämlich CurcJie oder Cureho (s. d.), und gerade dieser
ist zugleich der einzige, der in einer Reihe von Localnamen sich bis
in die Gegenwart hinein lebendig erhalten hat. Ausserdem hat sich
auf dem ganzen Gebiet der preussischen Mythologie in weiterem Sinne
nur noch der Name der Kauken oder Küken (s. cauk-s^ kuke) ein
urkundlich gesichertes Andenken zu wahren vermocht. Alles Andere
fällt in den Bereich unbeglaubigter Fabelei.
Ein grosses Hemmniss bei meiner Arbeit war für mich der Um-
stand, dass ich den Elbinger Codex des Vocabulars in Folge einer
schwer zu rechtfertigenden Verfügung des Vorbesitzers, weiland Stadt-
rath F. Neu mann, nie dauernd zur Hand haben konnte, sondern mich
damit begnügen nmsste, denselben bei wiederholentlich sich einstellenden
Zweifeln nur sporadisch einzusehen, wozu jedesmal eine Reise erforder-
lich war. Wie oft habe ich Neumann beneidet, der den Codex
vierzig Jahre lang ungestört neben sich auf seinem Arbeitstische durfte
liegen sehen. Er hat denn auch fleissig an den Vorbereitungen zu
einer künftigen Herausgabe der Handschrift gearbeitet, aber völlig
ziel- und planlos, so dass er auf dem von ihm eingeschlagenen Wege
nie zur Vollendung gelangt wäre; das erhellt schon aus der Schilderung,
welche Director Dr. M. Toppen im 6. Bande der Altpreuss. Monats-
schrift S. 341 flgg. von Neumanns Art zu arbeiten giebt, noch mehr
aber aus seinen hinterlasseuen Vorarbeiten selbst, welche Toppen zu
Anfang Juni d. J. mir mitzutheilen die Güte hatte, freilich zu einer Zeit,
als ich dieselben wenig mehr benutzen konnte, denn es waren inzwischen
bereits mehrere Bogen gegenwärtiger Schrift im Drucke vollendet;
aber auch bei rechtzeitigem Empfange hätte ich aus diesem Chaos
wenig für meinen Zweck Geeignetes entnehmen können; sehr will-
kommen sind mir die Berichtigungen der Lesung einiger Vocabeln
gewesen, so z. B. seabre, sealtmeno^ eftrich (Art. perwios), eunitzc oder
VII
ennitze (Art. staydy)\ dagegen hat Neumann entschieden unrichtig
gelesen kruhe für queJce^ taturwis für tatarwis^ woste für wosee u. a. Die
von Neumann gesammelten Personen- und Localnamen konnte ich,
da meine Arbeit formell bereits abgeschlossen und zum Theil gedruckt
war, nicht mehr berücksichtigen.
Auffallend ist die Erscheinung, dass, während die successive er-
folgten Erweiterungen unserer Kenntniss der preussischen Sprache bei
auswärtigen Gelehrten eine sehr lebhafte Theilnahme gefunden haben,
die zumal seit der Veröffentlichung des Elbinger Vocabulars 1868
sich immer noch zu steigern scheint, die Gelehrten unserer an der
Sache zunächst betheiligten Provinz an diesen Erweiterungen fast ganz
theilnahmlos vorübergegangen sind ; um so erfreulicher ist es mir, eine
rühmliche Ausnahme hier namhaft machen zu können; es ist der
hiesige Hofprediger G. Th. Hoffheinz, der theils durch die von mir
bereits in der Altpreuss. Monatsschr. Band VI. S. 321 folgg. mit ge-
bührender Anerkennung bezeichneten zahlreichen Beiträge zur Berich-
tigung meiner Ausgabe des Vocabulars, theils durch seine mir zur
freien Verfügung gestellten reichen Sammlungen preussischcr Provin-
zialismen meine Arbeiten wesentlich gefördert hat. Auch darf ich
dem Oberlehrer Dr. E. Volckmann in Elbing, der mich bei den
wiederholt nöthig gewesenen Collationen des Elbinger Codex mit stets
gleicher Bereitwilligkeit freundlichst unterstützt hat, meinen schuldigen
Dank nicht vorenthalten.
G. H. F. N.
Abkürzungen.
AMS. Altpreussische Monatsschrift von R. Reicke und E. Wiehert.
Beitr. Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung von A. Kuhn u. A.
Bopp bedeutet immer dessen Schrift über die Sprache der alten Preussen,
Berhn 1853.
CdP. Codex diplomaticus Prussicus ed J. Voigt.
DO. Danziger Codex des culmischen Rechts, s. Altpreuss. Monatsschr. VII. 318.
Ench. Enchiridion, der kleine Katechismus Dr. Martin Luthers, Uebersetzung
von 1561, abgedruckt in meiner „Sprache der alten Preussen*'.
GDK. Gebser und Hagen Geschichte der Domkirche zu Königsberg.
Gr. Das Wörterverzeichniss in der handschriftlichen Chronik von Simon Grünau,
abgedr. in meiner „Sprache der alten Preussen*'.
JKR. Jacobson Geschichte der Quellen des Kirchenrechts.
Kat. 7., Kat. IL Die beiden Uebersetzungen des Katechismus von 1545, abgedr.
in meiner „Sprache der alten Preussen"/ vj? <<.• -■.- /- ' r.-
MhW. Monumenta historiae Warmiensis; wegen der sehr vollständigen Register,
welche diesem trefflichen Werke beigefügt sind, habe ich bei den
zahlreichen Gitaten aus demselben nur ausnahmsweise die Seiten-
zahlen angegeben.
Pierson. Da sämmtliche liieher einschlagende Arbeiten Piersons in der Alt-
preuss. Monatsschrift erschienen sind, so habe ich hinter seinem
Namen die Bezeichnung AMS. meistens weggelassen.
FBI, Preussische Provinzialblätter. NPBl. Neue Preussische Provinzialblätter,
a. F. andere Folge, 3. F. dritte Folge.
Prov. Provinzialismus.
SrP. Scriptores rerum Prussicarum.
TcG. Toppen historisch-comparative Geographie von Preussen.
Voc. Das Elbinger Vocabular. / • "
[ ] Die eckigen Klammern enthalten von mir ergänzte Normalformen, die in
den Urtexten nicht vorkommen.
A.
ab, Verbalpräposition, auch in den Formen eh, ep (litt. lett. ap, kslav.
obu, in den neueren slav. Sprachen ob).
abbainom,, abbans slcc, ^h ei deEnch.ßl. 69, 80; an letztcitirter Stelle steht
abbaien en nouson etc.^ wo das wiederholte -en wohl Drckf. ist für
abbai en nouson (litt, abh m., aU f., lett. abi m., abas f., slav. bba,bbje).
abasus, Voc, 294, ahbas Gr., Wagen (litt, äbazas, poln. öboz, Feldlager,
Heer, wohl auch ursprünglich Wagen, denn kslav. obozu, rviss. öboz,
sarcinae, Bagage, russ. öbozny'i, Wagenmeister, Schirrmeister), Prä-
torius XVI. 41 hat abazas, Wagen; er meint aber wohl das litt, Wort.
abenda, Territorium in Samland, gleichbedeutend mit beten s. d., JDusb.
HL 215; nach Toppen zu SrP. L 144 vielleicht Po wunden (?)
aber, aber, Kat. L (in der Taufe), Germ.
ab-glopte, ein Kranz, mit einem breiten weissen Tuch benäht, welchen
die Neuvermählte, nachdem ihr das Haar abgeschnitten worden, auf-
setzte. Pierson in AMS. VIL 594. — Hennig 316 schreibt,
wohl als Drckf., abgloyte. Die etymologisch richtige Schreibung wird
wohl ab-globte oder ab-globste sein, von litt. ap-gl6biu, -glöbti, um-
fassen, umgeben, verdecken; vgl. litt, uz-glöbstis, Hülle, Decke, Vorhang.
aboros (rofe) Voc. 228, die Raufe im Viehstall, dort neben der Krippe
genannt. (Der Bedeutung nach etwas fern liegen litt, abarä, poln.
böhm. obora, der Viehhof zwischen den Wirthschaftsgebäuden und
Gartenzäunen, serb. obor^ sepimentum pro suibus, slov. obora^ Thier-
garten ; kslav. obora, restis, Strick, als Grundbegriff sowohl von Raufe
als von sepimentum; vgl. dazu Pauli Beitr. VH 180).
abse, Espe, Voc. 606. (lett. apsa, apse, litt, apuszis, apusze, ahd. aspa;
slavisch ohne b oder p, kslav. russ. ostna, poln. böhm. osiJcä).
Hieher gehören die Localnamen abs-medie, s. d., und absch-wangen
(d. i. abse-wangen) , Dorf im Kr. Preuss. Eylau, beide Espen wald
bedeutend, vielleicht auch absowe s. d.; vgl. median, wangus,
ab-sergtsnan, acc, Schutz, JEnch, 55, vgl. sergi-t
ab'Signasnen, acc., Segen, JEnch, 76, vgl. eb-signäsnan.
ab'Signätai, s. eb-signa-t.
Nesselmann, Tbesaurus. 1
— 2 —
absJcande, Erle, Voc, 602. s. alskande.
abs-medie, Wald im Kr. Allensteiu, MhW. IL 290, bedeutet Espen-
wald, s. dbse und median,
absowe campus östlich in der Nähe von Königsberg. CdP. L 146.
NFBl X 173. TcG. 131. s. abse.
db'Stocle nora., ai-stoden acc, Deckel, Deckbrett auf der Beute,
Stürze, auf einem Kochtopf. Voc, 354. 395; an letzterer Stelle steht,
offenbar fehlerhaft, ahstoUen; (litt, ist ap-st'egiu,'Stegti tröbqj ein Gebäude
decken, unter Dach bringen, preuss. stogis, litt, stögas, das Dach;
das entsprechende preuss. Verbum wird wohl allgemein bedecken
bedeutet haben; die Suffixe -Jcle, -Mas bezeichnen im Litt, das Mittel,
das Werkzeug, daher in etymologisch genauer Schreibung ab-stog-cle,
das, womit man bedeckt, der Deckel); vgl. Burda Beitr. VI. 393.
AMS, VIL 578.
oder, adder, 1) oder. Ench 9. 16. 84 u. oft. 2) aber. Ench, 1 1. 12. 20.
Auffallend ist die durchgehende Verwechselung der Partikeln oder
und aber noch heute im ostpreuss. Volksdialecte; vgl. auch Hennig 7.
addle, Tanne, Voc, 596 (poln. jodla, jedlina, serb. jedla, böhm. gedle
und mit Ausstossung des d kslav. jeU, WXjv.jel, slov. jela, russ. eV;
weiter ab liegen litt. lett. egle, womit vielleicht slav. igla, Nadel,
s. aycula, zu vergleichen ist).
aen, aesse, aese s. en, esse,
aesse, aest s. assei, ast unter Wurzel as,
ager s. ayers,
agins, Auge, Voc, 80, ist der Form nach acc. pl.; vgl. acJcis im Ench,,
wozu der acc. pl. acJcins,
agio, Regen, Voc, 47, Neutralform für aglu? s. Pauli Beitr. VII. 158
(griech. dx^vg, Nebel, Wolke, Dunkelheit).
agnithe^ nom. viri, NPBl. a, F, VI, 173, daher agnitten, angnitten,
Vorwerk im Kr. Preuss. Holland.
ayern, ayers^ ayeris, ager (?), See und Flüsschen im Kr. Allenstein.
MhW. IL HO. 155. 177. 178.
[aycula] ayculo (nolde)^ Nadel, Voc, 470 (kslav. russ. poln. igla, cod.
Östron, igülinu, kroat. ja^la, serb. jehla, johla, böhm. jehla),
ain-s, nom. m. Ench, 1. 13. 19 und oft {ans 39 Drckf.), ainä, nom.
f. 30. 39. 44. 54. 64, ainan, acc. 35. 51. 66 und oft {einan 73
wohl Drckf., aynan, aynen Kat, IL), ainesmu, dat. m. 9. 31. 95,
ainassei gen. f. 51 und (unrichtig gebraucht als) gen. m 82; 1) un-
bestimmter Artikel, ein, eine, oft. — 2) Zahlwort einer, eines,
32. 37. 68. — 3) jemand, 37. — 4) allein, 68. 83. — 5) einzig,
15, 95. (goth. ains, griech. Big (für «rgl, lat. unus, alt oinos, m\tw
als Vorschlag litt, "wenas, lett. weens\ s. Bopp Sprache der alten
Preussen S. 42); vgl. er-ains, ni-ains, ter-ains u. die folgg.
ainan- geminton acc, eingeboren. Ench, 91, s. gem-ton.
— 3 —
ainan-gimmmin ace, eingeboren. JEnch, 80, s gem-ton.
aina-seiUngi, nom. sg. f., einsam. Ench, 64, s. seilingis,
ainat, adv., allezeit. JEnch. 86.
aina-wdrst, adv. einmal. JEnch. 37, s. wärst.
aina-ioydanj -wydei, -widai, -weydi, adv. ebenso. ]E}ndi. 16. 18. 31. 70,
aina-widai titet Jcai, ebenso wie 81. s. wida, widi.
aina-wydi, nom. pi., einerlei Ench. 68.
aina-uridiskan, ace, einig. Ench. 18, aina-widisJcu, dat. adv. ebenso,
in gleicher Weise. 50.
ainont-s, nom., ainontin ace, ainontsmu dat., ainontsi gen., jemand.
JEWcÄ. 34. 50. 66. 69; ainontin reisan, jemals 70; vgl. ni-ainonts.
aysmis, Spiess, Voc. 363 (litt, eszmas, j'esznias, lett. eesmSj Bratspiess);
das Voc. unterscheidet unmittelbar neben einander aysmis, Spiess,
und pagaptis^ Bratspiess ; wie es scheint, bezeichnet pagaptis s. d.
den ganzen Apparat, aysmis dagegen speciel den eigentlichen Spiess
oder Speer daran.
ayte-genis (kleinespecht) Voc. 745, soll doch wohl der pia^fs minor sein ;
der zweite Theil ist identisch mit genix, s. d., Specht, der erste
Theil ist unklß,r. Pierson JMS. VII. 578 übersetzt Spitzenspecht,
indem er für das preuss. ayte auf litt, jetis, Spiess, Spitze, für das
deutsche auf mhd. Meine, Spitze, hinweist.
aketes, pl, die Eggen, Egden. Voc. 255 (litt, aketes, akiczos^ ekeczos,
lett. ezzeklis, ezzeschi, ahd. egidu).
a>ckewystin, acc, öffentlich, Ench. 89, zu ackis, s. a^kywistu.
axikis, nom. sg., ackins acc. pl., Auge, JEnch. 14. 49. 6t; vgl. agins.
(litt. ak\s^ lett. azs, slav. oko^ lat. Dimin. oc-wZms, goth. augo,
angels, aegh, eag).
akystine (akystire)^ nom. viri, CdP. II. 173; daher wohl Dorf agstein^
Kr. Braunsberg.
akitz lacus JSIhW. II. 132; das preuss. ackis hatte wohl, wie das litt, akis,
die Nebenbedeutung Quelle, daher akitz, der quellenreiche See; über
das Bildungssuffix -it, -itz und seine Bedeutung vgl. aumit, ausnitz.
a>ckywistu, akiioysti, adv. öffentlich, Ench. SO. S9, s. ackewystin {folxi.
oczymsty^ adj., oczywiscie^ adv., augenscheinlich).
aclo \j-cordä\ -cordo, Leitseil, Fahr leine, Voc. 313. Pott will für
aclo at«cZo, Halfter, lesen, und weist für den zweiten Theil auf poln.
korda, Gürtel, kordel, Strick, htt. kardelius, Tau, hin ; nur entspricht
diese Etymologie nicht ganz der Bedeutung; vgl. corda.
accodisj Rauchloch, Voc. 214 (vielleicht die preuss. Präposition au
mit der slav. Wurzel chod, gehen, also etwa Ausgang, poln. ^ichod,
das Entweichen; vgl. litt, per-kadas, Pass, enger Weg, eigentlich
Durchgang, poln. prze-chod; litt, pa-kadas, Gang, poln. po^hod;
litt, da-kadas, Einkommen, Lohn, poln. dO'Chod)\ vgl. den Dorf-
namen achodden im Kr. Orteisburg.
1*
— 4 —
ackons, Granne, Aehrenhachel, Voc. Til (litt. aJcutas, lett. akots
weichen im Bildungssuffix ab; vielleicht ist an kslav. honM, russ.
Jconec, böhm. Jconec, poln. Jconiec, Ende, äusserste Spitze, zu denken).
alia, alna, der Fluss Alle. MhW. L CdP. IL No. 1 und sehr oft.
[alga nom.] algas gen., Lohn, JEnch. 52 (litt. lett. algä) s. algeniks
und sorgaliofi,
algemin [aljemin]^ das Territorium, welches die Gegend von Marien-
burg, Stuhm, Christburg umfasste; so bei Jeroschin mSrP.L 462;
auf dem Siegel des Ordensvogts von Stuhm von 1 388 findet sich die
wahrscheinlich als Abbreviatur zu fassende Form aliem (SIGILLVM
ADVOCATI IN ALIEM) füvaliemino; s. Vossberg preuss. Münzen
und Siegel S. 32 ; aber Voigt's CdP, IL 79. 80 und dessen Burgen-
karte, desgl. TcG. 13 und öfter haben alyem; Bush, IIL 143 schreibt,
wahrscheinlich fehlerhaft, algent,
[algeniks, der um Lohn arbeitet] nur in den Compos, deina-algeniks
s. d. (litt, alginmkas, Tagelöhner).
algent s. algemin.
algetos, algetus vadum, MhW. J. 113.
aliem, alyem s. algemin.
ailing s. elling.
alkinisquai dat. sg., Kummer, Ench. 11 (wohl eigentlich Hunger,
vgl. das folg. und litt, älkstu, dlkti, hungern, dlkanas, hungrig,
nüchtern, kslav. alukati, russ. alkäf, lett. salkt d. i. is-alkt, hungern,
kslav. alkateVt, hungrig; durch Metathesis poln. laknqc, kslav. laknqti,
hungern.
alkins nom., nüchtern, eigentl. wohl hungrig. Ench.hX s. das \or.
alkunis, Ellenbogen, Voc. 110. (litt, alküne, lett. elkons; vielleicht
gleichen Stammes, mit der im Slav, allgemein beliebten Metathesis
von al zu ?a, ist kslav. lakuti, russ. lokof, böhm. loket, poln. lokiec,
Ellenbogen, und litt, ulektis, lett. ohlekts, Elle).
almonia s. elme.
alna s. alia.
alne, Thier, Voc. 647. Ursprünglich bedeutet das Wort wohl Hirsch-
kuh, litt eine, kslav. alunit, zu litt, elnis^ kslav. aluni, Hirsch.
In der deutschen Jägersprache auch schon des Mittelalters wird die
Hirschkuh schlechthin das Thier genannt; vgl. engl, deer, das sogar
den allgemeinen Begriff bereits ganz verloren hat. Entweder hat
nun der Zusammensteller des Vocabulars den Ausdruck Thier im
Sinne der Jägersprache nicht gekannt und daher denselben miss-
verständlich in dem allgemeinen Sinne von animal genommen und
demgemäss den Artikel „Thier, a?ne" an die Spitze der ganzen
Begriflfsgruppe gestellt, oder aber die Sprache selbst hat bereits den
speciellen Thiemamen alne zu dem allgemeinen Begriff von animal
erweitert (vgl. sanskr. mrga, Antilope, dann allg. vierfüssiges Thier) ;
— 5 —
der letztere Fall ist der wahrscheinlichere, weil die preuss. Sprache
für Hirschkuh einen andern Ausdruck hat, nämlich glumbe, Voc. 652,
neben welchem wir, abgesehen von der Stellung im Voc, nicht alne
in derselben Bedeutung aufzufassen berechtigt sind. Vgl. Burda
Beitr. VI. 393, Pierson ÄMS. VIl. 579 und meine Bemerkung
ebend. VIII. 694.
aloade, Haspe, Voc. 541.
alow, dlowe lacus, MhW. IL 218. 219.
alpus lacus, CdP. IV, 186. MhW. III. 29. 67.
alskande, Erle, Voc. 602 (es steht zwar daselbst abskande, aber wohl
als Schreibfehler, weil alle verwandten Sprachen, trotz mannigfacher
Variationen in der Formbildung, ein l zeigen, wie litt. lett. älksnis^
elksnis, lett. auch elkschnis, walMchnis, kslav. oVtcha, russ. oVcha,
poln. ölsm, böhm. ölsse, wolsse, serb. wolsa; vgl. auch ahd. alira,
arila, holl. eis, eUenboom, deutsch prov. eller, lat. alnus u. s. w.);
s. Pierson VII. 578. Ich glaube das Element alskande, litt.
alksnis wieder zu erkennen in dem modernisirten Namen des Gutes
alex-wangen im Kr. Fischhausen, im Sinne von Erlenwald; vgl. in
littauischen Kreisen die Namen alexen, alex-kehmen, alex-meschkeit
altars, altari gen. sg., Altar. Ench. 40.
alu, Meth, Voc. 392 entweder verschrieben für al^ls (vgl. litt, allis,
lett. alius, das selbstgebraute Hausbier), oder Neutralform auf u.
Pott Beitr. VI. 122. Pauli VII. 157.
alue. Voc. 647; dafür ist alne zu lesen.
alms, Blei, Voc. 527. (kslav. olowo, poln. olow\ böhm. olowo, wölowo,
Blei, dagegen litt, älwas, lett. alwa, russ. blowa, Zinn.)
amsis gen., amsin acc. sg., Volk, Ench. 85. 88; im Abschnitt 28
steht amsin als Drckf. für amsins, acc. pl. {amsis entspricht wohl in
Collectivbedeutung dem kslav. mqU, poln. mqz, russ. böhm.mwl, Mann.)
an, in Kat. I. II für en.
anax in gerto-anax, s. d., für wanags.
anbirgo s. aubirgo.
[an-deiänst, verhindern] an-deiansts, part, pass., verhindert, Ench. 58,
s. deiänst.
ane (altmuUer) Voc. 172, d. i. Greisin, Grossmutter, Aelter-
mutter (vgl. litt, an'j/ta, Schwiegermutter der Frau, ahd. awo, avus,
äna, avia, nhd. ahn, Ahnherr, Grossvater, ähn-frau, lat. anus).
anga, conj. ob, Ench. 34.
angis, Schlange, Voc. IIA. (litt, angls, lett. ohdsa, poln. wqz, russ.
U0, slov. wd0, lat. anguis, sanskr. ahis, griech. syjg.)
angle (nölden) Nadel, Gr., vgl. aycula.
anglis, Kohle, Voc. 34. (litt, anglis, lett. ohgle, kslav. qgU, russ.
iigoV, poln. wqgl, wqgl, w^iel, böhm. uhel.)
angol, Engel, Gr., s. engeis.
— 6 —
angsteina, angstainai, adv., frühe, morgens, Ench. 45; angsteina
wird wohl auch in angsteinai zu ändern sein, als adverbial gebrauchter
Dativ (litt, anksti, frühe.)
angurys, Aal, Voc, 565 (es steht daselbst zwar angurgis, aber wohl
als Schreibfehler; vgl. litt, ungur^s, kslav. qgrt, qgoriszM, qgcyriczi,
russ. ügor\ poln. wqgorz, böhm. auhor). Hieher gehört der Name des
Flusses angerap, d. i. angur-ape, Aalfluss, litt, ungure und ungurüpe;
der Fluss ist noch heute sehr aalreich; dem entsprechend existirte
wohl auch ein angur-pile, angerhurg, litt, ungura): vgl. wangrapia.
dn-imt, s. en-imt.
tm-TcaiUtj s. en-kaitU.
cmhis (grif), der Vogel Greif, Voc. 708; es ist aber schwerlich an
den fabelhaften ygiip zu denken, sondern das deutsche Greif be-
zeichnet auch den Geier. Geieradler, vultur percnopterus oder
vuUur aquilinus (kslav. nogu, inogü, inegU^ poln. nog, y^t'i/; (Aovwg^
solivagus, wozu Miklosich vergleicht goth. ainaha, ainakls, dazu
ahd. einag, einig, angels, änega, unicus, einzig). In der Ausgabe
des Voc. hatte ich aukis geschrieben, ankis ist aber unbedingt vor-
zuziehen; ich bemerke hiebei, dass in der Handschrift des Voc. n
und u mit dem Auge gar nicht zu unterscheiden sind ; s. Voc. S. 4.
anxdris, Natter, Voc. 775; vgl. angis.
ansalgis Voc. 506 ist wohl ausalgis zu lesen.
ansis, Haken, Voc. 367; in der Zusammenstellung mit ra^msis, Kette,
ist wohl an den Haken und die Kette zu denken, welche den über
dem Peuer hängenden Kessel halten (litt, qsa, alt ansa, lett. ohsa,
Handhabe, Henkel an einem Gefäss, lat. ansa, oder litt, wdsms,
wqszas, Haken); s. Burda Beitr. VI 346, Pierson VIII. 362.
antar-s, m. Ench. 2. 15 (anters Kat. I. IL), anters, n. 32, antra f. 21,
nora., antran acc, 52, antersmu AdX., 29. 68. 71. 74. 75, der andere,
der zweite; ains antran acc, 52 (falsch gebraucht, s. kurteiti),
ains antersmu dat. 74. 75, einander (litt, antras, lett. ohtrs, ohtrajs,
goth. anthor).
an-terpinsqaan, mit Neg. ny a/nterpinsquan, unnütz, Kat. I. im zweiten
Gebot; die der grammat. Analogie entsprechende Form dürfte wohl
en-terpiskan oder en-terpinskan sein ; vgl. en4erpen, en-terpt, W. terp.
änters-gimsennien , acc, Wiedergeburt, Ench. 30; vgl. gem-ton,
gimsenin.
antis, Ente, Voc. 720 (litt, dntis, kslav. qtica, russ. utica, utka, lat.
anat, nom. anas, ahd. anut).
ape (vlys), Fluss, Voc. 62 (litt, üpe, lett. uppe, dass., sanskr. ap,
Wasser). Hieher die Flussnamen anger-ap (angur-ape), kaymen-ape,
lauk-appe, wor-ape, vielleicht auch gold-ap (gold-ape).
ape [-witwa] -witwo, Strauchweide, Uferweide, wörtlich Fluss-
weide, Salix viminaliSj Voc, 605, s. witwa.
•- 7 —
api-sorx (ysinbart), Eisbart, Eisvogßl, cUcedo ispida, Voc. 772.
Der Name hängt wohl jedenfalls mit ape, Fluss, Wasser, zusammen
(russ. heisst der Vogel nach Nemn ich wodjanos, Wasserträger oder
Wassernase und wodjanbi worobei, Wassersperling), preuss. vielleicht
api'Sargs, Fluss- oder Wasserwächter, s. sargs, oder auch apirsarke,
Flusselster, Wasserelster, Pierson VII. 597; — mhd. isin ist Adject,
zu is, Eis, daher ysinlart nicht durch Eisenbart zu übertragen.
apm (borne), Brunnen, Quelle, Voc, 64, vgl. ape.
ardinghenen fliwius^ MhW, IL 365.
ardinpa, s. d. folg.
ardmana, ardmanna (a. Les. ardinpa) nom. loci in Samland, AMS.
VII. 305 ; der erste Theil ard ist vielleicht identisch mit dem ersten
Theil des Namens ard^appen, Dorf im Kr. Preuss. Eylau.
arelie (are), Adler, Voc, 709, scheint verschrieben für arelis; vgl.
geitye unter geit-s (litt, eris, erelis, arelis, lett ehrglis, kslav. orilu,
russ. orel, poln. orzel^ böhm. orel, worel, goth. ara, ahd. aro, ari),
aretis, Fluss in Galindien, jetzt poln. orjsic. TcG. 28.
arganeyho, nom. loci in Samland AMS, VIL 308.
arglohis, Scheitel, Voc, 76. (Der erste Theil, arg-, ist wohl kslav.
wrwhU, wrüchu, böhm. u. slov. torch, russ. wer^ch, poln. wierzch,
litt, wirsziis, lett. wirsus, Spitze, Gipfel, Obertheil, zu sanskr varh,
wachsen; nun bietet sich kslav. wrüchu glawfii, wrüchu glawYnU^
und böhm. wrch hlatoy, Spitze, Gipfel des Kopfes, d. i. Scheitel dar,
woran sich preuss. arg-globis (s. glawa) anschliessen könnte; aber
die Identificirung von globis mit slav. und preuss. glawa, galwa
scheint mir zu gewaltsam, daher trenne ich lieber mit Burda
(Kuhn Beiträge VI.) das preuss. Wort in arg-lobis und beziehe
letzteres auf kslav. lübU, russ. lob, böhm. poln. leb, Schädel, litt.
lubas, Borke, harte Baumrinde, so dass arg-lobis, (wjarg-lobis einem
slav. wrüchu lüba, Spitze des Schädels, entspräche. S. AMS, VIIL 695.
arrientläku, Ench. 52 soll dem deutschen Text gemäss heissen er
drischt. Der zweite Theil des Wortes weiset wohl unzweifelhaft
auf kslav. tlükq, üjeszti, russ. tolkäju, tolkäf , poln. tlukq, (lue,
schlagen, stossen, hin, während der erste Theil sehr entschieden an
litt, ariü, drti u. s. w. pflügen (s. wni^x artoys) erinnert; ich denke
mir nun die Entstehung dieses wundersamen Wortes so: Der Ueber-
setzer hatte den bekannten Spruch vorsieh: „du sollst dem Ochsen,
der da drischt, nicht das Maul verbinden"; nun hatte derselbe, der
hiesigen Landessitte gemäss, den Ochsen zwar häufig zum Pflügen,
aber nie zum Dreschen benutzt gesehen, daher übersetzte er: „der
da pflügt", aria oder ähnlich, veränderte dieses aber nach noch-
maliger Einsicht in den deutschen Text in tlaku^ vielleicht en-tlaku,
so dass nun in seiner Handschrift und von da auch im Drucke beide
- 8 -
Formen neben einander stehen blieben und zu einem räthselhaften
Compositum zusammenwuchsen.
aringine, See im Ermlande. ÄMS, III. 645. CdP. IV. 186. MhW.
III 29. 67.
arys, das heutige Dorf arissau bei Thierenberg, Kr. Fischhausen.
NPBl VIII 342.
arcan acc, Arche. Ench. 86.
ammo villa, das Kirchdorf arnau Kr Königsberg. AMS. VII 308.
arohiten, arobofen campus, MhW, I, 152.
arse fluvius am carneniswika castrum bei Insterburg. Dusi, III, 178.
artoys, Ackersmann, Voc, 236 (litt, artöjis, Pflüger, von arih, drti,
lett. arr% art, kslav. orati, russ. orät\ poln. orac, goth. ar/a?^, ahd.
aran, lat. arare, griech. dgovv, pflügen); auch das preuss. Wort
ist zu sprechen arto-i-is, artojis, vgl. gewineis, inedies,
artue, von derselben Wurzel wie das vor., mit Suffix -tue gleich litt.
'tüwe, 'tüwas, das Mittel bezeichnend, erscheint nur in pre-artue, s. d.
artwes, Schiffsreise, Kriegsfahrt zu Wasser oder Ausrüstung einer
solchen, Voc, 413 (litt, iriü, trti, rudern, \rtis, auf einem Ruder-
schiffe fahren, lett. aireht, rudern, airis, Ruder, litt, arta, Segelstange,
Suffix -fi(;e5 gleich litt. -tüwes,Tßl,). Vgl. Pierson ÄMS. VII, 579.
ar-waykis, Füllen, junges Pferd, Voc. 434. Der zweite Theil ist wohl
unzweifelhaft litt. walJcas, Kind, Junges, im Voc, 190 wahrscheinlich
verstümmelt in wayklis, Sohn, s. d. ; für den ersten Theil bietet sich
als naheliegend kslav. ort^ böhm. or, Pferd dar, so dass ar-waykis
Pferdekind ist ; für den ersten Theil litt, arkl^s, Pferd, anzunehmen,
würde eine zu grosse Verstümmelung voraussetzen.
arwarbs (langwyt), Langwide, Langbaum, Langwagen, Foc. 301.
(Die Etymologie ist unklar; unsichere Anklänge bieten litt, älwaras
und per-waras, kslav. raz-worU, böhm. roz-tviyra in derselben Be-
deutung.) Burda Beitr. VL 394.
arwide, nom. viri, daher arweiden, Gut im Kr. Preuss. Eylau. NPBl,
a. F. VI 174.
arwis m., arwi n. und adv., wahr, wirklich. Ench, 14. 16. 18. 27.
30. 40. 51, s. auch mit is- und per- (kslav. rawtnU, planus, aequalis,
similis, russ. rawny'i, gleich, poln. böhm. rowny, gleich, eben, gerade).
arwiskai, adv., gewiss lieh, Efich. 87; zwar 20. 24. 25. 43, s. auch
mit iS' und per-,
as, pron., ich, Ench, 11. 13 u. oft (Kat. II, es). — mien acc, 1. 11.
u.oft. — mennei dat., 14. 18. 35. 48. 74. 89. maim dat. 46. 48. 74. —
maisei gen., 35 — mss nom. pl., wir 12. 20 u. oft (Kat. I, mus), —
mans acc. pl., 7. 9. 19. 20. 49. 78 (20 als dat. gebraucht). — noumans^
20. 21 u. oft. nümans 78, noümas 12. 24 u. oft (25. 26 als acc.
gebraucht) nümas 77. naümans 26, dat. pl. (Rat. I, numons) —
nouson sehr oft, noson 45, nousan 94, gen. pl., meist das pron. poss.
\
— 9 —
vertretend {nousou 40, Drckf. ; Kat L nuson, nusen, nusun, nusan),
Gr. schreibt dafür nassen in der Phrase: sta nossen richte, das ist
unser Herr, s. meine Sprache der alten Preussen S. X. (litt, asz,
lett. 65, kslav. azU),
as, durch den ganzen indogerm. Sprachstamm verbreitete Verbalwurzel,
davon im Preussischen : asmai Enclu 14. 16. 35. 36. 37. 48, asmau 11,
asmu 35, ich bin. •— assai 34. 72. 84. 85, assei 34. 46. 48. 95,
assell^ essei 19, du bist {Kat IL aesse), — ast, er ist, sie sind,
sehr oft {Kat, L einmal asch, Kat, IL aest, est, hest), — asmai
24. 30. 31 wir sind. — astai 55. 69. 75. 88, asti 59, estei 82,
ihr seid {astai 58 als imperat. gebraucht). — astits 51, er sei,
30, es ist. — Vgl. astin, seiti, seisei, sents, sins, und Bopp S. 9. 28.
Kuhn und Schleicher Beiträge I. 117. III. 478 flg.
assa, praep. in Kat, I, II, für esse,
rt55am5, Herbst, Voc, 14 (kslav. jesent, russ. bsen\ poln. jesieri, Herbst,
goth. asans, Sommer); vgl. Pierson VII. 579.
assaran, See, Landsee, VocßO (litt, ezeras, lett. esars, esers, kslav.
jezero, russ. ozero, poln. jezioro). In urkundlich mitgetheilten Namen
kommen die Nebenformen vor asere, azar, asir, asore, user (letzteres
wohl Schreibfehler) ; vgl. dalwinge, loc-azar, lonh-asir, ring-asir, ring-
user; ob aber der Name des grossen geserichsees nur eine Neben-
form von assaran, litt, ezeras sei, dürfte zweifelhaft erscheinen.
assegis (persJc), Bars, der Fisch perca fluviatilis, Voc, 572; im CdP.I.
166 steht esoce als Name eines dort nicht näher bezeichneten Fisches
(litt, ezeg^s, ezgys, poln. jazdz, jazgarz, böhm. gezdjh, der Kaulbars,
perca cerntui; der Bars, p. fluv.^ heisst litt, eszer^s, lett. assers) s.
auch Burda Beitr. VI. 394.
ase-lauken, das Dorf aschlacken Kr. Wehlau. TcG, 212.
asere, s. assaran und dalwinge.
asy (reen) Rain zwischen zwei Feldern, Foc. 241 {Mtt.eze, lettescha,
Rain, auch Furche zwischen zwei Gartenbeeten).
asilis, Esel, Voc. 436 (litt, dsilas^ lett. ehselis, kslav. ostlii, rxis^.osel,
poln. osiel, osiol, goth. asilus, ahd. esil),
asymone, nom. viri, NPBl, 3. F. V 300; daher vielleicht das Dorf
assmans Kr. Friedland, früher auch assims genannt; desgl. das Dorf
aschmoneit Kr. Niederung.
asir s. assaran,
assis, Achse am Wagen, Voc. 298 (litt, aszts, lett. ass, kslav os^,
russ. poln. os\ os, böhm. os).
asch, Kat. I. für ast, s. die Wurzel as.
asmai, asmau, asmu^ s. as,
asmus nom., Ench. 8. Kat. 1. II., asman acc, Ench. 85, der achte
(litt, obsol. aszmas, russ. osmy'i, osmöt, poln. osmy, der achte, kslav.
osm% russ. osm\ wosem\ poln. osm, böhm. osm, acht).
— 10 —
asore s. assci/ran.
a$t, astai, asti, astits, s. as.
astin ace, Ding, JEnch. 30. 43. Handlung, 89; ast ist die wahr-
scheinliche Infinitivform der Wurzel as, sein, welche substantivisch
gebraucht den acc. astin, das Sein, bildet, wie der Infin. ist, Wurzel
id, den Dativ istai.
asswene, aswenus, MhW. J., bei Hennenb. II. 7 aschwein, IL 20
schwena, heute schweine, See und Fluss bei Nordenburg; der Name
steht wohl in demselben Verhältniss zu aswinan, wie der Name
des dadei zu dadan, s. d.
asmnan, Ef erdemilch, Voc. 694, spielte bei den alten Preusseneine
grosse Rolle, s. BusK HL 5. Hen n ig 128; aswinan ist wohl Adject,
und dadan, Milch, dabei zu ergänzen, (litt, aszwa, Zuchtstute, in
russ -Littauen aszwinis, Pferd, zu sanskr. agva). Vgl. das vorige.
at, Verbalpräposition, gewöhnlich et geschrieben.
attere, atirs lacus MhW. IL 66. 282. 426.
attolis, Grummet, Voc. 284. (litt, atolis, lett. atals, at-sals, russ.
otäwa; vgl Pott de ling, lithuano-borussicae principatu p. 52).
at'Skisenna nom., Auferstehung, Kat. J., als acc. gebraucht; vgl
et-sMsnan.
att'Skitvuns Kat, L. für et-sMuns, s. et-ski-t.
at'trd' twei,SiX\tvf orten, Ench. 89, et-träi, sie antworten, 67, et-trais,
imp. sg., antworte, 1 — 10 u. oft; at-traiti, imp. pl., antwortet, 90.
91. 92, s. trä't, tarin (dass in at-trät, et4rais etc. die erste Sylbe
Präposition sei, beweisen die verwandten Sprachen, welche alle die-
selbe Präposition anwenden, wenngleich an verschiedenen Wurzeln;
so litt at-sakpi, lett. at-hildeht, kslav. ot-wjetowati, russ ot-wjecmf,
antworten, von sakpti, bildeht, wjetowati, reden, russ. wjetijä, Redner).
at-werp in Kat. L für et-werp, s. d.
au, Verbalpräposition in unbestimmter Bedeutung, oft dem deutschen
weg-, ab-, ent- entsprechend.
aU'bilUntis, -bilUntai s. nirau-bülintis und hilU-t.
aubirgo (garbreter) Garkoch Voc. 347 (ob zu litt, wir-ti, kochen,
mitPräp. aw.^ Die Femininalendung o [a.^] ist auffallend, vgL indess
waldwico; das poln. öberza ist nicht in Betracht zu ziehen, weil
dieses einfach dem franz auberge entlehnt ist) s. Pott Beitr. VI. 123;
nach Pauli Beitr. VIL 164 wäre anbirgo zu lesen, und dieses stände
für arbirgo von ahd. haribirgo; vgl. indess Pierson VII. 579.
ai(rdä-t sien, sich begeben, sich verhalten, geschehen, Knch.
27, aifndäst sien, es begiebt sich, geschieht, 20. 21. 22, ati-dä-sin 22
und avrdasei 38 sollen Optativi sein, sind aber beide fehlerhaft ge-
bildet, weil der ersteren Form die Optativendung, der zweiten das
Beflexivsuffix fehlt; richtiger sind die entsprechenden Formen in
— 11 —
Kat L au-dassei'Sin, Kat IL aurdasey-sin. Es ist die Wurzd dc^
geben, mit Präpos. au,
[au-gatc-t, gewinnen] au-gauuns, part, act., ast, er hat gewonnen,
Ench. 16. athgatmintai, wir siegen ob, 25; vgl. gau-t
[atigin-t, erziehen] auginnons, part, act., asmai, ich habe erzogen,
geleitet, Ench. 36, augints^ part. pass, (mit jpo-), auginneit% imp pl.
(mit pO'), (litt, augmti, lett. audseht, wachsen machen, erziehen,
s. d folg.)
atigiä, Wuchs, das Gewachsene, Schössling, in dagcHiugis s. d. (litt.
diigtiy lett» au>gt, wachsen).
aügus, geizig, Ench. 51 (etwa Mehrer, zu litt, dugti, atytnti?)
aukis, Greif, s. ankis.
[aucJa] auclo, Halfter, Voc. 451 (lett. auklis, Schnur, Band.)
au-klexteSy pl (oherker) Oberkehricht, die beim Worfeln des Ge-
treides von oben weggefegten Spreutheile, Voc. 280; vgl. klexta^
Kehrwisch, mit Präp. au-, etwa das Weggefegte, (litt. nukJasfos,
n'Hklastai, dass>, von klastaü, klastpi, abfegen). Burda, Beitr. VI. 394.
[atfrkUp-t, verbergen] avMipts, part, pass., verborgen, Ench. 88;
s. klip-t
auclö-corda, s. acl(hcorda.
ait-ckopte, au^cupte, Name eines Baches oder Kanals, der von Schaken
her in das kurische Haflf führt. AMS. VII. 304. 315, vgl. kop-t, kopte.
[auda-Sy hoch] erscheint in den folgenden Ableitungen und Compositis
(litt, dugti, wachsen s. unter augis, litt, dugsztas, gew. duksdas
geschrieben, lett. augsts, hoch).
aucktair&ikypkan acc, Obrigkeit, Ench. 23, s. audas u. rikis.
aucta-kopSy Name eines Hügels ÄMS. VIL 297. 311, auch auctu-cape
s. d., vgl. auctas und copo, cops,
auctan, Foc. f^89, aucte, 6rr., Butter. (Pierson .4JtfS. VIII. 362 nimmt
eine Metathesis aus litt, tdukas, Fett, an, mit Hinblick auf russ.-
litt. kala-tauka, Butterfass; mir sehr unwahrscheinlich, zumal das
dem litt, tdukas entsprechende taukis, Schmalz, im Voc. unverändert
wiedererscheint.)
aucte lacus, CdP. IV. 186 MhW. Ill 29. 67.
audi campus, MhW L 114, „das hohe Stück''.
aucktimmien acc, der Oberste, Vorsteher, Ench. 57 s. atictas.
aUcktimmiskü, au^ktimmiskai, nom. sg., auktimmiskan, aucktimmiskan,
acc, Obrigkeit, Ench. 54. 56. 57 (in 54 die Drckf. awcMmmmiai
und auckstimiskan)\ s. atictas.
aucto'lite^ ochto-Iite castrum im Territorium Wohnsdorf, das heutige
Kirchdorf auklitten, auglitten im Kr. Friedland. Dusb. HL 75.
NPBl. a. F. V. 325.
audo-wangin, audo-wangoSj Ort in Samland, AMS. VIL 306. 315, wohl
„Hochwangen, Hohenwange", s. audas und wangus.
— 12 —
atidurcape, Nebenform von auLcta-hops ; vgl. caj^,
aucid locus MhW. IL
avrcupte, s. athckopte.
atirlaikings nom., massig, enthaltsam, Ench, 51, zu laikvr-t mit Präp. au.
au'läur-t, sterben, E^ich, 31. aurlauuns, au-launs, part. act. nom. sg. m.
Ench. 15. 91. {Kat I. aulaums)^ au-lause nom. sg. f. 64, au-laumsins,
aurlausins^ acc. pl. 15. 18. 91 {Kat, I, aulauumssens^ Kat. IL au-
launsins) gestorben, auch adject, todt, pl. die Todten (litt, lawönas,
Leiche, liäuiti, lidutis, aufhören, weisen darauf hin, dass auiaut Com-
positum einer Wurzel lau, inf. laut, mit der Präp. aur sei).
aurlausennien acc, das Sterben. Ench, 16. 80. 83.
aulinis, Stiefelschaft, Voc, 503, wohl Ableitung von dem folg. (litt.
aulas, dass., awalai, dwolos, Fussbekleidung im allg., aunü, aiiti, die
Füsse bekleiden).
aulis (scheue), Schienbein, Voc. 141, s. das vor.
aur-minius, betrübt, verzagt, Ench. 30, wohl fehlerhaft als nom. pl.
gebraucht; [vgl. menen-twey, litt menu, mmti, gedenken, nusi-menu,
verzagen, verzweifeln).
au-müsnan acc, Abwaschung, Ench. 85, s. die Wurzel mü.
[aU'paik-t, betrüglich abdringen] aU'paiche}nai, wir dringen ab, Ench.
10, s. paik't.
aU'pallai, er findet, Ench. 46. 48. 73. au-pallei sien, er befindet sich,
37, aurpallusis, part, act, wirstai, ihr werdet finden, 84. Wurzel i^a?
mit Präp. aur.
aura fluvius, aurin lacus MhW. 183. 194.
aursalgis (oder ansalgis) {guerder) das steife Hackleder am Schuh,
Voc. 506 (litt, zalga, Stange?)
\ausis, nom. sg., Ohr] ausins oder ausnis, Ohr, Voc. 83, ausins acc.
pl., Ench. 14 (litt, ausls, lett. auss, slav. ucho, pl. us^i, uszy).
ausis, nom., Voc. 523, ausin acc, Ench. 16, Gold (litt. duTcsas).
[aursJcandin-t, ersäufen] aurskandinnons, part, act., assai, du hast
ersäuft, au-shandints, part, pass., jpos^a^, ersäuft werden, Ench. 31* 85,
s. skandin-t, skiend.
aurskandinsnan acc, Ueberschwemmung, Sintflut, Ench. 80, 85.
(in letzterem Abschnitt neben der richtigen Form der Drckf.
austkandinsnan).
aurschaudy4, aM-5CÄaw(i?-^w6i, vertrauen, aurschatide, er traut. Ench.
1. 12. 30, s. schaudl't.
aurschaudisnan acc, Vertrauen, Treue, Hoffnung. Ench. 19. 74.
82. und die beiden Drckf. auschaudisinan 64, ausaudisnan 74.
aurschaudiwings nom., aurschaudiwingin acc sg., aursclmudmingins
acc. pl., treu; getrost, versichert. Ench. 23. 27.
[aurschauteniks, nom. Schuldner] aurschautemkamans Aat.^l.^ Ench.2A.
{Kat. I. auschantnikamans, Kat. IL anschauitinekamans^Qii.^ fehlerhaft.)
— 13 —
aurschautins, ace. pi. Schulden, Ench. 24. (Kat IL anschautins,
fehlerhaft.)
au'skiendlai, opt., er ersaufe, Ench, 86; s. skiend und au-skandint
aiisklad, ausclode, auscloyde, ausclote (aysclode?)^ auwsMoss, ein See
im Ermlande. MhW. L IL Henne nb. IL 7.
amnit, ausnitz, Name eines Eichwaldes, AMS. VII 305. 315, ist
offenbar appellativ und contrahirt aus ausonite, ausonice, von dem
folg. Die Endungen -it, -ite, -itz kommen öfter in collectivem Sinne
vor, s. akitz, lepiten, warnitz, mlkenit
ausonis, Eiche, Voc. 590 (litt, duzulas, lett. ohsols.)
[aunspand] aunschpandimai, wir spannen aus, schirren ab, JEnch,
10. s. spand.
[austd] austo nom., Voc, 89, austin acc, JEnch, 52. Mund, Maul
(kslav. russ. böhm. ustä, Mund, litt, osta, lett. ohsta, lat. ostium,
Mündung eines Flusses, sanskr. oshtha, Lippe); vgl. Pauli Beitr.
Vn. 163.
autre, Schmiede, Voc. 514, neben wutris, Schmied, s. d.
au-werus (sindir) Metallschlacken, Voc, 529. (wohl zu litt, wwti,
kochen, mit der preuss. Präpos. au-, das Weggekochte, durch Kochen
Abgesonderte ; das von den Schlacken gereinigte Metall heisst deutsch
das Gare, welchem Ausdrucke ebenfalls der Begriff des Kochens
zu Grunde liegt; sehr nahe liegt in diesem Sinn poln. u-tvarzyc,
u-wrzec, gar kochen, und lett. iswahres. Ausgekochtes), s. Pott
Beitr. VL 125. Pauli VIL 179.
au-um-pis, Flutrinne, Mühlenfliess, Mühlenkanal, Voc, 320,
s. wirpis; vgl. CdP. II 41 : a canali in fluvio Weyska, quodvlutrinne
vulgariter dicitur.
atvilkis, Faden, Voc. 472 (vielleicht für au-wilkis, von litt, welkü,
wMkti, ziehen, mit Präpos. aur; vgl. litt, welke, Strick). Pierson
VIL 579.
amne-medien silva, MhW. I 387, vielleicht in der Bedeutung Bock-
wald, d. h. ein Wald, in welchem sogenannte Boekheiligungen vor-
genommen wurden, s. das folg.
awins (ster) Widder, Schaafbock, Voc. 679. (litt, dwinas, lett. obsol.
amns, awens, jetzt auns, kslav. owinu, russ. illyr. owen, slov. owan,
krain. ovn, zu litt, ams, Schaaf).
awis, Oheim, Mutterbruder, Voc. 177. (litt, aw^nas, poln. wuy).
B.
ha, hah, hha in Kat. I für bhe, s. d.
hah, Rauchstöpsel, habbe, Napfkuchen, Aschkuchen, Prov.,
ersterer im Ermlande, letzterer um Elbing und in Natangen üblich;
— 14 —
beide Ausdrücke stützen sich auf poln* baha, eigentl. alte Frau, dann
auch ein aus Lehm roh gearbeiteter Rauchstöpsel, desgleichen eine
Kohlenpfanne, in welche man, wenn sie erhitzt ist, Teig hineinthut ;
das so erzeugte Gebäck heisst dann ebenfalls iaba, und ist mit der
Namenform habe, babbe ins Preussische übergegangen ; böhm. heisst der
Napfkuchen baba tepld. Vgl. Mühling NPBl a,F. VIL 436. AMS.
VIIL 60. Hieher vielleicht der Name babben-Jcrug im Kr. Neidenburg.
[baba] babo, Bohne, Voc. 263 (kslav. bobu, in den neueren slav.
Sprachen bob; litt. lett. pupä, puppa).
bäband, babant, babent, bawant lacus, CdP. IV, 186. MhW. IIL 29. 67,
im Kr. Orteisburg.
babazcin, babaczin, Dorf an der ermländisch-natangenschen Grenze,
CdP. IIL 102. MhW. IL 528.
habbe s. bab.
bad, Wurzel in der Bedeutung stechen (litt, bad^ti, lett. baddiht,
kslav. badajq, badati und bodq, bosti, russ. bodäf, poln. bodq, bosc,
stechen, böhm. bod. Stich, kslav. bodlt, spina, russ. bodilo, Stachel) ; vgl.
boadis und em-baddunsi,
bJme, in Kat IL für bhe, s. d.
baiin-t, nur mit po-, s. po-baimt
bayse-lavken villa, MhW, LLL. 68. 70 und öfter, das heutige Kirch-
dorf baeslack Kr. Rastenburg.
baisen, bay sen, basien campus MhW. L IIL
baytan, ein Gebäck, Voc, 346, durch das unverständliche deutsche zeeb
erklärt; ich vermuthe, dass der Bretzel gemeint sei, mit Hinblick
auf kslav. czepi, russ. cjep\ Kette, russ. ceplaf, poln* czepic, annectere,
als ein Bild von an einander gefügten Kettenringen. Wahrscheinlich
ist auch zeeb ein preussisches Wort, welches zur Zeit der Abfassung
des Voc. den Deutschen um Marienburg bekannt und geläufig war,
etwa wie damerau, kobbel, wepe, s. d.
baite, boite, plur. baiten, baitin, boiten, badtschen, eine besondere Art
von Wohnsitzen oder Etablissements in der Nähe der preussisch-
littauischen Grenze, deren in den Wegeberichten des Ordensarchivs
öfters Erwähnung geschieht, s. SrP. IL 662 flgg. Es waren wahr-
scheinlich (s. Hirsch ebend. S. 682) längs der Grenze zerstreut
liegende Wachthäuser oder Wachtposten; der Name erklärt
sich aus litt, boju, böti, jetzt gewöhnlich da-böti. Acht haben, wovon
da-böhle, Wachthaus; vgl. AMS, VIII 60. In der Form bauschen
kommt das Wort noch als localer Eigenname vor, z. B für die
Dörfer Gross- und Klein-Baitschen im Kr. Gumbinnen, am Einfluss
der Schwentaine in die Pissa; dagegen gehört die in littauischen
Localnamen häufig vorkommende Diminutivendung -wäiczei durchaus
nicht hieher. Ein deutscher Ursprung des Namens baiten, etwa aus
ahd. bitan, beitön, exspecta/re, nhd. heiien, warten, ist darum sehr
— 15 —
unwahrscheinlich, weil diese deutschen Verba alle die Bedeutung
des Harrens, nicht die des Bewachens oder Hütens haben.
ballayde s. pdlayde.
balaw, halov, See und Fluss, MhW, IL 572. Hennen b. H. 7., der
heutige Balauersee bei Christburg.
baldingis campus, MhW. L 115, bei Tromp im Kr. Braunsberg.
hdlere; in DC. heisst es: Balere, Begehret kein Recht, unrecht begehret
sein Recht, das sein Vinantzen, Weder Form noch Bedeutung dieses
Wortes sind bis jetzt klargelegt worden; der Ausdruck Vinantgen,
d i. Finanzen, Finanzereien, wird hier provinciel in der Bedeutung
von falschen Vorspiegelungen, Flunkereien, Kniffen, bes. auch von
betrüglichen Geldschwindeleien gebraucht, ähnlich wie Finessen,
woraus Finanzen wohl verstümmelt ist. Vgl. ÄMß, IV. 137. VH.
318. 594. Vin. 61. 365. und balwe,
balgewin s. salgewin,
balgnan, Sattel, Voc. 441. {litt., bälnas, ohne g).
balgninix, Sattler, Voc. 440. (litt. balnimnJcas.)
balkom-barstum, MhW. L 387, eine Furt in der Alle (bis uf den uort
der do heisit BalJcombarstum uf der alle), demnach ist barstum wohl
Schreibfehler für brastum, s. brast, brasta.
balsa, s. po-balsa und das folg.
balsinis, Kissen, Voc. 490; vgl. po-balsa.
balwe, balfe, in der älteren Hochmeisterchronik, SrP. III. 708 in dem
Sinne von Geschenk behufs Bestechung, entsprechend dem litt.
bälwas, lett. balwa; es heisst daselbst: „Item .... was yn demselbigen
Werder eyn scheppen meister, der tat gar ungerechte gerichte, und
nam gelt und gobe und balfe, und vorkarte dy gerichtet' Pierson
VIH. 365 will auch im BC. balwe für balere lesen, welches letztere
aber sehr deutlich dasteht; höchstens wäre daselbst die Annahme
eines alten Schreibfehlers statthaft.
banaw, banau, bamow. Flüsschen, das zwischen Braunsberg und Heiligen-
beü in das Haff fällt. CdP. IIL 160. MhW. I IL 522.
band, Wurzel in der Bedeutung versuchen (nur mit per-) \ bända,
3. praes. Diese Form und das Subst. bandäsnan {mit per-) setzen
einen Infinitiv bandat voraus (litt, bandpi, versuchen, lett. baudiht).
bandadis, Urk. von 1249, NPBl. a. J?IX. 223, als Kirchdorf bezeichnet,
nach Töppens Vermuthung das heutige banditten im Kr. Preuss.
Eylau.
bandan, bamdasnan, s mit per- und en-.
bandeke, hom. viri NPBl. 3. F. F. 300; daher wohl 4as^ Dorf *ä»wKA^
im Kr. Marienwerder, und der Name eines Feldes und nicht mehr vor-
handenen Dorfes bei Saalfeld, auch bandigen genannt. A MS. IX. 322.
banga, Welle, Woge, s. pobcmgint.
\bangin4]^ davon das part. act. banginnons mit po-.
— 16 —
hanow s. hanaw.
banse, hanze locus, der heutige 6e*^sew-see im Kr. Kosenberg. TcG. 123.
CdP. IL 36 flg., MhW, IL 66. 282.
harba-lanha, harba-lanhe, haria-lenx, Name eines Pfades in Saraland
in der Nähe der Haffküste, der die Strasse von Königsberg nach
Fisehhausen kreuzt, AMS, VIL 294; der zweite Theil ist wohl
lonki, s. d.
hardia s. bartha,
bareyhe, nom. viri, NPBL a. F. VI 174, daher das Gut bareuken
im Kr. Fischhausen, und vielleicht pareicken, Gut und Dorf im Kr.
Labiau, und Dorf im Kr. Wehlau.
barne, nom. loci in Samland. AMS. VIL 296.
bartha, barthe, barten, eine von den elf bei Dusb, LLL. 3 aufgezählten
Hauptlandschaften Preussens, in den NPBL a, F. XI, 4 auch bardia
geschrieben; der Name kommt aber auch noch heute als Stadt-,
Dorf- und Gutsname vor in den Kreisen Königsberg, Wehlau, Rasten-
burg, Mohrungen, ferner in der Ableitung bartehnen im Kr. Fisch-
hausen, vielleicht auch in dem Dorfnamen bart-kam (-kaim) Kr.
Elbing; s. auch das folg. Vielleicht sind alle diese Orte Ansiede-
lungen von aus ihrer Heimath vertriebenen Bewohnern Bartens.
barten-troben campus MhW. I IL
bartinga, das heutige Kirchdorf bertung im Kr. Allenstein. TcG. 28.
bartsch, Prov., eine compacte breiartige Suppe von gesäuerten rothen
Rüben, ursprünglich ein littauisches Nationalgericht, aber auch bei
den Deutschen der Provinz, wohl auch schon bei den alten Preussen
bekannt und beliebt (litt, bärszcm, pl., poln. barszcz, ruthen. borszcz,
dass., vom litt. sg. bärsztis, rothe Rübe).
barutin, Ortname in Pomesanien. CdP. LL. 36.
\batta] batto, Stirn. Voc. 11.
bauda, bawda, baude, bawde, ein Flüsschen, das bei Frauenburg in das
Haff fällt. CdP. IL Nr. 1. LIL 162. MhW. L LL III
bawde, baude, Scharwerk. DC: „Hau kein fewer, und gebeut es sey
Becht oder Unrecht 'y^ ScJiarwerck, es sey was es wolleJ' In diesem
baude haben wir die Grundform des litt, baüdzawa, Scharwerk;
(vielleicht zu litt, bauda, Züchtigung, Strafe, baudzü, baüsti, züch-
tigen, strafen). AMS. VIL 319.
[baudin-t, wecken] nur mit der Präp. et-; baudinnons, part, act.,
baudints, part, pass.; vgl. budi.
baugen, bougen, bowgen locus. MhW. L LL.; vgl. bürgen campus.
baulai, bausei, bauton, bauuns, s. bourt.
bausennien, acc., s. busennis.
bawant, s. baband.
bovia aqua, der Fluss bauda? CdP. LL 105.
be, bei, er war, s. boi^t.
— 17 —
hhe, und, im Ench. sehr oft (Kat. L bha, bah, ha, Kat IL hhae, hhe);
hh ist hier nicht Bezeichnung eines aspirirten Lautes, sondern
graphischer Missbrauch, wie in Kat L IL thatvas für täwas, in
Kat L thou für tu, im Voc. tJiewis, thetis für tewis-, tetis, s. Bopp
S. 50, 51 (litt, bei, und, bei enger Verbindung von zweien gebraucht).
beber, bebir, bever, Flussname. CdP, IIL 159. MhW. L IL IIL 57.
bebera, Ortname, das heutige beberhof bei Frauenburg. MhW, LLL,;
vgl. bebrus.
[beberniks, Biberfänger] kommt zwar nicht als Appellativ vor (litt.
bebermnkas), wohl aber häufig als Personen- und übertragen als
Ortsname, in den Formen beberniJc, bebmnig, bebirnigk, bebirnicg,
bevernik, s. CdP. LLL 159. MhW. L 329. 330. 340. 423. IJ. 111.
137. 305. 522. s. bebnis.
bebbin-t, inf., spotten, Ench, 52. bebinninmi, wir spotten. 2.
bebrus, Biber, Voc, 668 (litt, bebrus, bebrus, lett. bebris, kslav. bebru,
bobrU, sonst slav. bobr). An die oben angeführten Ortnamen bebera
(jetzt beberhof) und beberniks, s. d., schliesst sich noch bebers-bruch
im Kr. Stuhm an, und die Flussnamen beber, bebir, bever, biber,
bibra, biver, auch in der slavischen Form bober, s. d.
begayne campus, MhW, L, 245; Yg\, J)oy{ begehnen, bejehnen Kr. Ragnit.
beggi, denn. Ench, 24. 27. 30 u. öfter.
bei, be, er war, s. bm4,
bela, belats, er sprach, Kat L, s. billt-t
belichow castrum in Pomesanien, Busb, IIL 148, das heutige Gut
bialochowo im Kr. Graudenz an der Ossa.
bengarten (deutsch?) Dorf zu Heiligenkreuz. GBK J. 135.
bergue, s. birge,
beria, Territorium in Pomesanien, vielleicht bärting im Kr. Mohrungen.
TcG, 13.
berlatsche, Prov., Pelz schuh (poln. berlacz, berlecie).
ber-lauken locus, MhW, LL, 352.
bernaüsch, adj. Prov,, finster, unfreundlich in Miene und Rede,
stirnfaltend (poln. bierny, eigennützig, habsüchtig?).
bernitzke, Prov., Preisseibeere, rothe Heidelbeere (russ. brusnica,
brusnika, poln. brusznica)^ s. brunischke.
berosky, Ortsname in Samland. Urk. von 1258. NPBt VLLL. 344.
berse, Birke, Voc. 600 (litt, berms, lett. behrse, kslav. brjeza, russ.
bereza, poln. broza, brzoza, böhm. briza, sanskr. bhürga, angels.
heorse, ahd. bircha)^ sehr häufig in Ortnamen, wie bersnicken, bersla^k,
berszlack, bersin, barsnicken, barseninken, barschnicken, barslak,
brasnicken.
herting, bertingen, bertung, lacus, campus, villa AMS. LLL. 635. MhW,
LL. LLL., das heutige Kirchdorf und Vorwerk bertung im Kr. Allenstein.
herwicze campus. MhW. L.
Nesselmann, Thesaurus. 2
— 18 —
heseleda, von Bush. HL 174 als castrum bezeichnet, das heutige Dorf
beisleiden im Kr. Preuss. Eylau. TcG. 19.
beten, bethen, Territorium in Samland, östlich von pobeten, Dusb, III.
108. 215. SrP. L 108. Note.
betten-eden in Kat L für bitas-idin, s. d.
beuta-medie, bewta-medie, nemus. AMS. HL 647. MhW. HL 30. 72.
Vgl. beutaw, nom. familiae, MhW. ILL 274.
bever, bevemik, s. beber, beberniks.
biä'twei, bia-tm, fürchten, JSnch. 1—10. 12 (letzteres vielleicht Drckf.),
bia, 3. praes., sie fürchten 50 (litt. Ujöti, lett. biht, bihjatees, kslav.
bojati sq, russ. bojaf, poln. boic (bojq) und 6ac, sanskr. bhi).
biäsnan acc., Furcht. Ench. 61.
6*en ?^Wr, 6i6m, biver, Flussname. MhW. L 128. 180. 236. 398. 423.
CdP. LV. 53, s. bebrus.
bigune, nom. viri, NPJBl 3. J?l V. 300; daher vielleicht das Dorf
bikühnen im Kr. Heiligenbeil.
byla, Gr., bile, Voc. 533 (axej Axt, Beil (litt. fe^Z^, Germanismen).
bilden, bylden, polca, d. i. Territorium in Samland, nicht mehr nach-
weisbar. CdP. LL 51. MhW. L 2\% und Beg. 70; vgl. SrP. I.
108 Note 2.
feiß?-^, billi-twei, bilv-twei, bilt-ton, sprechen, nennen. Ench. 24. 35.
38. 45. 47. 49. 50. 74. 94. billUon, entweder inf. oder part. pass,
in der üebersetzung der Frage: was ist das? ka ast sta billUon,
entweder: was ist (bedeutet) dieses Sagen? oder: was ist das gesagt?
1—10. 12. 14. 16. 18-27 {billicon 6. Drckf.), vgl. Bopp S. 25. —
bilUntis gen. sg. m., billintei gen. sg. f. des part, praes. act., s.
ni-au-billmtis. — bilUuns, part, praet. act. ; wirsti (d. i. wirst di)
billmns, wird man nennen, 68, tu assai billiuns, du hast gesagt, 84. —
billi, bille, (auch mit empr%kin\ ich spreche, 75. 90. — büli, du
sagst, sprichst (mit emprtkin) 90. — hillä, bilU, billig er sagt, er
spricht 11. 23. 28. 29. 30. 31. 36. 38. 52. 59. 68. 69. 71. 72. 73. 77.
kai bille dineniskas geits, wie, in welchem Sinne sagt er: tägliches
Brot 23. — bilUmai, wir sprechen 95. — billitei, 2. pl. praes., als
imper. gel^-aucht, sprechet 95. — billai, ich sprach 72. — bülä,
er sprach, 68. 71. 72. (Kat I. bela, Kat. IL byla) — bille, er, sie
nannte 59, (die Stelle ist durch Drckf. entstellt : kai Sara Abraham
poklüsmai bhe, bebilU din Bikys, statt poklusmai bS, bhe bilU din
rikys, wie Sara Abraham gehorsam war, und nannte ihn: Herr). —
billäts, er sprach, 41. 73. 79 (Kat L. belats, Kat. LL. bilats, bylacd)
s. Bopp S. 28. — (litt. b^lot% sagen, reden, veraltet, davon byla,
das Reden, der Process, ne-byl^s, ne-bilkä, ein Stummer, lett. büdeht,
anreden, at-bildeht, antworten). S. auch mit ni-ath, emprikin-, per-, preir.
billisna, nom. sg. als nom. pl. gebraucht, Ench, 51. billysnans acc.
pl. 39. Spruch, Sprüche ; s. auch prei-billisnä.
— 19 —
birdaw, birdawe lacus, MhW. L 255. IL 10.
birga-karkis, Kelle, grosser tiefbauchiger Löflfel, Voc. 358; vgl. lapinis.
birge, birgo, bergtie, wahrscheinlich Lager, Viehlager (litt, brigis,
Streu im Stalle, Pferdelager); das Wort erscheint in den Ortnamen
wose-birge, wosi-birgo, Ziegenlager, und in bruse-bergae, s. d. (Ob
bei birge an goth. bairgs, ahd. berc, kslav. brjegU, collis, zu denken
sei, dürfte zweifelhaft sein.)
birgelow, birgelaw castrum im Kulmerlande, Dusb, HL 160. 164,
das heutige Kirchdorf birglau im Kr. Thorn.
biskops nom. sg., biskopins acc. pl., Bischof, Ench. 51, daher der
Dorfname biskopnicken im Kr. Fischhausen, „die Bischöflichen."
bitaiy adv., abends, Ench, 45. 47, vielleicht dat. zu einem nom. &i^^
s. d. folg.
bltas-idin acc, das Abendessen, Abendmahl, Evich. 41. {Kat. L
beUen-^den acc, Uetis eden gen , KcU. LL. bitans ydi acc, bytis ydi
gen.), s. idis,
Utk, Biene, Voc, 787, (litt. Ute, lett. Utte.)
bittene nom. viri, NPBl a, F. VL. 174, daher oder direct von Utte
der Dorfname bittehnen, Kr. Labiau u. Kr. Ragnit; vgl. Ut-källen, ebend.
Ui-pelki, Ut-pelkis, „Bienenbi'uch", Name eines Wäldchens oder Ge-
büsches in Samland, in welchem Bienen hausen. AMS. VLL. 306. 315.
s. bitte und pelky.
Uver, Flussname, gleich Über.
bledaw, das Gut bledau, Kr. Königsberg. J^Bl 3. F. F. 301.
blensky, Schilf, Voc, 286.
\blinga\ blingo, Mutterlose, Moderliessken, Spierling, ein
kleiner Fisch, cyprinus aphia, Voc, 580; s. d. folg.
blingis, Blei, ein Fisch, cyprinus latas, Voc, 577. Nach Pott sind
blingis, blinga nur geschlechtlich geschiedene Namen zweier ver-
wandter Fischarten, nach der Analogie von wamis, Rabe, tmme,
Krähe, litt, wämas, wdma,
blodewe, Dorf bludau im Kr. Fischhausen. NPBl, VLLL 342.
blodow villa, aqua. CdP, LL. 59. MhW. L. Reg. 75.
hlott, Prov., Strassenkoth, vom Regen aufgeweichtes Erdreich, (kslav,
blato, russ. bolbto, Sumpf, Morast, böhm. bldto, poln. bloto, Strassen-
koth; die Wurzel liegt wohl in litt, balä, Moor, Torfmoor, wovon
das adj. balütas, moorig) ; provinciel bildet man das adj. Uottig, vom
Wege, von der Landstrasse gesagt ; vgl. Pott de lingg. lett. nexu p. 13.
bludin Silva. MhW. LL 36. 342.
blmne, Milz. Voc. 127 (litt, bluzne, bluinls).
boadis, Stich, Stichwunde, Voc. 164; vgl. die Wurzel bad.
böbahczyn stagnum. MhW, LLL. 291. 296.
bober, Flussname, MhW. LLL. 72, s. bebrm.
2*
— 20 —
hogathenis, logateiis campus, MhW, L 109. 131. 288. 289, das Dorf
hogdainen im Kr. Alienstein (?).
ioite s. haite.
boytite, nom. viri, NPBl 3. F. V. 300 ; dazu Dorf und Gut leidittcn
Kr. Friedland.
loyan silva, NPBl VIIL 342. TcG. 136.
hoyans pons, MhW. L Reg. 129.
bochotin lacus, auch biichotin stagnum im Kr. Rosenberg, CdP, L 80.
IL 36 flgg. MhW. L Beg, 14. TcG. 123. 124.
bole-laukin campus MhW. J. 387.
bolwan, Prov., Lockvogel, das ausgestopfte Bild einer Auerhenne,
womit der Auerliahn in die Schussweite gelockt wird (litt, balwönas,
lett. bulwahns, dass,, das litt, auch Götzenbild, kslav. balwanü,
balUwanu, biiiwanii, stipes, statua, boluwanu, columna, poln. balwan,
russ. bolwan, Klotz, Block, auch ein ungeschlachter Mensch); vgl.
Pott de lingg. lett. nexu p. 51.
bonk, bonJcer, Prov., Bremse, (poln. bqJc). AMS. VIII. 675.
bonowe, Dorf bohnau zu German Kr. Fischhausen. Urk. von 1258.
NPBl VIIL 344.
bonse, nom. viri, Du^b. III. 190; vgl. die Güternamen bons-lachen,
bonse-lacJcen Kr. Wehlau und bonschen Kr. Friedland.
bora, borra, burr a , ein schlecht bestandener oder ausgerodeter Kiefern-
oder Fichtenwald. CdP. IL 36. 172. NPBl 3. F. LL 368. Aus-
führlicheres s. AMS. VIII. 675. (kslav. borije, pinus, slov. illyr. bor,
Kiefer, russ. poln. bor, Kiefernwald, kassub. die Stelle, wo ein solcher
gestanden hat, s. Mrong. poln.-deutsches Wtbch. s. v. bursdyn.
Nemnich Polyglottenlex. S. 984 s. v. pinus silvestris: pinekim
frondosis arboribus mixtum. Buss. bor). Hieher gehören wohl die
Localnamen borin, borounten, borwyte, burwite, sämmtlich als campus
bezeichnet, s. d., so wie der Name des Dorfes boritten im Kr. Fried-
land, und der pleonastisch gebildete Name borr-walde im Kr. Brauns-
berg; im polnisch redenden Theile der Provinz kommen die Namen
borowo, boroiven, borowitz vor.
bardus, Bart, Voc. 101 (litt, barzdä, lett. bahrda, bahrsda, kslav» böhm.
brada, russ. borodä, poln. broda).
borin campus, MhW. IL 15, s. bora.
borJcan, s. burJcan.
borowe, Wald wart, Prov. in Westpreussen (poln. borowy). AMS.
VIIL 675.
borowiten, borwyte, burwite, campus. MhW. I. 159. 216. 299, s. bora.
bortschlch, burtschlch, ein unverheiratheter Bauersohn, der, meist nicht
mehr ganz jung, in dem väterlichen Hofe, auf welchen sein Ver-
mögensantheil hypothekarisch eingetragen ist, wohnen bleibt, wenn
der Hof auch schon in den Besitz eines Biniders oder Schwagere
— 21 —
übergangen ist; Prav. bes. in der Weichselniederung, heute wohl
wenig mehr im Gebrauch (ist wohl auf ein nicht mehr übliches litt.
MrczaSy burceiJcas, Dimin. zu Mras, Bauer, zurückzuführen; da
hwirtschhck auch als ehrender Anredetitel gebraucht wurde, so ist die
Deutung Brummer, Zänker, von poln. 6«(rc;e?«^c, unwahrscheinlich).
hosin Silva, MhW. L 386.
lotte, Haus, Gr, für buUas.
hotschwln, botschmng. Prov., dasselbe was bartsch, s. d. (vom poln,
boctvina, botwina, lett. batschwinsch, russisch-littauisch batwyn^s,
6a<j;2fM;iw^s, rothe Rübe, russ. botmne, das Rübengericht). Hennig 37
enthält manches Unrichtige.
bradde, bradde-netz, Prov,, das Watenetz, mit welchem in flachem
Wasser gefischt wird, indem die Fischer watend das Netz ziehen
(litt, bradinps, bradine, lett. braddinsch, briddens, poln. brodnia^ russ.
breden, brednih, dass., von litt, brediiy brtsti, lett. brcenu, briddu,
brist, poln. brodzq, brodsic, russ. brozü, brodtt, kslav. bredq, bresti,
waten, kslav. brodü, russ. poln. brod, vadum; vgl. Pott de lettic.
ling, nexu p. 71).
bragen, Prov., das, was bei der Branteweinbrennerei nach der Gährung
vom Maische übrig bleibt und als Viehfutter benutzt wird (lett. brahga,
brehga, litt, bröga, brögas),
braydis, Elen, Elch, Voc, 650 (litt, bredis, lett. breedis); vielleicht
steckt das Wort in dem von Hennen b. II. 8 angeführten Namen
breupfan, brepani, „das ist elend gebruch, jetzunder aber ist es ein
grosses gesteigtes Wasser" ; der zweite Theil ist vielleicht pannean s. d.
brahowe, broJcowe, Ortsname, CdP. IL 36, das Dorf brakau im Kr.
Marienwerder.
brand, brend, Wurzel mit dem Begriff des Seh we rs eins, dann des
Kernansetzens von Getreide und Obstbäumen (litt, brafida, Kern-
oder Kornansatz, brandülys, brendulys. Kern der Nuss, des Stein-
obstes, brandüs, kernig, körnig, gefüllt, brendti, brendm, gew. br^stu,
hrendau, bresti. Kerne, Körner ansetzen, sich füllen, brlndu, bristi,
aufquellen durch Feuchtigkeit, lett. breestu, breedti, breest, quellen,
an Dicke zunehmen); vgl. brandisnan, brendint, brende-kermnen,
brandtsnan, s. po-brandisnan,
brast, brasta, braste, Furt, seichte Stelle in einem Flusse, die man
durchwaten kann. AMS, VII, 311 (litt, brasta, lett. braslis, dass.
von bredü, bristi^ s. oben s. v. bradde), Hieher die Localnamen
staborbrast, stabo-brast, stabo-braste, Steinfurt, singur-brast,Stie^l\tzen-
furt, chttami'brast, Kaukenfurt, balhom-brastum (-barstum), rungen-
brast (-brüst) s. diese.
brathean, Burg bei Löbau, CdP, III No. 39. TcG. 174. Vossberg
S. 33, jetzt Dorf brattian, brettchen,
bräti voc, Ench. 35, brote nom., Voc, 173 Bruder (kslav. bratrU,
— aa —
bratU, russ. poln. brat, bohm. bratr, sanskr. bhrätar, preuss. Dimin.
pi. bratrikai, u. s. w. ; litt, brölis, lett. brahlis sind aus dem litt.
Dimin. brotelis verstümmelt, daneben aber hat das Litt, die Diminutive
brotdüis, brotdtis, sogar broterelis, und die Ableitungen brotüszis,
Vetter, brotüs^e, Base, slov, bratan, braue, Neffe, braiana, braticna,
Nichte).
bratrikai, voc. pl, Brüderchen. Ench. 53. s. das vor.
brende-kermnen acc. Ench. 71 : Jean tou sen brendehermnen postäsei,
nach dem deutschen Texte: wenn du schwanger wirst; brmde-hermnen
ist demnach, wie aus der davorstehenden Präposition einleuchtet,
Substantiv, und die Vergleichung von brand und kermens ergiebt für
dasselbe die Bedeutung Fruchtleib, d. i. Schwangerschaft;
der Satz heisst also wörtlich: wenn du mit Fruchtleib wirst.
[brendinr-t, beschweren] brendmts part. pass, mit po-, s. d. und brand.
[bremnt, fördern] brewinnimai, wir fördern. Ench. 5.
breimngi, adv., förderlich. Ench. 9.
brisgelan, Zaum, Voc. 450 (litt, brizgelas, dass. ; mit Wechsel von d und g
kslav. brUzda, frenum, bruzdq, brUzditi, ^v^o%stv^ den Zügel halten,
lenken, bruzdiniku, atmga); vgl. auch brusgis; BurdaBeitr. VI. 394.
britsche, britschke, Prov., leichter, halb verdeckter Reisewagen (poln.
bryczka, Dimin. zu bryka, litt, brika, brlkas, Lastwagen). AM&.
VIIL 676.
broakay, Bruch, das bauschige Hüftenstück, wie es ehemals an den
Beinkleidern üblich war, Voc. 480 (mhd. bruoch, Zeug, das man um
die Hüften bindet, cingulum, niederd. brook, Hosen, Beinkleider, kelt.
lat. braccae). Pott Beitr. VI. 113.
brokis, Schlag, Hieb, Voc. 165 (litt., bei Szyrwid, braukis; vgl.
bratAkiü, brahkti, streifen, streichen, Flachs schwingen).
brokowe, s. brakowe.
brote, Bruder, s. bräti.
bromna vallis MhW. L 53, etwa das Dorf bromn Kr. Neidenburg,
oder bromna Kr. Thorn.
brücke, s. wrucke.
brun campus MhW. L 225.
bruneS'berch, bruns-bergk die Stadt Braunsberg, s. bruse-bergue.
[bruneta] bruneto, Haselhuhn, Voc. 769 (von litt, briünas, braun,
kslav. brunat^nU, caeruleus, fuscus? poln. brunatka, muscicapa fusca,
Braunellchen?); vgl. Pierson VH. 579.
brunischke,brunitschke, Prov., Steinhromheere^ rubus sa^xatüis (ähn-
liche wilde Beeren heissen russ. brusnika, brusntca, poln. brusznica,
litt, ohne Zischlaut brukne, bruknis, lett. bruJiklenes) ; vgl. bernitzke.
brunyos^l,^ Brustharnisch, Voc. 419. -äfÄTT. J. 105: thoraxquialio
nomine, brunnia nuncupatur (kslav. brünija, brünja, Panzer, lett.
— 23 —
hrwä'fiaSy Rüstung, Harnisch, goth. hrunjo, ahd. hrtmja, mhd. brumge,
hrünje, im Voc. selbst durch bronigen erklärt).
hrunse, Pletze, Rothauge, ein Fisch, cyprinus efythrqpMhalmus,
Voc. 573 (litt, britmsjsls, hriüisge, briums, briüiie).
hruse-hergue, wahrscheinlich Braunsberg, in einer Urkunde von 1249,
TcGk 17. Sr.P. L 119; vgl. dagegen Mülverstedt iVPBü. a. F.
XI. 181. Der zweite Theil ist wohl identisch mit hirge, s. d.; der
erste Theil ist unklar, denn dass an den Bischof Bruno von Olmütz,
der erst 1254 nach Preussen kam, nicht zu denken ist, bemerkt
bereits Toppen a. a. 0.; eine Urkunde von 1251, MhW. L No. 26. 27
hat bereits den Namen hrunesberch, brunsbergk, Dmb. III. 27. 140.
brunsbergh).
&rw5gfis. Geissei, Peitsche, Foc. 315. {zw. brisgelan? oA'&r Mit. brussga^,
Stumpf von abgehauenem Gesträuch?).
bu, bou, Verbalwurzel, wovon boü-t, boü-ton, bü-ton, baurton inf., sein
Ench. 9. 14. 27. 37. 51. 71 u. oft. — boü-uns, baiiruns part, act.,
(ismai boüuns, asmu baüuns, 35. 37, assai boüuns 34, ich bin, du
bist gewesen, stai wirst boüuns, sie werden sein 68. — boü-lai, baur
lai opt., er sei 69. 80. — b&Sirsai, boü-sei, boü-se, baü-sei opt., er
sei, sie seien 46. 48. 54. 57. 59. 61. 68. 69. 70. 72. 97. — be, bei
aor., er war 59. 73 (über den Drckf. in 59, s. billi-f) (sanskr. bhü u. s.w.)
buhehnen silva, das heutige Dorf bubainen Kr. Insterburg. TcG. 214.
bude, sie wachen, Ench. 53. (sanskr. btidh, erwachen, litt, btmdii,
budeti, wachen, btmdü, budaü, büsti, erwachen, büdinti, erwecken;
lett. buddindht, erwecken, ermuntern; kslav. bUdjeti, wachen, btiditi,
wecken; russ. bdjef, wachen, budif, wecken; poln. budzic, wecken,
budzic siq, erwachen) ; vgl. ba/udin-t
[btiga] bugo, Sattelbaum, das hölzerne Sattelgestell, besonders der
in die Höhe gebogene Theil des Sattels, Voc. 445. (ahd. sateh
pogo, mhd. satehboge, auch pogo, bogo, böge allein, der Sattelbogen).
bu/gen cam/pus, MhW. I 225., vgl. batigen.
bu/güt, bugüsnan s. dm-biigüt.
buccorreisis, Buchnuss, Voc. 593., s. bums, reisis.
bucorwarne (hölckro d. i. Holzkrähe) wörtlich Buchenkrähe, Voc
723., aus bucus und warne; es ist wahrscheinlich der Eichel-
häher, auch Holzhacker genannt, corvus glandarius, der auch
Buchnüsse liebt. Die Schreibung holcJcro für holczTcro hat in dem
Voc. keine Analogie, es sei denn in mercUne für merczline, s.
rnelcowe.
huchotin sta^num s. bochotin.
hichowe, Ort in Pomesanien CdP. II. 11 flgg.
btuMs, Buche, Voc. 592. (litt, buka, russ., poln., böhm., serb. buTc,
slov. bukwa).
bulgaym, nom. loci, NPBl. 3. F. V. 301.
— 24 —
bundotaneys campus im Ermlande. MhW. L 37. 159. TcG. 17.
burra s. bora.
burai, iiom. pi., schüchtern, scheu, JEnch, 59; in dem folgenden
Abschnitt 60 steht in derselben Bedeutung dürai; eines von beiden
dürfte fehlerhaft sein.
bmdeyn, Kammeramt der Comturei Elbing, TcQ. 190, das heutige
Dorf bordehnen Kr. Preuss. Holland.
burgelin, burgelyn lacus im Ermlande CdP. IV, 186. MhW, HL
29. 67.
burhan, borkan^ porkan, Frov., Mohrrübe, gelbe Rübe, (lett.
burkane, burkahne, bohrkahne, bohrkans, russ. barkän, dass., litt.
burkantai, Pastinak, burökas, poln. burak, rotheRübe, russ. burakl,
Suppe davon).
bu/rtschick, s. bortschlck.
bw-walkan, Hof, Bauerhof, Ench, 14.23. Prätorius XVI. 46. führt
bur-walckas als eine neben dwdras und muzia übliche Benennung
eines Bauerhofes an; von den drei Benennungen ist dwdras littauisch,
muzia (myza) russisch und burwalckas preussisch (aus litt, buras,
Bauer, und vielleicht waldzä, Herrschaft, Gebiet, s. preuss. wald-
niks, und vgl. Pierson ÄMS, IX. 163).
burwite campus s. borowiten.
busennis, bousennis nom. sg., busennien, bousennien, bausennien acc.
sg., busenniens, acc. pl., das Wesen, der Stand. Mich. 34. 36.
51. 66. 67. 69. 71. 73. 90. vgl, bü, bau und salaubai-, sallübai-
busennis.
[buttas nom.] buUan acc, Haus, V. 193. Ench. 9. 14. 23. 65.
(Kat. IL butten) botte Gr. (Utt. bütas, Haus, lett. bute, Heimath);
s. die folgg.
buUa-rikians acc. pl, Hausherren, Ench. 62, s. rikys.
buUas-tapali nom., Haustafel, Ench. 51. s. tapali.
buUaS'taws^ buUa-tawas, buUan-täws, butte-tawas, buUi-täws nom.,
Hausvater, Ench. 1. 13. 19. 28. 40. 45. 49. s. tawas.
buttaS'Waispattin acc, Hausfrau, Ench. 62. s. waispattin.
buie nom. viri, TcO. 12; daher Dorf und Gut but-laken Kr. Wehlau»
but'Sargs nom.. Haushalten Ench. 51. s. sargs.
bidskas s. pra-butskas.
[bu/win-t, wohnen], buwinanti, Ench. 58. unfehlbar Drckf. für bum-
naiti imp. pl, wohnet (litt, büwis, büwas, buwalne, Wohjiort, Auf-
enthaltsort, buwimas, das Verweilen, der Aufenthalt, von buwaü,
praet. zu büti, sein.)
— 25 —
da, Vei'balwurzel, wovon: dä4, dä4on, dä4un, dä4wei, inf., geben,
JEnch, 8. 24. 33. 53. 55., mit folgendem Infinitiv lassen, 22. 76.
94. — däuns, part, act, ast, er hat gegeben. 14. 69. 87. er hat
lassen (kommen) 94. asmai däuns, ich habe gegeben 36., ich habe
lassen (thun)35. dauns mrst, er wird geben. — däts 41. 42. ddton, 42.
part, pass., gegeben (Kat IL daeczt), — däse, du giebst 49. — dast, er
giebt. 21. 23. 29. 46. 50. 63. 80., er lässt 23. 52. — däsai, dasei,
däse opt., er^gebe. 6*6. 76. 97.— dai, aor., er gab. 41. er Hess. 68.
— daits, dayts, Kat L IL, daitz Kat, L aor., er gab. — dais,
imp. sg., gieb 23. (Kat, LL. days), lass 37. — daUi imp. pi., gebet
55. 58. 74, lasset 61. 78. 84. 87. (sanskr. Wurzel da, dieselbe im
Pers., Griech., Lat., Litt., Lett., Slaw.) vgl. mit den Präpos. au-,
en-, per-, po-, sen-, und daian.
dahher, noch. Ench. 14. (litt, dabär, jetzt, nun, poln. dopiero, eben
erst),
dadan, Milch, Voc. 687. 690. vgl. rtietan dadan (kslav» dojq, doiti,
russ. dojü, dmf, poln. dojq, doic, melken, sanskr. dhe (dhajämi, dia-
dau), griech. d^äo/j^t^ saugen; sanskr. dhätri, kslav. döilica, dmlt-
nica, nutrix, russ. dbinaja korbwa, milchende Kuh; sanskr. dadhi,
geronnene Milch, vgl. Piersons Erklärung AMS. VIL 579. Hie-
her vielleicht dadei^ Name eines Sees bei Bischofsburg, also der
„Milchsee", vgl. asswene.
daengon s. dangus.
daeczt s. unter da,
[dagoes'] da^is, Sommer, Foc 13; auf einen a-Stamm weisen die
Composita daga-gaydis und da^o-av/gis hin (litt, dagä, ddgas, Ernte-
zeit, zu degü,, degti, lett. degt, brennen).
daga-gaydis, Sommerweizen, Voc. 260; s. das vor. und gaydis,
daggat, auch daggert gesprochen, feiner Birkentheer, Prov. (litt.
dagütas, degütas, lett. degguts, poln. dsiegiec, dass., russ. degot\ Theer,
Wagenschmiere; zu litt. lett. degti, degt, brennen.)
dago-at4>gis, Sommerlatte, diesjähriger Schössling am Baume, wört-
lich Sommerwuchs, Voc. 638; s. da^as und attgis (analoge Bezeich-
nungen für dieselbe Sache sind litt, wasar-augis, aus wasarä, Som-
mer, und dttgti, wachsen, kslav. Ijeto-rasli, russ. Ijeto-rasV, poln.
lato-rosl^ böhm. leto-rosl, aus Z/e^o, to^ö, Sommer, und rasfö, rose, wach-
sen; lett. wassar-audsis kummelsch^ Füllen, das nur einen Sommer
alt ist), s. Burda Beitr. VL 394.
dai, dais, daiti, daits s. unter da.
daian acc. sg, daians acc. pl., Gabe. EncJi. 18. 49. 84; unklar ist
die Ench. 78 vorkommende Form daiai, die an und für sich nom.
- 26 - ^
sg. sein könnte; es heisst daselbst: tennan etntstis Wie daiai stesses
crixtisnas madlit turrimai, wir sollen ihn um Gnade und Gabe der
Taufe bitten; offenbar sinnlose Verwendung der Casus.
daisan s. per-daisan.
dakowe, Ortname in Pomesanien CdP. IL 36; das Dorf daJcau Kr.
Rosenberg.
dalptan, Durchschlag, ein Schmiedeinstrument, mit dem man Löcher
durch Eisenplatten schlägt, Voc, 536. (russ. dolblf, poln. dlubac,
aushöhlen, ausstochern; böhm. dldbati, russ, imf'dälbiwaf,wp-d'OlUf,
ausmeisseln ; kslav. böhm. dlato, russ. dolotö, poln. dloto, Meissel,
haben das b verloren).
dalwinge MhW. IIL 29, 67, ein See im Ermlande; in der Hand-
schrift steht dalwinge asere (a. L. osere)^ d. h. der See (assaran)
Dalwinge; die Herausgeber der MhW. machen daraus die Namen
zweier Seen ; Voigt in CdP, IV, 186 verbindet beide Worte, schreibt
aber das erstere dalvunge,
[damha] damho, Grund, niedrig gelegenes Terrain zwischen Hügeln,
Voc, 29 (vgl. litt, dumbh, dübti, hohl sein, einfallen, von Gräbern,
daubä, Grund, Thal, düb'e, Grube); s. smch pordanibis und dtmipnis;
hieher gehört wohl der Ortname dambitzen bei Elbing; s. Pier-
son Vn. 579. Pauli Beitr. VH. 160.
damer au f., in Urkunden damer aw, dameravia, damer oa, damer ova, dar
merovia, damerowe MhlV. L 236. 351. 395. 423. 580. IL 22. 42.
192. 322 und öfter, ein schlecht bestandener Eich wald, dem latein.
merica, mirica entsprechend, und sehr häufig als Localname vor-
kommend. Ausführliches darüberhat F.Neumann NPBl F. 241
flgS- gegeben. Das Wort entspricht dem poln. dqbrowa, Eichwald,
von dqb, Eiche (kslav. dqbU, arbor, qt^tercus, lignum, dqbrU, dqbrawa,
nemus, silva); ob aber die Umgestaltung von dqbrowa zu dameraw,
damerowa ein Werk der Preussen oder der Deutschen gewesen sei,
könnte zweifelhaft erscheinen, wenn nicht das so sehr häufige Vor-
kommen des Namens auf preussischem Gebiet es unwahrscheinlich
machte, dass derselbe erst von den Deutschen sollte eingeführt wor-
den sein, zumal er für diese ja doch ein Fremdwort wan In dem
Elbinger Vocabular 588 steht zwar dem preuss. wangus in der
deutschen Columne dameraw gegenüber, daraus folgt aber nicht,
dass dameraw ein deutsches Wort sei, vielmehr hat der Zusammen-
steller des Vocabulars das in seiner Heimath Marienburg unbekannte
preuss. wangus durch das ebenfalls preussische , aber den Deutschen
jener Gegend wohlbekannte synoyme dameraw erklärt; vgl. das ähn-
liche Verhältniss bei pasta und wepe, bei baytan und zeeb, bei
haywe und hobele, bei clenan und Meet. Die Sache wird durch
einen Blick auf die Landkarte aufgeklärt. Wie damerau, so er-
scheint auch wangus, theils allein, theils in Compositis und Ablei-
— 27 -
tuDgen nicht selten als Localname, aber letzteres in einem sehr
enge abgegrenzten Theile der Provinz ; die mit und von wangus ge-
bildeten Namen beschränken sich nämlich auf den keilförmigen
Landstrich, der durch die Kreise Wehlau, Labiau, Königsberg, Fisch-
hausen, Heiligenbeil, Friedland, Preuss. Eylau, Rastenburg, Rössel
gebildet wird, während nicht nur in diesen genannten Kreisen, son-
dern noch theils weithin östlich in den Kreisen Insterburg und
Goldap, zumal aber westlich durch ganz Ermland, Pogesanien und
Pomesanien bis an die Weichsel hin, und südlich bis in den Kreis
Orteisburg hinein der Name Damerau auftritt. In den südlichen
Theilen der Provinz, in Masuren und Kulmerland, sowie westlich
von der Weichsel erscheinen dafür die polnischen Grundformen
dombrowen, dombrowa, dombrowken, im 15. Jahrhundert noch dam-
braw, s* A MS. VIIL 434. 437; von damerau kommen auch die
deutschen Composita netirdamerau, sckön-damerau, finster-damerau
vor.
dcmga, der Fluss dange bei Memel. CdF. 87. 89.
dangus, Himmel, Gaumen, Voc, 3. 95., nom., dangon, Ench. 13.
15 und oft, dangan 26. dengan 96., acc. (Kat IL daengon, dengon,
dengan) Himmel (litt, dangus in beiden Bedeutungen) s. auch
deng.,.
danti-max, Zahnfleisch, Voc. 93; s. das folg. und ma^.
dantis, Zahn, Voc. 92 (litt, dantls.)
dargnen, Dorf bei Fischhausen, heute dargen, AMS. VII. 309.
dargowayn villa, im westlichen Samlande, NPBl. X. 189.
dasei s. daisan, per-daisan.
dawe s. taure.
dauris, das grosse Thor, Hofthor, Voc. 211. (die Worte dauris,
Thor, und warla, Thüre, haben im Preuss. und Litt, ihre Bedeu-
tungen vertauscht; litt, ist dürys, pl. (lett. du/rris, durwis, kslav.
dwirt), die Hausthüre und wärtai ph, das grosse zweiflügliche Hof-
thor); vgl. warta, und Pauli Beitr. VH. 192.
daüsin s. dusi,
deMkan, dehykan, debbikan, debykun, debeikan acc., gross. Ench. 25.
30. 39. 43. 80. 82. 85. debica Gr. (kslav. debelU, russ. debelyi, eras-
suSy kslav. debelt, moles, tumor).
degune, dygune, nom. viri, NPBl. 3. F.V. 300. 302; daher Gut dey-
guhnen Kr. Angerburg.
dei, Ench. 78. unklar, vielleicht für deigi; vgl. auch di.
deiänst s. en-deiänsts.
deyen, Tag, Gr. s. deina.
deyg, deigi, s. digi.
deigiskan acc, mild, freigebig, Ench. 49; das Wort ist wohl de-t-
giskan für ursprüngliches de(w)igiskan zu sprechen und zu der
— 28 —
Wurzsl da zu ziehen (lett. detmgs, freigebig, dem ein litt., bis jetzt
aber nicht nachgewiesenes dawingas entsprechen würde).
deiektas^ deichton, beide als acc. neutr. gebraucht, etwas. Ench, 66.
69. — deicktan, deickton, deicton acc, die Stelle, 68 , m. d. Präp.
6n, anstatt; en stessei deicktan, an seiner Statt, 89. en ainassei
nialnykas deicton, an eines Kindes Statt, 82 (litt, detktas, Ding,
Sache, Ort) vgl. Bopp S. 12.
dein s. denaw,
[deina nom.], ddnan acc. sg., deinans acc. pl., Tag, Eitch, 3. 15.
18. 46. 48. 64. 88. 91; Kat L entweder als Drckf. oder Locativ
tirtin deinam, am dritten Tage, deyen, deyn Gr, — schan deinan,
heute, Ench, 23 (Kat. L schin deinan, Kat IL schian deynan);
deinan Wie nacktien adv., Tag und Nacht, 64, (litt, denä, lett. deena,
kslav. d%n^, russ. den\ poln. dzien (acc. dnia)^ böhm. den, sanskr.
dina)\ vgl. die folgg. und dineniskas.
deina-algenikamans dat.pl., Tagelöhner, Ench,ß\; s. algeniks, alga,
[deynayna] deynayno, Morgenstern, Voc, 5 (s. die ähnliche Bildung
im russ. denmca, böhm. dennice^ Morgenstern, von den', Tag).
deinennin, deinennien acc, täglich. Ench. 23.
deineniskan acc, deineniskai, deinenisku adv., täglich, Ench. 14. 18.
19. 31. 80, s. dineniskas.
deininan Kat. L, deyninan Kat. IL acc, täglich.
deini/tiisku adv., täglich. Ench. 24.
deiri-t, dyri-twei inf., sehen (mit en-)^ dereis, Ench. 73, dirts (mit
en-), imp., sieh; deirä (mit ew-), er sah (litt, dairytis, sich obenhin
umsehen); s. en-deirit, en-dyrU, en-dirisna.
deiwa-s, Ench. 66., deiws 11. 14 und oft, deywis Voc. 1., dewus Gr. nom.,
Gott. — deiwa, 35. 84. deiwe, 49. 76. deiws, 50. 84. 85, voc. —
deiwan, 1 — 10 u. oft, acc. — deiwas, 2. 15. 20 u. oft, gen. —
deiwans, 1., acc. pl. — (Kat. I. deittan, Kat. II. deywan, deywas)
(sanskr. devas, litt, d'eivas, lett. deews u. s. w.); s. die folgg. und
7iideiwiskan.
dei/wa-deiwütskai adv., gottselig, Ench. 96; der zweite Theil wohl
fehlerhaft für deiwütiskai, s. d.
deiwiskai adv., göttlich, Ench. 21 \ s. auch ni-deimskan.
deiwut'S nom., Ench. 29, deiwütei adv. 81, selig. (Kat. II. deywuts).
deiwütint, s. ep-deiwütint.
deiwutiskai, deiwutisku nom. sg., Ench.A2,. — deiwütiskan acc, 14. 16.
29. 56. 66. 83. 85. — gen. pl., 78. — deiwutiskai adv., 66. selig;
göttlich; Seligkeit; s. diwutiskan.
dein, etliche, Ench. 51, als gen. pl. gebraucht.
[delli-t, theil en] dellieis, 2. sg. imp., theile mit, Ench. 52, aber als
3. opt. oder imp. gebraucht, ein ähnlicher Uebersetzungsfehler wie
in den alten litt. Katechismen und Bibeln, in denen es heisst: luk
— 29 —
szwenc^amas tawo wardas^ ateik tawo haralyste, huk tawo wale; vgl.
Bopp S. 32 (litt dalytij lett. dalliht, kslav. djeliti, russ. djelif,
poln. dzielic, theilen, litt, dalts, lett. dallay kslav. djelu, russ. dolja,
poln. dzial, böhm. djly Theil, goth. cfaSs, Theil, dailan, theilen).
delltks, dellyJcs, dellycks nom. sg., delUkans ace. pi., Theil, Stück,
Artikel, Ench, 13. 15. 17.32. 43. (Mit dahjkas, höhm. djlek, Theil)',
s. das vor. und galwas-deUiJos.
demyta campus, das heutige Dorf demuth im Kr. Braunsberg. MhW,
L 192.
denaw, denow, MhW. L IL HL laciis, camptis; Nebenform dein
MhW. L 495, dena, Hennenb. II. 9.
dengan, dengon, s. dangus u. die folgg.
dengenennis nom. sg., himmlisch, Ench. 21. 48; s. dengnennis,
dengennenisJcans acc. pl., himmlisch, Ench, 95.
dengnennis, dengnennissis nom. sg., himmlisch, Ench. 20. 46. 49;
die letztere Form entspricht der litt, bestimmten oder emphatischen
Adjectivform.
dengniskas gen. sg., dengniskans acc. pl., himmlisch. Ench 83. 84.
denicze scheint Unterlage, Unterbett, Matrazze zu bedeuten.
In E. Volckmann „das älteste geschriebene polnische Rechts-
denkmal" S. 16 heisst es: Stirbet ouch eyn gebuer, der keinen zon
enJmt, syn herre nymt syn gut, doch sal her dem wyhe gehin ere
küssen unde ere hanclaken unde eyn ding heiset denicze, do man
uffe slefet (poln. dennica ist das Bodenbrett im Wagen, von poln.
russ. dno, kslav. duno, dno, litt, dugnas, Grund, Boden.)
denow, s. denaw,
dereis, s. deirt-t
dergS, sie hassen, Ench, 11. dergSuns, part, act., ast, er hat gehasst 70
(litt, dargüs, hässlich). Pierson VII. 591.
[derk'f] dSrkts, part, pass., mit er-, s. d.
derne, dernen, ein Landstrich westlich von Königsberg, am Pregel ent-
lang, Urk. von 1258. NPBl VLLL 344. 353. X. 163. 164. 172.
Dieser Landstrich hat zum grossen Theil Wiesen- und Torfboden,
daher vgl. kslav. driinu, caespes, russ. dem, poln. dam, Rasen, Torf.
dessimton \iom., dessimtons Sicc, (so wenigstens im Gebrauch geschieden)
zehn, Ench. 1.34.46, vgl. Bopp S. 45. (Kat. L. dessenipts, Kat.LL
dessimpts nom.) (litt, deszimfs, deszimt, lett. desmits, desmit).
dessimts nom., dessimton acc, der zehnte, Ench. 10. 52. 78. (Kat.L.
dessimts, Kat. LL. dessympts) (litt, deszlmtas, deszimtäsis, lett. desmitajs).
äeunnthe, dewinte, dewitte silva. AMS. VLL. 305.
dewisin, s. nordewisin.
dewithen, dewythen, diwitten lacus. MhW, II, HL — dewitte, s. dewinthe.
deumne, dewyne rivus, bei Bischofsburg. MhW. IL 69. 299.
dewus, s. deiwas.
— 30 —
di, dei pron., man, Ench. 32. 33. 56. 81 ; toirst di, wird man, con-
trahirt in wirsti, 68. — vgl. din, dien.
dien, diens, s. din.
dtgi, dygi, deigi, auch. Ench. 12. 22. 33 u. oft (Kaf. I. deyg, Kai. IL
deygi).
[digna] digno (gehilce), hölzernes Gefäss oder Heft des Degens.
Voc. 427.
dygune, s. degune.
[dyla, nom.] dtlan, dylan, acc. sg., dilas, gen., dilans, dilins acc.
pl., Werk, Arbeit. Ench. 6. 34. 35. 46. 53. 90. (kslav. djelati,
russ» djelaP, machen, arbeiten, kslav. djelo, russ. djelo, poln. dssielo,
böhm. dilo. That, Werk, böhm. dilna, Werkstatt); s. die folgg. u.
na-dele.
dilants, nom., Arbeiter, Ench. 52., Form eines part, praes. act.
dyla-pcigaptin acc, Werkzeug, Ench. 58. s. pa-gaptis.
dUeitishan acc, Handthierung, Ench. 51; im Texte steht, wohl als
Drckf., diseitiskan.
[düin-t, arbeiten, bewirken] dUinai, er bewirkt, Ench. 29. vgl*
dilants.
[dUniks nom. sg.] dilniJcans acc^ pl., Arbeiter. Ench. 61.
dymber, dimmer lacus. CdP. IV. 186. MhW. III. 29. 67.
din, dien acc. sg., ihn, sie, cum, earn; dins, diens acc. pl., eos.
Ench. 53. 54. 59. 68. 73. 79. 81 ; der Form nach acc. zu di, s. d.
dineniskas nom., täglich, Ench 23., s. deineniskan.
[ding-f] s. po-dingai, po-dingan.
[dingaur-t] davon dingausnan, s. po-dingausnan.
dinkau-t, danken, Ench. 14. dinkama^ dinckama, ich danke, 46. 48.
(trotz des zweimaligen Vorkommens doch wohl Drckf. für dinkawa) ;
dinkaumai, dinkauimai, wir danken, 2. 50; dinkauti imp. pl., dan-
ket, 50; dinkauts aor., er dankte, 41 (Kot. I. dinkowats, dinko-
watz, Kot. II dinkautzt, dinkatACzt) (poln. dziqka, litt, dekä. Dank,
poln. dziqkowac, litt, dekawoti, danken, Germanismen).
dinkavrsegisnan acc, Danksagung (wörtlich Dankthuung), ^cA. 56.
s. segU.
dinkatisnan, dinckausnan acc, Dank* Ench. 23. 94.
dinckun, acc, Dank. Ench. 95.
dins s. din.
dinskins (?), Ohrenschmalz, Voc. 84, in beiden Sylben m ohne
i-Zeichen.
dirhinsnan acc, das Zittern, Ench. 61, weiset auf einen inf. dirbint
hin (litt. drehUi, lett. drehheht, zittern).
dyrt-t, sehen, s. deirit, en-4ei/rU.
dirisna s. en-di/risna.
dirse, nom. viri NPBl. a. F. VI. 173, daher vielleicht die Ortnamen
— 31 —
dirsen, dirszen, Dorf im Kr. Ragnit, dirsch-keim, Gut im Kr. Fisch-
hausen; dieses aber hiess nach TcG. 143 früher dirsune-kaym,
also wohl nach einem Preussen Namens dirsune benannt.
dyrsos gyntos, from man, Or. s. gyntos.
dtrstlan acc*, stattlich, kräftig, Eneh. 83, (litt, drqstis, drqstus,
kühn, freudig, getrost, dristü, dr{st% kühn sein, wagen, russ. ders-
kit, kühn, derzäf, wagen, kslav. drUzU, audax, drtmti, drüznqti,
audere).
dirsune-kaym, alter Name des Guts dirschkeim, s. dirse.
diseüiskan s. düeitiskan,
dissemen campus. MhW. I, 308
dits s. sen-dits.
ditwo, Fluss in Galindien, heute skwa. TcG. 28.
diwan, nom. viri, Dusb. HL 89 u. oft; daher wohl das Dorf diewens,
Kr. Fischhausen.
dmite campus, Mh W, L, das Kirchdorf diwitten Kr. Alienstein ; vgl.
dewithen.
diwutiskan acc, selig. Euch. 26, neben dekvtäiskan.
doacke, St aar, der Vogel, Voc, 732 (vgl. ahd. daha, täha, Dohle,
mittellat. tacula; analog litt, wamenas, Staar, zu wämas, Rabe,
Warna, Krähe. Pierson u. Pauli ziehen aus meinem Wörterbuch
der litt. Sprache litt, dukas, Rohrdommel, zur Vergleichung herbei,
aber dieses dukas ist bei Szyrwid s. v. hqk, woher ich es entnom-
men, Drckf., wie mir eine spätere briefliche Mittheilung aus russisch
Littauen sagt, und ist dafür bukas zu lesen).
doalgis, Sense, Voc. 546 (litt, dälgis, lett. dalgs),
dobrinqe rivus, MhW. L IL
dock, duck, duch, Prov. in Samland, Iltis; Mühling NPBl. a, F.
VIIL 173.
dockem, s. ducker,
dochti, Tochter, Gr, s. duckti.
dolu, Galle, Voc. 135, wahrscheinlich Neutralform. Pauli Beitr. VII.
157. (litt. tül'Us liegt wohl fern.)
dorne, nom. loci, AMS. VLIL 304.
dominaw, domminow, dompnaw, dumpnaw, alter Name der Stadt, ehe-
maligen Ordensburg domnau. Vo ss be rg Münzen und Siegel S. 44.
50. AMS. VL 344. -
dmip, Name eines Ackerstücks, NPBl. XI. 74.
dompnaw, s. dominaw.
dompne, in dem Ortnamen helle dompne SrP. LI. 684. vgl. dumpne.
[donga] dongo (refe), wahrscheinlich ein in der Küche befindliches
Gestell zum Aufstellen der Gläser, Teller u. dergl, ein Gläser-
oder Tellerbrett, Voc. 403; vielleicht das auf dem Lande übliche
Eckspind mit quadrantförmigem Boden und eben solchen Gestell-
— 32 —
brettern (dann vielleicht zu kslav» dqga, russ. dttgä arcus); vgl.
auch Pierson VIII. 363. Burda Beitr. VI. 395.
drdbenow, drdbinow, drdbnow, drebenow^dramenow, nach CdP, IL 130.
territorium, nach Bush, IIL 107. AMS. VIL 296. 297. villa, Dorf
drebnau (Gross- und Klein-) zu Kumehnen, Kr. Fischhausen.
dragios pl., Hefen, Voc. 386 (kslav. drozdi, pl. droMijq, russ.
drozzi, poln. droMzy, böhm. drozdi, serb. dro^da),
dramenow Bush. IIL 107 s. drabenow,
drastus, Wanst, Foc. 130 (Pierson AMS. VIII. 580 vergleicht litt.
drustu, drutau, drusti, bei Szyrwid,, stark werden, schwellen, zu
litt, drütas). *
[drand, Verbalwurzel, wehren] davon dravdieiü imp. pl., wehret,
driaudai (vielleicht in dravdiai zu corrigiren), aor. sie wehrten, hin-
derten Ench, 79, m. d. gen. construirt, ni dravdieti steison (litt.
drattdzü, draüsti, wehren, verbieten).
dratigi, zusammen, mit, nur in dem folg. Compositum, (litt, draü-
gas, Gefährte, Theilnehmer, drauge, zusammen, mit, lett. draugs,
kslav. drtigü, russ. dritg, Freund, poln. drugi, der zweite).
draugi-waldünen acc. Miterbe, Ench. 83; s. waldüns u. sen-draagi-
weldnihai.
drawanta s. drewante.
drawine (boete) Beute, wilder Bienenstock auf Bäumen im Walde,
Voc. 393, in der Ausgabe des Voc. von mir falsch erklärt, s. Pier-
son AMS. VLI. 580, dazu ebend. VLLL. 77. (litt, drdwis, lett.
drawa, dass., litt, drdwininkas, lett. drawineeks, Beutner, Bienen-
züchter, vielleicht zu kslav. drjewo, russ. derewo, drewo, poln.
drzewo, Baum).
drebenow, drebnow s. drabenow.
drewante, drewanz, drewenz, drawanta, driwante, driwanza^ der Fluss
Drewenz in Pomesanien u. Kulmerland. Dusb. IIL 277. 360 CdP.
IL 53. GDK. L 1 9. Mh W. II; denselben Namen führt ein Neben-
fluss der Passarge, an dem Wormdit liegt.
driaudai s. drattd.
drimbis, Schleier, Voc. 483 (lit. drimbh drtbti, hangen, stal-drimbe,
Tischtuch, ap-drlmbele, Umhang, mit Verlust des Nasals lett. drebbe,
Gewand, Zeug, pl. Kleider, litt, drebüzis, drabum, Kleid, Kleidungs-
stück) s. silkas-drimbis.
driwante, driwanza s. drewante.
droanse (snerher), Schnarrvogel, Schnarrwachtel, rallus crex,
im Volksmunde schnerz genannt, Voc. 749. (litt, grczle, lett. greese,
dass.; vgl. Pott de ling. lett. nexu p. 60. 61).
dröffs, der Glaube, Kat. I. s. druwi, drutm-t.
drogis, Rohr, Voc. 285.
drogowitegen (?) villa. Cd.P. I. 182.
— 33 —
drowe Kat J. drowy Kat, II. s. druwt-t,
drovinen moter, Ortname in Samland. Urk. v. 1258. NPBl. VIII.
344.
druhs, Prov., Schlag, Faustschlag, Stoss. Hennig 54. vgl.
duks.
druktaij drücktai, adv., fest. Ench, 22. 32. (litt, drütas, nach Kur-
schat driütas, zem. drüktas, stark, fest, hart.)
drüektawingiskan, acc, strenge, gestrenge, Ench. 85.
[drüktin-t, fest machen] drüktinai^ 1. sg. praes. (mit jpo-).
drumber s. silkas-drimhis,
druppis, Name eines Sumpfes und Ortes in Samland. AM8, VIL 303,
drusa, drusena, drusen, dnisina, drusin, driisne, drusnie stagnum, der
Drausensee. DusK IIL 15. CdP, IL 25. GDKL\^. MhW.LIL
Vgl.den grossen u. kleinen dri^55ew-see bei Sensburg. iVPBZ.öt.i^. IIL22b.
äruwi f., druwis m. nom. (Kat L draffs), druwien, acc. {Kat. II. druwin
als nom. gebraucht), der Glaube. Ench. 13. 18. 22. 30. 38. 39. 44.
45. 47. 86. 88. s. das folg. und ni-drutmen.
dnmi-t, inf. glauben, Ench. 18. 19. 32 (an der letzten Stelle fehler-
haft gebraucht), -druwtntin, acc. sg. part, praes., glaubend, gläubig
(mit m-). — druwS, ich glaube 13. 14. 16. 91. 92 (Kat L drowe,
Kat II. drowy); du glaubst 91. 92, er glaubt 29. 43. 44. (Kat I.
drowe); sie glauben 29. — druwSse, du glaubst 38. — druwSmai,
wir glauben 21. — druwetai, ihr glaubet 73 (ssihskr. dhruva, sicher,
goth. travan, ahd. trawen, trauen).
drwwingin, acc. sg., druwingi, nom. pl. (mit wi-), druwingins, acc.pl.,
druwingimans, dat. pl., druwingin^ gen. pl. (mit ni-) gläubig. Ench.
18 44. 85. 86. s. ni-druwingi.
druwtsnan, s. na-, po-druwtstian.
duhbas, Prov.^ polnisches grosses Flussfahrzeug, etwa 30 Last haltend
(poln. duhas).
dubelis, der Döbel, cyprinus dobula, Voc. 581; es steht daselbst zwar
neben einander halbvischz-dubelis, tobel-stroysles, augenscheinlich aber
sind die Bedeutungen vertauscht; s. Pierson AMS. VII. 590 (poln.
dtd)iel).
dubna, nom. loci. MhW. IL
duck, duch s. dock.
ducker, dockern, ein Pelzwerk, Hirsch, Handelsgesch. 166. 260 (lett.
dukkeris, Otter).
dunere s. po-ducre.
duks, m., Schlag, Faustschlag. Pr(yo. neben druks, dulks s. d. (lett.
dukka, duJcsts, dukstinsch, Puff, Faustschlag, Rippenstoss, auch dunksch,
dunkschkis).
duks, m. Prov.^ geheimes Einverständniss mit einander demjenigen gegen-
über, der sein Recht sucht, Hennig 54; man sagt: du kannst von
NesBelmftnn. Thesaums. 3
— 34 —
einem Herrn zum andern gehen, es hilft dir nichts, sie haben alle
einen Duks (litt, mwo duJcü elti, nach seinem Kopfe handeln; nach
Ruhig und Mielke: sdwo doJciä, freiwillig; vielleicht zuruss. poln.
duck, kslav. ducM, Geist?) s. Pierson IX. 164.
ducMi^ nom. sg. und pL, Tochter, Ench. 34. 59. dochti, Gr, (sanskr.
dukitar u. s. w., litt. duMe, gen. dukters, dukteres, Nebenform dukre)
s. auch dttcre in po^mre.
dulks, Schlag, Faustschlag, Prov., vgl. druks, duks.
dulsis, Spund am Fasse. Voc. 399.
dumine fluvius, bei Preuss. Holland. MhW. L 87.
dumis, Rauch, Voc. 39. (saxiskr. dhümas, litt, dümai, pl., lett. duhmi,
pl., kslav. duimu, böhm. deym).
dumphis, Lohe, Gerberlohe, Voc. 512 (die Lohe wird aus Eichen-
rinde bereitet, daher poln. dqbnica, Lohe, von dqb, Eiche; dahin
gehört auch litt, dübai, dobai, Lohe, Beize). Pott. Beitr. VL 113.
dumpnaw s. dominaw.
dumpne, dumpnis (Variante dummis für dumnis, vgl. umne neben
umpna, umpnis) Thal, Sumpf (?), in den Localnamen montileytis-
dumpnis, mu/ntüeitis-dummis, curwe-dumpne, s. d. ; vgl. auch dompne.
dumsle, Harnblase, Voc. 134; vgl. Pier son's Conjectur ÄMS.
VII. 580. 584.
dups, Prov., der Hintere, podex (poln. dupa).
dürai^ nom. pl., schüchtern, scheu, Ench. 60, vgl. burai.
düs, dous, Prov.^ Iltis, auch als Familienname vorkommend (vgl. russ.
dus/sü, dusdf, poln. dus^q, dusic, würgen) s. AMS. VIII. 611.
düsai-surgawingi^ nom. pl., Seelsorger, Ench. 52, statt des acc. oder
dat. gebraucht; vgl. surgaut u. das flg.
dusi, nom., Voc. 153, düsin, dousin, daüsin^ acc., Seele. Ench. 14.26.
46. 48. 53 (litt, dussia, lett. duhscha, kslav. russ. poln. dussa).
düschak (sch=ii) Prov. plumper, dummer, unbeholfenerMensch.
(litt. diAzas, dick, beleibt, daher ungeschickt, plump), s. AM8. VII. 594.
duikis, Hamster. Voc. 669 (nicht dutkas, vielleicht aber du^ikis zu lesen).
dwai, zwei, der Form nach nom., der Construction nach acc. für dwans
nach Analogie von abbai, nom., abbans, acc. Ench. 32. 37; vgl. Bopp
S. 43 (sanskr. dvi, dvau u. s. w.) vgl. dwi-bugüt, dun-gubbus.
dwarg, twarg, pl. dwarge, kleinerKäse, der nicht aus frischer, son-
dern aus geronnener Milch gemacht wird. Prov. (lett. twahraka,
kslav. twarogu, russ. twarbg, tworog, poln. twarog, böhm. twaroh,
die geronnene Milch, der Käsebrei, deutsch quark, mhd. auch twarc,
gen. twarkes)\ dwarg wird hier hochdeutsch in 0werg verballhornt;
vgl. glomsd.
dwi-bugü-t inf., zweifeln. Ench. 32 falsch gebraucht ; dwi-gubbu {vfohl
fehlerhaft für dwi-bugü, aus Verwechselung mit durir^ubbus, s. Bopp
S. 43. 44), er zweifelt, Euch. 44 (poln. bujac, sich schaukeln, schwe-
— 35 —
ben, baumeln, unstät umherschweifen, daher dwirhugüt, zwischen
zweien schwanken).
dwi-hugüsnan s. per-dwi-bagüsnan,
dm-gubhus, gen., doppelt. Ench. 52 (litt, dwi-guha.% doppelt, kslav.
gubiti, su^ubiti, duplicare, sti-guhU, duplex, su-gubu, plica, stiguibati,
plicare).
E.
eh, auch ep, ab (litt, ap) Verbalpräposition, den deutschen ab- und be-
entsprechend.
ebangelion, Evangelium, Ench, 52. 78. 80; vgl. euangelistai.
[eb'inir-f] eb-immai, er begreift, enthält, en sien, in sich, Ench. 32;
s. im-t
[eb'Senclit, bezeichnen] ebsencliuns, part, act., assei, du hast be-
zeichnet. Ench, 76. 85. Im Texte steht eb-sentliuns, aber s. senclit.
[eb-signä-t, segnen] eb-signäuns, part, act, assei, du hast gesegnet,
Ench. 76. eb-signäts nom. sg., ab-signätai nom. pl. part, pass., ge-
segnet 73. 81. eb'Signä, er segnete 79. eb-signäsi opt., er segne 97;
s. signä't
eb'Signäsnan, ab-signasnen, acc, Segen. Ench. 76. 84.
[eb-winü-t, beschuldigen] eb-winüts, nom. sg., eb-winütei, nom. pl.
part, pass , beide Formen nur mit m-, s. ni-ebwinüts.
edeiUe, Kat L, für ideiü, s. id.
eden, Kat. I. für idin, s. d.
ei-t, inf., gehen (nur mit ^er-), eisei, du gehst, Ench. Albeit, ergeht,
es gehe (auch mit per-) 4. 60, eimai, wir gehen (mit per-), jeis
imp. sg., geh 38 {Kat. I. geis, mit per-)^ jeiti, imp. pl., gehet 28.
{Kat. I. jeithy\ eilai^ opt., er gehe 86 (auch mit per-)^ eysey, opt , er
gehe [Kat. IL mit par-)^ eukete^ komm her Gr. (soll heissen : gehet,
ist aber keine preussische Bildung, sondern das litt, eikite) (sanskr.
i, praes. emi, inf. etum, litt. eim\, jetzt einü, inf. eiti u. s. w.)
ei4ng-iskai aus der Wurzel ei (ei-t) gebildet zunächst durch Suffix
4ngas, dann durch daran gefügtes Suffix -isJcas, wie laust-ingis,
laust-dng-iskan, poJclusnir-ings,poMusm'ing'isJcan,teis-ingi, teis-ing-iskas,
wert-ings, wert-ing-iskan; s. par-ei-tngiskai.
eissannien, eisennien, das Gehen, s. mit en- und is-.
[eyswa] eyswo, Wunde, Voc. 159 (kslav. russ. jäzwa, böhm. gizwa,
dass.; vielleicht lett. aisa, Riss, Spalte).
etbing, elbinga, elbingum, Ordenshaus und Stadt, und elUng, elbingus,
Fluss Elbing. Dusb. III. 15. 16 und sehr oft in CdP. und in
MhW. desgl. SrP. IL 121; bei Wulfstan heisst der Fluss ilfing,
NPBl a. F. VI 291.
3*
— 36 —
eldithen, elditten campus MhW. L, das heutige Kirchdorf eldiUen,
Kr. Heilsberg.
elling, ailing, See bei Hohenstein. MhW. IL Henne nb. H. 10.
elme, elmone, almonia, Fluss. MhW. L Hennenb. II. 6., auch ylme s. d.
em, Nebenform der Präpos. en vor labialen Consonanten. JEnch. 25
em perbandasnan, so auch in den folgg. Compositis.
em-baddtisisi, er steckt, JEnch. 80. 82, mit en c. dat. construirt; es
scheint eine Reflexivform mit fehlerhaft wiederholtem Reflexivsuffix zu
sein, für em-haddttrsi, er steckt sich hinein ; der Uebersetzer hat offen;
bar die deutschen Verba stecken und stechen miteinander verwech-
selt; s. die Wurzel bad und litt, i-badaü, d. i. in-badaü, hineinstechen.
[emslna] emelno, Mistel, Schmarotzergewächs auf Bäumen, viscmn
album, Voc. 646, hier im Volksmunde allgemein mi^el gesprochen
und so auch im Voc. geschrieben (litt, emalas, dmalis, lett. ahmuls,
ahmuls, russ. omela, poln. jemiola, böhm. mylj, m^lj).
emmens Kat. I. IL, emnes JEnch. 20, nom., Name, emnen JEnch. 2.
20. 28. 38. 66. 69. 75. 86., emnan 2. 22. 88. 92 (Kat L emmen)
acc. ; — emmens, nicht emnes, scheint die ursprüngliche Nominativ-
form zu sein, dazu acc. entminen, contr. emnen; Ygl. Jcermens, nom.,
Jcermenen, contr. kermnen, acc, Jcermenes, gen. (Wurzel sanskr. mnä,
gedenken, davon kslav. imq, gen. imene, poln. imiq, russ. imja, Name).
em-perri, adv. zusammen, JEnch. 75 ; vgl. pyrint, peroni u. die hier folgg.
emrpyreisku, dat. mitPräp. en, en empyreishu, in Summa. Ench. 26,
s. das flg.
emrpyrint, inf., versammeln, als part. pass, gebraucht. JEnch. 82.
emrprtki, em-prtkin (auch mit ^ in 2. Sylbe), dagegen, dawider,
mit den Verben as, billtt, stallU, waitiat, s. die flgg. und priki.
[emprikin-billU, entsagen, sich \o sssigen] emprikin-büle, Ulli, ich
entsage; emprikin-hilli, du entsagst. JEnch. 90.
empriki-sins, nom. sg., emprtki-sentismu, dat. sg., gegenwärtig.
JEnch. 81. 83. s. sins.
[empriki'StalU't, widerstehen] empriki-stalle, -stallai, er widersteht,
JEnch. 54. 63.
empryki'StalUsnan, acc, Widerstand. Ench. 83.
[emjpr^Ä;i-M;«i^ia^, widersprechen] empryki-waitiaintins, acc.pl. part,
praes. act., die Widersprechenden. Ench. 51.
en, praep. c acc. und c. dat., in, an, auch in der Verbalcomposition,
dafür zuweilen an, vor labialen Conson. em. Ench. oft. (Kat. L an,
Kat. IL. an, aen, en), en-stan, hinein, darin 66. 79, en-stesmu, daran,
darin 32. 76.
en-bändan, adv. unnütz. Ench. 2, im Kat. LL. en-baenden mit doppel-
ter Negation, tou ni tu/r... ni enbaenden westwey; ein Wort un-
sicherer Etymologie; mit der Wurzel band, versuchen, ist es nicht
füglich in Verbindung zu bringen.
— 37 —
[en-^lort sien, sich begeben], en-^ast sien, er begiebt sich (in einen
Kampf). Emh. 88. s. dä-t
en-deiri't, en-dyri-twei, inf. ansehen, Ench, 24. 86. en-deirä, er sah
an, 73, en-^iris, imp. sg., sieh an, 34. s. deirU.
en-dyrt'twei, en^iris s. erirdeirv-t
en-dirisna, nom., das Ansehen. Ench. 62.
en^ssannien, ace, Eingang. Ench. 87; s. ei-t.
[en-gaur-t, empfangen] en-^aunai, enr-gaunei, er empfange 84* 86. s.
gattrt
engels, nom., Engel, Ench. 46. 48, angol Gr. (litt, ängelas, lett.
engelis, kslav. antgelU u. s. w.)
enr-gemmons, part, act., angeboren. Ench. 86. s. gemr-ton.
[en-gerdau't, ansagen, erzählen] en-gerdam, imp. sg., sage an, er-
zähle. Ench, 37. s. gerdatd.
[en-^raudi-t, sich erbarmen] en-graudls, imp. sg., erbarme dich
Ench. 35. s. graudi-t.
en-graUfdisnan, ace. (auch mit y), en^raudtsnas, gen., Barmherzig-
keit. Ench. 80. 81. 85. 86.
en-gravdtwingSy nom., barmherzig. Ench. 95.
m-im-t, en-im-ton, inf. annehmen, jFncA. 83, ew-immaw5, part, act.,
astai, ihr habt angenommen; en-imts, an-inds, part, pass., an-
genommen, genommen, und adj. angenehm 72. 73. 82. 88. en-fm-
mimai-sin, mit vorangehendem mans, wir nehmen uns an, 78. s. im-t.
evirimmewingi, adv., angenehm. Ench. Tl. s. d. vor.
en-imumne (?Drckf.?) angenehm. Ench. 56.
[en-JcaitU, anfechten, quälen] en-kaiütai, an-kaiütai, nom. pl.
part pass., angefochten, gequält, geplagt. Ench. 25. 39. vgl.
TcaitU.
en-kausint, anrühren. Ench. 79. s. Jcausint.
en-kermenintSj en-Jccrminints, nom. sg. part, pass., einverleibt.
Ench. 88. 95. s. Jcermens.
[m-Tcop-t, begraben] en-kopts, part, pass., begraben. Ench. 15. 31.
91. (Kat. I. encqps, Kat. IL enquoptzf] s. hop-t.
[en-laiJcut, anhalten] en-laikümai, wir halten an, ermahnen, Ench.
10, cn-läihuti, imp. pl., haltet an. 65. s. laiktht
[en-laipint, anbefehlen] en-laipints, part, pass., anbefohlen, I}nch.
11. en-laipinne, 66. nach dem Deutschen, sie fangen an, begin-
nen (den Ehestand im Namen Gottes), der Uebersetzer hat aber
wohl etwas anderes ausdrücken wollen, s. laipint.
[en-mig-t, einschlafen] en-migguns, part, act, Imperativisch ge-
braucht: eingeschlafen! Ench. 48. s. mig-t; vgl. grimons, gubas.
ennoys (calde), Fieber, Fieberfrost, Voc. 158. (litt ynis, russ.
\nea, Reif an den Bäumen, kslav. inije, pruina, nix confertim ca-
dens). Pierson VIL 580.
— 38 —
[en-sadin-t, einsetzen] en-sadinnons, part, act., assei, du hast einge-
setzt, Ench. 85. en-sadints, en-sadinton, part, pass., eingesetzt. 40.
67. s. sadint
en-sadinsnan, ace, Einsetzung. Ench. 76. 77.
ensaif adv. auf, in der Verbindung immais sten ensai, nimm ihn (den
Täufling) auf. Ench, 84: vgl. unsai.
ensus, vielleicht en-sm etymologisch abzutheilen, adv. umsonst,
Ench. 54. (russ. w-süe, umsonst, vergeblich, suetä, Eitelkeit, kslav.
sm, vanus, wü-siije, frustra, sujeta, vanitas); das auslautende s in
ensits ist auffallend.
[en-teiku't, verordnen, anordnen] en-teiJcüunSy part, act., assei, du
hast verordnet, Ench. 76, en-teiküton, part, pass., ast^ es ist an-
geordnet, 54. s. teiku-t
en-teiMsna, nom., cn-teiJcüsnan, acc. sg., en-teikusnans, acc. pl, Ord-
nung Ench. 54. 57. 66. 77. Weise 39. Form 77. Orden 51.
s. d. vor.
[en-tensit, einfügen, einfassen, einschliessen] en4ensits, nom.
sg., en-tensitai, nom. pl. part, pass., eingefasst, umfasst, einge-
schlossen, inbegriff'en. Ench 28. 65. s. tensi-t. '
[en-terp't, nützen] en-terpo, es nützt, Ench. 29, wo das o am Ende
vielleicht Drckf. für a oder e ist; s. terp-t
en-terpen, cn-terpon, nom. neutr., nütze, nützlich. Ench. Titel, 42.
s. d. vor. und an-terpinsqimn.
en-tickrikai, adv., flugs, Ench. 48, ist vielleicht zu trennen : en tickri-
kai; s. tickars.
en-tlaku, er drischt, s. arrientlaku, und tlaku.
[en-waidint, anzeigen, andeuten] en-waidinnons, part, act., assei,
du hast angedeutet, Ench. 85. s. waidint.
\en-waitiät, anreden] en-waitia, er redet an, Ench. 69. s. waitiät,
[en-wackit, anrufen] en-^acke, sie rufen an, Ench.bO.^ en-wa^kemai,
en-wackeimai, wir rufen an, 2. 84. s. wacki-twei.
en-wertinnewingi (teckint) abwendig (machen), Ench. 10. ist wohl
Drckf. für ep-wertinnewingi, weil die Präp. en- nicht dem deutschen
ah' entspricht.
ep, praep., s. eh, ab.
ep'deiwütint, inf., beseligen. Ench. 86. s. deiwut-s.
ep-kieckan, acc, Laster. Ench. 25.
ep-mentimai, wir belügen, Ench. 8, s. mentinmi.
ep'ivarisnan, ep-warrisnan, acc, Sieg. Ench. 25. 83., s. warrin.
ep'Wertinnemngi (teckint), abwendig (machen) ist Ench. 10 zu
lesen statt en-tvertinnewingi, s. d. und wartint.
er, praep. 1) bis, immer in Verbindung mit einer zweiten Präposition,
er in, bis in, er prei, bis an, bis zu. Ench. 22. 87. 2) Verbal-
präposition, dem deutschen er- entsprechend; vgl. ergi.
— 39 —
er-ains, nom., er-ainesmu, dat., jeder. Ench. 6. 54. 55. 61. 65. 66;
(wörtlich: bis auf einen?) s. ain-s.
ereyno, erino, eryno, alter Name der Burg rinow, s. d. ürk. v. 1258.
NPBl VIIL 342. 344.
er-derkts, part, pass., vergiftet, Ench. 81. s. derk-t
ergi, praep., bis, ergi en, bis in. Ench. 11. s. er.
erino s. ereyno.
eristian, Lamm, Voc. 681. (litt, eras, eris, lett. jehrs); -istian
ist Diminutivendung zur Bezeichnung des jungen Thieres, s. g&rti-
stian, wosistian, dg\.prastian, werstian; vgl. indess Pott Beitr. VI. 1 18.
[er-kinint, erledigen] er-kmina, er erledige, befreie, Ench. 83; der
Uebersetzer ist an der Stelle aus der Construction gefallen, welche
den Infinitiv erfordert; s. Mnint.
er-laiküt, erhalten, bewahren, aufrecht erhalten, Ench. 25.
55. 83 (in 83 als part. pass, gebraucht); er-laiküuns, part., act.,
ast mien, er hat mich erhalten, 18. er4äiku, er erhalt^ 18. s. laiktht
er-längi, er erhöhe, erhebe. Ench. 63. 97. s. läng,
ennen camptis. MhW. IL
ermyni, die Ermeländer, aus dem Dusburgschen Epitomator, Voigt
Gesch. Preuss. II, 615. NPBl. a. F. XI. 72.
er-mirit, erdichten. Ench. 37. s. mtrit.
er-nauntsnan, acc, Erneuerung, Ench 30, wo er-nauntsan Drckf.
ist; das Substantiv setzt einen Infinitiv er-naunU voraus, s. naun-s.
[er-nertU, erzürnen] er-nertimai, wir erzürnen, trans. Ench. 4. er-ner-
ttuns, part, act., asmai stans, ich habe sie erzürnt, 35; asmai sen
maisei polltgun er-nerttuns, ich habe mit meines Gleichen gezürnt,
gehadert, intrans. 35. s. nertt-t, nertien.
[er-pilnint, erfüllen] er-pilninaiti, imp. pl., erfüllet. Ench. 73. s.
pilnan, pilnint.
er-sinnat, erkennen, Ench. 23. 83., er-sinnimai, wir erkennen, 33.
er-sinnati, ihr erkennet, 53., s. sinnat.
[er-swaigstint, erleuchten] er-schwäigstinßi, er erleuchtet, Ench. 18.
er-schwaisttuns, part, act., ast, er hat erleuchtet, 18; beide Formen
stimmen nicht zu einander; denn abgesehen von dem im part. act.
ausgefallenen g setzt das Präsens einen Infin. schwaigstint, das
Partie, einen Infin. schwai(g)stU voraus; s. swaigstint, po-schwaig-
stint,
[er-trap't, übertreten] er-treppa, sie übertreten, Ench. 12; s. trap4.
es, Kot. II. für as, ich.
esse, praep., von, c. acc. u. c. dat. Ench. 8. 49. 54. 55 und oft; esse
Adam, von Adam her, 80. (Kat. I. assa, Kat. IL assae, aesse, aese,
haese, assa),
essei, assei, du bist s. as.
esketres, der Stör, adpenser stwrio^ Voc. 567. (litt, in zwei Formen,
— 40 —
erszhetras, von erszketis, Dorn, Stachel, und asetras, kslav. jesetrU,
russ. osetr, poln* jesiotr, böhm. gesetr).
esoce s. assegis.
estei, astai, ihr seid. s. as.
eS'teinu, von nun an, JS'wcä. 87., wohl für is (einu, s. teinu.
[estureyta] estwreyto, Eid exe. Voc, llß (kslav. jaszterU, jas^terka,
russ. jäszczer, iäszczerica, poln. jaszczur, jaszczurha).
eswiten, Dorf zur Kirche Heiligenkreuz. GDK L 134.
et, Verbalpräposition, entspricht theils litt, at, auf, in die Höhe, zurück,
wider, theils deutschem ent-.
\et-baudint, aufwecken], et-hauäinnons, part, act., wirst, er wird auf-
erwecken, Ench, X^^et'haudints, part, pass., auferweckt 31, s. haudint,
et-gimsannien, acc, Wiedergeburt, Ench. 84, s. gem-ton (litt, at-
glmti, renasd).
et'kümps, adv. wiederum. Ench, 24. 31. 72. 95. s. Mmps.
[et-laikut sien, sich enthalten] et-läihthsin, er enthalte sich. Ench.
66. s. laiJcidrt
etneiwings, nom., gnädig. Ench. 22, s. etntwings,
etnistin, etnystin, etmstan, acc, etnistis, gen., Gnade, Segen. Ench.
12. 14. 26. 66. 78. 81 u. oft (über 78 s.daian). Das adj. etntwings etc.
lehrt, dass in etnistis die Endung -stis Wortbildungssuffix ist (kslav.
otUnesq, otu-nesti, auffere, ahditcere, etwa peccata?). s. ni-etntstis.
etmstiS'laims, nom., gnadenreich. Ench. 30.
etntwing-s, etnymng-s, nom., gnädig. Ench. 22. 38. 94. 97 (94 als
adv. gebraucht); Nebenform etneiwings s. d.
etntwingisJcai, etniwingisku (auch y für ^), adv., gnädig, gnädigli eh.
Ench. 48. 76. 86. 95. 96.
[et-sM4, aufstehen, auferstehen] et-skmns, et-sktans, part, act,
auferstanden. Ench. 15. 16. 91 (Kat. I. att-sktwuns, Kat. IL et-skyuns),
et-sMsei, du stehst auf, 45, et-sktmai, wir stehen auf, 31. s. skt-t.
et-sktsnan, Sicc., Auferstehung. Ench. 17. (Kat. L at-skisenna, Kat. IL
et-skysnan).
et'träi, et-trais, s. at-trä-twei.
[et-wer-t, öffnen], et-were, du öffnest, thustauf, Ench. 49, et-werreis,
imp. sg., öflfne 84, et-wiriuns, part, act., wirst, (man) wird öffnen, 84.
s. wer4.
et-werp't, et-wierp-t, erlassen, vergeben, Ench. 24. 48. 83 {etpwerpt
83 Drckf.), et-merpons, part, act., ast, er hat vergeben 93, et-wierpton,
part, pass., ast, als pl., sie (die Sünden) sind vergeben 32, et-werpe,
ich vergebe 38, et-wierpei, er vergiebt 18, et-werpimai, wir vergeben 24
(Kat L at-werpimay, Kat. LL. et-werpymay); et-werpeis, imp. sg.,
vergieb 24 (Kat. L at-werpeis). s. werp-t, tvierp-t.
- 41 —
et-werpsenninj -werpsennien, -werpsennian, ace, Vergebung. Ench. 17.
29. 32. 35* 37. 41. 43. 92. (Kal I. at-werpsannan, att^,)
et-werpsna, nom., Vergebung. Ench. 38. 42.
et'Winut, entschuldigen, JEnch. 8. s. tvinü-t
et-mriuns, s. et-wer-t.
euangelistai, nom. pi., die Evangelisten, Ench. 40, vgl. ehangelion.
eukete, s. u. ei-t
emng, ewynk locus bei Saalfeld. CdP. IL 107. 108. ÄMS. IX. 323.
F.
falsch-wideJcausnan, acc, falsches Zeugniss, Kat.L; der erste Theil
ist deutsch; vgl wydikausnan, redde-wydikausnan.
valx s. unter W.
[gahawa] gabawo, Kröte, Voc. 779. (russ. mba, poln. mbsJco, Kröte,
kslav. poln. böhm. illyr. mha, Frosch, böhm. zemsha mha, Kröte). Die
Begriffe von Kröte und Frosch laufen in den balto-slav. Sprachen
durch einander; vgl. crupeyle, und auf germ. Gebiet seh wed. pag,
Kröte, mit niederd. pogge, Frosch.
gadint, verderben, nur in po-gadint, s. d. (litt, gadinti, pa-gadinti,
verderben, tödten ; vgl. kslav. gaditi (praes. gazdq) vituperare, dbominari,
kroat. gaditi, inquinare).
gaydiSy Weizen, Foc. 259, s, dagorgaydis. Gr. verwechselt die Namen
für Weizen und Gerste ; er giebt geyde, Gerste, und mayse (s. moasis)
Weizen ; an gaydis erinnern die Dorfnamen geid-lauken, jeydow, geidau.
gayle campm. MhW. L
gaylis, weiss, Voc. 459 (durch Verschiebung des Anlauts kslav. 6je?Ä,
russ. hjelyi, poln. hialy, böhm. bild, litt, bäl-tas, lett. bal'ts\ Pierson
VII 580 u. Pauli Beitr. VII. 190 wollen im Voc. gay sis lesen);
hieher vielleicht der Name gail-garben, geil-garben „der weisse Berg",
heute gallgarben Kr. Labiau.
gayliten villa, MhW. IL, etwa das Dorf galitten Kr. Friedland.
gaylux, Hermelin, Voc. 661., wohl etymologisch zu gaylis gehörig;
die Form ist Diminutiv „das Weisschen''; vgl. wosux.
gaitiss, Name eines Ackerstückes. NFBl. XI. 74.
gallan, acc, Tod, Ench. 15. 16. 29. 31. 81. 9t, im Voc. golis, s. d.;
vgl. gallin-twei (litt, galas, lett. gals, Ende, lett. gallcht, endigen).
galanda, galendia, galindia (galindo ? TcG. 7), die Landschaft galindien.
Dusb. III. 3 u. oft. MhW. L 61. 89. 90; vgl. golmtz.
— 42 —
gallans, ace. pi., die Tod ten, Ench. 31; vgl. die analoge Bildung
gywans, die Lebenden, zu giwei nom., giwan ace, das Leben.
[galb't, helfen] galbton, part, pass {mit po-); galhimai, wir helfen,
Ench. 5 7, galbse, 2. sg. opt., als imp. gebraucht, hilf. 20, galbsai,
galbse, 3. sg. opt., er helfe. 45. 47. 74. (litt, gelbeti, lett. glahbt,
helfen, lett. gelbeht, retten, glabbaht, hüten, beschützen); \^, po-^albany
po-galb't
{galba\ galbo, Haupt, Gr,\ vgl. gallü, galiva, glawa.
[galda] galdo, Mulde, Voc. 365. (litt, gelda^ gelde).
gaU'lauken campus bei Ragnit. NPBl. a, F. IV, 38.
galendia s. gdlanda.
gallias^ Prov,^ ein flaches Schiff, auf welches das auf den Haflfkähnen
ankommende oder abgehende Getreide verladen wird, um durch die
flachen Flussmündungen transportirt zu werden (kslav. galija, golija,
yaXia, triremis, mhd. gälte),
gallin-twei, tödten, Ench, 5 (Kat, I, II, gallin-twey), s. gallan.
galind, galinde, gdlindin, gdlind silva. AMS, VII, 299. 300. 312.
galinden, gallinden, mehrfach vorkommender Dorfname, z. B. für das
heutige Kirchdorf gallingen Kr. Friedland. CdP. III. 161. MhVf.
I, IL 526.
galindia, s. galanda,
galintcze, gdlyncze, gelland lacus MhW. III,
galms, nom. viri, CdP, IL 182; daher Vorwerk gallmen, Kr. Preuss.
Holland.
gallü, nom., das Haupt, Ench, 70; in der Flexion jfa?t<;a s. galwas-
dellths, und vgl. galba, galwa, glawa, per-galms (litt, galwä, lett.
galwa, kslav. glawa, poln. glowa, russ. golowa, böhm. hlawa, Kopf,
russ. glawa, Hauptstück, Capitel).
[galwa] galwo (vorfues), Vorstück, Kopfstück am Schuh, Voc. 504,
der den vordem Theil des Fusses bedeckende Theil des Schuh's oder
Stiefels, in dem die Zehen stecken ; vgl. deutsch „vorschuhen", russ.
golowy, Vorschuhe an den Stiefeln; s. gallü, glawa.
galwaS'delUks, Hauptstück, Ench. 43. s. dellths.
galwone, älterer Name des Dorfes galwunen bei Rastenburg; vgl.
wallewona, NPBl. a. F. XL 191.
gammer e, gamür, gaumir aqua. MhW. I.
gannan, gannai, gannans s. genna,
gandams, der Storch, Voc, 716 {gandams steht sehr deutlich in der
Handschrift ohne i-Zeichen, trotzdem wäre man berechtigt gandanis
zu lesen ; es ist aber überhaupt zweifelhaft, ob das Wort dort richtig
geschrieben ist ; das litt, gändras führt auf die Vermuthung, dass
gandams Schreibfehler für gandarus oder gandaris sei).
gande-lawken s. grande-lauke,
ganner^ Prov. im Ermlande, ein Mann, der gegen eine sehr massige
— 43 —
Wohnungsmiethe seinem Vermiether für einen festgesetzten Tage-
lohn stets zu Dienste sein muss, und nur dann zu andern Herren
in Arbeit gehen darf, wenn jener nichts für ihn zu thun hat; ein
solcher Ganner ist also ziemlich dasselbe, was man in andern
Gegenden Ostpreussens Instmann nennt; (ursprünglich bezeichnete
das Wort ganner wohl einen Hirten, von litt, ganaü, ganyti, lett.
gannu, ganniht, hüten, lett. gans, pl. ganni, Hirte), s. ÄMS. VIIL 677.
gannikan, acc, Weibchen, Weiblein, als Geschlechtsbezeichnung,
Ench. 73; vgl. genna und wyrikan.
gäntsan, acc, gantsas, gen., gantzd, dat. adv, ganz. Ench. 81. 96.
Germanism.
gaj)4, s pongaptis.
gapotüido silva. MhW. L
garbe, gar bis, garbs, garbes, garwe, Berg, sehr häufig in Urkunden
und Localnamen; vgl. die urkundlich belegten Namen yra-ga/rbis,
Jcale-garbs, lade-garbe, lage-garbs, layde-garbe, layge-garbes, läppe-
garbe (lappchgarwe, leppen-garbe), leJce-garbe, lule-garbis (lule-garbs,
luge-garbs), mante-garbs, smayd^-garbs (-garbe), swente-garben ; un-
belegt sind vorläufig die heutigen Namen an-garben, gail-garben,
gal-garben, galt-garben, cum-garben, lam-garben, mod-garben, rück-
garben, sans-garben, schmül-garben ; mit umgestellten Elementen haben
wir garb'Seiden, po-garb-lauken, ferner die grammatischen Ableitungen
ga/rbeniken, garbnick, garbow, garbkk; auf littauischem Gebiet haben
wir den Namen des Guts szrmr-garbs an der Deime, von den Deut-
schen schnerberg genannt. Das Voc. giebt gräbis, Berg, s. d., eine
Form, die in Urkunden und Localnamen nicht vorkonmit.
garbkk, ehemalige Heidenburg in Samland in der Nähe des heutigen
Kranz, TcG. 20; der Name könnte Diminutiv zu garbs sein.
garbow^ nomen loci. AMS. VIL 308.
gardenga fluvius. MhW. L
garrewingi, adv., brünstig Ench. 86; vgl. gorme, gora.
garge^ d. i. wohl garie, Baum, Nebenform zu garrin, garian^ acc ; in
einer Urkunde von 1330, ÄMS. VII. 295. 310, wird ywo-garge,
ywe-garge durch houwinboum glossirt, s. ywa; und ebenda S. 306
finden wir leke-garge als Nebenform zu leke-garbe.
garian^ Voc. 628., garrin Ench. 72, acc, Baum; s. das vor. (litt.
gtria, gtre, Wald; vgl. median),
garkity, Senf, Voc. 269 (kslav. gorucha, russ. poln. gorczyca, litt.
garstpis).
garxede, garxyede lacus. CdP. IV. 186. MhW. Ill 29. 67.
garzanum clatistrum in Pomesanien, das heutige Kirchdorf gross-garz,
Kr. Marienwerder. CdP. IL 11 flgg.
[gasta] gasto (stmke), Ackerstück, Voc. 238 (lett. pa-gasts, herr-
— 44 —
schaftliches Gebiet, kslav. po^ostt, regio, russ. po^bsf, Kirchspiel).
Pierson VIII. 363.
gattamnt, bereiten (mit ^o-), gattatvints, part. pass, (mit ^o- und ni-
po-), gaUawinlai, opt. (mit po-) ; (litt, gdtawas, lett. gattaws, kslav.
gotowu, russ. gotbwy'i, poln. gotowy, bereit, fertig; litt, gatäwytij
kslav. gotomti, gofowati, russ. gotbmf, bereiten) s. po-gattawint,
gaurt, inf., empfangen (mit ^o-); gauuns, part, act., «(;irs^, er wird,
sie werden empfangen (auch mit au- und po-)^ Ench, 54 61; jfawfe,
nom., gauton^ acc, gautei^ nom. pl. part. pass, (nur mit jpö-) ; gaunai,
gaunei, gauni, er empfängt, er empfange (mit m- und po-); gaunimai,
wir empfangen (mit aur und ^ö-) ; (litt, gdunu, gawaü, gduti, em-
pfangen, lett. obsol. gauju, gahwu, gaut, haschen, fangen). •
gaudeke, gaudiJce^ nom. viri, NPBl, 3. F. F. 300, daher gaudecken,
das heutige Vorwerk gaifken, Kr. Fischhausen, NPSl. a. F. IV. 369,
bei Hennenb. 147 noch gaudtke genannt.
gauladin campus NPBl. 3. F. V. 301, etwa das Dorf gauleden, Kr.
Wehlau.
gawlne [gaulne] nom. loci in Samland. ÄMS. VIL 308.
gaumir, s gammere.
geasnis, Schnepfe, Voc. 753.
geauris, Wasserrabe, Voc. 1hl \ in der Handschrift steht deutlich
-ralCj sonst könnte man wegen der Nähe des Wasserhuhns an die
Wasserralle, rallus aquaticus, denken; s. AMS. VI. 319.
gedaute, geduthe, nom. viri, NPBl. 3. F. V. 300 301, daher Dorf
gedauten, Kr. Baunsberg, Dorf giedauten, Kr. Fischhausen.
gedawe, nom. viri, NPBl. a. F. VI. 174 und 3. F. V. 301 ; daher
vielleicht Gjit und Dorf gedau, Kr. Heiligenbeil; indess wird dieses
gedau in der Urkunde MhW. II. 522 jeydow genannt.
gedete, jedete, nom. viri, Dush. III. 219. NPBl. 3. F. V. 300, dazu
vielleicht Dorf gedaithen, Kr. AUenstein. --NPBl. a. F. IV 373. 377.
werden die Personennamen gedete, gedaute, jode, jodite, jodute einer
Conjectur zu Liebe mit einander identificirt (!).
gedylgen, gydiligeyn campus.^ villa MhW. Z, gedilgen, Dorf im Kr.
Braunsberg, unzweifelhaft zu gedilie^ nom. viri. NPBl. a. F. VI. ML
gedune, jedun, nom. viri, Dusb. Ill 71. NPBl. 3. F. V 301. TcG. 17,
daher Dorf geduhn-lauken Kr. Labiau.
geduthe s. gedaute.
geeyse, Reiher, Voc. 718 (litt, gersze, gensze, gerne, lett. dsehse).
gegalis, der kleineTaucher, colymbus minor, Voc. 759 {lett gaigala,
gaigalis, Taucher, litt, galgalas, Enterich, russ. gbgoV, anas clangula).
geguse, Kukuk, Voc. 731 (litt, ge^e, gegu^e, lett. dsegguse).
geide, 3. praes., sie warten, no, auf etwas, Ench.bO., gieide, erwartet
49. (lett. gaidiht, kslav. zdati, Udati, kdati, russ. zdaf, o-Sidäf, warten,
erwarten, harren ; litt, geidm, gelsti, gaidduti, lüstern sein, sich sehnen).
— 45 —
geyde, bei Gr, irrthümlich Gerste; es ist der Weizen, s. gaydis.
geydowe, das Dorf geidau bei Fischhausen, NPBL VIII. 342; vgl.
jeydow.
geyserich s. geserich.
geit'S, nom., Brot, Ench. 2S,geytye Voc. 339 (verschrieben einsgeytys?\
geytho Gr. — geitin, geitien, geitan acc, Ench. 23. 40. 41. 72 (Kat. L
geittin, Kat. II geytien, geytiey) (Pott de ling. lett. nexu p. 55
erkennt geits wieder in litt, pipzr-getis, Pfeffernuss, Pfefferkuchen;
sonst vgl. kslav. russ. Mto, frumentum, poln. 0yto, böhm. ii^o, Getreide,
Roggen).
geytis, Huhn, Gr., s. gertis, gerta.
geiwan^ geimn, geywas, geiwans, s. giwei, gywans.
geJceritten campus, MhW. I, Dorf gegriUen Kr. Braunsberg.
gelland s. galintcze.
gelatynan, gelb, Voc. 464 (litt, geltas, geltonas, lett. dseltens, seitens,
russ. ^elty'i, poln. 0oUy, kslav. Hütit, böhm. Muta).
gelMneis s. gemneis.
gelditen granicia. MhW. I.
gelle-koUe, gelle-hollin, das Dorf kreJcoUen, Kr. Heilsberg. CdP. III.
161. MhW. 11 526.
[gfeZsa] gdso, Eisen, Voc. 522 (litt, gelem, geUls, lett. dsefee, kslav,
hljezo, russ. zeljezo, poln. zelazo, böhm. hlezö).
geltän (gältän) Prov., ein Gespenst, das häufig in den Volksmährchen
genannt wird; es ist das litt, giltine, giltine, die Pest- oder Todes-
göttin der Littauer; die Deutschen der Provinz deuten es jetzt
missverständlich, als ob es plattdeutsch wäre, durch Gelb zahn.
gem-ton, inf., gebähren, JEnch. 71. — gemmons (auch mit 6W-), gemmans
(auch mit nauna-), part. act. in pass. Sinn: geboren 15. 16.80.91.
93.95., einmal, 93, in activem Sinn: gemmans ast, hat geboren. —
gimmicsin, acc. part. act. (mit ainan-). — gimton^ nom. part. pass,
geboren (mil naunn-), geminton, acc. part. pass, (mit ainan-). (litt.
gemü, g\mti, lett. dsemu, dsimt, geboren werden; litt, gammti, lett.
dsemdeht, gebähren, zeugen; vgl. gennan, gannan, sanskr. gan)\ s.
gimnis, gimsennien, und die Compos, mit ainan-, anters-, en-, et^,
nauna-, per-, prei-.
gemente lacus MhW. III 29 {CdP. IV 186 hat gemsrite).
genna Gr., genno Voc. 188, nom., Weib, gennan, gannan, acc. sg.
Ench. 10. 14. 68. 70. 71. 72. 73. 76. — gennas, gen. sg. 51. 70. —
gennai, gannai, nom. pl, 59. 70. — gennans, gannans, acc. pl. 58.
69. 70. — gennämans, dat. pl. 59 (sanskr. ganz, kslav. russ. zenä, poln.
Iowa, goth. quino, griech. yvvij u. s. w., von sanskr. ^an, lat. gen-
uit, griech. i-yev-ofAfp^ u. s. w.), s. gannan, gannikan u. das folg.
gennenisJcan, acc, weiblich. Ench. 58.
genix, Specht, Voc. 742 (litt, genp, lett. dsennis\ s. auch ayte^enis.
— 46 —
gentars, Bernstein, alte preuss. Bezeichnung, FBI XIV. (1835) S, 191.
Pierson Elektron S. 48. ÄMS. VIL 595. IX, 180 (litt, gentdras,
gintdras, lett. sihtars, sihters, dsinters, russ. jantär\ laus» jantar).
gerb't, sprechen, JEnch, 45. 47. 49. 87 (auch mit prei-)^ gerbais, imp.
sg , sprich, 74, gerbaiti, imp. pi., sprechet, 87 (litt, gärbinti, loben).
s. auch prei-gerbt
gerbaisa, (das) Beichten Gr, s. d. vor.
gerdaut, sagen, JEnch. 67. gerdatvi, ich sage, 79. gerdam, gerdawie,
er sagt, sie sagen (mit po- und prei-)\ gerdaus, imp., sage, 35. 37
(auch mit en-) (sanskr. gard^ sonum edere) ; s. en-, po-, preingerdaut.
gerdavia, gerdawen, s. girdaw.
gerko, nom. viri, CdP. IL 40, daher gerkin (a. L. cierJcin) forum^
Dusb. III. 133., wohl Dorf görJcen Kr. Preuss. Eylau bei Dexen;
vgl. auch Dorf gerkienen, Kr. Gerdauen.
[gerta] gerto, Henne, Voc. 764. s. das folg. u. laiica-gerta.
[gertas] gertis, Hahn, Wetterhahn, Foc. 203. 763., Gr.; auf einen
a-Stamm, gertas, weiset das Fem. gerto, d. i. gerta, hin. Bei Gr.
steht neben gertis in einer sonst guten Handschrift geytis, was aber
wohl zu verwerfen ist, weil in den Handschriften r und y leicht
verwechselt werden.
gerthin aqua. MhW. II.
gertistian, Küchlein, Voc. 765; vgl. eristian.
gert'lauken campus, villa^ MhW. 11. Dorf im Kr. Labiau, „Hühnerfeld"?
gerto-anax, Habicht, Voc. 713, nach Pott Beitr. VI. 116 wohl für
gerto-wanags, Hühnerhabicht, entsprechend dem litt, unsjd-^aruigis;
s. auch sperglorwanags und wanags, und ÄMS. VI. 319.
gerwe, Kranich, Voc. 715. (litt, gerwe, lett. dsehrwe, böhm. gerzab,
kslav. hraw^, zerawU, slov. ^erjaw, serb. 0era/w, russ. zwäw', mräwlt,
poln. 0uraw\ zoraw').
gerzitten, gerzithen (nicht ger ziehen) mons. MhW. I.
geserich lacus, Urk. von 1317, CdP. IL 95, der grösste der pomesa-
nischen Seen, in Urkunden von 1327 und 1 334 ^e^sericÄ geschrieben.
ÄMS. IX. 330. 332.
geten, eine Art Gräber bei den heidnischen Preussen, ÄMS. IV. 156.
VIIL 62; vgl. cappyn.
gewelta, eine Furt in Sudauen, CdP. V. No. 86; vgl. gwalte-wesse.
[gewin-t, arbeiten] gewinna, sie arbeiten. JEnch. 52. 53.
geunneis, Knecht, Foc. 191, wörtlich Arbeiter, aus dem vor., mit einem
dem litt, -'(ijas, -ejis entsprechenden Ableitungssuffix, daher wohl
geunne-is zu sprechen, vgl. artoys, medies; der Schriftzug der Hand-
schrift würde auch gestatten, das Wort gelbineis zu lesen und durch
Helfer zu übersetzen, von galbt. Mit. gelbet% helfen; aber einerseits
haben wir in den preussischen Ableitungen von galbt sonst nirgend
den Umlaut e, wie er im litt, bei dieser Wurzel vorherrschend ist,
— 47 —
andererseits würde bei einer Herleitung von galbt die Ableitungs-
sylbe 'in- sich nicht füglich erklären lassen.
gidan, acc, Schande, Scham, Ench.2b (litt, gcda); vgl. ni-gidings,
gidatd, inf., gydi, 3. sg. opt., nur mit sen-, s. d.
gydüigeyn s. gedylgen.
gidings zu gidan, s. ni-gidings.
giiide s. gfewfe.
gübede, gilben, gühes, gilMng, gilwe lams. MhW, IL CdP. IL 36 flgg.
s. güme.
güde-stäbs, güdi-stabe locus, AMS. VIL 305; s. stabis, Stein; der
erste Theil ist vielleicht identisch mit galda, vermittelt durch litt.
gelda, gelde, Mulde, so dass die Bezeichnung gilde-stabs, Muldenstein,
von der Form hergenommen wäre, wie bei umpna, tamus-galwo,
gile, Eichel, Voc. 591. (litt, gtle, lett. sihle, in den slav. Sprachen
mit Zusatz von nd^ kslav. hlqßi, russ. 'kel^^d\ poln. Isolqdz),
gülin, acc, tief, Ench. 68. (litt, gilüs, lett. dsilsch m., dsilla f.).
gilme, gilmen locus, MhW. IL identisch mit güwe, gilbede^ gilben,
gilwe s. gilbede, gilben.
gim-ton, acc. part, pass., s. gem-ton, nauna-gimton.
gimmans, acc. pl., s. per-gimmans.
gyme, gymen locus. CdP. IV. 186. MhW. III. 29. 67.
gymmer locus. MhW. IL
gimnis, gen., s. mit per- und mit prei-.
gimsonnien (mit et-)^ gimsenin, gimsennien (auch mit onters-)^ acc,
Geburt, Ench. 30, s. gem-ton.
gimmusin, acc. part, act., (mit oinan-)^ s. geni-ton.
ginneunngiskan, acc. adv., freundlich, Ench. 80.
ginnetoings, noni., freundlich, Ench. 50.
ginnis, voc. pl., ginnins, acc. pl., Freunde, Ench. 23. 80. 88; vgl.
milas ginnis s.- v. mil-s und gyny, voc sg., AMS. VIL 594 (litt.
ginü, gmti, hüten, beschützen, ginejos, Beschützer).
ginniskan, acc, Freundschaft, iJwcA. 89.
gyntos, Gr. in der Verbindung dyrsos gyntos, from man (zu gyntos
ist vielleicht litt, gentls, Verwandter, zu vergleichen).
gir-twei, loben, Ench. 14, girrimoi, wir loben, 2. (litt, ^mw, gfir^i,
loben, rühmen, sanskr. grinämi, ich preise, singe, gir, giro, Stimme,
Lied, Loblied) ; s. girrien, girsnan.
gtrbin, acc, Zahl, Ench. 86.
girdow, girdawe, nom. viri, daher girdaw, girdawia, gerdovia, gerdawen^
girdouge castrum. Dusb. III. 113. 360. Vossberg Münzen S. 44.
AMS: X. 84. Schloss und Stadt Gerdauen.
girrien, acc, s. po-^irrien.
gyrme, Urk. v. 1258, NPBl. VIIL 344, girmow, gyrmow, Urk. v. 1330.
— 48 —
AMS. Vir 297. 299. 300. Dusb, UI. 68, das Kirchdorf, ehemal.
Kammeramt germau, Kr. FischhauseiL
girrnis. Made, Voc, 786. (litt Jtirmis, kimiinas, iirmele, Wurm, Made,
lett. zimiis, zirminsch. Worm im Obst und Getreide, sanskr. hrimiy
lat. vermis, goth. vaurms ; die slav. Sprachen haben ir für m, kslay.
czrlici, russ. poln. czerw\ böhm. czenc).
girnoywis (quimej, Quirl, Handmühle, Voc, 317 (litt ginws, lett
dsima, dsinius, dsiniaica, poln. zama, russ. zenwica, kslav. zrünüicu,
böhm. zemow, goth. quaimus, ahd. ^»m).
girsnan, acc., Lob, £ll^/^. 57. 66, auch in üblem Sinne tcargan girsnan,
bösen Leumund, 8. s. gir-tupei, po^irsnan, po-girschnan.
gifieniten, girtinytin, Ortname in Samland. AMS. VIL 297.
[jfisla] gislo, Ader, Voc. in pette-gisla s. d. (litt, gysla, lett. dsiksle,
dsihgsle, in den slav. Sprachen ohne s, kslav. russ. zila, poln. zyla,
böhm. ^J^).
gywans, geitaans, acc. pL, die Lebenden, die Lebendigen, Ench.
15. 91; vgl. gallans; s. ^iiri-^.
giwantei, dat. adv , s. unter giun-t.
[gitoatä] giwato, das Leben, Foc. 152 (litt gywata, kslav. iwfi^ö),
s. ^Jii^e*.
^'M7€ji, nom., das Leben, Ench, 42, giwan, gywan, gywin, geiican, acc.
17. 18. 46. 56. 80. 86 u. öfter (KcU. L geiwin, Kat IL geywien);
giwas, gywis, geytcas, gen. 14, 30. 58. 88, s. giwi-t.
giwirt, leben, Ench. 16 (als 1. sg. praes. gebraucht; es ist wohl ein
Hilfsverbum ausgefallen); giwantei, dat. sg. part, praes., adv., lebendig
64., giwassi, giwasi, gium, du lebst, 4. 50. 60. 72, giwa, gvwe, er
lebt, 16. 20. 31. 49. 64., giwammai, giwemmai, wir leben, 6. 20. 21.
(litt, g^was, lebendig, gywata, Leben, gytvoti, noch am Leben sein,
lett. dsihwökt, kslav. ziwq, ziti, russ. zitüü, zif, poln. zywic, leben
u. 8. w.); s. die vor.
{ßlabü-t, umarmen], glabü 3. aor. (mit ^); s. po-glabüt (litt gMbti,
glöboti, umarmen).
gland-s, nom., Trost, Ench. 73 (vgl. wieüeicht k&\aiY,gladiti,laevigare,
russ. glädif, poln. gladzic, glätten, Flecken tilgen) s. AMS. TIL 592.
glande, nom. viri, NFBl. a, F. VL 173. Dmb. LH 89, daher die
Dörfer und Vorwerke glandau, Kr. Preuss. Eylau, glanden, Kr. Brauns-
berg, Mohrungen, Osterode.
glandemngei, adv., getrost, Ench. 19.
glandin-t, trösten, Ench. 39.
glappo, nom. viri, capitaneus Warmiensium, Dusb. III. 136; glapponis mons,
noch zu Dusburg's Zeit üblicher Name eines Hügels in Königsberg
auf welchem 1272 besagter glappo gehängt worden ist; es ist der
heutige Rollberg. SrP. I. 118.
Ißlassa] glasso, Glas, Gr. German.
— 49 —
glausote moter, samländischer Ortname, Urk. v. 1258, NPBl. F/ZX 342.
[ßlawa] glawo, Haupt, Kopf, Voc. 68; vgl. gallü, galwa, gallo,
glebisken, glmviske campus. MhW. I. (litt, glemhü, glebti, schlüpfrig sein).
glenptene, Strichbrett am Pfluge, das den abgeschnittenen Erd-
streifen umwendet. Voc. 247.
globte, glqpte, s. ah-glopte.
globune, nom. viri, NPBL a. F. VI. 173, daher Dorf globunen Kr.
Preuss. Eylau
[iglodana], glodano, Blindschleiche; so ist im Voc. 778 wahrschein-
- lieh zu lesen für glosano, das dort steht (vgl. litt, glodenä, gludenä,
lett. glohdens, vielleicht zu litt, gludas, glüdnas, glatt).
glode paliis. CdP. II. 36 flgg.
glockstein lacus, MhW. II., auch knogstein, wohl schwerlich mit dem
deutschen Element -stein gebildet ; es liegt wohl vielmehr die preuss.
Endung -eine, -aine, -ayne vor.
glomsd, gloms, f. Prov.^ verhochdeutscht glumse, Quark, Käsebrei,
die käsigen Theile der Milch, die nach Absonderung der Molken
zurückbleiben (poln. glomzda); s. AMS. VIII. 64 s. v. dwarg^
und ebend. S. 678.
glopte s. ap-glqpte.
{ßlosana] glosano, Blindschleiche, s. glodana.
glossis, Haarweide, Korbweide, salix rosmarinifolia, Voc. 604
(litt, glüsnis, der gemeine Weidenbaum, salix alba).
\glosta'\ glosto, Wetzstein, Voc. 373 (litt, galqstuwas von galändu,
galqsti, wetzen, lett. gallods, Wetzstein ; desselben Stammes ist wohl
litt, glöstyti, lett. glahstiht, streicheln).
gloUovia territorium Warmiensc, Dusb. III. 275. 360, darin Guttstadt
liegt, das heutige Kirchdorf glottau.
glumbe, Hinde, Hirschkuh, Voc. 652 (vgl. litt, glümas, glümzas,
hornlos, während der Hirsch, ragingis, specifisch der Gehörnte heisst)
vgl. Pierson VU. 580.
gnäb'Sem, Hanf, Gr., nach Pott Beitr. VI. 113 wohl eigentlich ein
Compositum aus gnab = knapios, Hanf, und semen, s. d., also Hanf-
samen; aber zwei Handschriften des Gr. lesen resp. gnäb-som,
gnab-son.
flfnCfecÄ,JRr(w., zornig, heftig, malitiös (wahrscheinlich im gmwtsch,
von kslav. gnjetvU, russ. gnjew, poln. gniew, Zorn, Grimm, kslav.
gnjewati sq, russ. gnjewät sja, zürnen); so in Westpreussen; in Sam-
land undNatangen istgnitsch nicht zornig, sondern still malitiös,
hinterrücks feindselig, in Handel und Wandel benachtheiligend,
adjectivisch so ungefähr dasselbe, was das folg. substantivisch ist;
(auch in Meklenburg bekannt, wohl ebenfalls aus slav. Quelle).
gniwJce, m. Prov., ein Mensch, der in rücksichtsloser malitiöser Weise,
nur auf seinen Vortheil bedacht, Andere zu beeinträchtigen und
Nesselmann, Thesaurus. 4
— 50 -
Alles an sich zu raffen trachtet und versteht ; der Begriff des slav. gniew,
Zorn, Grimm, hätte sich demnach in den der Bosheit modificirt, ähnlich
wie in dem litt, gnetvyti, Einen kränken, ihm einen Possen spielen.
gnode, Teigtrog, Backtrog, Voc. 338 (poln. gniotq, gniesc, kneten,
kslav. gnetq, gnesti, russ. gnetü, gnesü, comprimere, drücken), s. Pott
Beitr. VI. 113.
gnüsel, Prov,, gleich gnüschke s. d.
gnüschke, Prov,, ein kleiner, im Wachsthum verkümmerter, auch ein
träger phlegmatischer Mensch, HennigSS. AMS. VIL 595. VIIL
678 (poln. gnusny, faul, träge, gnusnik, Faulenzer; diese Bedeutung
scheint im preussischen sich vermengt zu haben mit kslav. gnv^inu,
russ. gnüsnyi, hässlich, ekelhaft, kslav. gnusü, gnust, russ. gnus\
Hässlichkeit, kslav. gnusiti, dbominari; auch gehört zu letzterer Be-
deutung wohl litt, gnüsas, russ. gnus\ slov. gnus, Ungeziefer).
gohis, Gut in Pomesanien. SrP. L 56.
gobrio, gen. gobrionis, Dusb, JJJ. 111. 355., ghobar, chohar, ib. 144, gubyr
vadum, AMS. X. 83 Fluss in Barten, die Guber {Bush. HL 114
gobonis, gen., fehlerhaft).
göbuns s. gubons,
goducke, jodtmi, Dusb. IIL 76. 362, godeko, CdP, IL 11., nom. viri, daher
Dorf godocken Kr. Rastenburg.
golentz, in einer Urkunde von 1255, CdP, L No. 102, TcG, 21, die
Landschaft Galindien, s. galanda.
goUmban, blau, Foc, 462. (russ. göluVn), vgl. AMS. VIL, 580. VLLL. 363.
golind s. galind.
golis^ der Tod, Voc. 168, s. gallan,
goluba castrum, Dusb.LLL 268.279, AMS, FIT. 304, die Stadt Go 11 üb.
[gora] goro (vuerstant), Voc, 42; die richtige Erklänmg dieses Wortes
giebt wohl Pierson AMS. FJJJ. 363 nach Prätorius Schaubühne
IV. 76, woselbst es heisst : „Hiebey (nämlich wenn die Frauen Abends
das Feuer verscharren) ist zu wissen, dass in Nadrauen die Leute
ein sonderliches Loch auffm Herde halten, worinn sie das Feuer ein-
scharren, und wenn ein solch eingescharrtes Feuer aussgegangen und
man den folgenden Tag kein Feuer in dem Loch auf dem Herde
findet, halten sie es vor ein böses Zeichen." Dieses Loch auf dem
Herde wird es wohl sein, was im Voc. unter goro, deutsch vuerstant,
verstanden wird; vgl. gorme.
gorin lacus, CdP. IL 36 im Kr. Rosenberg, bei dem heutigen Dorfe
guringen, TcG. 124.
gorme, Hitze, Voc. 41 (sanskr. gharma, dass., kslav. gorjeti, ardere,
grjeti, calefacere, russ. gorjef, poln. gorq, gorzec, brennen, lett. gars,
Hitze) vgl. garrewingi,
gosen, ein Dreck, Gr. (litt, gum, nach Ruhig und Mielke ein Haufen
Ungeziefer). Pierson VIL 591.
— 51 —
grahis, Berg, Voc. 28, ganz vereinzelt stehende Form, sonst überall,
unzähligemal in Urkunden, garbis, garbs, garhe u. s. w. (sanskr.
grävan, Berg, kslav. griihvt, dorsum, russ. gorh\ bölim. hrb, Buckel,
Höcker; in der Bedeutung Berg in den slav. Sprachen ohne &, kslav.
russ. gorä u. s. w.).
grabis, Hagebuche, Spindelbuche, s. in wosi-grabis.
grabisco, Ortnarae in Poraesanien, CdP, IL 36 flgg.
grabwe, Rippe, Voc. 121: vielleicht steht in der Handschrift grabwe
für grawwe, grauwe; vgl. grauwus und greiwa-JcauUn,
gramboale (webil), Käfer, Korn wurm, Voc, 781.
gramme, grammer lacus MhW> IIL 29. 67. CdP. IV. 186. Hennen b.
H. 12.
grandan, acc, Bräutigam, Ench. 74 (kslav. grqdq, grqsti, venire,
grqdq-szPt, veniens, futurus, der Zukünftige).
grande, nom. viri, NPliL 3. F. V. 301, daher grande-lauke, grande-
lauJcen nemus, locus, MhW. IL 119 (a. L. gande-lawken wohl
fehlerhaft).
[grandica] grandico, Bohle, dickes Brett, Voc. 632 (litt, granda, grinda,
grindts. Gebrücke, Bohlenbelag im Stalle, lett. grihds, dass., kslav.
grqda, grqdU, trabs, russ. grjada, tabulatum, stratum, auch Gartenbeet).
grandis, Ring, Grindelring am Pfluge, der den Pflugbaum mit dem
Vordergestell verbindet, Voc. 251; bei der Ausgabe des Voc. hatte
ich fälschlich graudis gelesen (litt, grandis, f., Ring, Reifen, Armband).
granstis (nebiger) Bohrer, Nagelbohrer, Voc. 535 (litt, grqsztas,
Bohrer, von gr^sdi, drehen, bohren; lett. greesnis, Drillbohrer, ^reescī*,
greest, drehen).
granwus s. gratuvus.
grase-lauJcen, -lauhe, crase-lauhen, GDK. I 71. 135. CdP. IL 126,
Name eines Dorfes, dessen Lage der des heutigen kreislachen Kr.
Fischhausen, zur Kirche Heiligenkreuz, entspricht.
grasuni campus MhW. I.
grauden, grawden, m., Benennung einer Art von Wäldern, deren charak-
teristisches Merkmal nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann;
der Ausdruck kommt häufig vor in den Wegeberichten des Ordens-
archivs, s. SrP. II. p. 665 flgg., auch in der Chronik des Wig and
von Marburg, ebend. S. 509, und in der Reimchronik des Peter
Suchen Wirt, ebend. S. 167 Vers 473 („ein wildnuss haizt der
grauden''); an vielen Stellen, so auch an der letztangeführten, ist
deutlich eine bewaldete Sumpffläche so benannt worden, doch er-
scheinen auch hin und wieder gute oder gut steende grauden, durch
welche ein trockner guter Weg führt. In einer Verschreibung von
1284, MhW. I. 112 wird im Ermlande ein campus graude gensinnt;
auch auf littauischem Terrain, im Kr. Ragnit, findet sich ein Gut
4*
— 52 —
grauden, und noch östlicher in russisch Littauen ein territorium
pchgrauda. Bush. III. 259. 289. 311. Vgl. ÄMS. VIIL 62.
[jgraiidi-t mit en-, erbarmen] ^raweZ^s (mit ew-), imp. sg. (litt gratidüs,
wehmüthig; kläglich, zu Herzen gehend; graudzü, graüsti, weh-
müthig sein).
graudis s. grandis,
gratidlsnan s. en-graudtsnan.
graudvwings s. en-graudimngs.
gramous (gramrns?) Seite des Körpers, Voc. 120; vgl. grdbwe,
grawyne, Tunkbrett (Dungbrett ?), bewegliches Seitenbrett im Bretter-
wagen, Voc. 304; etwa zu grauwm, Seite? vgl. Pierson VII. 580.
greanste (greatiste) (mtte)^ Strick von zusammengedrehten Reisern,
Voc. 305 (litt, grqziü, grqszti, lett. greeschu, greest, drehen, litt.
grisztCj Wickel, zusammengedrehtes Flachsbündel, gr{szt\ne wirwe,
gedrehter Strick). Pierson VII. 581. Pauli Beitr. VII. 168.
grehyn, Burg zur Comturei Balga, unbestimmt. TcG. 206,
grebowe, grehow, greybow, das Mühlengut greibau zu Wargen, Kr. Fisch-
hausen. NPBl. VIIL 346. ÄMS. VII. 294.
grmoa-Jcaulin, acc. sg. und gen. pl., Rippe, Ench. 68; trotz der
starken Vocalverschiebung vgl. grabwe (grauwc) Rippe, grarjmus,
Seite, also greiwa-haulin, Seitenknochen; (dem analog gebildet sind
litt. szon-Tcaulis, lett. sdhn-Jcauls, Seitenknochen, Rippe) vgl. kauian.
grehoy, Sünde, 6rr., grecon, grekun, gen. pl., Kat. L; s. griJcan,
gremsle (nasczule) Nasensäule, d. i. Nasenknorpel, Voc. 87 (es steht
daselbst zwar deutlich gremsde, aber litt. kremsU, kramsle empfiehlt
die Correctur in gremsle).
grensings, nom., beissig, Ench.bl (ksisLW. grUizq, grUisti und gruizjq,
gruizatij russ. gryzu, gryst\ beissen, litt, greziu, greszti, lett. graisiht,
greest, mit den Zähnen knirschen, litt, griduziu, griduszti, nagen).
griJcan, grykan, acc., grikas, gen., griku, dat. sg., griJcai, nom. pl.,
grtkans, gryhans, acc. pL, griJcan, grykan, gen. pl. (Kat. II. griquan,
Kat. I. grecon, grekun), Sünde, Ench. 11. 17. 29. 32. 33. 41. 42.
46. 81. 83 und oft (litt, gr'ekas, lett. grehks, kslav. grjechu, russ.
grjech, poln. grzech, böhm, hrjch) vgl. grekoy.
grikau-t, beichten, Ench. 32. 33. 35 (litt, grekäuti).
grikausna, nom., grikausnan, acc, die Beichte, Ench. 32.35. 37. 39.
grikken, Prov., Buchweizen (litt, grlkai, lett. grikki, poln. gryka);
daher grikken-mehl ; vgl. gritschan.
grikenix, nom., grtkenikan, acc., Sünder, Ench. 35. 38.
[grtkirt^ sündigen] grtkimai, wir sündigen, Ench, 24, sien grtki-si,
sie versündigen sich (mit doppeltem Reflexivausdruck) 24. (lett.
grehköht, litt, greszyti, kslav. grjesziti, russ. grjeszlf, poln. grzeszyc;
das litt, hat das Verbum erst später aus dem slav. entlehnt, nach-
dem das ursprüngliche k bereits in sz übergegangen war).
— 53 —
{jgrim, Wurzel in der Bedeutung singen] grtmons, part, act., nach
dem deutschen imperativisch gebraucht: gesungen! Euch, 46; vgl.
en-migguns, gubas, (kslav. grimati, sonare, griptanije, strepitm); s.
das folg.
grimikan, acc, Lied, wohl Dimin. Liedchen. Ench. 46.
grinds s. pa-grimis.
grynsse (grynsze?) nom. loci et paludis, ÄMS. VII. 308.
griselanos fluvim, Nebenfluss der Drewenz, CdP. II. 53, später grisla
genannt, TcG. 120.
gritegrucz granida MhW. IL
gritschan, gritmn, Prov,, ein Kuchen von Buch Weizenmehl, (poln. gryczak,
grycmnehj von gryhij gryczka, Buchweizen, grycmny, von Buchweizen
gemacht; russ. grecza, grecdcha, Buchweizen). Hennig 91; vgl.
grikken.
grobene, das heutige Gut gruhno im Kr. Kulm. TcG. 168.
gröbis, Darm, Voc, 129 (litt, grobas). Burda VL 402.
grodd, Prov,, bröckelig, auch substant. gebraucht. Zerbröckeltes,
Brocken. Hennig 90. Pierson AMS. VII. 595; man sagt z. B.
Leinewand, Bindfaden reisst wie grodd. (litt, graudüs, spröde, leicht
brechend, wie Eis; litt, grudas, poln. kslav. gruda, gefrorener Erdkloss).
grock,groch, Prov., die Rohrdommel, s. AMS.VIII. 678 (litt, griqju,
griöti, krächzen, schelten, poln. gruchac, girren, sich hören lassen).
grosis. Reif, gefrorener Thau, Voc. 58.
gm, Prov., (an der kurischen Nehrung), der Fisch Sand aal, auch
Kahlbart genannt, ammodytes tobianus (litt, grüi^nas, kahl, gruirnys,
Kahlkopf), s. auch suter AMS. VIIL 679.
grudentz, grtidencz, Dusb. III. 187, graudenc, Vossberg Münzen
S. 37, grudzanz, TcG. 9, die Stadt Graudenz.
grumins (dunreyn), leiser femer Donner, Voc. 51 ; es grummelt, Prov.,
es donnert von fern (litt, grumenti, leise donnern, grollen, kslav.
grUmjeti, donnern, gromU, russ. poln. grom, Donner); s. Pierson
Vn. 581.
grundalis (grundel) Gründling, ein Fisch, cyprinus gobio, Voc. 578
(litt, gründelis, gründulis).
gründe campus MhW. /., vgl. Dorf grund Kr. Heiligenbeil.
gnmow, Kirchdorf grwnau zwischen Braunsberg und Heiligenbeil,
MhW. IL 521.
gruntari, acc, Grund, Ench. 78 (derselbe Germ, auch in den halt.
und slav. Sprachen).
grunt-pomrpun, -pomrpingin, acc, grundlos, Ench. 76. 86, s. po-wirps.
\3ub-t, gehen, mit per-, kommen] gübons, gübans, gubas, part, act.,
gegangen seiend, unsairgübons, aufgefahren (gen Himmel), Ench. 15.
91 (Kat. L gobuns); gubas 46. imperativisch gebraucht: gegangen!
wie grtmons, en-migguns; s. per-güb-t
— 54 —
guter, Nebenfluss der Alle, MhW. L IIL, in AMS^ X. 83 gtihyr, bei
Dusb, gobrio, ghohar, chöbar, s. d.
guhbus s. did-gubim,
[ßüdas] gudde, Prov., gemeiner zerlumpter Mensch: er ist ein rechter
gudde. Hennig 91 (litt, giidai, die poln. Holzflösser, Flossknechte,
in Tilsit, Memel; über die umfassende Bedeutung, welche Pierson
dem Namen güdai giebt, s. dessen Elektron).
giiMe, Busch, Gebüsch, Voc, 587; vgl. die Ortnamen gud-lacken,
gttdnicJc, gudnichen und den Namen des Waldes lattde-, leväe-gvidien
(vielleicht steckt dasselbe Element in litt. gitd-harUis, Salweide, und
güd-notere, eine Nesselart). Pierson VII, 581.
gudehus campus, MhW, IL IIL
gulbis, Schwan, Voc, 717 (litt, gülbis, gülbCy lett. gulbis)\ hieher der
Name des Gutes gulbien im Kr. Rosenberg, und vielleicht golbitten,
zwei Dörfer, im Kr. Preuss. Holland und Mehrungen, jedoch kann
gulbe auch Personenname geworden sein , ähnlich wie tolk s. d.
gulsennin, gulsennien, acc, Schmerz, Euch 71.
gumule, gummel s. hummel,
gun-twei, führen, treiben, Ench, 51, gunnimai, wir führen, treiben
(Abgötterei) 2. (litt, guinii, güiti, lett. dsennu, dsiht, kslav, 0enq,
gnati, und gonjq, goniti, russ. gnaf, gonjät, poln. gonic, treiben,
jagen) s. AMS. VII. 592.
gundeynis s. guntho.
gundow castrum im Territorium Wohnsdorf, Busb. III 75, das heutige
Dorf gundau Kr. Wehlau.
gun-lauke terra, gun-lauken, gune-lauhen villa, MhW, IL III AMS,
III 635. Territorium in Galindien um Wartenburg. TcG. 29.
gunsix, Beule, Spur eines Stosses oder Schlages, Voc, 162 (litt, ^w^as,
Knorren, Geschwulst, Beule; Kurschat schreibt güms; poln. gm),
guntho (guncho?), nom. viri, CdP, II 170; daher guntein, guntieynis,
gundeynis villa, CdP. IL 51, GDK, L 62, AMS, VLL 304, das
Gut guntehnen. Kr. Königsberg; vgl. auch gunten, Vorw. im Kr.
Preuss. Eylau und gunthen, Dorf im Kr. Rosenberg.
gurdiatygien pratum, MhW, L.
gurtns, nom. sg., gurynai, nom. pl., gurinans, acc. pl., arm, Ench.db.
80. 81.
gurcle, Gurgel, Voc. 97 (litt, gurkl^s, gerkle, lett. obsol. gerkle; die
slav. Sprachen mit Verlust des k, kslav. grulo, russ. gorlo, poln. garlo,
böhm. hrdlo).
gwalte-wesse pratum in Samland. AlMS. VII. 308 ; vgl. gewelta.
— 55 —
H.
haese, in Kat IL für esse, von, s. d.
Imltnyha s. maltnyka,
hest, in Kat. IL für ast, ist, s. Wurzel as.
Mfftmannin, ace, Hauptmann. Ench. 57.
honeda, das Gebiet huntau bei Brandenburg, nicht alter Name von
ftaZ^a, wie vielfach angegeben wird. NPBl. a. F. V. 323; vgl.
wuntenowe.
humrnel, Prov., Kuh ohne oder mit nur einem Horn (litt, gumul'e, dass.,
poln. gomoly, hornlos, litt, durch Metathesis glümas, daher wird auch
wohl im preuss. ein Wort gummel, gummule, von den Deutschen
hummel gesprochen, existirt haben).
humula, das Flüsschen himmel bei Elbing. MhW. J. 91.
i.
[id, Verbalwurzel] davon ts4,is'twei, is4we, inf. essen, JEnch. 40. 72,
auch substant. gebraucht, das Essen, 14. 23. 43, selbst im dat.
istai 43. — iduns, part, act., assd, du hast gegessen 72. — ideiti,
idaiti, imp. pl, esset 41. 52 (Kat. L. edeitte, Kat LI ydieyti) (litt.
edUy alt edmi, esti, lett. ehdu, ehst, kslav. jami, jasti (für jadmi,
daher jad^, Speise), russ. edäf, poln. jadac, sansk. ad, lat. ed^re,
goth. itan u. s. w.); s. tdis.
idis, nom., Idtm, acc, idai, nom. pl., das Essen; die Speise. Ench.
41. 42. 43. 50 (Kat L eden, Kat IL ydi).
ikai, ickai, conj., wann, ob. Ench. 25. 29. 66, vielleicht auch ver-
kürzt ik, s. i-qtm.
iccroy, Wade, Voc. 142. wohl pl. {ittroy in der Ausg. des Voc. ist
fehlerhaft) (lett. ikkri, russ. ikry, poln. ikra, sämmtlich Plurale).
Pauli Beitr. VII. 177.
irqim tu, Ench. 45. 47, conditionaler Zwischensatz, willst du, d. i.
wenn du willst, graphisch contrahirt aus ik qum tu^ s. ikai und quoit.
\yla'\ ylo, Ahle, Pfriem, Voc. 510 (litt, ylä, lett. ihlens)\ daher
vielleicht, etwa als Spottname, die Dörfer ilnicken, Kr. Fischhausen,
ilischken, Kr. Wehlau, wohl auch, von seiner Gestalt benannt, das
Ackerstück illau, NPBl XL. 74.
ilant0 lacus, CdP. LL. 95, bei Preuss. Eylau.
ilaw, ilavia, ylavia^ Eylau, sowohl Preuss. Eylau, MhW. LL. 519.
AMS. LT. 513, als auch Deutsch Eylau, CdP. LL. 95, Vossberg
Münzen 38.
ilfing s. elbing.
— 56 —
üga, ilgi, adv. lange, Ench. 460 (litt. Ugas^ lett. ügs, lang; vgl.
Schleicher Kirchenslav. S 40); s. kurilgimai, sturügimi und zum
Theil die folg. Namen.
ylga locus, SrP. IL 194,
ylga-sil silva, SrP. IL 674 s. syla, „die lange Heide".
ilge, ylgen locus. MhW. LL.
ilgenif, See bei Olezko. Hennenb. IL 12.
ilgen-pelke, nom. poludis, ÄMS. VLL. 308. 317; s, pclky, „der lange
Bruch".
ilgi locus, SrP. IL 194.
ilgimai, ilgimi, s. mit kur und stur.
ilginiki locus, SrP. IL 194.
ylgone locus, MhW. LH. 29. 67. CdP. IV. 186.
Uing, Prov,, Windsbraut, plötzlicher heftiger Windstoss (Litt ylingis,
^linge; aber auch schwed. il, ilning).
ilinis s. ilmis.
ylme rivulus, MhW. II 525. CdP. III. 16l,Nebenfluss der Alle, jetzt
auch elm genannt; vgl. elme.
ümis oder ilinis (nur auf dem letzten Strich vor dem s steht ein
i-Zeichen) (hork) Scheune ohne Wände, aus einem auf vier Pfählen
ruhenden Dache bestehend, zum Aufbewahren von Stroh u. dergl.,
Voc. 234; vgl. colene^ steege.
ylmune fluvius, MhW. I.
imrt, im-ton (auch mit ew-), nehmen, vornehmen, Ench. 66. —
immans (mit ew-), immusis,'pzxi. act., vnrstoi^ ihr werdet nehmen 84. —
imts (mit en-, on-\ part, pass., m., imto, f., genommen 68. — imma^
ich nehme 74. — immoi (mit en\ er nimmt; — immo, er nahm 41. —
immimai (auch mit en-) wir nehmen 7. 49. — immoti, ihr nehmet 82.
— immots, aor., er nahm 41. 68 (Ko^. I. ymmits, jmmitz, Kot. II.
ymmeits, ymmeyts). — imloi, opt., er nehme 26. — imois, immds,
imp. sg., nimm 37. 84 (Gr. ymoys); imaiti, immaiti, imp. pl., nehmet
41 (Ka;t. L ymeity, jmmoiUy, Kot. IL ymait% ymmayti) (litt. imÄ,
\mti, kslav. imq, jqti und imojq, imoti, jemojq, jemoti, russ. imjeju,
imjef, poln. imom, imoc und jqc, lett. 1^emmu, nemt (von Manchen
jemt gesprochen), nehmen ; lat* em-ere, goth. niman, ahd. neman).
immeurings s. en4mmewingi.
indisse, indissie locus. CdP. IV. 186. MhW. III. 29. 67.
inoccze, Niere, Voc. 128 (litt, inkstos, lett. ihkstis).
inson, acc, kurz, Ench. 35 (lett. ihss, m., ihso, f.)
instixs, Daumen, Voc. 114 (litt, n^ksjstis, lett. ihkschkis).
instran (justron?) Schmeer, Voc. 133; vgl. mynsis.
instrud, instrut,deY Fluss Inster GDK. L 97. CdP. III. 93. MhW.L
(litt, i&rä, die Inster, ^rutts, Insterburg).
— 57 —
•
insums, Zunge, Voc. 94 (das preuss. Wort stimmt im Anlaut zu den
slav. Sprachen, kslav. jq^üiM, poln. jqisyJc, russ. ja^t/k, böhm. gaisyJc,
im Bildungssuffix zu dem litt, lezüms; das im litt, anlautende l
scheint radical und erst im slav. zu j erweicht worden zu sein ; vgl.
litt, l'eziü, leszti, auch laiSaü, laizpi, lett. laisiht, kslav. lizati, russ.
liisät\ poln. lizac, sanskr. lih, lat. lingere, goth. laigon, ahd. lechon,
lecken, lat. lingua; vgl. auch Miklos. rad. p. 111 unten).
inwis (iwenbom), Eibenbaum, Taxus, Voc. 599.
ir, conj., und, auch, nur einmal, Ench. 76: ir prei stan, und dazu,
und ausserdem, (litt, ir, und, auch).
yrorgarbis montimlus, ÄMS. VIL 302. 313 (fehlerhafte Varianten
yre^aps, miegarbs) s. garhis.
irbhe, praep., ohne, Ench. 21 (litt, irbo, irbu, in russ. Littauen üblich),
irmo, Arm, Oberarm, Voc. 109, wahrscheinlich neutraler -ew- Stamm,
so dass das o der Endung dem litt. Nominat. auf -4 entspricht.
Pauli Beitr. VII. 164. (poln. ramiq, böhm. rameno, serb. ramo, rame,
Arm, kslav. ramo, ramq, russ. ramo, Schulter, Achsel, litt, ri/myti,
r^moti, sich auf den Arm, auf den Ellenbogen stützen; goth. arms,
ahd. aram, lat. armus).
yrce-, irczc-kapinis, ird-capinis^ nom. loci, ÄMS. VIL 303. 3 1 4 (fehler-
hafte Varianten irte-kapinis, ird-capinis) ; s. kapinis.
is, praep., aus, m. d. Acc. u. Dat., Ench. 14. 18 u. oft. istesmu für
is stesmu, daraus, Kat IL ; auch Verbalpräposition (litt, isz, lett. is,
kslav. izU, russ. iz, poln. z, ze).
is-arwis, is-artoi, nur mit Neg. ni-is-arwis, -arm s. d.
is-armshis, nom., wahrhaft, wirklich. Ench. 16, is-artoiskai, adv.,
treulich 96.
iS'dsennien, acc., Ausgang, Ench. 87; s. eir-t, eisannien.
isldaitints s. is-sklaitints.
is-quendau, adv., woher, Ench. 15. s. quei, quendau, stwendau.
[iS'laikut, erhalten] is-laiküuns, part, act., assai, du hast erhalten,
gerettet, EncJi. 85, is-laiku, du erhältst, m. d. gen., kai tu twaias
klrkis etntwingiskai islaiku, dass du deine Kirche gnädiglich erhältst
oder erhaltest, 14. s. laikvrt.
\iS'lt-t, ausgiessen] is-ßwws, part, act., ast, er hat ausgegossen, Ench.
30. s. li't.
is-maitint, verlieren, Ench. 80, fälschlich als part. pass, gebraucht;
is-maitinton, acc. sg. part, pass., verloren 16. s. maitint
[is-mig-t, entschlafen] is-mige, er entschlief, schlief ein; Ench. 68;
s. mig-t.
is-mvkint, erlernen, Ench. Titel, s. mukint.
iss-pres-tun, inf., verstehen. Ench. 80. s. pret, prestun (dieses und
die folgg. sind im Ench. ungenau geschrieben mit ss statt mit ein-
fachem s der Präpos. is-).
— 58 —
iss-pressennien, iss-presennien, iss-pressennen, ace, Vernunft, Ench.
14., Weise 35., adv. nämlich 43., sen iss-pressennkn, nämlich 82.
isS'presnan, is-presna (a für an), ace, Vernunft, Verständniss.
Enck 15. 58. 67.
isS'preUtngi, adv., nämlich. Ench. 42. 60.
is-ranhU, erlösen, Ench. 80, fälschlich als part, pass gebraucht; is-
ranJcmns, part, act., ast, er hat erlöst, 16. %\ . is-ranhinna, er erlöst. 29,
is-ranJcilai, opt., er möge erlösen, 26 (wo der Drckf. israikilai steht),
is-ranJceis, imp., erlöse 26. und Kat. I. IL (scheint zu ränJcan, Hand,
zu gehören, also etwa: aus der Hand, aus den (feindlichen) Händen
nehmen oder entreissen).
is-ranktsnan, acc, Erlösung. Ench. 15.
[is-sMaitinf, ausscheiden] is-sTclaitints, part, pass., ausgeschieden,
Ench. 86., wo der Drckf. isJclaitints, mit einfachem 5, steht; s.
sMaitin-t,
iS'StallU, ausstehen, bestehen (einen Kampf). Ench. 88. ^.stalli-t.
iS'Stwendau, adv., von wo, woher, Ench, 80 {isstwendan Drckf.) s.
stwendau.
ist, istai, istwei s. id.
is-winadu, adv., auswendig, äusserlich. Ench. 44; s. winna.
yttroy in der Ausg. des Voc. irrthümlich für yccroy.
[ywa, ywas] ywe, ywo, Uhu, Eule; im samländ. Theilungstractat von
1330, ÄMS. VII. 295. 310 wird der Name eines Baumes ywe-garge,
ywo-garge glossirt durch huwinboum^ d. i. Eulenbaum, Baum, in dem
Eulen nisten, von ahd. üvo, mhd. huwe, nhd. uhu, (litt, ^was, Uhu) ;
vgl. garge.
yvanthi rivus, MhW. I.
ywe-garge, ywo-garge, s. ywa.
J.
ja, dem deutschen ja entsprechend, Ench. 38. 67. 73. 90. 91. 92, Germ.
\jagna] jagno, Leber, Voc. 125; daselbst ist lagno geschrieben, aber
die verwandten Sprachen weisen mit Evidenz auf ein anlautendes j
hin {Mit jeknos, lett. aknis, sanskr. jakan, jakrit, \2ii. jectir, gen.
jecin-oris; vgl. jimay). Pott Beitr. VI. 114. Pierson AMS. VII.
583. Pauli Beitr. VII. 163.
jagoris aqua. MhW. I.
jacuan, jecuan terra, das Jadzwingerland, d. i. Sudauen ; jacuitae, die
Jadzwinger, Urk. v. 1420. TcG. 31.
janthyn villa CdP. IL 171.
jau, schon, Ench. 30; im deutschen Texte steht je im Sinne von
schon (litt. lett. jau^ schon).
— 59 —
jange, Prov,, Brachstube, Trockenscheune. Hennig 108. AM8.
VIIL 63 (litt, jauja, jatigia) ; hieher wohl der Dorf name jattgehnen,
Kr. Fischhausen.
jaukint, üben, Ench, Titel (litt, jaukmti, gewöhnen, jauJcmtis, sich
gewöhnen, sich üben, jünkti, lett. juhM, gewohnt werden). Pierson
VII. 592.
jaus, nom. pl., ihr, Ench, 58. neben jous,
jedete s. gedete.
jedun s. gedune.
jeydow villa, ÄMS, VIL 300, das heutige Dorf geidau Kr. Fisch-
hausen, in der Urk. von 1258 geydowe s. d. genannt. — desgl. das
Dorf gedau Kr. Heiligenbeil, MhW. IL 522 {CdP, IIL 160 u.
TcG, 128 lesen inydow^ n für e)
jeis, imp. sg., geh, Ench, 38, jeiti^ imp. pl., geht, Ench, 28 (Kat, L
jeithy)\ s. ei4,
jecitan s. jaauan,
yellow lacus, CdP, IV, 186. MhW, III, 29. 67.
jest, er ist, ör., für ast s. d.
jestock, Name eines Ackerstückes. NPBl, XI, 74.
Jesus, Jesu, Jesum, auch Jhesus geschrieben, Ench. oft.
jodisacko, yodisakka, nom. fontis, JJfS. FJJ. 308 (a. L. josidipais) ;
vgl. Pierson AMS, VIL 602, der an litt, judas, schwarz, und
akis, Quelle, erinnert.
jodithe, joduthe, juditte, nom. viri, NPBl, a, F, IV, 373 flg., VI. 174,
daher Gut juditten Kr. Friedland und Kirche judiUen bei Königsberg.
Joes für jous, ihr, s. d.
jonicke, nom. viri, NPBl, a, F, VI, 173, daher jonickam, jonikam,
Dorf im Kr. Preuss Holland; mit der litt. Dimmntiyeudung jonikaiten
(jonikdiczei) Kr. Tilsit.
jonyte villa MhW, LL 524 {CdP. LLL 160 hat jotyne),
josidipais s. jodisacko.
Jude, nom. viri, NPBl, a, F, VL, 173; daher Vorw. Juden, Kr. Preuss.
Holland.
juditte s. jodithe,
jümans, joumans, joumas, joumus, dat. zu Joii5, s. d.
jumprawan, acc, Jungfrau, Ench. 15. 91. ^JEa^. J. junckfrawen, Kat.
LL. jungprawen).
jwriay, nom. (pl?), Voc, 66., jwrm, acc. sg., Ench. 73. 85. Meer; im
Voc, steht als offenbarer Schreibfehler lu/riay ; vgl. jagna. (litt, juries,
jüres, pl., lett. juhra, Meer).
j(m5, jai«s, nom. pl, ihr, Ench. 53. 55. 58. u. oft (Kat. L.yous, Kat.
LL. Joes). — jouson, jousan, gen. pl., euer. 61. 73. — jümans,
joumans, joumas, joumus, dat. pl, euch. 35. 36. 79. 84 u. oft. —
wans, acc, pl., euch. 35. 41. u. oft. (litt, jus, lett. juhs).
— 60 —
jcyus, m., jousä^ f., nom. sg. pron. poss., euer, Ench. 58. 73., joman,
jouson^ ace, 53. 62., jommu, dat., 60., jomai, gen., 61., jousans,
jousons, ace. pi., 53. 58. 60. 69.
jme (juche) Fleischbrühe, Voc, 311 (litt, jusze, schlechte Suppe von
Sauerteig, sanskr. jüsha, Fleischbrühe, kslav. russ. poln. jitcJia, dass.,
litt. juJcä, poln. juszka, Blutsuppe).
justran, Voc. 133, vielleicht zu lesen für instran.
K.
ka, interrogativer und relativer Pronominalstamm, daher : kas, nom. m.,
Enck 13. 15 u. oft (Enck 73. fälschlich als nom. pl. gebraucht),
ka, kai, neutr., 35. 36. 55, 61. u. oft (Kat L kha), quai, qtm, nom. f.
sg., 54. 69. 84.; kan, ka, kai, acc. neutr., 24. 43. 52. 55. 61. 73.,
kasmu, dat. 55. 80., quai, qtm, nom. pl., 11. 12. 50 u. öfter (ka 43.
wohl fehlerhaft), kans,a.cc. pl., 33. 1) interrog. wer? was? 2)relat.
welcher, welche, welches; en kasmu, worin. 80 (litt, kas, ka,
interrog., lett. kas, inter r. u. relat. u» s. w.) vgl. kawids, kaden, kai,
käigi, quei, quendau, ku.
kaäuhri, nom. pl. (der Stellung nach acc. pl.). Dornen. Enck 72.
s. kaules.
kdbacke, kabache, f , Prot;., schlechtes, baufälliges Haus, das sich bereits
schief geneigt hat, wohl von kabi-t, hangen (litt, kabänczos aüsys,
herabhangende Ohren; russ. poln. kahak, Krug, Dorfschenke).
\kaU4, hangen] koMuns, part, act., ^mst, er wird hangen, Enck%%.
(litt, kabü, käbeti, hangen).
cäbi-caym, kdbe-kaymen, käbo-caym, campus et silva MhW. L IL, das
heutige Dorf kapkeim, Kr. Heilsberg ; vgl. Gut kapkeim Kr. Wehlau.
kadan s. kaden.
kadegis {eynholz, NPBl XI. 362. AMS. VII. 309. eynbernstruch),
Wachholder, juniperus communis, Voc. 608., hier provinciel all-
gemein kaddig genannt und zum Räuchern benutzt, (litt, kadagp,
von kslav. kaditi, russ. kadif, poln. kadzic, räuchern, kslav. kadilo,
poln. kadzidlo, Räucherwerk, Weihrauch, und dieses wiederum ins
litt, übertragen kodylas, russ. kadMo, Rauchpfanne) ; hieher wohl die
Ortnamen kadgienen (kadegienen) Kr. Labiau und kaddig-haus Kr.
Wehlau.
kaden, kadden, wenn, wann, als, Enck 21. 22. 26. 37 u. öfter
(Kat. I. kadan); kaden ni, wenn nicht, nisi, 80 ; Pott erklärt kadden
durch kad-den, quo die (litt. lett. kad, dass.).
kägi Enck 22. wohl für kaigL
kai, dass, damit, Enck 14. 16. 19. 32. u. oft, wie? interrog. 20. 21.
22.23.; wie, gleichwie, sowie, 24. 51. 59. 65.66. demgemäss
— 61 —
was, 84.; als nach dem Comparativ 81.; als, tanquam, 20.; Icai
qtm, als welche, quippe qui, 53. ; ni Jcai, nicht wie, 20 (Kat L hey,
kay, Kat IL Jcay) (litt, kai, lett. Jca, wie).
katdi, wie, EncJi. 18, wohl Drckf. für käigi.
Migi, wie, gleichwie, sowie, Euch. 1. 16. 19 u. oft; interrog. wie?
43.; gleichsam 43. 51.; wie, quam, vor adj. 80; als, tanquam,
53. 79. 88.; zum Beispiel 46.; Nebenformen, vielleicht fehlerhaft,
sind Mgi 22. kaige 58.
caican, Pferd, m pausto-caican s. d. (lett. kaikaris, Schindmähre).
kayles DC: ,yKayles Vnd Paschkeyles, Ist ein tug&nd da laster ein
Ehre sey" ; noch immer unklar; vgl. AMS. IV. 137. 138. VIL 318. 594.
kailüstiskan^ acc., Gesundheit. Ench. 23. Vgl. kslav. cjelu, totus, integer,
salvus, sanus, litt, c'elas, ezelas, ganz, sanskr. kalja, gesund, goth. hails.
kaima-lüke^ er sucht heim, Ench. 11.; der erste Theil scheint zu
caymis^ Dorf, kaimtnan^ Nachbar, zu gehören und dem deutschen
j^im, heim zu entsprechen, der zweite Theil schliesst sich wohl an
lauM't^ suchen, an; s. luke.
cayme^ kaimen^ caym^ das Kirchdorf kaimen^ Kr. Labiau, Urk. von
1258, in^Bl rilL 344. 346. Dusb. IIL 71.; s. caymis, also das
Dorf xat* i^ox^v.
kaymen-ap^ caymennippe^ Name eines Baches, AMS. VIL 296. 310,
wohl durch Dorfbach, DorfBiess zu tibersetzen, aus kaimen^ adject.
Ableitung von caymis^ und ape^ Fluss.
kaimtnan^ acc. sg., kaimtnans^ acc. pl., Nachbar, Ench. 23. 36;
eigentlich wohl Dorfbewohner, Bewohner desselben Dorfes, von caymis
(litt, kaim^nas^ lett. kaiminsch, Nachbar).
kaymino stagnum, MhW. I.
caymis^ Voc. 797., cayms 6rr., Dorf (litt, veraltet kaimas^ gewöhnlich
kernels, lett. 0eems^ Dorf, goth. haims, ahd. haim Haus); daher der
Name des Kirchdorfs kaimen s. d. und die in Dorfnamen sehr häufig
erscheinende Endung -kaym^ -cayme^ -keim^ verkürzt -kam; so in
den urkundlich beglaubigten Namen cabi-caym^ kaho-caym^ kabe-
kaymen, layt-kayme^ leyt-kayme^ tris-kaym^ trium-kayme^ treon-kaymyn^
weder-kaym^ wedir-kaym^ wüke-kaym^ mlrcayme^ (d. i. tmlk-kaym^),
urinde-kaymCy wor-kaym^ femer in den heute üblichen Namen batt-
keim^ both-keim^ dol-keim^ dommel-keim^ gahl-keim^ kal-keim^ kat-keim^
kaiZ'keim^ kos-keim, kui-Jceim, mux-keim, met-keim^ sonnig-keim (zon-
keim)^ striU-keim, tappeUkem, wami-kaim (wamik-keim) u. a., und
mit der verkürzten Endung kam die Namen bart-kam^ döl-kam^
jonio-kam^ peis-kam^ porsch-kam^ wami-kam (wamik-kam)^ u. a.;
femer gehören hieher die grammatischen Ableitungen kaymiten
campus, kaymino stagnum^ kaymen^p^ s. dd.
hiymiten campus^ MhW. L s. d. vor.
caymoys^ Achsel, Voc. 105. (lett. kammesis^ fl. kammeeschi^ Schulter).
- 62 -
Pott Beitr. VI. 113 ; caymoys ist wohl eine aus caymoyses contrahirte
Pluralfomi; vgl. crays neben dem Sing, craysi, desg, pallaips für
pallaipsas, Pauli Beitr. VII. 195.
Icaynyn campus, MhW. IL; vgl. die Dörfer hainen im Kr. Allenstein
und im Kr. Heiligenbeil.
hais'imn s. pra-Jcaisnan,
[MitU, anfechten, quälen], davon haiütai, nom. pl. part, pass., mit
an- und ew-. (lett. halte, Leid, Plage, Jcaitinahf, betrüben, Jcaiteht,
schaden, litt. Jcattinti, heiss machen, brennen).
Jcaywe (köbele), Stute, Voc, 433. (lett. Jcehwe),
haldn-t, Tcackin-t, greifen, prei m. d. acc, zu etwas, Ench, 66. 67.,
hachinaiSy imp., reiche dar, 84. (litt, hahh, haheti, und JcanJcü, JcäJcti,
wohin gelangen, etwas erreichen, Mkinti, hingelangen lassen).
Pierson VII. 592.
Jcalabian, Voc. 424., Jcalbian^ acc, Ench 54., das Schwert (litt.
kaldwijas, zu kalü, Jcdlti, schmieden? Pauli Beitr. VI. 444). v»
calie, halben lacus MhW. III. 29. 67. {CdP. IV. 186. bat Jcawe;
vgl. gewineis, swerlhinte)
JcalieJcen, Frov., unnützes Zeug schwatzen, grundlos zanken, (litt. Jcalh'eti,
reden, imp. halbeh).
halbian s. haldbian.
calde palus, calden, caldin, kaldeyn, Jcaldeynen villa, kalideyn Name
des Besitzers (?), das heutige Gut hallen bei Fischhausen. AMS.
VIL 300.
hale-garis mons, neben der andern Lesart lule-garbis, AMS. VII. 299;
s. garhis.
calene, Scheune, Voc. 231.; vgl. ilmis, steege, und den Dorfnamen
callehnen Kr. Wehlau. (poln. holnia, mitteld. colne. Stall, Holzstall,
kslav. helija, russ. heVja, helema, Zelle; litt. Monas, Ort hinter der
Scheune).
halet, haleter, Prov., nach Hennig 114. ein ganz dünnes Getränke
(Bier), fast dem Halbander gleich, welches für die, so in der Com-
munität (akademischer Convict) zu Königsberg speisen, gebraut wird.
(poln. halecmy, krüppelig, verstümmelt, haleczyc, russ. haljeczit\ ver-
krüppeln, verstümmeln, also holet, Krüppelbier).
calige villa, Dusb. IlL 98., das heutige Gut halgen bei Königsberg,
ehemals sclunien genannt, s. d.
halinhen-baum, Prov,, wilder Schneeball, viburnum opulus. (russ. hallna,
halinih, poln. böhm. kalina); hieher wohl der Dorfname halinhen,
Kr. Graudenz.
halis, Wels, ein Fisch, silurus glanis, Voc. 569.
calmoy lacus. CdP. IV. 186.
halmus, Stock, Voc. 633 (litt, helmas, Stubben, Baumstumpf?) vgl.
kalpus.
_ 63 —
hdlo-peiliSy Hackmesser, Voc. 369 (litt, halü, hdlti, lett. halt, häm-
mern, hauen, und litt, preuss. petlis, Messer) s. Pauli Beitr. VII, 211.
Jcalpus, ßungenstock,der bewegliche Querblock über der Axe, in welchem
die Rungen stecken, Voc. 302. (litt, kalpa). Burda Beitr. VI. 395.
[Jcalsa] halso, Fladen, Voc, 345.; vgl. kolatsch.
Jcalsiwingiskan, acc, hxltzimngiskai, dat. adv., lauter, rein, Ench.
14. 20., beruht wahrscheinlich auf einem Irrthum des Uebersetzers,
indem er in Folge des Lautanklanges die deutschen Wörter lauten
und lauter mit einander vermengte; s. kaltza, kelsai
calte, ein Margk, Gr.
caltestis-MoJcis, Zidelbär, Voc. 656, eine kleinere Art von Bären,
Bienenbär, Honigbär, von mhd. mdel, Biene; vgl. clohis; der erste
Theil ist unklar, wahrscheinlich Adjectiv.
haltzäj kelsai, sie lauten (die Worte), Ench. 29. 43. (russ. gläsif,
lauten, gblos, poln. glos, Stimme).
kaltzimngiskai s, Jcalsiwingiskan.
kaluppe, Prov., schlechtes Haus, hinfällige Hütte, (litt, kalüpa, poln.
böhm. chalupä).
[kamata] kamato (fenchel), Voc. 267 ; das Wort steht neben prassan,
Hirse, daher ist wohl nicht der Fenchel, foeniculum, sondern der
Fench, Pfännig, panicum, Aehrenhirse, Hirsengras, Fuchsschwanz
gemeint.
kamenis, Feuermauer, Esse, im Hause und in der Schmiede, Voc.
222. 515 (litt, kdminas, russ. kamin, poln. komin, dass., kslav.
kamina, böhm. kamna, Ofen, wohl von kslav. kameni, poln. kamie^,
u. s. w. Stein, wie preuss. stabni, Ofen, von stahis, Stein).
cameniswika, caminismka castrum, Bush. HL 178., der kamswikus-
berg bei Insterburg; vgl. NPBl. III. 179. TcG. 24.
[kamerta'] kamerto, Kammer, Voc. 208. (litt, kamarä, lett. kambaris,
kambars, kslav. kamara, komora u, s. w.).
kamynes lacus, MhW. IL
camnet^ Pferd, 6rr.; das Wort hat fast jedes der zahlreichen Citate
aus Gr. in seiner eigenthümlichen Weise verstümmelt, theils aus
Unachtsamkeit, theils aus Conjectur.
campain villa, AMS. VIL 300. GDK L 179, das heutige Dorf
kompehnen Kr. Fischhausen. CdP. IL 71 hat campaginis (ebenso
die sehr deutlich geschriebene Urkunde).
kampe, kämpe, f., Prov., Flussinsel; besonders heissen kampen die
zahlreichen Inseln, welche die Weichsel und die Nogat bei ihren Aus-
mündungen in das Haf bilden (poln. kqpa, dass., böhm. kampa,
Name einer Moldauinsel in Prag, litt, kampas, mit Gebüsch be-
wachsene kleine Insel an der Mündung eines Flusses); hieher der
Name des Dorfes kampenau. Kr. Preuss. Holland, am Drausen.
campe-latiken, das heutige Dorf kamplack Kr. Rastenburg. MhW. IIL
— 64 —
kampen, m., Prov., eine Ecke, ein Abschnitt von Brot; Hennig
115 hat kampgen wohl als Dimin. (litt, hämpas, Winkel, Ecke,
Brotschnitt).
kampenkyn, einst Ort auf der Nehrung, ürk. v. 1258, KPBl. VIIL
342., vielleicht untergegangen.
camstian, Schaf, Voc, 678; daher soll nach Hennenb. 43. der Name
des Dorfes Jcamstigäl auf der Nehrung, d. i. Schafskopf (camstirgalwa)
entstanden sein. AM8. VIIL 78.
camus, Hummel, apis terrestris, Voc. 788. (litt, kamane, lett. kammins,
wilde Biene, Waldbiene).
han, wann. Ench. 71. im Sinne von Tcaden.
canden, candeyn, hmdeynen, Gutsname, AMS. VIL 294. GDK. L
142., das heutige Gut condehnen, Kr. Fischhausen. — Dusb. IIL 71.
hat candeym.
Jcanxt'S, nom. m. (mit wi-), Tcanoda, nom. f., kanxtai, kanxtei, dat. adv.,
fein, ehrbar, züchtig. Ench. 37. 44. 49. 50 (lett. kaunigs,
züchtig); vgl. nirkanxts u die hier folgg.
hanxtin, acc, Zucht. Endi. 23.
kanxtinsna, nom., Zucht. Ench. 44.
JcanxtisJcu, dat., Zucht. Ench. 60.
kanowe, Tonne, Voc. 397 (poln. konew', höhm. konew, kanew, Kanne).
Burda Beitr. VI. 395.
kansinge, kansis, zwei Seen im Ermland. MhW. IIL 29. 67. (CdP.
IV. 186. hat ransinge, ransys).
kanten, Ortname, CdP. IL 36flgg., Dorf im Kr. Mohrungen; derselbe
Name kommt auch in den Kreisen Preuss. Holland und Fisch-
hausen vor.
kape, kappe, cappis, Hügel, in den Verbindungen auctvrkape (a. L.
aitctorcops), wosgowS'Cappis, s. dd.; vgl. kapinis, kapnis,kepynis, ccps.
(In dem litt, kdpas, Grab und Hügel sind zwei Wurzeln von ver-
schiedener Grundbedeutung in eine nur zufällig gleichklingende
Lautgruppe zusammengeflossen: 1) kdpas, in russ. Litt, käpas, lett.
kaps. Grab, litt, kapine, lett. kappenes, kapsehts, Kirchhof, preuss.
cappyn, Gräber, capeme, Begräbnissstätte, en-cop-ts, part, pass., be-
graben, copte^ Graben, au-copte^ Name eines Kanals oder Baches,
litt, kapuczus, Todtengräber ; alle* diese Wörter (die lett. mit kurzem a)
wurzeln in kslav. kopati, russ. kopäf, poln. k(ypac, graben, litt.
kapoti, lett. kappaht, hacken. — 2) litt, kdpas, Hügel, kdpinti, Hügel
aufschütten, kdpczus^ lett. kaptschis, poln. kopiec^ Grenzhügel, lett.
kahpa^ steiler Ort, kahps^ Stufe, Treppe, preuss. kape^ cappis^ kapinis,
kapms, kepynis, cops, Hügel, kslav. kapisde, deluhrum, statua,
columna, templum, litt, köpos, kqpai, die Sandhügel der Nehrung,
die Dünen, kapurnai, Mooshügelchen auf den Wiesen; diese zweite
Gruppe von Wörtern (die lett., mit Ausnahme von kaptschis, mit
— 65 —
langem a) wurzelt in litt. h6pt% lett. hdhpt^ steigen, sich erheben.
Das deutsche Compositum Grabhügel hat wohl dazu beigetragen,
die litt. Begriffe von käpas. Grab, und Mpas^ Hügel, zu verwirren;
vgl. AMS. VIIL 679. 680).
capemen, capemewe^ nach Hennig 44. Begräbnissörter der alten
Preussen, aber ohne Angabe einer Quelle, daher sehr zweifelhafter
Beglaubigung; vgl. kape und cappyn.
cappyn^ eine Art heidnischer Gräber, die mit geten zusammen genannt
werden in den ÄrticuU per Prutenos tenendi et erronei contra fidem
äbjiciendi des Bischoffs Michael von Samland (1425 — 1441). J.KB.
I. Anh. 126: Item ut nuUus pruthenus vir aut mulier in siluis
quoscunque abusus aut abhoniinaciofies de cetero exerceat juxta ritus
paganorum^ cum ipsi christiani sint effect^ presertim juxta tumulos
et sepulcra eorum^ qui vel que Geten vel Cappgn juxta ydeomata
eorum nuncupantur etc. Vgl. AMS. IV, 156. VIIL 62. und oben
kape (litt, kapine, lett. kappenes, Kirchhof).
kapinis^ capinis wohl adjectivische Ableitung von kape, Hügel, in dem
Ortnamen yrce-kapinis^ irci-capinis^ s. dd.
kapness, Name eines Ackerstücks. NPBL XI. 74.
kapnis in dem Namen ivosegowis-kapnis, Nebenform zu wosgows-cappis^
s, kape,
kapornen^ kapurnen, nicht, wie Pierson VH. 595 erklärt, Gräber
(s. capernen\ sondern Hügel, bes. künstlich aufgeschüttete Erdhügel;
auch Prätori US VI. 49. XVI. 27 erklärt kapurnai als aufgeworfene
Erdhügel, (litt, kapurnai^ Mooshügelchen auf den Wiesen); daher
der Name des Guts kaporn, Kr. Fischhausen.
capostete castrum im Territorium wohnsdorf. Dusb, IIL 74. NPBL
a. F. V 325.
karbatsche, Prav., geflochtene Lederpeitsche (ein weit verbreitetes
Wort, litt, karbocms, karhäczus, poln. karhacz, korhacZy böhm. karabac,
türk. karavazza, auch in Oberdeutschland bekannt).
karben, karbis, karbs s. karwan.
karete, f. Prov., Wagen, Spazierwagen; man hört auch das Verbum
kareten, umher-kareten, oft und ohne Ziel spazieren fahren, (litt.
ka/reta, lett. karreete, russ. poln. kareta, Wagen, Kutsche; die Wurzel
kar ist zwar der italischen, keltischen, germanischen und slavischen
Sprachfamilie gemein, der specielle Stamm karet aber scheint der
baltisch-slavischen Familie eigen anzugehören).
[karia] karya, Heer, steckt als Grundelement in karyago, karia-woytis,
karige-wayte ; als Simplex giebt das Voc. die durch Metathesis ent-
standene Form kragis (krajis?) (vgl. litt, kdrias, lett. kafsch, gen.
kaf^a, Krieg, ^em, auch Armee) s. auch kariausnan.
[karyaga] karyago (reise), Heerzug, Kriegszug. Voc. Ali, s. d. vor.
Nesselmann, Thesaurus. 5
— 66 —
hariausnan, ace., Streit, Kampf, Ench, 88., setzt einen Infinitiv
Jcariauf, streiten, voraus, (litt, kariduti, kriegen); vgl. haria.
Tcaria-wojftis, Voc. 416., karige-wayte, SrP, IL 710 (letzteres wohl
verschrieben für karije- oder karye-wayte, vgl. indess Pauli Beitr.
VII. 210) nach dem Voc. Heerschau, nach SrP, Ansprache
(gespreche) an das Heer; wörtlich würde es Heersprache heissen;
vgl. wayte, waitiät und JJfÄ IV. 152.
karige (ebirhoem) Eberesche, sorhus aucuparia. Föc. 610.
karige-wayte s. karia-woytis.
kariote, kariothe, nom. viri, NPBl 3. F. V. 300. 302; daher Dorf
karioth'kehmen Kr. Darkehmen; vgl. koriofhe.
karis s. pa-ccaris (karis zu litt, kariü, kdrti, aufhängen).
korke, carken, karx lacus MhW. IL Hennenb. II. 13.
karkis s. in birgorkarkis.
karkleck, Name eines Ackerstückes NPBl. XI. 74.
carsovia castrum am kurischen Hafl* zwischen Memel und Ragnit.
Bush. in. 285. 297.; vgl. indess TcG. 39.
kartai, nom. pl., bitter. Ench. 58 (litt, kartüs).
[kartana] kartano, Stange, Foc. 636. (litt, karte, karfis, lett kaJirts).
kartis s. pra-cartis.
karwan, karben, karbis, karbs hiess zur Ordenszeit das Vorwerk neben
dem Amtshause eines Gebietigers, welches als Rüsthaus oder Schirr-
kammer diente, worin Alles, was zur Kriegsausrüstung und zum
Betriebe der Ackerwirthschaft gehörte, aufbewahrt wurde, wie Pferde,
Reitzeug, Waffen, Wagen, Ackergeräthe u. s. w. Im Jahre 1400
wurde dem Orden eine Quantität Getreide, welche in den Karbens-
höfen bei Marienburg aufgespeichert war, durch Brand vernichtet;
S. Grünau tract. 14. c. 3. Hennenb. 268. Der Aufseher eines
karwan hiess magister karuani MhW. I. 183. 377. CdP. F. 22.,
magister karnanorum MhW. L. 378., deutsch karuanshere, ka/rwans-
here, AMS. IX. 325. 328., später Karbsherr, Karbesherr, Karbis-
herr; ein solcher hatte Sitz und Stimme im Rathe der Stadt.
Hennig 116. Das Wort erscheint noch in einer Anzahl von Güter-
und Dörfernamen, so karwen oder karben bei Heiligenbeil, bei Brauns-
berg, bei Wormditt, bei Sensburg, selbst in Pommerellen, Kr. Neu-
stadt karwen, karwen-hof, karwen-bruch ; desgl. in den Ableitungen
carwiUen im Kr. Preuss. Holland, carmnden im Kr. Preuss. Eylau,
desgl. po-karben^ bei Hennenb. po-karwen, beiDwsft. po-carwis bei
Brandenburg, wohl auch corbis-dorf bei Wormditt AMS. VIII. 437.
und carwom-cholmike s. d.; vielleicht auch kerbs-walde bei Elbiug;
vgl. die karwen-stut, d. h. das Gestüt auf dem karwan, die Acker-
pferde, Toppen AMS. IV. 689, aus dem Inventarienregister von
Me we 13,9i6. Die Etymologie des Wortes ist unsicher: Pierson
— ^1 ^
ÄMS. YIIL 366 erinnert an litt, smrwas, Rüstung, szarwat, Waffen,
szärw-weU^ Zeughaus.
carwom-cholmike villa MhW. J. 112 bei Mehlsack; vgl. Tcarwan.
[karczemd\ karczenio, Krug, Schenke, verbunden mit Victüälien-
verkauf, Voc. 382. Sachlich Ausführliches s. Toppen AMS. IV.
513. (litt, karczamä, poln. karczma, russ. korczmäj böhm. krcma, kslav.
krucz^mtnica, dass. (krucztma, potus inehrians), aber auch mhd.
kretzem, kreczym, daher die deutschen Familiennamen kretschmer,
kretschmann, d. i. Krüger).
kas s. ka.
kasschis, nom., kassin, acc., Schoss, Abgäbe Ench, 55., wohl das
deutsche Gasse.
kaschulle, koschuUe, Prov,, ein von Bast geflochtenes Kästchen, mehtien-
theils eine Elle lang und zwei Hände breit. Hennig 118. (litt,
kaszeUy ein Speisekober, Dimin. des weniger gebräuchlichen kaszüs,
grosser Korb, grosser Kober; poln. kosz, Korb, koszalka, flacher Kotb
von Binsen, mit zwei Henkeln, den Arm durch beide zu stecken;
kslav. kosza, koszt, Korb, koszulja, Körbchen).
cassoye, Messing, Voc. 526.
[catta] catto^ Katze, in der Verbindung pausto-catto s. d. (litt, kate,
kslav. russ. poln. kotka fkotüka)^ Katze, litt, kdfas, kdtinns, lett.
kattins, russ. poln. kot, lat. catus, Kater); ob die Ortnamen kat-
keim, kat-Uick, kat-medien hieher gehören? oder zu kauthie, nom.
viri, s. d.?
katte-medien, cathe-medie, kathe-medien, kat-niedie, cath-medien campus,
villa, CdP. Ill, 162. MhW. II, III, Gut ia^madiew im Kr. Rössel;
s. median.
catils, Kessel, Voc, 355. (litt, kdtilas, lett. katls, kslav. koMU, rüöS.
slov. kotel^ poln. kotl, kociel, kociol, böhm. kotel, goth. katils, ahd.
chezil, niederd. ketel).
kat-medie, cafh-medien s. catte-medien,
katthow territoriimi Nadrowiae Dtisb. III, 177, das Kirchdorf A^^enaw
Kr. Stalupöhnen.
[kauk'S] cawx, Teufel, Voc, 11; Teufel ist aber wohl schwerlich die
genau entsprechende Uebersetzung des preüss. cawx, dieselbe scheint
aber unter den Deutschen der Ordenszeit hier verbreitet und üblich
gewesen zusein; vgl. cuken-brast, kuke (litt, kaükas, gew. pl. kauka\,
unterirdische Männlein, Alraune, Kobolde); hieher der Flussname
kattc-stim, kauc-sirin, und der Localname caucaliskis s. d^.; im
Littauischen, Kr. Niederung, haben wir das bekannte Kirchdorf
kaukehmen, d. i. kaiik-kemei „Kaukendorf", und das Dorf kaük-tvUe,
n
Kaukenstätte .
camorliskis, kawca-liszkis (Varianten kanta-liskis, kautä-liskis), Name
eines Sumpfes AMS. VII, 298. 311., „Kaukenlager", s. liskis,
5*
— 68 —
kauC'Stirn, kauk-strin, geschwächt caustir, Name eines Flüsschens,
rivulus, in Samland, ÄMS. VIL 300. 312; vgl. kauxter, Flüsschen
hei Kreuzburg, und caustir; der erste Theil des Namens ist offenbar
auch kauks s. d., der zweite Theil unklar.
caulan, Voc. 155., kaidan, acc. sg., kaulei, nom. pl., kaulins, acc. pl.,
Ench, 50. 68. Bein, Knochen, (litt, käulas, lett. kauls, sanskr.
kuljd)\ vgl. greiworkaulin.
kaules (pl.?), Dorn, Voc, 6Ö9. ; vgl. kaäubri; an das deutsche hein-
hölz für liguster oder auch heckenkirsche ist wohl kaum zu denken.
caune, Marder, Voc. 663. (litt, kidune, lett. zauna, poln. böhm. slov.
serb. kuna, kroat. kuna, kunica, russ. kunica, Marder, kslav. kuna,
kunica, felis): vgl. die folgg.
kaunyne fons, CdP. IL 82. MhW. L 284. s. das vor.
kawnitten campus MhW. L, das heutige Dorf kmiiUen Kr. Heilsberg;
gleichnam. Vorwerk im Kr. Preuss. Eylau.
kaupen, Name eines Ackerstücks. NPBl XI, 74.
kaupiskan, acc, Handel, Ench. 7. (kslav. kupiti, kupowati, kaufen,
kupiciy Kaufmann, kupU, kupija, kuplja, Handel, Kauf, russ. kuplit\
poln. kupic, kaufen, russ. kupec, poln. kupiec, Kaufmann, russ. kuplja,
poln. kupia, kupla, Handel, Kauf, lat. caupo, goth. kaupön, ahd.
chaufon) vgl. kuppeln, kupschell,
[kausint, rühren] s. en-kausint (litt, küszinti, lett. kusteht, anrühren,
bewegen, litt, kuszu, kuszeti, lett. kustetees, kuschnotees, sich rühren,
kslav. kuszq, kusiti, tentare, gustare).
kausche, Prov,, hölzerne Kanne (litt, käuszas, hölzerner Schöpf-
löffel, hölzerne Trinkschale, Dimin kauszele, lett. kausis, Napf, Schale,
Becken, sanskr. koshas, Behältniss zum Aufbewahren, Tresor).
caustir, kausfer, caustere, caustre, kaustrin CdP. II. 89. Dush. III 27.
Flüsschen bei Kreuzburg, heute kauxter, kauxte; vgl. kaucstirn,
kauthie, nom. viri, NPBl 3. F. V. 300.; daher kautyn campus. MhW. II
kawtds, kawyds, nom. m., Ench. 51. 60. 81. 84 88 {kuwyds 60. Drckf.),
kawtds. 37. neutr.; kawida, nom. f., 64. 68. 84.; kawydan. 28 74.
nom. neutr.; kawtdan, kawydan, kawyden, acc. sg., 14. 30. 37. 68.
71. 74. 75. 87. 88.; kawydsa, gen. sg 59.; kawidsmu, kawydsmu,
dat. sg. ni., 18. 72. 78. 83. 85. 88.; kawydsei, kawtdsu, dat. sg. f.,
SO. 82. ; kawidai, nom. pl , 29. 34. 39. 43. ; kaw1dans,kawydans, acc.pl.,
33 37. 49.51. pron. relat., welcher, welche, quixm^qualis; znka.
kauHC'lowken [-lauken?] campus. MhW. L
kaczin^ katzin, Ortname, CdP. III. 161. MhW. II 525., Dorf kaizen
Kr. Heilsberg.
keykante lacus, MhW. III 29 67 {CdP. IV. 186 hat leycante).
keycara s. keytara.
keyse s. kresze.
keiserin, acc, Kaiser. Ench. 55.
— 69 -
keysonis campus, MhW. L
[Jceytard] keytaro (vielleicht Tceycaro zu lesen), Hagel, Voc. 54.
keekers, Voc. 264., keckirs, Gr. (erweis, arwes) Erbse, (lat. deer,
deutsch kicher, poln. cieciorka, decierzyca, Kichererbse, Ziererbse);
vgl. licut-kekers.
kexti, Zopf haar, Voe. 70. (lett. zekkuls, Zopf, Troddel, zeggiims, Zopf
am Pferde, kslav. küika, kuiku, küku, coma, russ. kika, slov. kecka,
serb. kicica, böhm. kstice, Haar, Kopfhaar; vielleicht ist zu ver-
gleichen litt, kasä, slav. kosa, Zopf, Haarflechte). Burda Beitr.
VI. 395.
kekulis, Badelaken, Voc. 495. (litt, kiklikas, Leibbinde, Brustbinde,
kslav. czechlu, böhm. cechlik, velamsn, russ. czechbl, Ueberzug, poln.
czechel, czechlo, Hemd, Kittel) Burda Beitr. VI. 395. Pierson
AMS. VI. 582.
kelan, Rad, Voc. 295. (kslav. poln. böhm. slov. kolo, russ. koleso)\
s. maluna-kelan u. das folg.
kele [-ranka] -ranco, Runge, Voc. 303., etwa „Radhand", aus kelan,
und ranka?
kelian, Speer, Voc. 422 (litt, gelu, Stachel?).
kelks, nom., kelkin, acc, Kelch. Ench 41. (Kat I. kelchs, kelkan,
Kat. IL kelkis, kelkan), German., litt, kylpkas, u. s. w.
kel-laxde, Speerschaft, Voc. 423., aus kelian und laxde.
kelmis, Voc. 474., chelmo [kelma], Gr., Hut. (goth. hilms, poln. heim,
kslav. chilemu^ chlumu, szljemU, litt, szälmas, russ. szlem, galea).
kelsai s. kaltzä.
kems campus. MhW. I.
[kenta] kento, s. keuta.
kentaris, s. keutaris.
kenthen, Dorfname. NPBl 3. F. V. 301.
kepynis, Nebenform zu cappis, kapnis, in dem Compos, wosegoms-
kepynis, daher auch wohl, aber mit Vocalumlaut, Ableitung von
kape, cappis s. d.
keps, köps, m., pl. kepsen, Prov., die kleineren Heuhaufen auf dem
Felde, in welche das Heu bis zum Einfahren aufgestellt wird (nicht
der grosse Heuhaufen, der für den Winter stehen bleibt) (litt, kupeta,
kupeüs, dass., küpä, kupä, kaüpas, lett. kohpa, kohps, poln. kupa,
Haufen, Häuflein im allg. ; böhm. kupec, Maulwurfshügel, litt, kupti,
kaüpti, häufen, kupinti, aufhäufen). AMS. VIII. 682.
kerler se, ker-berse (wirsenhölz), Birkengestrüpp, oder richtiger
Gestrüppbirke, Strauchbirke, Voc. 614.; der zweite Theil ist
ler'se, Birke; für den ersten Theil ist entweder litt, keras, Baum-
stumpf, oder böhm. ker, poln. Merz, Staude, Busch zu vergleichen;
beide Vergleichungen würden dieselbe Bedeutung ergeben, entweder
das aus dem Baumstumpf ausgeschlossene Birkengestrüpp, öder das
■=== TO —
nicht als Baum, sondern als Buschwerk wachsende Birkenholz; das
deutsche mrsen-hölz bezeichnet allgemein schlechteres Holz, von
ahd. mrs, schlechter, geringer; vgl. indess Pauli Beitr. VII. 170;
s. auch Pierson VII. 582. Nach dem Deutschen könnte man auch
an Wersendorn, Wersenbeerstrauch, d. i. Kreuzdorn, Schwarz-
dorn denken. »
kerdan, acc, Zeit, Ench. 49. 63. 66. 79. en kerdan, zur Zeit, enstan
kirdan, zu der Zeit, prei swaian kerdan^ zu seiner Zeit.
\kerkd\ kerko, Taucher, ein Vogel, colymhus, mergus, Voc. 758. (litt.
krykU, Krickente, böhm, krechar, russ. krochal,TR\xchev) s. Pierson
Vn. 582.
kerkus campm, MhW. L
kermen-s, nom., kermenan, kermenen, kermnen, acc , kermenes, gen.,
Leib, Körper, Enck 5. 14. 23. 26. 40. 41. 46. 48. 70. 76. (kslav.
kromfnu, externus); s. die folgg. und brende-kermnen,
kermeneniskan, acc. sg., kermeneniskai, nom. pL, kermeneniskans, kernte-
niskans, acc. pl. 1) fleischlich, leiblich, JEnch. 5. 23. 43* 44.
61. — 2) Fleischlichkeit, Sinnlichkeit, 22.
kermenints, kerminints, part, pass., s. en-kermenints.
kermeSy kermasse, kirmas, kinnes^ kirmys, See und Flliss im südlichen
Ermlande, MhW. L IL Hennenb. II. 13.
kerpau, das beutige Gut kerpen, Kr. Mehrungen. TcG, 182.
kerpetis, Hirnschädel, Voc. 72. (russ. poln. czerep, dass., kslav.
czrjepUy poln. skorupa, Schale, Scherben, Muschel).
kerse, nom. viri, NPBl a. F. VI. 173., 3. F. V 300; daher die
Dörfemamen kerschen Kr. Heilsberg, kerschitten, Kr. Preuss. Holland^
letzteres TcG. 182. auch kirsitten genannt.
kerscha, kerschan s. kirscha.
kersle (howe, sulaxe) Hacke, Axt, Voc. 534. 549.; sulaxe, sulaxt,
vom niederd. sule, suwel (lat. subuld)^ Pfriem, ist diejenige Axt,
deren sich die Maurer zum Abbrechen von Gemäuer bedienen, und
deren Kopf nach einer Seite in^ eine querstehende Axtschneide, nach
der andern Seite in einen starken pfriemartigen Zapfen ausläuft
{kersle von litt, kertü, klrsti, lett. zehrtu, zirst, hauen); s. kirt
kerthein, Name der Strasse, die von Königsberg nach Powunden durch
die heute sogenannte Fritzensche Forst führt, ÄMS. VII. 308; vgl.
602., daher vielleicht zu litt, kertü, klrsti, hauen, Holz fällen, also
Durchhau durch den Wald ; vgl. preuss. ki/rt, kirtis, kersle, u. das folg.
kertene silva bei Bartenstein. Diish. III. 174.
kerweyken, kerwoyken, kerwick, kerwicke (kerwuke?) lacus. MhW. HL
TcG. 188.
keesze s, kresze.
kethin TcG. 212. Dorf kothen oder köthen, Kr. Wehlau.
— 71 —
kettwirt-s, m*, ketmrta, f. nom., ketwirtin, ace, ketunrtsmu, dat., der
vierte. JEnch. 4. 11. 23. 31. (Knt. I. ketwerts, Kat IL ketmrta)
(litt. ketwirtcLS u. s. w.).
ketmrtire, Donnerstag, Voc. 21., von ketwirts, der vierte, nämlich
von Montag an gezählt; vgl. pentinx (im lett. werden die Namen
aller Wochentage ausser Sonntag's aus den Zahlwörtern gebildet,
indem man Montag als ersten Tag zählt ; litt, ketwergas, czetwergas,
Donnerstag).
kewsis locus. MhW. IL
[keuta] keuto, Haut, Voc, 156. 497., ist wohl an beiden Stellen zu
lesen, nicht kento (litt, kiaütas, Hülse, Schlaube, lat. cutis; keuta
vielleicht wie ke-üta, ki-üta zu sprechen). Burda Beitr. VI. 396.
kmtaris, Ringeltaube, Voc. 762., wohl besser als kentaris; auch die
Handschrift, obgleich in diesem Puncte nicht massgebend, zeigt
sehr deutlich eu.
kewtir,lacus,fluvius,vüla. CdP.LLL. 160. MhW. IL 524. {B,.L.kowtir,s.i,).
hiawte campus, CdP. I. 116., Dorf und Gut kiäuten Kr. Fischhausen.
kibiten, kiuntten campus et villa, MhW. L LL., Kirchdorf kiwitten Kr.
Heilsberg.
kieck, unbestimmte Wurzel, s. ep-kieckan.
kykimnne campus, MhW. IL
[kyla] kylo, Bachstelze, Voc. 771. (litt. k'Me, lett. zeelawa)\ daher
vielleicht Dorf kielischken. Kr. Orteisburg.
ktlke, pl. f. (verhochdeutscht keilchen) Prov., kleine Mehlklösse. Hejinig
119. (litt, kplikas).
kimenow, kymenow, Territorium in Sudauen. Dusb. LH. 194. 217.
kymis, Hosenleder, Voc. 501. Neumann vermuthet die Bedeutung
Schurzfell.
kiiHchel, vielleicht kunchel zu lesen, da die Handschrift kein i-Zeichen
hat, Gelenk, Fersengelenk, Voc. 144. (litt, ktnka, Kniegelenk);
Pauli Beitr. VH. 206 will kimchei^ nom. pl., lesen.
kympone lacus, CdP. LV. 186. MhW. LLL 29. 67.
[kininf] s. er-ktnint
kiosi, Becher, Voc. 402. (litt, kiaüszas. Schale vom Ei, von der Nuss,
vom Krebs, käuszas, hölzerne Trinkschale, poln. kusz, Becher, Trink-
schale). Pierson VH. 582.
kyosniff lacu^ s. koysnick MhW. 29. 67.
Urdi-t, kirdtrtwei, hören, Ench. 35. 78., ktrdimai, wir hören, 80.,
kirddti, kirdyti, imp. pl, höret. 67. 69. 71. (litt, girdml, girdzü,
gird'eti, lett. dsirdeht).
[kirki, kirkis'] kyrkoy, G^r., nom., ktrkin, kyrkin, acc. sg., JEnch. 17. 67.
88. 92., ktrkis, gen. sg., Titel, 66. 95 (kirki 76. als gen. sg. wohl
fehlerhaft), kyrkin, gen. pl. 77 (Kat LI. kirken), Kirche, German.
kvrUS'teikusnan, acc, Kirchenordnung, Emh. Titel, 66.
— 72 —
hirmas, kirmys s. kermes,
[kirna] kirno, Strauch, Föc. 637 • {litt kirnas, Weidenruthe zum Auf-
stellen des abzumessenden Holzes); vgl das folg.
kirne, kirno silva, MhW. L 386. 387. s. d. vor.
kirpeine, kirpaine, nom. viri, NPBl. a, F. VI. 174., daher kirpain
campus MhW. L, das heutige Gut kirpehnen, Kr. Fischhausen.
kirssen, kirsin, kirsyn, kyrsin, Name eines Baches und Sees CdP. IL
172. MhW. L IL vgl. kirsno.
kirsitten, TcG. 182., das heutige Vorw. Ä:^r5cÄi^ew, Kr. Preuss. Holland,
s. kerse.
kirscha, kirsche, kirsa, kirschan, kerscha, kSrschan, praep. über, c. acc.
Ench. 1— 10. 53. 54. 73. 76. 84. 97.
kirsnan, schwarz, Voc. 460.; hieher gehört vielleicht kirsna, der
Name eines Nebenflüsschens der Deime, mit den Namen der daran
liegenden Orte in littauischen Wortformen kirsna-bekei, kirsna-kaimei,
kirsfirupenai; vgl. kirssen, kirsne, kirsno.
kirsne campus, MhW. IL 389. ; vgl. das Gut kirschnehnen. Kr. Fisch-
hausen.
kirsno locus, MhW. I. 387.; vgl. kirssen^ kirsnan.
kirsovia, kirsuovia, territorium Sudaviae. Bush. III. 218.
kyrsuthe, nom, viri, NPBl. 3. F. V, 299. ; daher Dorf kirschitten Kr.
Preuss. Eylau.
\kirt, Wurzel, schlagen] kyrteis,im^.^ slo, d. i. schlage, Gr. (litt.
kertii, ktrsti, lett. zehrtu, zirt, schlagen), s. das folg. und kersle,
kerthein.
kirtis. Hieb, Hiebwunde, Voc. 163 {[\\X. Idrtis, kirt^^s, \tii. zirteens)
s. d. vor.
kirwaite, kirwaide nach S. Grünau der Oberpriester der heidnischen
Preussen, sonst kriwe genannt; s. tract. HI. cap. 2: „Ls wardt von
Anbeginne von dem Lrsten Konige und Kirwaiden irkant vor das
beste etc.'' s. Sprache der alten Preussen S IX. Und bei Hennenb.
Erclerung 465. heisst es : „bei dieser (Fiche) wohnete der Kirwaytte,
auch wohneten herumbher eitel Weydelotten etc." Hennenb. beruft
sich am Rande auf S. Grünau, dieser aber nennt an der ent-
sprechenden Stelle tract. H. cap. 5 den kirwaiten nicht, sondern
sagt nur, nachdem er die heilige Eiche beschrieben: „Vmbvndvmb
in ihren gezelten wonten die Waidelotten". — vgl. kriwe, krywaiten,
und Pierson ÄMS. IX. 163.
kirwaiten, Benennung eines Opferschmauses, der nach vollzogener
religiöser Ceremonie gehalten wurde; s. S. Grünau tract. IH cap. 2.
zu Ende: dornach sie heben an zu irincken und zu essen, und dis
sie nennen kirwaiten, und muss io niemandt nuchter Sondern
gantz truncken heimgehen, s. Sprache der alten Preussen, S. XI.
— 73 —
kisses^ pi., Pelz, Voc. 478 (kslav. russ. poln. kom, kuza, böhm. Ärwia,
Fell, Haut, lett. kaschoks, kslav. kozuchU, kozina, poln. koSitch, böhm.
kozick, vestis pellicea, Pelz rock).
ktsman, kystnan, Zeit, Weile Ench. 67. 69. 72. 81. 88. 89. 94.,
nur in den Verbindungen stan ktsman, stan kysman, stan kisman
kai, die weil; s. das folg.
kismingiskai, adv., zeitlich, Ench. 21.
kittan, ace. sg., kittans, ace. pi., ein anderer. Ench, 1. 25. (litt, kits^
kita, lett. zits, zitta),
kittchtvidin, kitte-widei, adv., anders, auf andere Art. Ench. 20. 82.
kitawidin4un, ändern, Ench. 66.; im Texte ist dieser Form das
reflexive -sin, welches bereits am Hauptverbum haftet, noch einmal
pleonastisch angefügt : et-ldiku-sin deickton prei kitawidintun-sin, er
enthalte sich etwas zu ändern (nicht: er enthalte sich, sich zu
ändern).
kiUe-widiskai, adv., anderweit, von neuem. Ench. 93.
kiwitten s. kiiiten.
kytz lacus, MhW. IL
[daytoia] claywio (sitevlcysch), Seitenfleisch, Rippenstück, Voc.
375 (litt* kliwas^ krumm, krummbeinig?).
klantt-t, fluchen (mit per-)^ klanttuns^ klantttmtns, part, act asniai,
ich habe geflucht, Ench. 35. 36. 37 (auch mit per-) ; klantUs, nom.,
klantUon, acc. part. pass, (mit per-); klantemmai, wir fluchen 2,
(auch mit per-), (kslav. klinq, klqti, exsecrari, jurare, russ. Menü,
kljasf, poln. klnq, hlqc, fluchen, kslav. klqtwa, poln. klqtwa, russ.
kljatwa, der Fluch; die slav. Wurzel ist also kln ohne t, während
das preuss. Wort das t in die Wurzelsylbe hineingezogen hat, als
wäre preuss. klant erst auf die slav. Substantive klqt-wa, klqt-wa
basirt).
klanttsnan, acc, das Fluchen, Ench. 35. s. per-klanttsnan.
clapathiten. Ort in Pomesanien, CdP. IL 23.
Mätke, Vogelbauer, klätke, Gefängniss, Prov. ^beide sind zurück-
zuführen auf litt. kUtkä, poln. klatka, russ. kljetka, böhm. klec,
Käfig, Vogelbauer, kslav. kljetüka, cella, kljeta, decipula, slov.
kletka, cavea).
clattoy, Klette, Voc. 292. ist wohl nom. pl. (litt, kliüte, Hinderniss,
an dem man hängen bleibt; oder aus dem Deutschen?) Pierson
VII. 582. Pauli Beitr VII. 177.
Uaust-ton, hören, erhören, gehorchen, Ench. 27., klamtuns^ part,
act., assai, du hast gehorcht, 72. ; klausimanas, part, praes. pass.
{mit po-) s. Bopp S. 34.; klausemai, wir hören, 3.; klausieiti, imp.
pL, gehorchet 53. (litt, klausyti, lett. klausiht, hören, gehorchen).
Vgl. po-klausU, po-klusmai u. die folg.
— 74 —
dausie, nom. viri, NPJBl a. F. VI. 173. u. 3. F. V. 301., da'hei^
clmieinen, heute Tdosehehnen, Gut im Kr. Friedland.
hlausysnan, ace, s. po-klausysnan.
dawsieten, dawsyten, Ortname, CdP, III. 160. MhW. II. 522., das
heutige Dorf dmisitten im Kr. Braunsberg; gleichnamige Dörfer
finden sich in den Kr. Heilsberg und Heiligenbeil; vgl. dussite.
Mausiwinks, Mamiwings, nom., klausitmngin, Mausywingin, acc. Maust-
toeniki, dat., eig. der Hörer, dann der Beichtvater. Fnch. 32. 33.
35. 37. 38. 39.
dawoge, datoogen locus. MhW. II.
[klexta] klexto, Kehrwisch zum Reinigen des Backofens, Voc. 333.
(litt, klastpi abfegen, klast^kle, Abfegebesen); Pierson VII. 582;
s. au-klextes.
denan (Meet), Nebengebäude, Vorrathshaus, Speicher, Voc.
1 94 (wohl zu kslav. cMjewina, Haus, Häuschen, cMjewU, russ. chljew,
poln. chlew, Stall).
klente, Voc. 673., clynfh Gr., Kuh; dazu wohl der Ottname AKni^Äewm,
Dorf im Kr. Gerdauen.
Meppe f., Mep^arn, Prov., eine Art Fischemetz, mit dem am Ufer
entlang in flachem Wasser gefischt wird. Hennig 125. (kslav. Mep[ca,
tendicula, za-klepu, slov. sa-klep, kroat. zaMop, retinaculu'm, kslav.
zorklopiü, slov. 0arkUpati, serb. zorklapati, daudere, russ. Mjapma,
Haken, Mepcy, Wolfsfalle, Mjap, Knebel, Spannkette, Maulkorb).
d€pyn aqua CdP. II. 41., der Fluss Meppe, der von Osten in den
Drausen fällt; an demselben das gleichnamige Dorf kl^ipe und die
Mühle Meppien.
Meet steht zwar Vot. 194. in der deutschen Columne als Erklärung
von dena/n, ist aber jedenfalls auch ein preuss. Wort gewesen, da
litt. kUtis, lett. Mehts, kslav. Mjett, russ. kljef, dieselbe Bedeutung
haben, die oben bei denan angegeben wird; vgl. das Verhältniss
von danierau (s. d.) zu wangus, u. a. ; im mhd. haben wir glet in der-
selben Bedeutung.
dines, pl., Kleien, Voc. 336. (litt. Mynes, klijes, lett. Mijas).
clynfh s. klente,
[Mip't, verbergen], klipts, part. pass. (m. aur)^ s. d. (litt. sUpti, lett
slehpt, griech. xalvmstv^ xlimstv).
cloytus, stagnum, läcus MhW. I IL
dokis, Bär, Voc. 655. (mit Verlust des anläutenden k litt. lok^s,l6Us,
lett. lahzis)\ s. caltestis-klokis.
klockis pratum, MhW. IL; etwa das heutige Gut klock€n,KY. Mohrungeii.
dochoten moter, Ortname in Samland; Urk. von 1258. NPBl. VI IL 344.
dopien; clupien campus MhW. L, wohl das heutige Dorf Möpien
(klobchen) im Kr. -Brannsberg.
klqpotiten, dopetiten campus. MhW. L
— 75 —
«
klotainen s* cltdeyne.
klumpe, gew. pi. klumpen, Holzschuhe, auch Schuhe ohne Hackstück
von grobem Leder mit hölzernen Sohlen, Prov, (litt, klümpes).
dumpis, Stuhl, Fbc. 216. (kslav. klq^i, scamnum). Pott Beitr, VI. 114.
[klumstin-t, anklopfen] klumsUnai, er klopft an, JEnch, 84., klu/ni-
stinaüai (für klumsUnaiti) imp. pL, klopfet an. 84. (litt kltmbenti,
klcmibenti, dass.). Piei'son VH. 592.
klimker, f., gew. pl. klunkern, Prov., Werg, das, was von der noch
einmal durchgehechelten Heede (so heisst hier und auch in Nieder-
sachsen der in der Hechel zurückbleibende Rückstand des Flachses)
in der Hechel zurückbleibt ; daraus gesponnenes Garn heisst klunker-
garn, aus diesem gewebte Leinwand Ä:?wwÄ:er-feiww;awrf. Hennig 126.
(litt klunktdrei, dass. was klmikem und klunker-gam, kslav. klüku,
trama, russ. klok, Büschel, Lumpen).
clupien s. clapien.
klupstiß. Knie, Voc. 140. (litt, klüpoti, knien, klupotms, in knieender
Stellung, hUiüpti, Mmptis, niederknien).
clussite, clussyte, nom. viri, NPBL cu F. VI. 174 und 3. F. V. 299*,
daher der Ortname clawsyten s. d.
klusmai, klusmings s. mit po-, zu klausi-t
duteyne, klutein, campus, kluttein^ klotainen villa, deutsch goldberg,
MhW. L U. NPBl a.F. XL 289, das Gut klotainen Ki\ Heilsberg.
knaistis, Brand, angebranntes Scheit, Voc. 36. (ks\2L\,gnjetiti,accenclere).
knapios, Hanf, Voc. 268. {litt kandpes, \eitt. kaMepes, ks\a,\.konoplja,
russ. konopljä, konopeV, poln. konop\ böhm. konopä, griech. xdvvaßog,
lat. cannapis, ahd. hanaf) s. gnai-sem.
knauen, nauen, Prov., miaueli^ von der Katze (litt, kniat^u, kniauti,
davon kniauka, die Katze, als ßäthselwort) Pierson VIL 596.
knieipe, er schöpft JEwcä. 73.
knich TcG. 213, alter Name des Guts und Vorwerks gnie (gross- und
klein-) im Kr. Gerdauen.
knipabe, knypdbe, kniepab, kneypaie, heute kneiphof, eine seit 1327
bebaute und als Stadt privilegirte Pregelinsel in Königsberg, ehedem
auch pregor-munde oder vogts-werder genannt, GDK. L 89. 109.
114. 116. TcG. 214, Hirsch Handelsgesch. 281.; der Name kommt
auch anderwärts als Localbezeichnung vor, s. NPBl. VIII. 107. 460.
IX. 96., wodurch sein preussischer Ursprung unsicher wird.
kniwdn, Prov., etwas vorhaben, das viel Geduld erfordert, bes. eine
Arbeit, zu welcher die Finger gebraucht werden, z. B. einen ver-
wirrten Knoten auflösen; daher kniwd-arleit; Hennig 128 (litt.
knlbti, knibineti, knebinUi, lett. knibbeht, knibinaJit).
knogstein, knoxstein, knogstin locus, MhW. IL s. glockstein.
coaris, Banse, Fach in der Scheune neben der Tenne, Voc. 232.
chobar s. gobrio.
— 76 -
hobel, hobele, kbbil, Stute, im Voc. 433. 435. 694 als deutsches Wort
gebraucht; kbbbel ist heute noch allgem. üblicher Provincialisraus
für Stute; in Urkunden, bes. in den Inventarienregistem kommen
häufig die Pluralformen kobeln, köbelen, kobiln, köblin vor (kslav.
kobuila, kobuilica, russ. poln. köbyla^ böhm. köbylkd)\ vgl. auch die
Ortnamen kobbel-bvde, kobbel-grube, kobbel-hals, kobbel-kampe,
kobilke, Prov,^ Reiherente, Quakente, nach Mühling, s. AMS.
VIIL 681; wahrscheinlich eine aus dem Volkswitze hervorgegangene
Bezeichnung, Siu^ fo\n, kobylka, junge Stute, „dasKobbelchen"; auch
Nemnich führt unter anas clangula die deutsche Benennung ioftfte^
ente an; in ähnlicher Uebertragung, nur auf einen andern Gegen-
stand angewandt, finden wir das poln., russ., böhm., slov. kobylka
in der Bedeutung von Heuschrecke, Grashüpfer; ich erinnere als
Analogen an das deutsche Herrgotts pferd eben, womit man den
Blattlauskäfer, coccinilla, bezeichnet.
kodesnimma, Kot. L, kudesnammi, Kat IL, so oft als; in Ench. 41.
fehlt die üebersetzung der Worte: so oft ihr es trinket.
coestue, Bürste, Voc. 559., s. coysnis,
kogge, ein Handels- und Lastschiff, ein im Mittelalter fast über
sämmtliche Küstenplätze des atlantischen Meeres, der Nord- und
Ostsee verbreitetes Wort, das sich auch in der lettischen und
preussischen Sprache eingebürgert hat, lett. ktuffjis, Lastschiff,
Kauffahrteischiff, und davon die wie von einem einheimischen Worte
sprachgerecht gebildete Ableitung kuggineeks, Schiffer: in Preussen
kommt es vor in einer Verschreibung von 1366 MhW. IL 4*21:
daz zcwey und dremchzte teyl an eyn koggen, und SrP. IV. 647.
AMS. IX. 296 Ein lied vom Koggenuffrur a®. 1456, dessen Anfang
lautet: de kogge ist ein farschip old; auch hat es sich hier zahlreich
in Localnamen erhalten; in Königsberg triebt es noch eine koggen-
gasse, in Danzig ein koggen-thor, eine koggen-brücke, ein koggen-
quartier; ferner das Vorwerk koggen am Pregel, Kr. Königsberg,
bei Frauenburg an der Baude das dem Dome zugehörige Etablisse-
ment koggen-busch, am Ausfluss des Elbing in das Haff das Bürger-
gut koggen-höfen. Im littauischen habe ich das Wort noch nicht
ermitteln können, es wird aber auch da wohl vorhanden gewesen sein.
cogeno silva^ MhW. L
koyden campus MhW. I., das Dorf koiden, Kr. Osterrode; vgl. koydikc
nom. viri, NPBl. 3. F. V. 300.
koyk campus MhW. J.
koysnick, koysnig (kyosnig) rivus, lacus. CdP. IV. 186. MhW.ILIIL
coysnis, Kamm, Voc. 557., wohl desselben Stammes mit coestue (litt.
kasmti, kaspti, kratzen, striegeln, lett. kassiht, schaben, harken,
kslav. czesati, russ. czesäf, poln. czesac, kämmen, kratzen, Utt.
— 77 — -
kastüwas, Striegel (Suffix 4mvas, -tuwe- gleich preuss. 'ttie\ kslav.
czeslu, slov. czeslo, czesen\ böhm. cesadlo, Kamm). Burda Beitr.
VII. 396. Pierson AMS, VIT. 582.
koytu Gr. s. qtioit.
Tcock, kockow, kokowge, l<zcm. MhW. L
kokoschke, Prov,, eine Garbenpyramide, (niederd. mite)^ in welche
in manchen Gegenden die Roggen- und Weizengarben aufgestellt
werden, indem etwa fünf Garben mit den Aehren nach oben zusammen-
gestellt und eine sechste, mit den Aehren nach unten, als Dach
darüber gebreitet wird; das Ganze hat von ferne betrachtet das
Aussehen eines hockenden Vogels, daher wohl der Name von poln.
kokoseka, junge Henne, oder russ. koküszka, Kukuk. (kslav. kokosm,
kokoszi, kokoszXka, Henne); kokoschken kommt auch als Dorfname
vor z. B. im Kr. Danzig, desgl. kokosken, Kr. Stargard und Kr.
Orteisburg.
koldtsch, koUdtsch, Prov., Paarsemmel, Hennig 130. 131. (russ.
kaläcz\ poln. kolacz, kslav. kolac^t, Kuchen, Fladen) ; vgl. kalso und
Pott Beitr. VI. 113.
coleen, heute Dorf callehnen, Kr. Wehlau. TcG. 212.
colkstitien campus, MhW. L
colm, colme, colmen, cholmun (cholinun wohl Schrbf.), und culm, culmen
(lat. flectirt: in cölmine, in culmine)^ die Stadt Kulm, terra colmsnsis,
das Kulmerland, civitas colmensis, cholmensis, die Stadt Kulm, juxta
cholmen dvitatem, etc. Dusb. IL 5. HL 3. 8. 9. 10. 35. 36. 40. 44.
Voigt Gesch. II. 170. 214. III. 389. CdP, 7.67. Vossberg Münzen
S. 30. NPBl 3. F. F. 72. ÄMS. L 338. {VL 50., LX. 594., SrP,
L 237.); der Name ist wohl slav. Ursprungs. Lateinische Wilkühr-
bildung ist culmigeria, Kulmerland. NPBl. a. F. XL. 72.
colmense, colmse, colmsee, culmense, die Stadt Kulm see. Dusb. LLL.
153. 154. 309. Suppl. 27. Vossberg S. 32.
colosey, cölosoy, alter Gutsname in Pomesanien bei Riesenburg. CdP.
LL 23. 170,
cdowach, Ortname in Samland. Urk. 1258. NPBl. VLLL. 344.
kölpack, kolpacken s. kulback.
col-warnis (rucke) Saatkrähe, corvus fru^ilegus, Voc. 726, provinciell
noch jetzt ruche, rurch-vogel genannt, in manchen Gegenden Deutsch-
lands kol-rabe, kolk-rabe; vgl. wamis, warne.
komaters, Voc. 183., corwa^er, G^r., Gevatter (}\ii. kümas,\eXX. kuhms,
kslav. kümotru, m., kumotra, f., poln. böhm. kmotr., m. kmotra, f.).
komor territorium in Pomesanien, heutige Kolonie komrau Kr. Stuhm.
TcG. 12.
konagis, König, Voc. 405. (lett. kungs, Herr, litt, künings, Pfarrer,
mhd. chuninc, König),
— 78 —
[kop-t, graben], kopts, part. pass, (mit en-), s. en-kop-t, kopte, au-
ckopte, und vgl. kape; {kslB,y. kqpati, russ. kopaf, polo, jfcopac, graben,
litt, kapotiy lett. kappaht, hacken).
copa s. warnay-copa.
copo, cops J Hügel, in den Localnamen aneta-cops, papme-, poyme-copo,
pil-kop, pille-kop, letztere bei Hennenb. 335.
köps s. keps.
kopte, kupte, Graben, fossatum, ÄMS, VIL 304. 315. s. kop4, au-
ckopte, ati-cupte.
corbis (vlecJde), Korbgeflecht am Wagen, Voc, 306; torUs ist da-
selbst Schrbf. (litt, kürlas, lett. kwrwis, russ. korob, kslav, krabii,
litt, kärbija, deutsch korb).
[corda] cordo, wahrscheinlich Strick, maclo-corda. (poln. iorda, Gürtel-
strick der Mönche, kordel, Strick, litt, kardelius, Tau, Schififstau,
russ. kardely, pl., grosse Taue, lett. kehrdums, Taugewinde auf den
Schiffen).
koriote, koriothe, nom. viri, NPBl. a. F. VI. 174.; korioth existirt
hier auch noch als Familienname; daher Gut korjeiten Kr. Fisch-
hausen (früher korjoiten?); vgl. kariote.
korke, Prov., Pantoffel, Weiberschuh ohne Hackleder (litt, kürke,
kärke) ; Sache und Wort haben mit dem Korkbaum, Korkholz gar
nichts zu schaffen.
corpe, Schuh, Gr. s. kurpe.
cort lacus s. curtoy.
[korta] korto (hayn) Gehäge, eingehägtes Jagdrevier, Voc. 698. (die
slav. Sprachen haben statt k und t die entsprechenden weichen
Consonanten g und d, kslav. graditi, poln. gradzic, einhägen, um-
zäunen, poln. grodz, grodza, Gehäge, kslav. gradU, russ. gorod, Stadt,
poln. grod, Schloss, Burg); vgl. po-corta und curt-medien.
kose, Prov., Ziege (kslav. russ. poln. böhm. u. s. w. koza, lett. kasd)
vgl. wosee.
cosy, Kehle, Voc. 96, nicht tosy zu lesen, (litt, kosere, Luftröhre,
köseti, kösyti, lett. kahseht, husten, kahsa, der Husten). Burda Beitr.
VI. 406. Pierson VH. 589.
kbschel, (seh = z) Prov., ungeschickter Fuss, Bocksfuss; koscheler
(z), die auf einen solchen passende Fussbekleidung; (poln. kosla,
koszla, Bocksfuss, koslawy, krummbeinig, wohl zu russ. kozel, pol.
koziel, koziol, Ziegenbock).
koschulle s. kaschulle.
kosno lacfus, MhW. HL
kote, Dohle, Voc. 724.
kotin, Ort in Pomesanien CdP. IL 36.
koUir, Gut in Pomesanien CdP. LI. 23.
kowtir s. kewtir.
— 7« —
kocen locus MhW, IL
kraddeln, Prov., stehlen. Henaig 132 (kslav. kradq, krasti, russ.
kradu, krast\ pol», kradnq, krasc, stelilen, kslav. krad^ba, russ. kradba,
Diebstahl, kslav. kradico, böhm. krddce, Dieb).
kraeuwiey s. crauja.
crcLglien mlla, CdP. II, 68.
kragis, Heer, Voc, 410, vielleicht richtiger krajis, krayis s. karia.
kragis, Voc. 400, cragge, Gr., Krug, Kanne (litt, krdgas).
crays, Heu, Voc. 289. s, craysi und crayse-wisse,
crayse, Brey, Gr. (irrthümlich für Heu?).
crayse-msse, crayse^esen, craysze-weyszen, Heuhafer, Halmhafer,
in dem grossen Zinsbuche des Archivs S. 195. u. öfter; s. Toppen
A MS. IV. 151 ; die vorkommende Lesart crawsze-wesen ist im ersten
Theil Schreibfehler; vgl. wyse.
craysi, Halm, Voc. 275; vgl. crays; wahrscheinlich ist craysi Sing.
zu dem Plur. crays, letzterer contr. aus crayses, craysis, Pauli
Beitr. VH. 195. ; vgl. caymoys u. pallaips.
krajis, krayis s. kragis, Heer.
\kracca] kracco, Schwarz sp echt, picus martius oder jp. niger maxinms,
Voc. 744; es steht in cTer Handschrift zwar deutlich kracto, aber
flennoch ist wohl richtiger kracco, d. i. kra^ca zu lesen (litt, krake,
krakis, esthn. kärrik, Schwarzspecht, litt, kärkti, lett. krdhkt, kslav.
krakati, russ. krakaf, krächzen); vgl. krakotin.
krakkeln, Prov., schwer athmen, sich würgen (litt, krokiü, krokti,
lett. krahzu, krahkt, auch krahkeleht, schnarchen, röcheln, schwer
athmen).
kraclan, die Brust, Voc. 118; s. das vor.
krakotin, krakotyn silva, in der Gegend von Rastenburg und Rössel,
auch Dorf oder Vorwerk gl. N. im Kr. Rastenburg, MhW, L 62.
63. 478. IL 528. CdP. IIL 162.; vielleicht zu kracca.
cra^ow lactis MhW. IL
krakthoy lacm MhW. IL
[kracta^ kracto s. kracca.
krälik, nom. viae. NPBl. XL 74.
cramptis (nayl) Nagel, nach der Stellung vielleicht Riegel im
Schlosse, Voc. 539; deutsch krampe,
crancow rivus, MhW. IL
krarhz silva MhW. LL; vgl den Badeort kränz, auf älteren Karten
kranZ'kuren.
crasC'lauken s. grase-lauken.
crasima territorium Sudaviae. Bush. III. 209. 211.
kraten, Prov., Gitter vor den Fenstern, (litt, krätas, krdta, krdte,
gew. pl. hcakCt, krdtos, krdtes, poln. krata, dass.)
kraugen s. cratya.
— 80 —
[crauja] crauyo, Voc, 160., krawia, Ench, 40., nom., krawian, ace. 16.
41. 88., Blut (Kat 7. kraugen, Kat IL kraeuwiey) (litt, kraüjas,
kslav. kruw^, russ. krow\ poln. böhm. krew\ dass., litt, krüwinas,
blutig).
crauya-mrps, Aderlasser, Voc, 551. s. das vor. und mrpis.
crausy, Birnbaum, Voc, 617. (litt. kräuszis\ s. das folg. und kruschke;
hieher vielleicht die Localnamen kraussen, Kr. Königsberg, krausen,
Kr. Gerdauen und Rössel.
crausios, Birne, Voc, 618, wohl vielmehr plur. Birnen (litt, kräusle);
s. das vor.
krawia s. cräuja. ' ^
krepsch, Prov,, Ranzen, Handsack, den man als Reisenecessär mit
sich trägt, (litt, krepsms, kräpszas),
kresze, wie es scheint, Benennung irgend eines heidnischen Festes. Es
heisst in den Articuli per Prutenos tenendi des Bischofifs Michael
(s. s. V. kappyn) in JKR. I, Anh. 127: Item ut de cetero in silvis
aut nemoribus nullas faciant congregationes seu celebritates contra
statuta sancte matris ecclesie, et cor um kresze amplivs non celebrent.
Dieselbe Sache ist, wie ich vermuthe, geraeint in der Landesordnung
des Hochmeister Conrad von Erlichshausen, wo es in der
Zusatzbestimmung zu § 1 heisst: und sunderlich die prewszen das
dy abelegen heydenissch weyse als an cleidern, heilunge des vihes und
des bieres unordentliche getrenke das uff Samlanä dy keyse unde
mettele ist genandt. So in der Copie gedachter Verordnung, die
sich im hiesigen Staatsarchiv befindet, und in dem Abdruck der
Originalhandschrift in Baczko's Gesch. H. 414. Dieses Original soll
nach Baczko sich in der hiesigen Schlossbibliothek (der jetzigen
königl. Bibl.) befinden, ist aber trotz vielfacher Nachforschungen
dort nicht aufzufinden gewesen. JKR, I. Anh. 289 druckt dieselbe
Urkunde ab, giebt aber keesze statt keyse; eine von diesen beiden
Lesungen ist offenbar fehlerhaft; Hesse sich im Original kerse für
keyse lesen (für den, der den Schriftcharakter jener Zeit kennt, ein
leicht erklärlicher Lese- oder Schreibfehler), so wäre die Identität
mit kresze unzweifelhaft.
creslan (barkenstulj, Lehnstuhl, Voc, 217. (litt, kreslas, russ kreslo,
poln. krzeslo^ Lehnstuhl, Ehrenstuhl, lett. krehsls, litt, krase, Stuhl
überhaupt).
krichaytos (krichen) pl., eine Art Pflaumen, Voc, 621., wahrscheinlich
prunus insititia, auch deutsch noch heute krichen, hier provinciel
krekeln genannt. (\itt kryke, krykle, wilder Pflaumen- oder Kirschbaum).
crixti'twi (wohl Drckf. für 'twei),'\x\{,^ taufen, Ench, 11.^ crixtits, part,
pass., getauft. 29. 77. 88. 89. 92. (Kat. IL crixteits); crixtia, ich
taufe, 92., crixteiti, imp. pL, taufet, 28 (Kat. L crixtity, Kat. LI, crixtidi,
Drckf.) (litt, krlksztyti, lett. kristiht, russ. krestif, taufen).
— 8t —
crioctianai, nom. pi, crixtiänans, christiänans, acc. pl., crixtiänimans,
dat. pl, die Christen Fnch. 18. 40. 52. 88.
crixtianisJcas, nom., crixtianishan, mxtianiskun, cristiäniskan, christir
aniskan, acc, crixtianiskun, gen. pl., christlich. Ench, 13. 17. 66.
77. 82. 88. u. öfter; Christenheit 18 (Kat L krixtianisJcun,
Kat IL krichstianisqitanj,
[krixtiena] hixtieno, Erdschwalbe, hirundo riparia, Voc. 741. (litt.
kregzde, Schwalbe).
crixti-laiskas, Taufbuch, Taufforraular. Ench. 11.
krixtien fluvius. MhW. I.
crixtissennien, acc.,' Taufe. Ench. 95.
crixtisnä, crixtisnai, nom, crixtisnan, acc, crixtisnas, gen., Taufe.
Ench. Titel, 28. 29. 31. 78 u. öfter.
crixtisnä-laiskas, Taufbuch, Taufformular. Ench. Titel.
crixtnix, nom., der Täufer. Ench. 11.
christiänans s. crixtiänai.
cristiäniskan, christianiskan, s. crixtianiskas.
[kristionisca] kristionisco, Christenheit, Voc. 794.; es steht daselbst
zwar deutlich -nisto, ist aber jedenfalls aus -^isco verschrieben und
in dieses zu verändern; vgl. crixtianiskas, cristiäniskan.
Christus, Christi, Cliristo, Christum, Christon, Christus, Ench. oft;
an dem Namen und seinen lateinischen Formen ist, wie es scheint,
aus Pietät nichts geändert worden.
crium-kayme s. treon-kaymyn, tris-kaym.
krywaiten nach Prätorius IV. 101. die Blutsfreunde der kriwe.
criwe, cry we, kriwe, der Oberpriester der heidnischen Preussen, der
in dem heiligen Orte rmnowe, s. d., seinen Sitz hatte. Dusb. HL 5.
kriumle, der Krumm stab, den der kriwe als Zeichen seiner Würde
trug; später, und zum Theil noch jetzt, heisst kriwule bei den
Preussen sowohl wie bei den Littauern der Krummstab des Dorf-
schulzen, bestehend aus einem kurzen Stecken mit daran befindlicher
gekrümmter Wurzel, durch dessen Herumschicken von Haus zu Haus
die Gemeindeversammlungen berufen werden (s. litt, kriwas, krelwas,
krumm). Auch die Gemeindeversammlung selbst wird kriwule ge-
nannt, oft auch in der verstümmelten Form krawol, selbst zu kull
verkürzt; auch die geselligen Zusammenkünfte, z. B. die Spinn-
abende, heissen an manchen Orten noch krawül, krawol, krawä; vgl.
Hennig 136.
cromaw, cromow, Name mehrerer Seen im Ermlande. CdP. IV. 186.
MhW. in. 29. 67.
kroop, kroop-zeug, Prcyv., nichtsnutzes niedriges Gesindel, roher ge-
meiner Pöbel, (vielleicht zu litt, kropih, kröpti, lett. krahpt, betrügen).
cropayn silva, villa. MhW. IL
Nesselmann, Thesanrus. Q
-=- 82 —
hrM, fallen, Ench, 68.; s. kruwis (litt, griuim, griüti, lett. gruhstu,
gruht, einstürzen, umfallen).
crticJce villa, Bush, III. 66., Dorf krücken bei Kreuzburg.
crummen locus, villa, MhW. IL
krumslus, Knebel, Fingergelenk, Voc, 116 (es steht daselbst
krumstus, aber vgl. litt, krumpslis, lett. krumslis),
kruncken, TcG. 214, nicht ganz verständlich: „vier Hufen in der
Wilkie, kruncken genannt". Hiess diese wilkie (Wolfswald) kruncken'^
crupeyle, Frosch, Voc. 780. (in der Handschrift steht trupeyle^ aber
vgl. lett. kruppis, kraupis, Kröte, eigentl. die verschrumpfte, grindige,
von krupt, verschrumpfen, kraupains, grindig, litt, krupes^ die Pocken,
krupos^ russ. poln. krupa, Grütze, und das zu gahawa in Betreff
der Begriffe Frosch und Kröte Gesagte).
kruschke, Prov., wilde Birne (am nächsten stehen kslav. kruszika,
serb. krusska, slov. illyr. kruczka, desgl. kslav. chrusza, chruszwa,
demnächst russ. gmszka, poln. grussa, gruszka, böhm. hruszka^ litt.
gmsze, Birne, Birnbaum; litt, kruszin^s, kriauszin^s, Birnwein); s.
auch crausios,
kruwis, der Fall, das Fallen, Voc. i67; s. krü-t.
ku, Relativform, s. kur-ilgimai und sen-ku.
kudesnammi s. kodesnimma.
cudin, cudyn, kudyn, cuddy nen, cudin-lauke, campus MhW. I. IL,
Kammeramt in der Comturei Elbing TcG. 190, das heutige Gut
kadienen.
kudrauwe, kudrawe, nom. viri NPBl. 3. F. V. 300. 302.; daher
vielleicht das Dorf kuddern Kr. Darkehmen.
kugis, Degen knauf, Foc. 426 (litt, ^fw^d, Sattelknauf ? wahrscheinlich
ist es aber identisch mit dem folg.)
cugis, Hammer, Voc. 518. (litt, kügis, küjis).
ku'ilgimai, wie lange, solange als. Ench. 72.
cuylis (beer), der zahme Eber, Voc. 683.; in der Handschrift steht
als augenscheinlicher Schrbf. tuylis, denn wir haben neben dem noch
allgemein verbreiteten Prov. kujjel das litt, kuilys, lett. kuilis, poln.
chujec. — Nach Hennig 138 heisst kujjel auch das Rauchloch
im Darrofen.
kuj, kuje, Prov., grosser Heu- oder Garbenhaufen, der thurmartig auf-
gebaut wird für den Winter, (litt, kügis, lett. kuija^ auch kaudse,
d. i. älteres kauge).
cucan, braun, Voc. 465.
kuke, kucke, cmum^ chucum, chucun, Nebenformen zu caux, Kobold,
Alraun, bei den christlichen Schriftstellern der Teufel; auch hiess
kuke, cucke eine Furt in der Passarge bei Borchertsdorf, Kr» Preuss.
Holland, die vollständiger cuken-brast, chucum-hrast (Var. chucun-
Jyrasch, cucum-brasch) genannt wurde ; so CdP. IL no. 1 . Mh W. I, 48 :
r~ 83 —
yyOd vadum Serie, qui cucJce ah indigenis nmninatur^', und ebend. 63 :
„huke oder chucumbrast, of Deutsch desz Teufels durchfahrt"; es
wird wohl ursprünglish „die Furt oder Durchfahrt der kuken, oder
kuuken, der Unterirdischen" bedeutet haben; s AMS. IV. 154.
Zu kuke, kurcke gehören wohl die Ortnamen kukehnen, cucuten,
ku^cken-^orf (kocken-dorf)^ vielleicht auch kukelinge, cuculnig, und der
zweite Theil der Namen malce-kuke und nmchi-cu^, s. dd. ; die Form
'chucun, kukun hat das Aussehen eines gen. pl., nach Analogie
von grykun,
kuckel, Prov., kleines rundes Kinderbrötchen (litt, kukul^s, kukl^s,
Fladen, Mehlkloss, poln. kukla, Wecke, längliches Brötchen).
kukelinge s. citculnig.
cuken-brast s. s. v. kuJce,
kukore (kuchin), Voc, 348, entweder Köchin (litt, kükorius, Koch,
kukarka, Köchin) oder Küche (ahd. chuhhina, mhd, kuchen, kuchin,
litt, kukore, gew. küknia, kükne, lett. kukns) ; die letztere Bedeutung
scheint wohl die richtigere zu sein.
cuculnig. cumlnyk, kukelinge lacus im Kr. Allenstein, MhW. IL
chUfCum-brast s. s. v. kuke.
cucuten villa, MhW. I. 193, bei demyta im Kr. Heilsberg.
kulla, Prov., im Samlande in dem Sinne von stu/rgel, s. d«, gebraucht;
(litt, kulü, külti, schlagen).
kulbak, kulpak, kolpack, kohlbacke, Prov., der Bügel am Pfluggeschirr,
in welchem des Ochsen Hals steckt (litt, kulbökas; fraglich ist, ob
auch litt, kalbökas, lett. kalpaks, kslav. klobukü, böhm. klobauk, Hut,
russ. kolpäk, Schlafmütze, poln. hohe Husarenmütze hiermit zusammen-
hängen); hieher der Dorfname kolpacken Kr. Darkehmen.
kuliks, Beutel, Tasche, Voc. 487. (litt, kuükas, auch kiilys, kul'e,
lett. kulla, russ. kul).
kulin (?) Ort in Pomesanien. CdP. II. 36 flgg.
culm, culmen, culmen-se s. colm.
kulnis (enkel), Fussknöchel, Voc. 143 (litt, kulms, Ferse, Hacke).
culowe campus, MhVT. I.
kulpak s. kulbak.
culczi (huffe), Hüfte, Voc. 138. (litt, külszis, külsze, slov. kolk, Hüfte,
poln. kulsze, Hüftbein, kslav. kluka, poples, Kniekehle).
cumayn^ ku/niayn, kumeyen campus, MhVT. I. das Kiichiori kumehnen.
Kr. Fischhausen.
kumetis, Bauer, Voc. 409 (litt, kümetys, Instmann, verheiratheter, mit
Wohnung, Ausgedinge und Tagelohn ausgestatteter Arbeiter auf
einem Gute; kslav. kmett, magnatum procerum unüs, slov. kmet,
poln. kmiec, rumän. kumet, rusticus, böhm. kmet, pater familias).
humpen, ku/mpchen, Prov., grosses Stück Fleisch; in Darkehmen ein-
gesalzene Schweinefüsse (litt, kümpis, geräucherter Schweineschinken).
6*
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kumpin-t, hindern, JSnch. 76., kumpinna, er hindert, 22. (kslav.
kqpina, rubus, Dornstrauch?)
kümps s. et-kümps,
kunchel s. kimchel,
cunclis, Raden, Unkraut im Getreide, agrostemma, Toe. 272., wo
fehlerhaft tunclis stellt, (kslav. kqkolt, kqkoUcay poln. kqkol, kqkolnica,
polab. kungchi, magy. konkoly, und mit ausgestossenem Nasal litt.
kukalei, lett. kdhkali, böhm. kaukol, lausitz. kukel, slov. kokolj, kokalj,
serb. kukol). Pott Beitr. VI. 117. Burda ebend. 401.
[kunt, Wurzel, hüten, pflegen, davon] künst/mi, (mit po-)^ küntons,
küntuns, part, act, (mit po- und ni-po-), künti, er pflegt, hütet (auch
mit pO') JSnch. 70., künsi, opt., er hüte (mit po-)^ kuntieis, imp. sg.
hüte (mit po-) ; s. po-kunt. (russ. kütaju, kütaf, verhüllen) ; vgl.
Bopp S. 32.
kunter, Prov., kleines Bauerpferd, bes. kleiner Wallach (litt.
künteris; von poln. kaifi, Pferd?).
kuntis, Faust, Voc. 113 (litt, kümstis, kümsscm).
kuntiten campus, MhW. I.
kupein, kupeyn, cupeyn, kupin villa, CdP. IL 108. ÄMS. IX. 327.
328. 330, das Dorf kuppen bei Saalfeld.
kuppeln, Prov., handeln, Kleinhandel treiben; daher kuppel-weiber,
Markt- und Handelsfrauen, Vorkäuferinnen ; s. NPBl. a. F. III. 298. ;
vgl. kaupiskan.
cupigeyten villa, CdP. IL 71., das Dorf kobgeiten Kr. Fischhausen.
kupsins, Nebel, Voc. 46.
kupschell, Prov., Vor kauf er, Aufkäufer, Handelsmann, Hennig 139.
(litt, kupczelninkas, Kleinhändler, kupczduti, lett. kuptsehoht, poln.
kupczyc, Handel, Kramerei treiben).
kupte s. kopte, au-cupte.
[kur-t, bauen] kura, er baute, machte, Ench. 68 (litt, kuriit, kürti,
bauen).
kurre^ Truthenne, kwrr-hahn, Truthahn, Prot;, (kslav. kuru, Hahn,
ku/rica, Henne; poln. kur, Hahn, kura, Henne; russ. klirica, Henne,
kurok, Hahn am Schiessgewehr; kslav. kurq, puUus gallinaceus).
curcUe, curcho, der Erntegott der heidnischen Preussen; s. Privilegium
anno 1249 a Jacoho Leodiensi Prussis concessum bei Hartknoch Select.
Dissertt. p. 126. 138. MhW. I. 32. — Der Name erschien und
erscheint noch oft in Localnamen, so in kurken, kurkau, kurkowken,
kurkoczyn, kurkowizna, kurkaczysna, kurksadel, kurkenfeld^ korkehnen,
korklack u. a. — Vgl. auch Heinel PBl. LV. 30.
kurksadel, kurh-sadel, kurkesadil, kurko-sadil, curchu-ssadil, curchu-
ssadl campus, MhW. L IL III. CdP. III. 162., das heutige Kirch-
dorf kurken Kr. Osterode, an der Südwestspitze Ermelands. TcG.
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127. Der Name hurJc-sadel bedeutet wohl „Sitz des curche^^'^ vgl.
sadint, sede, sid.
kurpe, Voc, 500, corpe, Gr., nom. sg., Jcurpi, nom. pl., kurpins, acc. pl.,
Ench. 14. 32. Schuh, (litt. lett. Mrpe, poln. kurp').
curpelis, Leisten des Schuhmachers, Voc. 509, wo als Schrhf. turpelis
steht (vgl. das vor. und litt, kurpdlius, Leisten).
curpis, Schmiedestock, Ambossstock, der Klotz, in welchem
der Amboss ruht, Voc. 519., gleichsam der Schuh des Ambosses;
s. kurpe.
kurt Ulcus s. curtoy.
kurt-eiti, imp. pl, irret, täuschet, Ench. 52., falsch construirt: ni
kurteiti ains antran, recipr., irret nicht einander, statt reflexiv, irret,
täuschet euch nicht; der Uebersetzer hat den deutschen Text falsch
aufgefasst, als hiesse es: setzt euch nicht gegenseitig in einen Irr-
thum. (vielleicht zu litt, kurtüs, taub, apkürtqs reszutis, taube, hohle
Nuss, die da täuschet). Pierson VII. 592.
curtis (wynt), Windhund, Voc. 700. (litt, kürtas, kürtis^ lett. kurts,
kslav. chruti, bulg. hrut, serb. khort, slov. böhm. hrt, poln. chart),
curt-medien silva, MhW. L, das heutige Gut kort-medien Kr. Wehlau,
s. corta und median^ also „Hägewald."
curtoy, curtoyn, curtöge, kurt, cort locus, MhW. II.
[kurwas] curwis, Voc. 672, nom., kurwan, Ench. 52, acc, Ochse.
(poln. kassub. kartv, Ochse, litt, kdrwe, kassub. karwa, kslav. slov.
illyr. böhm. krawa^ russ. korbwa, poln. krowa, serb. kruwa, Kuh);
vgl. die Namen curwe, curwe-dumpne s. d., und die heutigen Ort-
namen korw-lak, corwingen.
curwe campus, MhW. I. s. d. vor.
curwe-dumpne, NPBl. a. F. IV. 169, AMS. VI. 344, das heutige
Vorwerk kordomnien Kr. Heiligenbeil; vgl, kurwas und dumpnis.
kurwith lacus s. kerweyken.
kuss, kussig, kusig, Prov., klein, kurz, gestutzt (poln. kusy)\
vgl. kusel.
kusaw, kussau, kussie, kussein, küssen lacus. MhW. I. Hennenb. II. 14.
küsel, Prov., Stumpf, abgebrochener oder verkümmerter Baum; bes.
üblich ist küsel-fichte, verkümmerte, verkrüppelte Kiefer oder Fichte,
auch fehlerhaft kujel-ßchte gesprochen; vgl. kuss, kuslas.
[kuslas, schwach] davon kuslaisin, acc. comparat., schwächer, Ench.
58. ; vgl. kuss, küsel (litt, küszlas, kuszlüs, schlecht, von Gewächsen).
kusowirog pratum, MhW. IL
kutz, Prov., Prügel, grosse Peitsche, Hennig 140. (litt, kücius).
quai, nom. sg. f. und nom. pl. von kas, s. ka.
qmit-s, nom., quäitan, quaitin, acc, Wille, Ench. 21. 22. 61. 71.
s. quoit.
quaitings s. ni-quuitings.
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qaedemnove, qmdenowe, quedenow, Bush, HL 70. 102. CdP. IL 51.
NFBl VIIL 342 AMS, 7/7.301, das Kirchdorf, ehem. Kammer-
amt quedenau, Kr. Königsberg.
qmi, relat., wo. Euch. 20. 31. 40. 42. 48. 54. (sanskr. Teva), s. Bopp
S. 26 und ni-qitei.
quehe (stecle) Stakel, krummer Tannenast, wie er zur Errichtung von
Zäunen (Stakelzaun) verwandt wird, Voc, 635 s. AMS. VI, 323.
(litt, kwaja, niedrige krumme Fichte).
qttela, quele aqiia, MhW. L II
\quelb4, knieen] quelbton, part, pass., mit jpo-, s. d.
[quendau, wo] s. is-quendau u. vgl. qtiei, stwendau, und Bopp S. 27.
qae^^e, queczow, stagnum^ lacus. MhW. L II
quidin, Name der Insel, auf oder neben welcher um 1233 Marien-
werder, castrum oder insula Sanctae Marias, erbaut ward; Bush.
IIL 9. GBK, I 19. MhW. I. Noch heute ist hwidzin, hwiedzyn
der bei den Polen übliche Name von Marienwerder.
quoi, nom. sg. f. und nom. pl. zu has, s. ka\ vgl. auch quoit.
qtioyge .campus, MhW. I
[qumt, Wurzel in der Bedeutung wollen, deren t in einigen Formen
des Präsens als Auslaut abgeworfen wird, während es im allg. als
radical erscheint; der wahrscheinliche Infin. ist quoitU). quoiüuns,
part. act. (mit po-) ; quoitUon, part. pass, (mit po-) ; quoi, ich will,
Euch. 35. 68. 71., du willst 67. 92. (nyhotjtu bei Gr. s. d); er
will, 19.; iquoitu s. d.; quoite 27., quoitets (letzteres mit jpo-) er
will; s. Bopp S. 28; quoitä, quoiU, sie wollen, 22. 66.; quoitämai,
wir wollen, 24. ; quoiteti, ihr wollt 74. 82.; quoitUaisi, opt., du wollest,
46. 48. 76. 86. 96.; quoittlai, quoitylai, er wolle, 24. 25. 83. 94.;
quoitUaiti, quoitylaiti, ihr wollet, opt., 35. 83. 89. (kslav. chotq,
chotjeti, russ. chotjef, chtjef, wollen, poln. o-chota, Lust, Neigung
zu etwas, litt, hetü, Jceteti, gesonnen sein, beabsichtigen etwas zu thun).
qtmttsnan s. po-quoitisnan und labhai-quoitisnan.
L.
lahbai, adv., gut, wohl, Ench. 41. 51. 52. 65., füglich 37. 39.,
zwar, allerdings 21. 22. 24.
labbai-quoiüsnan, acc, Wollust, Ench. 64. s. quoiüsnan.
laba-lauks campus parvus CdP. L 182. ; vgl. die heutigen Dörfer und
Güter läb'lack Kr. Gerdauen, Rastenburg, Labiau, „Gutenfeld".
labban, acc. adv., wohl, gut, Ench. 4. 11. 24. 60. 73., zuträglich,
53. 56. 68., labban eit, es geht wohl, 4. 60., labban seggc, er thut
wohl, 4. 11. 24.
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lahhorpodingauman, ace, Wohlgefallen, Ench, 49. s. pchdingausnan.
labhas, labs, nom., lahban, ace, Idbbai, dat., labbas, gen., labbans, ace.
pi, 1) adj. gut, fromm, mdi, 22. 23. 57. 61. 73. — 2) subst.
Gutes, 8. 12. 59. 61., Gut, Besitz, 7. 14. 23. 26. 83. 95.,
Güte, 49. — labbas als acc^ neutr. 8.; labbai und labban als adv.
s. an ihren Stellen, (litt. Idbas, lett. labs, gut).
labborseggtsnan, labba-segtsnan, ace, W o h 1 1 h a t , Ench. 50. 96. s. segisna,
labbatingins, ace. pi., hoff art ig, Ench. 63.
labegowe moter, die Stadt Labi au. Urk. v. 1258. NPBl VIIL 344;
labegowe, Dusb. III. 184., labegow, AMS. X. 84.; labegow hiess auch
ein Ort in Natangen, Urk. v. 1249. TcG. 19. (das heutige labehnen
Kr. Preuss Eylau?)
labelles la^cus, MhW. L
labenz lacm, MhW. L IL Hennenb. II. 14.
labbings nom., gütig, Ench. 22.
labbis, Guth, Or.
labbisku, nom., labbiskan, ace, Güte. Ench. 14. 50. 76. 84.
labun, heiliger Wald südlich von Königsberg. TcG. 25. 213.
lade-garbc s. laydc-garbe.
ladis, Eis, Voc. 56 (litt, ledas, liddas, lett. leddus, kslav. ledii, russ.
slov. led, poln. lad),
lagamast campus, MhW. I. 131 an der Drewenz.
lage-garbs, layge-garbes mens. MhW. I.\ vgl. den Gutsnamen la^-
garben Kr. Gerdauen; TcG. 199 nennt einen Weg lage-garbo.
lageyn, la^eyne, Dorf name, das heutige legehnen Kr. Fischhausen. AMS.
VIL 309. NPBl. XL 191. CdP. 11 59.
[lagna] lagno, Hosen, Voc. 481., dasjenige Kleidungsstück, welches
die Beine bis hinauf an die Oberschenkel, zuweilen auch die Füsse,
aber nicht die Hüften bedeckt; vgl. broahay.
lagno, Leber, s. jagna.
layde-garbe, lade-garbe campus. MhW. IL, „Lehmberg'', s. laydis,garbis.
laydis (leym) Lehm, Voc. 25. s. d. vor. u. layt-kayme.
laygede, nom. viri NPBl. a. F. VI. 174.; daher wohl (nicht legden,
sondern) legitten, Name mehrerer Güter und Dörfer in den Kreisen
Königsberg und Labiau; vgl. leygothe.
layge-garbes s. lage-garbs.
laygnan, Wange, Voc. 98. (vgl. kslav. lice, vultus, gena, poln. lie,
Wange, pl. lice, russ. lice, Angesicht).
laiJc't, inf. zur Wurzel lik s. d.
laihings s. au-laikings.
laikurt, halten, Ench. 74 (auch mit er-, po-, prei-)\ laiküuns, part.
act. (mit er-, tV); laikuts, part, pass., gehalten, Titel (auch mit i^o-);
laiku, du hältst (mit is-); laiku, erhält, sie halten, 1 1 . 12. 51. (auch
mit er-, po-); laika, er hält (mit is-)\ laikumui, wir halten, 3. 4.
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(auch mit en-, i^o-); laikutai, 2. pl. praes., als imper. gebraucht,
haltet 52. (s. BoppS. 31); läiJcuti, imp. pl, haltet (mit en-)\ läiku-
sin, opt. reflex., er halte sich (mit et-), — (litt, laikpi, halten);
s. mit au-, en-, er-, et-, is-, po-, prei-,
laiUsnan, acc, Marter, Ench, 37.
laim-s, nom., reich, in etnistis-laims ; (in Kat L wird ?aeims irrthüm-
lich in dem Sinne von „das Reich*' genommen), (litt. Läima, die
Segensgöttin, laimas. Glück, laimmgas, erfolgreich, laimüs, vortheil-
haft, laifheti, gewinnen, lett. laima, laime, Glück, /aimi^s, glücklich).
laimingiskai, adv., reichlich, Ench. 18 (s. Mit Aaimingas)\ im Texte
steht gegen alle Sprachanalogie laimintishai.
laimisJcan, acc, laimisTcai, laimisku, adv., reichlich. Ench. 14. 30. 85.
[laipin-t, befehlen], laipinnans, laipifinons, part, act., ast, er hat
befohlen, Ench. 27. 35 (auch mit po-); laipints (mit ^^o-), laipinton
(mit po-% part, pass., laipinna, ich befehle, ich befahl, 72. (auch
mit p(h)\ laipinne (mit en-)^ s. d. (litt, l'epiü, l'epti, befehlen); s. en-,
po-laipint, lapinna, pallapse, pallaips, pallaipsit
laipinsnan s. mit po-,
[laipta] laipto, Pflugsterze, Voc. 248.
[laysa] layso ("fei^^, Letten, thonichter Mergel, Foc. 27. (aber mhd. Zefe,
Ute heisst auch Bergabhang); vgl. die Ortnamen laiss, laysen,
leissen, leissienen.
laysen campus MhW. L, villa CdP IL 82., wohl Kirchdorf laiss,
Kr. Braunsberg.
laishas, nom., laishen, acc. Buch. Ench. Titel, 66. 68. 77. (litt, lahszkas,
Blatt, Zettel); s. crixti-, crixtisno^, lubi-, sallübs-laishas.
layson, laysson lacus, MhW.IIL CdP. IV. 186.; bei Henne nb. 11. 14.
lais, layse, Namen zweier Seen.
laitian^ Wurst, Voc. 381. (vgl. böhm. gelito, Wurst, poln. jelito, Darm,
Eingeweide).
layt-hayme, leyt-kayme, Dorfname, ÄMS. VII. 297. 311., das heutige
Dorf ladtkeim, Kr. Fischhausen; vgl. laydis.
laxde, Haselstrauch, Nussbaum, Voc. 607., in dem Comp, kel-
laxde wohl in der Bedeutung von Stock, Schaft, (lett. lagsda,
lasda, litt, lasdä, Haselnussbaum, Haselstecken, auch Stecken, Stock,
Flintenschaft); hieher wohl die Namen laxdehnen, Vorwerk im Kr.
Heiligenbeil, laxdoien, Gut und Dorf Kr. Rastenburg.
laetye (kwrse), Pelzrock, Pelzkoller, Voc. 476.
lalasso s. lasassa.
lamanse, Ortname in Pomesanien, CdP. IL 36 flgg.
lampten lacus, MhW. L
landan, landen, acc, Speise, Ench. 49. 50.
landesanum, landesen s. lansania.
— 89 —
läng, läng4 s. er-längi
langa, langa-ssaytan s. larga-ssaytan, linga.
langainen, das heutige Dorf Imgeinen bei Wartenburg. TcG. 153.
langewylce silva. MhW. IL
längewingiskai, -gishan s. längwingishai.
langi'Seilingins, acc. pl., einfältig, einfach, EncK Titel, 32. 39., für
langwi-seil? s. längwingishai,
längirseilishan^ acc. Einfältigkeit, Einfachheit, -EWcÄ.Cl.,s.dasvor.
längiwingiskai s. längwingishai,
längwingishai und mit zwischen g und w eingeschobenem Vocal länge-
wingishai, längewingishan, längiwingishai, adv., einfach, einfältig
Ench. 13. 19. 28. 40 (in diesem und den nächstvorhergehenden
Wörtern steckt wohl als Grundelement litt, lengwas, leicht, gelinde,
langsam, sanft, vgl. russ. leghit, leicht, gelinde, sanskr. laghus, leicht,
ebenso in preit-längus s. d.). Pierson VII. 592.
lanhe, Bogen, Bügel s. stürlanhe u. vgl. langa.
lanhenihe villa s. lenheniten,
[länhi-t, gehören, gebühren] nur mit per-, länhei, länhi, 3. praes.;
vgl. perlenche u. das folg.
länhinan (Kat, I, lanhenan) deinan, acc, Feiertag Ench, 3., zu
länhit, der (dem Herrn) gebührende, der (der Feier, der Heiligung,
dem Gottesdienst) bestimmte Tag; also: „du sollst den gebührenden,
den dazu bestimmten, festgesetzten Tag heiligen". Vgl. Pierson
AMS, VII, 592.
\lanhsta'\ lanocto, Fenster, Voc, 213 (litt. Idngas, lett. löhgs)\ dazu
mit Ausstossung des h der acc. sg. in dem Compos. persUlanstan s. d.
lanctis (creugel) Voc. 360; es ist wohl kräitel, fuscimda, tridens, Gdihel
mit drei oder mehr Zinken, s. Frisch I. S. 544; zu litt, lenkte,
Biegung.
lansania, lanzania, landesanum, landesen, Dorf und Territorium lenzen
auf der Elbinger Höhe. MhW, L 20; vgl. TcG, 7. 8. 14. 15.
lanstan s. perst-lanstan.
lapatte, lapathe, Prov., Schulterblatt, Schulterstück, bes. vom
Reh und Hasen, aber auch vom Hammel, Schwein und andern Thieren;
Hennig 142 giebt eine unrichtige Erklärung, (litt, lapatha, russ.
poln. lopaÜAi, dass., zu litt, lopetä, kslav. lopata, russ. lopat, lopäta,
poln. böhm. lopeta, lett. lahpsta, Schaufel, preuss. lopta, Spaten,
wegen der Aehnlichkeit der Gestalt; vgl. preuss. i?e^?*s, Schulterblatt
und Ofenschaufel, litt, mente, Schulterblatt und Schaufel).
lape, Fuchs, Voc. 658 (litt. Idpe, lett. lapsä); das Wort steckt wohl
in den heutigen Localnamen lap-keim, lappienen, lapischhen ; s. auch
das folg.
lappe-garhe, lappo-garwe, leppen-garhe, nom. montis, „Fuchsberg". AJHS,
VII. 303. 309. 314.
— 90 —
lapinnay Gebott, Gr., vgl. laqnnt, pällapsit
lapinis, kleiner flacbbauchiger Löffel, Voc. 359. (litt, l'epmis, aus
Lindenholz gemacht,?); vgl. lirga-harhis.
lapi [-warta] -warto, Pforte im Zaun neben dem grossen Hofthor,
Voc, 212, wörtlich „Fuchsthüre", s. lape und warta (lett. wahrtelis,
litt, pa-warte, Nebenthor) s. ÄMS. VI. 321.
lappo-garwe s. Jappe-garhe.
lapsalaw (?) villa, CdP. IL 130.
larga-ssaytan (stidedder), Steigbügelriemen, Voc. 446; aber un-
mittelbar dahinter steht daselbst lingo, Steigbügel; es ist nun aber
undenkbar, dass beide Formen, larga und linga (lingo) so unmittelbar
neben einander richtig sein sollten ; für larga bieten die verwandten
Sprachen gar keine, für linga nur sehr erzwungene Etymologien dar,
dagegen würden wir beide Ausdrücke befriedigend erklären können,
"wenn wir annähmen, dass larga sowohl als linga aus langa ver-
schrieben wäre; dann hätten wir litt, länkas, kslav. Iqkü, poln. Iqk,
luh, oh-lqk, russ. luJc, Bogen, Bügel, von litt, lenhm, lenJcti, lett.
leekt, kslav» IqJcq, Iqszti, biegen, zur Hand; und so wird es denn
auch wohl sein: langa, Steigbügel, langassaytan, Steigbügelriemen;
vgl. saytan; die Verdoppelung des s als Anlaut des zweiten Theils
eines Compositums findet sich auch anderweitig, z. B. in pa-ssons,
pa-ssalis, pa-ssortis, pa-ssupres, possi-ssawaite und vielleicht in wi-
ssambers, s. dd. Ueber den Schriftzug, demzufolge man versucht
mrd -seraytan zu lesen, s. ÄMS. VI. 318. VII. 583.
lassa, lasse, ein Flüsschen im nordwestlichen Samland. NPJBl. XI. 290.
CdP. IL 129. 132. in. 79. ÄMS. VIL 299.
lasanos, lassanos, lasonos, lasinus, nom. loci ÄMS. VII. 294, etwa das
heutige Gut laser-Jceim im Kr. Fischhausen; vgl. NPBl. X. 167.
[lasassa] lasasso, Lachs, Voc. 563.; das Wort erscheint im Voc. zwei-
mal, aber an jeder der beiden Stellen in anderer Weise verschrieben;
hier, 563., steht in der Handschrift Zaiassö, uuA blO steht pa-lasallis;
dass beidemale lasasso, pa-lasassis zu lesen sei, beweisen die ver-
wandten Sprachen, litt. Idsm, Idsziszas und bei Szyrwid lasasza,
lett. lassis, lassens, russ. poln. böhm. lbsos\ Lachs.
[lasin-t, legen, setzen] lasinnuns, part, act., ast, er hat gelegt, Enck
7 1 ., lasinna, er legte, 79. (kslav, lemti, russ. lemf, poln. leäec, liegen,
kslav. legq, leszti, russ. po-lagäju, po4ozU\ poln. po4ozyc, legen);
s. lasinsnan, lasta, leschah.
lasin-ensis civitas, die Stadt Lessen, auf einem Siegel von 1667. Voss-
berg 38., vgl. lessin.
lasinsnan, lasinsnon, s. mit pa- und po-.
lasmet fluvius, MhW. I.
lasnitz rivulus, MhW, I.
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[lasfa] lasto, nom., Voc. 209. 492., lastan, lastin, ace, Ench. 45. 47.
Bett (litt, lastä, Mastnest der Gänse); vgl. lasin-t
laswagie campus, MhW. L
[lattam] lattaco, Hufeisen. Voc. 543.
\lau4, aufhören] nur in aii-läu-t, s. d.
lanh s. luh und sdlauban etc.
laude-gudien, leväe-gudien silva, MhW, L 386; s. guddc,
[latika-s'\, lamhs, nom., lauhan, acc, Ench. 14. 23. 72. Feld, Acker;
luncJca bei Gr. ist Schreibfehler (litt, laukas, lett. lauhs). Das Wort
findet sich als zweiter Theil zusammengesetzter Localnamen ausser-
ordentlich häufig in den Formen -lauks, -lauk, -lauke, 4aukm und
verkürzt -la^ch, -lachen in älterer und neuester Zeit, z. B. hayse-
lauJcen (bces-lacJc), bole-lauJcin, grune-lauJcen, gune-latiken, gun4auke,
laha-lauks (Idb-lack), linde-lauwhen, med-lauJcen, mone-lauJcen, pute-
lauhen, regut4auhen, ringc4auken, samhc4auJcen (sam-lack), sant-
lauhs, sirbe4auh, tirbe4ah, wam-lauhen, warpe4auhe, wope4auhen,
wund4achcn, so auch per4auhe, ausserdem selbstständig in lauh,
lauhen, und in den Ableitungen lauhins, lauhitten, lauhnichen^ seltener
als erster Theil des Compositums wie in lauJc-appe, lauh-gallen
(lau/gallen), laucho-gede,lauhe'medien,lauh-wargen; eine merkwürdige
Namenbildung ist lauhos4auh, lauhes4auhen, louhaus4auhen, locaus-
lauhen, MhW. I. IL, in welcher schwerlich beide Theile dasselbe
Element enthalten; vgl. auch lauca-gcrta und lauhinihis.
lauca [-gerta] -gerto, Rebhuhn, Voc. 768, wörtlich „Feldhuhn", aus
laukas und gerta\ analog gebildet lett. lauhu irbe, Feldhuhn d. i.
Rebhuhn.
lauh-appe fluvius, MhW. L, wohl „Feldfluss".
lauhe-medien silva, MhW. L, wohl Name des heutigen Gutes la^h-
medien Kr. Friedland.
lauhen lacus, MhW. I.
Iauhi4, suchen, JEnch. 37, lauhyti, imp. pl., suchet. 64, (litt. Iduhiu,
Iduhti, warten, erwarten, luhü, luheti, dass., lett. luhhoht, schauen,
sehen, sd4uhhoht^ zusammensuchen); vgl. luh, haima4uhe.
lauhinihis (leman), Lehnsmann, Voc. 407., eigentlich wohl Ackers-
mann, Landmann, Gutsbesitzer von lauhs; aber mhd. lehen heisst
auch ein Bauergut von geringer Grösse, daher Ichner, ein geringer
Bauer, und in diesem Sinne könnte auch der Ausdruck leman im
Voc. von dem Verfasser gemeint sein. (litt, ist lauhinmhas Land-
mann, bes. ein solcher, der nicht in dem geschlossenen Dorfe, son-
dern auf einem Abbau im Felde (laühasj wohnt).
lauhins campus, MhW. L, wohl adject. Bildung von lauhas.
laucho-gede campus, theut. Esseweilt, bei Rössel. MhW. I.
lauchsen, Dorf lawshen bei Königsberg (?) TcG. 213.
— 92 —
lauxnos, pi., Gestirne, Voc, 4. (kslav. luczt, Licht, lucza, russ. ?«*c^,
Strahl, Glanz, böhm, lue, Kienfackel, lat. lux, lucere),
lauxöbe lacus, CdP. IV, 18G. MhW. IIL 29. 67.
lauhstyte, Name eines edlen Preussen, der auf Witlandsort wohnte, und
dessen Name auf die vom Orden 1264 daselbst erbaute Burg,
hostete, lochstädt, überging. Bush. IIL 107. NPBl VIII 355. X. 187
und sonst oft.
lausennien s. au-lausennien,
\laustin4', demüthigen] laustineiti, imp. pl., wans, demüthiget euch.
Ench, 63. (litt, lüstu, lüsti, traurig werden).
laustingins, acc. pl., demüthig. Ench. 63.
laustingishan, acc, Demuth Ench. 63.
lauth, lauthen villa, CdP. IL 126. GBK. 1.1 \.^ noch heute mehrfach
vorkommender Ortname; — fluvius CdP. IL 129.
lawete, Nebenform von lauth. CdP. I 146.
leydene, in der Urk. von 1258, wahrscheinlich das ehemalige Vorwerk
legden bei Wargen, jetzt lehndorf. NPBl. VIIL 344.; vgl indess
laygede. , »
leydete, ley dote silva. AMS. VLL. 304.
leigen-ton, leigin-twey s. ligint.
leygothe, nom. viri, NPBl. a. F. LV. 369., daher vielleicht Dorilegitten
Kr. Labiau und Gut legitten Kr. Königsberg; vgl. laygede.
leylauhen campus. MhW. I.
leipe castrum, i. q. lypa. Harthnoch zu Bush. III. 192.
leypiten s. lepitin.
leysa, nom. loci, MhW. IL 519., vgl, lay sen.
leythyn, Urk. v. 1258, NPBl. VLLL 344., das DorUethenen Kr. Labiau.
leyt'kayme s. layt-kayme.
leiton s. li-t.
lehc-garhe, leke-garge locus. AMS. VII 306; s. garhis und garge.
lemh'tivey, lemlai s. Iim4.
leemess, Name eines Ackerstückes. NPBl. XL 74.
lemiten s. lymiten.
lenk s. per-lencJce, länJcit
lenJceniten villa, AMS. VII. 299., heute lengnithen Kr. Fischhausen;
a. L. lankeniJce.
leppe, nom. viri, NPBl. 3. -F. F. 301 ; daher vielleicht Dorf lepienen^
Kr. Insterburg.
leppen-garhe s. lappe-garhe.
lepiten, leypiten^ leypitten (a. L. lepare) nions. AMS. VII. 295. ; zu Zipe.^
lesewitz, Kirchdorf im Kr. Marienburg, TcG. 224-, vielleicht zu leshuto
(lesehuto), nom. viri, Bush. IIL 246.
lessin, lessinum, Stadt und See in Pomesanien, Lessen. CdP. LL. 45.
170. s. lasin-ensis.
— 93 —
leschdk (sch:=s) Prov,, Faulenzer, zu allem unlustiger Mensch
(böhm. leiak, poln. lemch, lazqga, lazqka, dass., von kslav. lemti,
russ. lezät\ poln. lerne, liegen; poln. lemh heisst Lagerholz, auch
ein liegender Bienenstock) ; vgl. lasint und AMS. VIIL 683.
leske, wohl Dorf löske an der Tiege nahe bei Neuteich. TcG. 224.
lesuns s. lis-t
letan s. li-t
lende-giidien s. latide-gudien.
lewenez laeus bei Riesenburg. CdP, IL 170.
[It't, giessen] Uuns, part, act., (mit is-), lieiton, leiton, part, pass.,
(mit pra-, pro-) (Eat, L letan, Kat IL Uten) Eneh. (litt, leju, l'eti,
lett. leiju^ leet, kslav. Ijejati, lijati, liti (lijcQ, russ. Vju, lif, poln.
lejq, lac, giessen).
Hede, Hecht, Voc, 561. (litt, lydehä, zem. l^dis, lett. lihdsks).
lieiton s. It-t
Ugan, lygan, acc, Urtheil, Gericht, Eneli. 54. 85. s. Itgin-t
ligaschones, histriones. MhW. L 32.
Ugin-t, ligin-ton, richten, Ench. 15. 91. (Kat.L leigin-wey für leigin-
tivey, Kat IL leygen-ton) (litt, lygüs, gleich, lett. lihgt, sich ver-
gleichen, lihdsens, gleich, eben); vgl po-ltgu,
[lik, Wurzel, bleiben] erscheint nirgend rein, dehnt sich im inf. zu
laikt und schiebt im praes. den Nasal ein, linka, lynku; s. pchlik4
(litt, lekmi, likaü, llkti, übrig bleiben).
[Itk't, lyk't, verleihen, bescheren, nur mit ^o-] Ukins, part, act.,
lycki, 3. praes., s. po-lik-t
licka fluvius bei Lyk. Ditsh, HL 241.
licte, Lichte, Gr, (litt, liktis, Licht, Kerze).
likut-s, nom., Eneh, Titel, Ikuti Gr, klein; dass Heu, klein, sich in
Neumanns (damals) unedirtem altpreuss. Vocabular finde, wie es
TeG. 22. Note 116 heisst, ist irrthümlich; s. die folgg.
lieutin laeus, MhW. IL, wohl zu dem vor.
licut-kekers, Linse, Voe. 271., wörtlich „kleine Erbse"; (likut-s und
keekers; es steht im Voc, zwar deutlich lituc-kekers, aber die Ueber-
einstimmung der beiden von einander unabhängigen Quellen, Eneh.
und Gr,, schienen mir Gewicht genug zu haben, um mir die Aende-
rung des litue in Heut zu gestatten; auch der ganz unzuverlässige
Prätorius konnte für mich kein Gewicht haben, wenn er XVL 5.
Grunau's falsch-abgeschriebene Lesart (er schreibt mit Hartknoch
liurti) in liatka corrigirt, welches letztere nichts anderes ist als das
poln. letki, leicht; vgl. noch Pauli Beitr. VIL 214.
lim-twei, brechen, Eneh, 6. (Kat, I, lemh-twey, Kat, II, lim-twey);
Ihnauts, aor., er brach, 41. (Kat. L Hmatz, Kat, IL lymuezt); lemlai,
opt, im Text als indic. gebraucht, er bricht, 22. (kslav. lomiti, russ.
Imiäf, poln. lamae, slov. lamati, serb. lemie, lamotac, brechen).
— 94 —
lyma, lymaio lams, MhW. IL
lymiten, lemiten campus, MhW. I., Vorwerk lemitten Kr. Heilsberg.
limhis oder lunhis, in der Handschrift ohne i-Zeichen, Winkel, Voc.
199 (vielleicht litt, lenkte, länhstas, länhstnas, Biegung, Beugung,
zu lenhti, biegen).
[Unna] linno, Flachs, Gr, (litt, ünai, lett. linni, kslav. Knu, poln.
len, lat. linum, deutsch lein),
lindan, acc, Thal, Ench. 26., die Bedeutung ist aber unsicher; es
steht daselbst die Verbindung powargewingiskan lindan, entsprechend
dem deutschen Jammerthal, demnach könnte lindan immerhin eine
Bedeutung haben, die sich auf litt, lindyne, Höhle, Schlupfwinkel,
oder auf kslav. Iqdina, terra inculta, Wüste, stützen lässt.
linde-lauwken, jetzt linglack, Dorf mitten im Walde linden-medie bei
Rössel, SrP. L 52.
linden-medie silva, nemus, AMS. III. 635. MhW. I. II, HL SrP. L
52., s. das vor.
[linga] lingo^ Steigbügel, Voc. 447. s. larga-ssaytan.
lynguar territor. in Pomesanien, TcG. 12., Dorilinken am Balauersee. (?)
Unis, Schleie, ein Fisch, cyprinus tinca, Voc. 571 (litt. Ipnas, lett.
lihnis, kslav. lint^ russ. lin', poln. lin, böhm. Ijn, slov. serb. linj).
linka, linku s. po-lik-t
linko, nom. viri, Dush. LH 143; daher wohl Dorf lynchowe, heute
linkau^ Kr. Fischhausen s. das folg.; vielleicht auch Gut linken^
Kr. Königsberg und Kr. Stuhm.
lynchowe (nicht lynfhowe zu lesen) Urk. v. 1258. NPBl. VLLL. 344;
s. das vor.
linxsto Silva. AMS. VLL. 303.
lipa, lypa, leipe castrum, beiRehden, Dush. III. 192. Suppl. 17. TcG.
170, wohl das heutige Vorwerk lippinken im Kr. Kulm.
lipe, Linde, Voc. 601. (litt, l'epa, lett. leepa, kslav. russ. poln. böhm.
lipa); dazu gehören vielleicht die Ortnamen lipnick, lipnicken,
lippinken, lippau, lippitz, lip-rode, [liebnicken, lieh-lacken?] und der
Hügelname lepiten (leypiten, lepare), s. d. u. lippiz.
lippin, das heutige Dorf leipen Kr. Wehlau. TcG. 212.
lippiz, lippit, Prov., weisser Meth, der aus Lindenblüthenhonig gekocht
wird, Hennig 146.; auch jetzt noch kennt man hier lippez-honig,
der aus polnischen Linden Wäldern eingeführt wird; s. lipe.
lipza, lipsa, älterer Name des Pregels: pregora sive lipza GDK. I. 19.
MhW. L 7. 16.
\lis-t, kriechen] Use, er kriecht, sie kriechen, Ench. 73.; lisuns,
Itsons, part, act., mit semmai, niedergefahren (zur Hölle) 15. 91.
(Kat. L. lesuns, Kat. LL. lysons) (litt, lendü, listi, lett. leenu^ lihst,
kslav. Ijezq, IjesU, slov. lesU, russ. läm, läzif, poln. lazq, lazic,
kriechen, gehen).
— 95 -
\lysa] lyso^ Beet auf dem Acker, Voc,2i2. (litt, li/se, Garten- oder Ackerbeet)^
lysien campus. MhW. L IL
lisytyos (notstal) Foe. 545., Pluralform ; Nothstall lieisst 1) ein Schutz-
dach zum Aufbewahren der auf dem Felde gebrauchten Acker-
geräthe, s. Brem. Wtbch. VI. 2 1 4, und in diesem Sinne ist der Aus-
druck wohl hier zu fassen, denn es folgen im Voc, unmittelbar
dahinter Sense, Sichel, Spaten, u. s w., vgl auch poln. lesicey pl.
Schaafhürde. 2) eine Vorkehrung in der Schmiede zum Beschlagen
widerspenstiger Pferde, poln. lesica howalska,
lisske insula in der Weichsel in der Nähe von Thorn, MhW. L\
vielleicht zu liscis.
lischke, Prov,, ein Kober oblonger Gestalt, aus Bast oder gespaltenen
Weidenruthen geflochten, in welchem Feldarbeiter und Reisende ihren
Mundvorrath mit sich zu führen pflegen; die Lischke wird an einer
durch die hervorragenden Ränder des Hauptköi^pers und des Deckels
gezogenen Schnur über der Schulter getragen. Unansprechende
Etymologien haben Hennig 148. 149 und Schmitt NPBl, a. F.
VIL 108 gegeben. Das Wort hängt wohl mit den folgenden ety-
mologisch zusammen; die lischke in diesem Sinne ist für das Indi-
viduum, was die liska oder lischke genannte Ansiedelung für die
Bewohner der Ordensburg war, das Speisevorrathslager, s. AMS.
VIIL 66. — Von lischke gebildet ist der Prov, lischkener für Post-
bote, Hen n ig 149, weil ein solcher die Briefe und kleineren Packete
in einer lischke mit sich trug.
liscis, d. i. liskis, Lager, Voc. 412 (es scheint in der That liscis xind
nicht listis in der Handschrift zu stehen) und in cauca-liskis s. d.,
in Urkunden lisca, liske, lischke, Ansiedelung um eine Ordens-
burg (z. B. „lischke vor dem hause Lahiau'')^ zum grossen Theil
aus sogen, kretz&ni, d. i. Schank- und Hökerwirthschaften bestehend,
aus denen die Burgbewohner sich verproviantirten, später Flecken
gebannt ; sie erhielten der Mehrzahl nach allmählich Stadtgerechtig-
keit. AusführUches s. bei Toppen AMS. IF. 148. 511. 621. Heute
hat sich der Ausdruck noch erhalten in den Localnamen lisca
Schaken, einem Dorf in der Nähe der Domaine schaken Kr. Königs-
berg, liesken, einem Vorwerke bei Bartenstein, lisken, zwei Dörfern
in den Kr. Lyk und Johannisburg, ferner in liesken-dorf bei Norden-
burg, und vielleicht in dem Namen der Insel lisske s. d.
lituC'kekers s. licut-kekers.
lywa, lyva, lyve, das Flüsschen liehe bei Marienwerder. CdP. I. 80.
IL 170. MhW. L
lease, Decke, Bettdecke. Voc. 493. (litt, laml, Deckstücke beim
Strohdach).
löbetow, Idbota^ lowhutke, das heutige Kirchdorf laptau Kr. Fischhausen,
NPBl. VLLL 342. 350. AMS. VIL 306. 308.
— 96 —
lobis, Schädel s. arglöbis.
loddije, gew. lodsche, Wei chs el kahn, langes flaches Flussschiff, Prov.
(poln. lodz, böhm. lodj, russ. lod'ja, kslav. ladija und durch Meta-
thesis alüdija, aldija, litt, eldijä, eldzä).
lodschak, Prov., ein Mensch, der sich ohne Haltung gehen lässt, dem
die Kleider unordentlich, lodschakig, auf dem Leibe hängen; vgl.
leschak,
loyliske lacus. MhW. 29. 67. (CdP. IV. 186 hat laysilke).
loypiz fluvius in Pomesanien. MhW. L TcG. 12.
loysis campus, MhW. L
loc-azar lacus auch lonk-^sir geschrieben. MhW. L; vgl. assaran.
locstete, lochstete^ lochsteten, louchstetin, das Schloss lochstädt, Bush. III.
68. 107. ÄMS. VII 309. X. 84. NPBl. a. F. IV 30; vgl. laukstyte.
locutis, Brassen, Brassem, ein Fisch, cyprinus brama. Voc. 562.
lonix, Stier, Voc. 671. (wohl masc. zu litt, lone, kslav. lani, lanija,
russ. lan\ poln. lan, lani, lania, böhm. lan^ lanö, Hirschkuh, ursprüng-
lich wohl Kuh überhaupt, wozu lonix ähnlich gebildet ist, wie wosux
zu wosee). Pierson VH. 583.
lonk-s, Bast. s. stanu-lonx, lunkan.
lonk-asir s. loc-amr.
lonki, Steg, Fusssteg, Voc. 800. (zu ]itt. lenkti, beugen, ausweichen,
also ein Weg, der von der Fahrstrasse abweicht; kslav. Iqkq, Iqszti,
curvare, Iqku, curvus)^ vgl, iarba-lanka, barba-lanke, barba-lenx.
lope-lauken campus, NPBl. a. F. IV. 34.
lopis. Flamme, Voc. 44. (litt, l'epsnä?)
\lopta'\ lopto, Spaten, Voc. 548 (litt lopetä, slav. lopata, lett. lahpstu,
Schaufel, lett. lahpstina, Spaten; vgl. lapatte).
lorbas, Prov., ungeschlachter, flegelhafter Mensch, Lümmel (litt, lürbas,
dass., lett. lurbis, dummer gedankenloser Mensch).
lowke, lovke, alte (preussische) Namenform für das heutige (littauische)
laukiszkai, laukischken, mit dem litt. Ableitungssuffix -iszkas, Kirch-
dorf im Kr. Labiau, östlich von der Deime. Urk. v. 1258. NPBl.
VlII 344. 346. X. 163.
luh, Wurzel in der Bedeutung lieben (litt, liübyti, kslav. Ijuhiti, russ.
Ijubtf, poln. lubic, lieben, lett. defect luhb, er mag gern, er pflegt,
sanskr. lubh, cupere, serb. Ijubiti, küssen, ahd. liubjan, lieben, goth.
Hubs, kslav. Ijubu, carus). In den vorhandenen preussischen Ueber-
resten kommt das Simplex lub nur noch ^ vor in der Bedeutung
trauen, copuliren, ausserdem nur das Comp, sa-luh in der Be-
deutung von Ehe, s. d. und lubeniks, lubi-laiskas.
[lubba] lubbo (bret), ein Brett aus der Zimmerdecke, der Bretterlage
über den Balken, oder die Zimmerdecke selbst, Voc. 206. (litt.
lubä, Brett aus der Zimmerdecke, pl. lübos, die Zimmerdecke, deutsch
die breiten; lett. lubba ein bedeckter, vorn und an den Seiten offener
— 97 —
Vorbau an den Häusern, auch in Preusseu üblich und lubhe, falsch
verhochdeutscht laiibe, vorla%ibe genannt, dergleichen in einigen alten
preuss. Städten, z. B. Marienburg, sich noch die ganze geschlossene
Strasse entlang hinziehen und einen verdeckten Gang bilden, im
Volksmunde die löwen genannt; vgl. poln. Zw6, Wagendecke, russ.
pa-lüba, Schiffsdeck).
luban, nom. viri, NPBld. F. V, 302; daher vielleicht die Namen
des Dorfes luhben, Kn Braunsberg, und des Gutes Ivbainen^ Kr.
Osterode.
lubavia, lubovia, die Landschaft löbau. Dvsl. HL 3. 118.
lubeniks, lühnigs, nom., der Copulirer, der die Trauung vollzieht.
Ench. 67. 74. 76.
lubi4aiskaSj nom., Traubuch, Trauformular. Ench, Titel.
lübnigs s. Itibeniks.
luboma s. lubavia,
ludini, Wirthin, Hausfrau, Voc, 186. s. d. folg. Die Endung ent-
spricht der litt, -ewe, wie karalene, kuniglSne, Königin, Pfarrerfrau.
Itidis, Wirth, Hausherr, Voc. 185 , hängt wohl schwerlich mit dem
folg. zusammen.
ludysz^ Mensch, Gr. (lett. lavdis^ kslav. Ijtidü, russ. Ijüdi, poln. lud,
böhm. lid, collect. Volk, Leute).
lugar (?) campus CdP. IL 36 flgg.
luge-garbs s. lule-garbis.
lugis, Kuchen, Voc. 341; vgl. Piersons Conjectur AMS. VLI. 583.
luysis, Luchs, Voc. 666. (litt, lüszis, lett. luhsis).
luk Wurzel in der Bedeutung suchen; s. kaimorluke, laukU.
lukasz, Prov., Klotz, auf den ehemals Verbrecher gelegt wurden, um
die Prügelstrafe zu empfangen, (litt, lukoszus),
luckis, Holzscheit, Voc. 640. (böhm. loud, Fackel). Burda Beitr.
VL 397.
luko, Fluss in Galindien. TcG. 28.
luden, Kammeramt zur Comturei Elbing, heutiges Kirchdorf locken,
Kr. Osterode. TcG. 191.
lule-garbis^ lule-garbs, luge-garbs mons. AMS. VII. 299.
luM campus, MhW. L, Dorf lunau. Kr. Braunsberg (?)
lunave, Dorf lunau. Kr. Kulm. TcG. 168.
luncka, Acker, Gr. Schrbf. für laucka, s. laukas.
Itmkan, Bast, Voc. 644. vgh lonks (litt. Mnka, lünkas, lett. luhks,
kslav. lüiko, russ. lyks, lyk, böhm. poln. serb. lyko).
lunkis s. limkis.
luriay, Meer, Voc. 66, ist wohl jwriay s. d. zu lesen.
luse, Kopfverletzung, Schädelbruch (litt. lüUs, Bruch, zulüseH,
lau^pi, lett. luhst, laust, brechen). Prätorius pomesan. Rechte
(handschriftl.).
Nesselmann, Thesaurus. 7
• — , 98 —
luse-lawken, luse-lawkin, Dorfname, CdP, III. 161. MhW. IL 526;
s. die folgg. und pa-lusin.
lusigeyn, heute losgehnen^ Gut und Dorf im Kr. Friedland. NPBl.
a. F. IV. 369.
lusyne, Ort im Territ. wohnsdorf, heute Gut leisseinen (?) im Kr.
Wehlau. TcG. 211.
lusine-medien silva, MhW. I. 386.; vgl. Gut luzeinen, Kr. Mohrungen
oder Dorf luzeinen Kr, Osterode.
M.
maddla, f., madias, m. nom., madlan, madlin, acc, Bitte, Gebet.
Ench 20—26. 27. 56. 77. u. oft; s. das folg.
madli't, madli-ton, madli-twei^ inf., bitten, beten, Ench. 19. 27. 76.
78. 83. 84. 87. 94.; madli, ich bitte, 35. 46. 48. 52., er bittet, 84.,
madlimai, wir bitten, 20 — 26. 53. 76. 86. 96., madliti, imp. pl.,
bittet, 84. (litt, maldä, Bitte, Gebet, nmldyti, poln. modlic, böhm.
modliti, beten ; kslav. und russ. haben das d eliminirt, moliti, molU') ;
s. pra-madlin,
madlikan, acc, Dimin. Gebetlein. El^€h. 45. 47.
madlisna, nom., Gebet. Ench. 58.
magarUsch, magrttsch, Prov., der Schmaus, den nach abgeschlossenem
Kaufgeschäft der Verkäufer dem Käufer und den Zeugen giebt ; man
sagt : magarUsch trinken, (litt, magaryczos, magryczos, russ. mogarycz,
magaryc0, dass., kslav. mogoruiszt, tributi genus).
mui'S, m., maia, f. nom., (Kat IL mays), maian, acc. (Kat I mayan,
Kat. IL muyian, mayien), maiäsmu, dat. (Kat. IL mayiey), maisei,
gen. (oder vielmehr gen. des pron. pers. «s), maians, acc. pl., pron.
poss. mein. Ench. 6. 11. 14. 21. 22. 35. 38. 41. 46. 48 u. öfter.
maygis s. pele-maygis.
maiggun^ acc. Schlaf. Ench. 68.; vgl. meicte, mig4.
maim, dat. sg. des pron. pers. as, mir; vgl. m^ennei und Bopp S. 17.
muyse, bei Gr. irrthümlich durch Wisse, d. h. Weizen erklärt; es
ist die Gerste; vgl. gaydis, moasis.
maisei, gen. sg. zu as, meiner; s. auch mai-s.
maysotan, gemengt, bunt, Voc. 466. (litt, maisisyti, lett. m^aisiht,
kslav. mjesiti, russ. mjeszäf, poln. miesmc, mischen, mengen).
maysta, Stadt, Gr., vgl. mestan.
maitd-t, inf. nähren (mit jpo-), maitä-tun-sin, inf. refl., sich nähren,
Ench. 52., maitd, er nährt, 70; (litt, maitmti, ernähren, erhalten,
mintü, mitaü, mtsti, sich erhalten, bes. den Winter hindurch, lett.
mihtu, mist, wohnen, par seemu mist, überwintern, mitteklis^ Nahrung,
mittinaht, is-mittinaht, ernähren, bes. den Winter hindurch).
— 99 —
maitäsnan, ace, Nahrung. Ench. 7. 14. 23.
mayUer, schalck, Qr.
maitint, nur mit is-, verlieren; maitinton, acc. part, pass., verloren
(litt. pa-metUy pa-mesti, lett. pa-niest, verlieren, lett. maitaht, ver-
derben, vernichten, litt, maitinti, ein Vieh abtreiben, es zum Aase
(maitä) machen).
maytis s. no-maytis.
mttchi'Cuc campus, MhW. L s. kuke.
max in danti-max, Zahnfleisch, Voc. 93, wollen Pott und Pierson
auf das Element mensa, Fleisch (s. d. und seine baltisch-slavischen
Aequivalente) zurückführen ; mir scheint, abgesehen von dem fehlenden
Nasal, der Uebergang zu hart, weshalb ich noch bei meinem ursprüng-
lichen Hinweis auf litt, mahsztis, lett. makstis^ Scheide, Futteral,
lett. muks, Beutel, Tasche, kslav. mjechU, pellis, pera, uter, Saccus,
poln. miech, Sack, stehen bleibe und danti-max durch Zahnscheide,
Zahnfutteral erkläre.
maldai, nom. pl., maldans, acc. pl., jung. Ench. 50. 63. (kslav mladU,
russ. mlädy'i, mblod, molodyi, ^Xn.mlody, böhm. mlady, jung, zart);
s. die folgg. und malnyks, muUnyka.
maldaisin, acc. sg., fnaidaisei, nom pl., maldaisins, maldaysins, acc. pl.,
(Kat L IL), maldaisimans, dat. pl. (Kat L maldaisemans), 1 ) Comp.
undSuperl., der jüngste, EnchAS; 2) Subst.pl., die Jünger, d. i.
die Schüler Jesu (s. C. G. Smith de locis quibusdam gramraaticae
lingg. baltic. et Slavonic. II. A^). Ench. 41. 79.
niaidenikis, Kind, Voc. 189. (kslav. mladq, mladentci, mladenisidi,
infans, adolescens, russ. mladenec, neugeborenes Kind, böhm. mlddenec,
poln. mlodsienieCy Jüngling); s. maldai, malnyks.
maldian (vole) Füllen, Voc. 438, nach der Stellung im Voc. Esel-
füllen; s. maldai und arwaikis.
maldite, nom. viri, CdP. IL 67., daher maldeiten, Gut im Kr. Fisch-
hausen und Vorw. im Kr. Mohrungen; vgl. moldite.
wuldümn, acc, Jugend. Ei^ich. Titel. 63.
[malka] malko, Holz, Gr. (litt, niälka, Brennholz); eine sonst gute
Handschrift liest fehlerhaft nalka.
malkis, Stint, ein Fisch, salmo albula oder eperlanus, Voc. 579.
malneyks, m^alneykans s. m^nyk-s.
malnyks, malneyk-s, nom. sg., malnykan, acc, malnykas, malnikas,
gen., maintku, dat., malnykai, nom. pl., mulnykans, malnikans,
mulneykans, acc. pl., Kind. Ench. 11. 19. 60. 82. 85. 94. 95. 96.
und öfter; mulnyks hat das d von maldai, maldenikis ausgestossen,
ist daher wohl nicht direct auf kslav. mulü, russ. mal, poln. nmly,
klein, zurückzuführen; vgl. maldinikis und maltnyka.
mainykix, malnykiks, malnykinks, nom. sg., malnykikan, malnykikun,
acc, malnykikai, dat. (78. falsch construirt mit dem gen. sg. des
— 100 —
Demonstrativpron.), malnykiku, nom. pi. (?), malnyJcikans, ace. pi.,
malnykikamans, dat. pi., Dimin. des vorigen, Kind lein. Ench. 19.
77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 94.
mcUsobe lacus, CdR IV. 186. MhW. III. 29. 67.; vgl. malschotüen^
mdschowen, Dörfer in den Kr. Orteisburg und Neidenburg, an Seen
gelegen.
maltan, Mehl, in piwa-maUan, Voc. 384; vgl. meltan.
maltnyka, Kind, Gr., woselbst aber in allen mir bekannten Hand-
schriften der Originalschreibfehler HaltnyJca steht; vgl. nuüdenikis.
\inaluna-s\ nuüunis, Mühle, Voc. 316.; auf einen ursprünglichen a-
Stamm weisen die folgg. Composita hin. (litt, nudünas, kslav. ndinu,
poln. serb. mlyn, russ. meTnica, Mühle, von litt, malü, mdUi, lett.
nuitlu, tMott, kslav. mdjq^ nUjeti und tnolje^ tnoHH, russ. rndjü, mciot\
poln« miel^y nüec, mahlen); vgl. nuütan, nieUan; hieher wohl der
Ortname melcn-keim, d. i. „Mühldorf*', Gut im Kr. Preuss. Eylau.
nMlmta-idan, Mühlrad, Voc. 321. s. kelan.
maitmasiabis, Mühlstein, Voc 319. s. stabis; über die Schreibung
der Handschrift nudunastab s. meine Ausg. des Voc. S. 34. AMS.
V. 498.
make-kuke, ursprünglicher Name des Territoriums, in welchem 1312
die Stadt angelegt ward, die später mdzag, mdzak, nidsac, heute
Mehlsack genannt wird. CdP. IL 81. MhW. I. 283.; vgl. huke.
mandangni rknli$s MhW. I.
manddcho^in, Oit in Pomesanien. CdP. II. 11 flgg.
moHdilkoKtn, Ort in Pomesanien. CdR IL 36 flgg. TcG. 13. 124.
mamfiicWis^ Quirlstock, Voc 318. (poln. mqiew\ russ. muibwia, böhm.
moutenr, maniew, litt, mentüref lett. weeiuris, meeturs, Quirl, Quirl-
stock, lett meniey Maischholz, sanskr. manfhoj manthara^ Stab im
Butterfass, zur ^Yurzel mahth, bew^en, durch einander rühren, kslav.
muftiti, poln. m^lic, russ. s-mutif, litt, menth, menceoH, m^sti, turbare,
aufrühren, lett menteht, maischen). Burda Beitr. VI. 398.
mfmddo, mm^fio, nom. viri, l>iis6. ///. 73. 175; daher Dorf mandeln
Kr. Königsberg.
manga^ Hure. Gr. (ist wohl aus dem preuss. in das litt überg^angen,
ähnlich wie /lOS^Hv^iimiAr^ m&t«^^ podjfme^ $aluba s. dd.; davon litt. Ise-
ma$^His^ Hurenkind, mt^ngmihkas, moHkmkUtas, Horenjäger, manka,
nach Prätorius Hure, s« Pierson VIU. 365.; lett matdta, Hure,
wofür man nach der sonstigen SjHrachaiologie mckkoy mohga er-
warten soUteV
iMtii^firis^aik Hurenkind, (rr. s. soik^ jssmuss.
uMiikS acc. pl de$ Piünom. <t^s uns. fk)$: jEWdk 20 als dat pL gebraucht
üMtMlTHiiii^^« als iiK)ik^ und /«mc^ bezeichnet, JMS. VII. 299. s. garbis;
für doli ersten Theil v$L dni Dorfhamen 9mmi4xim Kr. Hschhansen.
— 101 —
margell, mergell, Prov,, Mädchen, meist in geringschätzigem Sinne,
bes. von jüngeren Dienstmädchen gebraucht, wogegen dem litt, mergele,
Dim. zu mergä, Jungfrau, durchaus kein übler NebenbegriflF anhaftet ;
vgl. merga, mergü.
mary, das Haff, Voc. 65. (litt, mdres, pl., das kurische HafiF, kslav.
more, morje, russ. m<>re, poln. morze, goth. marei, ahd. muri, lat.
mm-e, das Meer).
marim, marym campus, MhW. I. IL
maring, maringe, ma/rung, maurin, See ganz nahe südöstlich von Moh-
rungen ; die Namen des See's und der Stadt sind offenbar identisch ;
s. Dusburg Suppl. 2. MhW. IL IIL Hennenb. IL 15. Vossberg
Münzen S. 45.; vgl. morungen,
markxobe lacus, CdP. LV. 186. MhW. IIL 29. 67 (aa. LL. markxeie,
ga/rxyede).
martan, martin, acc, Braut, Ench. 74. 76. (litt, marfi, Braut, Neu-
vermählte, lett. mdhrscha, Bruders Weib).
mas für mes, wir, in Kot. L, s. as.
massais, adv., weniger. JEnch 81. (litt, mag, lett. mas, wenig, litt.
mdms, lett. nuiss, klein).
massi, ich kann, mag. Ench. 18. du kannst 45. 47. er kann 30. 37.
43. 51. 82. er möge 83. sie können, mögen, Titel, 66. 80., massimai,
wir können. 56. 88. (litt, mdce, mads, poln. moc, russ. mocz', Macht,
kslav. mogq, moszti, russ. mogü, mocz\ poln. mog^, moc und modz,
lett. mahku, mahzeht, litt, rmku, mok'eti, können); vgl. mustlai,
musingis.
mascharitz. Ort in Pomesanien. GdP. IL 23.
masun^, nom. viri, NPBl. 3. F. V. 301., daher Dorf massaunen Kr.
Friedland.
mattet, in der Phrase: en mattei kaigi dygi mes, in Maassen wie
auch wir. Ench. 81. (litt, matuti, messen u. s. w.).
matinke, Name eines Ackerstückes, NPBl. XL 74.
matre in po-matre s. d., und mothe, müti.
maudite, nom. viri, NPBl. a, F. VL. 174.; daher mauditen, maudythen,
maudytyn, GDK. I. 62. CdP. JJ. 51. (wo fehlerhaft mawdi^ew steht),
das heutige Dorf moditten im Kr. Fischhausen.
maurin la^us s. muring.
mawys lacus, MhW. IL
mealde, Blitz, Voc. 52. (kslav. mlUni% mlUnija, russ. mblnija).
medenix tauruns (beerhun), wahrscheinlich das Aue rhu hn, Voc. 766.;
das deutsche wäre zu übertragen eberhuhn, vgl. cu/ylis, beer, Voc. 683,
eine Benennung, die den Charakter des Auerhahns sehr treflfend
wiedergiebt; lett. heisst der Auerhahn meddenis, meddens, mednis
(litt, med^nis, wild, im Walde lebend) ; tauruns ist unklar ; unmittelbar
dahinter steht im Voc. tataruns, Birkhuhn, s. d., ein dem Auerhuhn
— 102 —
sehr nahe verwandter Vogel; ich vermuthe daher, dass medenix^
entsprechend dem lett. meddenis, an und für sich den Auerhahn
bedeute, wogegen das aus tatarms verschriebene taurwis sich durch
ein Versehen des Abschreibers aus der folgenden Zeile in diese
verirrt habe. Pierson VII. 583 setzt das Wort zusammen aus litt.
vnedmis, taüris und wisztä,
medennowe, medenow, medenou, das Kirchdorf medenau Kr. Fischhausen.
Dusi. IIL 71. CdP. IL 51. MhW. L 218. AM8. VIL 294.
median, Wald, Voc. 586. {litt medis, Baum, dagegen das Adj. medim*5,
den Wald betreffend, im Walde lebend oder wachsend, wild; lett
mesch, Wald). Das Wort erscheint häufig als zweiter Theil zusammen-
gesetzter Localnamen, so in ahs-medie, awine-medien, iewta-medie,
eichr-medien, kathe-medien, curt-medien, lauke-niedien (lack-medien),
Unden-medie, lusine-medien, narvo-mede, suicko-medien, und in po-
medien, ferner in gram mat. Ableitungen medien, medenau, medinen,
msdino, mednicken (medenicka in russ. Littauen, Bush, IIL 320);
unsicher ist die Bedeutung des ersten Theils in msd-lauken.
medies, wohl medi-es, medijes zu sprechen (vgl. artoys, gewineis)^ Jäger,
Voc, 696. (litt, med'ejis, m^edijas)', vgl. medione,
medinen campus, MhW. L Dorf medien. Kr. Braunsberg.
medinice, Becken, Voc, 357. (litt, mednycza, böhm. medenice, slov.
medenica, poln* miednica, dass., serb. mjedenica, labrum vasis, wohl
von kslav. mjed^, russ. mjed\ poln. miedi, Kupfer, kslav. mjedjenu,
mjedenu, russ. mjedny'i, poln. miedmny, kupfern).
medino silva. MhW. L 387.
medione, Jagd, Voc, 699 (litt, medzone, gew. medzökU); vgl. m^ies,
meddo, Honig, Foc. 391, wahrscheinlich Neutralform für meddu, medu,
Pauli Beitr. VII. 158. (litt, medüs, lett. meddus, kslaw, medu, russ.
böhm. med, poln. miod, sanskr. madhu, griech. fAid'Vj ahd. medu),
medritze s. metritze.
meida, Hecht, Gr.
meicte. Schlaffen, Gr., entweder der Schlaf, s. maiggun, oder inf.
schlafen, s. mig-t.
[mdata] melato, Grünspecht, picus viridis, Voc. 743. (litt, meletä,
lett. nach Nemnich meltsas),
meleis, imp., s. po-meleis,
melcowe (mercline) Voc, 48, irgend eine Welterscheinung, aber weder
das preuss. noch das deutsche Wort ist sicher zu ermitteln. Pierson
AMS. VIL 583. liest das deutsche Wort mer^sf-Kw« (vgl. holckro für
Holzkrähe, Imcortvarne)^ und erklärt es durch Märzthau, Märznebel,
von mhd. Un, pl. line, Thau, linen, thauen, ent-Unen, aufthauen;
in melcowe steckt vielleicht durch Metathesis litt, miglä, polab. meagla,
Nebel, oder goth. milhma, Wolke, oder wahrscheinlicher kslav. mraku,
caligo, neuslov. mrak,^\n. mroA, Dämmerung, böhm. mrkawy, ohscurus.
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meine (Uo), blauerFlecken oder Striemen, blutunterlaufene Spur
eines Peitschenhiebes, Voc, 161.; vgl. miKwaw, Flecken, (litt. m^Wwe,
blauer Flecken, meU^ blaue Farbe, melynas, blau, lett. melnums,
mellums, Flecken, mels, melns, schwarz).
meltan, Mehl, Voe, 335. (litt, mtltai, lett. mlUi, Mehl, böhm. nddto,
Traber); s. maltan, mälunas,
melucke, nora. viri, NPBl, a. F. VI. 174, 3. F. V. 302', daher das
Dorf milucken^ Kr. Orteisburg.
memela, memele, memole, mimela, der Memelstrom, der Niemen. GDK,
L 19. CdP. L 89. 95. Dusb, III. 2.; castrum memela, die Burg
Memel, NPBl. a. F. IV. 28., sonst häufig memel-berg, memel-hwrch,
mimel'bureh, mt/melen-burg genannt, z. B. Dws6. III. 2. CdP. I. 119.
mennei, dat. sg. zu dem Pron. as, mir; vgl. maim.
menen-twey, Kot. I. im 2. Gebot als Uebersetzung des deutschen
führen, wofür Kot. II u. Eneh. 2. west-wei s. d. haben; aber
m^nent bedeutet schwerlich führen, sondern gedenken, erwähnen,
nennen, was sehr wohl in den Zusammenhang passt: „du sollst
den Namen . . . nicht unnütz nennen" (litt, manyti, denken, menu,
mlnti, gedenken, bei Namen nennen u. s. w.); vgl. menisnan,
minisnan, aurminitis.
menig, Mond, Voe. 8., eine augenscheinlich entstellte Form, wahr-
scheinlich verschrieben für menius, s. d.
menisnan Kot. I. 11, meninsnan Kat. I, minisnan Kat. II. acc,
Andenken, Gedächtniss, s. ^nenen-twey, po-mimsnan.
menius, Mond; so ist wahrscheinlich zu lesen für m^nig Voc. 8; wie
es scheint, hatte der Abschreiber m^niq^ (q^ bekannte Abbreviatur für
US, so auch in der Unterschrift des Voc. per manq^ für per manus)
vor sich und las dieses irrthümlich menig; (zu menius vgl. litt.
menu, gen. menesio, lett. mehnes)^ vgl. indess Pauli Beitr. VII.
205.
mensä, mensai, mensas, Ench. 25. 68. \mensa'\ menso Voc. 154. 374.
nom., mensan, mensen, acc, Ench. 50. 68. 70. 88., m^ensas, gen.,
17 (Kat. II. menses), msnschon, gen. pl, Kat. I, Fleisch (sanskr.
mdnsa, litt, mesa, lett. meesa, kslav. mqso, russ. mjaso, poln. miqso,
böhm. maso).
mentimui, wir lügen (auch mit ep-) Ench. 2. (lat. mentiri, poln.
m>atam, matac, lügen, schwindeln, berücken; Miklosich zieht das
Wort zu kslav. mqtq, m^sti, s. d. unter mandiwelis.)
merga, Gr., [merga] mergo, Voc. 192, Jungfrau; der acc. mergan
Ench. 10. gehört der Bedeutung nach zu mergu s. d. (litt, merga,
Jungfrau); vgl. mergu, margell.
mergelt s. margell.
mergu, Ench. 35, inerguss, Gr., nom., mergwan, acc., Kat. I. II, ge-
— 104 —
wiss richtiger als mSrgan Ench. 10 (vgl. indess peckan, acc. zu
pecku^ nom.), mergümans, dat. pl, Magd; vgl. merga.
menme, nom. viri, NPJBl a. F. VI. 173., 3. F. V. 300, daher wohl
die oft vorkommenden Dorf- und Gutsnamen martihnen und ma-
raunen; maruhnen im Kr. Ragnit, maraunen in den Kr. Heiligenbeil,
Alienstein, Heilsberg, Königsberg; vgl. das folg.
meruniska territoriwm Siiäaviae, Bush. HL 197. TcQ, 30, das heutige
Kirchdorf mierunsken, Kr. Goldapp.
mes, nom. pl.. zu as, wir, s. d. (Kat I mas).
mest, inf. zu der Wurzel met, s. d.
mestan, Voc. 796., maysta, Chr., Stadt, (litt, mestas, lett. meests, poln.
miasto, böhm. mjesto, Stadt, sklav., russ. mjesto, poln. mieysce, böhm.
twis^o, Ort); daher swento-mest, die heilige Stadt, nachHennenb. 156
alter Name von Heiligenbeil.
[met, Wurzel, werfen, inf. mest, davon] mests, part, pass., geworfen
(nur mit p(h). (litt, metü, mesti, lett. mettu, mest, kslav. mjetajq,
mjetati, auch metajq, metati und metnqti, russ. mecm, metäf, poln.
wio% miese, werfen, poln. miot, Wurf) s. mafes, po-mettewingi.
mettan, Voc. 12., me^e, Gr., Jahr (litt, metas).
mettele, ein heidnisches Volksfest, etwa Jahresfest? s. u. kresze,
und das vor.
mettetvingi s. po-msttewingi.
metis, Wurf, Voc. 166 (lett. mettens) s. me^.
met-kaym territorium, CdP. IL 130; Dorf mettkeim Kr. Labiau.
metritze, medritze, Prov. Fischsack, Sack am grossen Netze (litt.
meiyrycza)\ v^l. die metritz, auch metritz-kampe an der Nogat, ober-
halb Marienburg.
mecczeris, Messer, s. stakor-mecczeris.
mien, acc» sg. zu Pron. as, mich.
[mig4, schlafen], migguns^ part. act. (mit en-), mige, er schlief (mit
is-); vgl. maiggun, meicte (litt, megstü xmimingü, m^gf^i, einschlafen,
megi)i, m'egöti, schlafen, lett. meegu, migt, einschlafen; litt, megas,
lett. meegs, der Schlaf.)
micolen, Gutsname NPBl. a. F. XI. 289., das heutige makohUn, Kr.
Heilsberg.
^ mixkai, adv., deutsch. Ench. Titel.
wt7-5, my?-s, nom. sg., milan, mylan, acc., mylas, gen., mitoi, mylai,
nom. pl., lieb, theuer. JEwcä. 4. 19. 20. 35. 46. 53. 76 u. öfter.
— mylan twrtt, lieb haben, 1., mylas ginnis, als voc. pl. 80. 88.
gebraucht, lieben Freunde, wahrscheinlich fehlerhaft; einmal ist
myls als adverb. Compar. gebraucht: turriti dins ste myls, habt sie
um so lieber 53. s. Bopp S. 54; vgl. mily-t.
mylan, mylin, acc, Liebe. Ench 82. 89.
— 105 —
milan (gewant), heute provinciel Want genannt, grobes Tuch, wie die
Bauern es in ihren Kitteln tragen, Voc. 455. (litt, mtlas, Tuch,
Wollenzeug, lett. milla, grobes Bauerngewand); vgl. das daneben
stehende pastowis.
m%-^,. lieben, Euch. 1—10. 12. 70., milyuns, part, act., ast, er hat
geliebt, 69; milytai, voc. pl. part, pass., geliebte 94.; mile, er liebt,
sie lieben, 11. 70.; mylis, imp. sg., liebe 65; müyti, imp. pl., liebet
69. (litt, mßiu, myl'eti, lett. mihleht, mihldht, lieben; litt, melas,
lett. milsch, russ. milyi, poln. mily, lieb, werth, kslav. müu, misera-
bilis, müowati, raisereri, milostt, misericordia.)
mtlinan, acc, Flecken. JEnch. 69. s. meine,
mimela s. memela.
mynyen campm, MhW. L
mynix, Gerber, Voc. 511. (litt, minikas, lett. ähd-minnis, Gerber,
letzteres wörtlich „Hauttreter," von litt, minü, minti, lett. minnu,
mihi, treten, gerben.)
minisnan, acc., Gedächtnis s. Kat. IL, s. menisnan, po-mintsnan,
minius s. au-miniuis.
mynsis, Schmeer, Fett, Voc. 380; vgl. instran.
mynsowe, Schüssel, Voc. 364., wohl spec, die flache Schüssel unter
• dem Bratspiess, die das Fett (s. d. vor.) aufnimmt.
myrUice, Ortname im Samland, Urk. v. 1258. NPBl. VIIL 344.
miri-t, denken, dichten, s. er-mirit, po-mtrit (litt, meryti, lett.
mehroht, kslav. mjeriti, russ. mjerjcU^ poln. mierssyc, mierzac, messen,
ermessen.)
myrisnans s. po-myrisnans.
missino, nom. viri, Bush, III. 262., daher Gut mischen Kr. Fisch-
hausen, und Dorf missen Kr. Darkehnen.
miskilis, mishils. Schiene am Rad, Streichschiene am Pfluge. Voc.
246. 299.
mistran, acc, Fürst, Ench. 57. (das lat. magister, deutsch Meister,
das in alle roman., germ., bait., und slav. Sprachen einge-
drungen ist.)
moargis, ein Morgen Ackers, Voc. 239 (Germ., wie das litt, mürgas,
poln. morg.)
{moasd\ moazo, Muhme, Mutterschwester, Voc. 178 (litt. m4sm, des
Mannes Schwester, auch dessen entferntere weibliche Verwandten,
vgl. auch lett. mahse, Schwester).
moasis, Blasebalg, Voc. 516. (russ. mjech, poln. miech, böhm. mich,
mechy, Blasebalg, kslav. mjechu, pellis, pera, uter, Saccus, litt, mmszas,
Sack, böhm. mechyi-, Harnblase ; beide Begriffe, Blasebalg und Harn-
blase, liegen nicht so gar weit aus einander, da beide auf der-
selben Construction beruhen); vgl. dumsle und Pierson VII. 580.
584. Vm. 363^
— 106 —
moasiSy Gerste, Voc. 261, mayse, Gr., der aber irrthümlich die Be-
deutung Weizen giebt; s. gaydis (litt, mezei, lett, meeschi, Gerste.)
moderuschke s. moteruschke,
modis locus, MhW. L
mokainen, heutiges Dorf mokeinen. Kr. Alienstein, TcG. 153.
moke, Mohn, Voc. 26b (lett. maggons, ks\B.\.maku, russ., poln., böhm.
serb. mak, ahd. mägo, mhd. möge, griech. fA^xcovy dör. (mxmv).
mokera, mockera fluvius, in Pomesanien, Dusb. III. 14; auch bei
Thorn ist ein Fluss und Dorf mocker.
mokin s. mukin.
moldite, nom. vlri, NPBl. a. F. VI. 173; daher Gut molditen, Kr.
Rössel; vgl. maldite.
mole campus in Sassen, CdP. II. 53., wohl Dorf omulle. Kr. Löbau.
moleyn, molleyne, Ortname GDK. I. 142. 178., das Gut mollehnen,
Kr. Königsberg, zur Kirche Powunden.
mone-lauken campus MhW. I.
montaw, heute montau, zwei Dörfer an der Weichsel in den Kr. Ma-
rienburg und Schwetz. TcG. 224; vgl. m^nte.
montc, nom. viri, Dush, III. 89 u. oft; daher vielleicht Dorf montitten.
Kr. Heiligenbeil; vgl. auch das vor.
montike, nom. viri, NPBl. 3. F. V. 300; daher Gut montig. Kr. Ro-
senberg und die Dörfer montken. Kr. Stuhm u. Kr. Heiligenbeil.
montileytis s. muntileytis.
moreyn, das heutige Dorf morainen. Kr. Stuhm. TcG. 182.
morteg, mortek, Pflegeramt in Pomesanien, NPBl. a. F. XI. 21, das
heutige Dorf mortung. Kr. Mohrungen. TcG. 181. AMS. IX. 335.
morungen civitas, Dusb. Suppl. 2., s. maring.
mosing, mosingis s. musingis.
m^ska, leimet, Gr. d. i. Leim oder Lehm, nahe verwandte Be-
griffe (vgl. russ. mä^ka, Tünche, mazat\ schmieren, kslav. mamti,
ungere, poln. mumc, mazgac, schmieren, salben; Pierson VIL 591
weiset auf litt, mezg, mazg, verbinden, spec. Knoten knüpfen, hin.)
[mosum] mosu^o, Wiesel. Voc. 662.
mothe, Mutter, Voc. 170.; s. muti.
moter findet sich in dem samländischen Theilungstractat von 1258 ver-
schiedenen Ortnamen angehängt, ohne dass sich für uns ein klarer
Begriff damit verbände, so glausote m^ter, kaime-ldbegowe moter,
drovinen moter, clochoten moter, s. GDK. I. 27. CdP. L 113.
NPBl VIII. 342. 352 (man könnte vielleicht an kslav. materü,
alt, russ. materyi, gross, denken, Epitheta, die an Dörfemamen an-
gehängt weder undenkbar, noch in andern Sprachen ungewöhnlich
sind;) vgl. den muter lacus bei "Riesenburg und den lapis muter-
caupe.
— 107 —
moteruschke, moderuschke, verhochdeutscht muUeruschchen, Prov , wohl
meist als Schmeichelwort gebraucht, mit welchem der Ehemann
seine Frau anredet, seltener als Anrede der Kinder an die Mutter,
(litt, ist moteris^ke, Eheweib, pl. motcriszkes, die verheiratheten
Weiber im Gegensatz zu den Männern auf der einen, und zu den
Mädchen auf der andern Seite). Hennig 165. ÄMS. VIL 596.
[mü-t, waschen], s. aur-müsnan (k^lax, muijq, müiti, russ. mbju,myf,
poln. myjq, myc, waschen, litt, müilas, russ. mylo, poln. mydlo,
böm. meydlOy Seife.)
mukhen, Prov,, kleine Fliegen, die in die Augen fliegen; s. AMS.
VIIL 684. (kslav. russ. poln. mucha, böhm. mattcha, Fliege); vgl.
musa,
muisieson, als acc. pl. gebraucht, grösser. Euch. 37, der Form
nach aber gewiss acc. sg., s. Bopp S. 23.
mükin, acc (Kat IL mokin), mukis, gen. Kat IL, mächtig, in
toisse = mükin, s. d. (litt, möku, moketi, können.)
mukin-t, lehren (auch mit is-), Ench. 32. 45. 49. 51; mukinnons,
part. act. (ast), er hat gelehrt, 87.; mukints, part. pass, (auch mit
po-) wirst, es wird gelehrt 20.; mukinna, er lehrt, sie lehren 20.
52., mukinniniai, wir lehren, aber Ench, 3. dem deutschen „wir
lernen" entsprechend; mukmaiti, imp. pl., lehret 28 (Kat 1 mu-
kinaity, Kat, IL mukineyti) ; nmkinsu-sin, opt. refl., er lerne (lehre
sich) 65. (litt, mokinü, mokmti, lett. mahziju, mahziht, lehren); s.
mit is-, po- und die folgg.
fnukinnewingins, acc. pl., Lehrer^ Ench. 52.
mukinewis, nom. sg., mukinnewins, acc. pl., lehrhaftig; Lehrer.
Ench. 51. 53.
mukinsnan, acc, Lehre, Lection. Ench. 51. 52. 65.
mtdgeno, Voc, 74., Schrbf. für müsgeno, s. d.
muntileytis-, muntileitis- , montileytis- dumpnis (a. L. fehlerhaft -
dummis) Ortname, vgl. dumpnis, AMS, VII. 305.
[murrau-t, murren] murratvuns, part, act., asmai, ich habe gemurrt.
Ench. 35. s. Bopp S. 33.
[mw8a] muso, Fliege, Voc. 782 (litt, muse, lett. muscha); vgl.
muichen.
[musgena] musgeno, Mark, Voc, 74, wo in der Handschrift irrthüm-
lich mulgeno steht (kslav. mozkU, mozuku, mozgü, slov. mozg, moz-
gani, russ. poln. mozg, böhm. mpzek^ sanskr. muggan).
musilai, opt., er möge, Ench, 86; s. massi u. das folg.
musingis, nom., musingin, acc (Kat. I mosing, acc, Kat, IL mosingis,
gen.) 1) mächtig, nur in der Verbindung mit wisse-,; 2) mög-
lich, Ench. 37; vgl. musilai, wisse- musingis^ ms-mosing.
muschach in einer augenscheinlich verderbten Stelle desAnnal. Thorun.,
SrP. LLL. 133, wo es heisst „Wytaut (quod interpretatur : Wytat,
— 108 —
ist muse hack als ein verreter, ungetrew hos^iwieht/' ; vgl. litt.
muiczus^ pfiffiger Mensch, Taschenspieler. (Pierson.)
muter locus bei Riesenburg. CdP. IL 170.
muter-caii/pe lapis, MhW. L
müti, Ench. Gr , mothe, Voc, 170., nom., mütin, mütien, acc. (Kat. L
muttin) Mutter. Ench. 4. 34. 60. 68 (litt, m^te, gen. moters, Ehe-
frau, sanskr. mätar, kslav. mati, gen. matere, russ. maf, gen. mo-
teri u. s. w. Mutter; das radicale r haben ausser dem preuss. ver-
loren lett. muhte, poln. matka, litt, motina u. a.)
mutschke, Prov., Kuss, Küsschen, Mäulchen; (im lett. haben wir
eine härtere Form mutte, Mund, muttite, Mäoilchen, Küsschen, mut-
tiht, küssen, und eine weichere muscha (t) Mund, mu^hii^sch, Mäul-
chen, muschoht, küssen )
N.
na, praep. nach, gemäss, c. acc. Ench. 12; gen. nach etwas hin,
c. acc. 91 (an der Parallelstelle 15 steht no)\ auf, c. dat., in
Kat, I. IL, na semmey für no.
nabentine lacus, bei Pias twig, s. TcG. 29 = newotin, negothin.
nahis^ 1) Nabel, Voc. 123 Qeit nabha, ssLU^kr. näbhis, sJud. nahalo) —
2) Nabe am Rade, Voc. 297 (sanskr. nahhis, nähhis, ahd. naba.)
nabote. Flüsschen in Samland, im Kirchspiel Powunden. CdP. III.
184 (GDK I 153. hat fehlerhaft naliote.)
nadele, Sonntag, Voc. 17. (litt, nedele, lett. neddela, alt und ur-
sprünglich Sonntag, jetzt Woche: russ. nedjela, serb. njedzela, nur
Woche, kslav. nedjelja, poln. nkdziela, Sonntag und Woche; die
Grundbedeutung ist Sonntag, d. i. Ruhetag, von ne-djelo, Nicht-
Arbeit; diese Grundbedeutung hat das Wort jedoch nur in den
slav. Sprachen, wo es wirklich aus ne, nicht, und djelo, Arbeit,
componirt ist, wogegen in die litt, und preuss. Sprache das fertige,
in diesen Sprachen aber bedeutungslose Compositum aufgenommen
worden ist; zumal existirt im Preuss. keine Negation na; vgl. da-
gegen Pauli Beitr. VII. 226); vgl. po-nadele,
nä'dewisin, acc, Seufzer, Ench. 53. (litt. dwesÜA, dw'Ssti, hauchen,
athmen, russ. na-duwäf, aufblasen.) Pierson VII. 592.
nadram/oe, nadrawe, nom. viri, NPBl. a. F. VL 174., 3. F. V. 300,
daher nadrau, Gut im Kr. Fischhausen, und Dorf im Kr. Osterode.
nadrovia, die Landschaft Nadrauen, Dmb. III. 3., bei Plastwig
nadroma TcG, 28.
na-dru/wisnan, acc., Hoffnung, I}nch. 30,, s. d/rutjoiit.
— 109 —
nage, Fuss, Voc. 145., noye, Beine, Gr. (kslav. russ. poln. noga,
böbm. ndha, polab. nigga, Fuss.)
nage-pristis, Fusszehe, Voc. 149, wörtlich „Fussfinger", s. pirsten.
näggen (gg weich gesprochen), naginnen^ Prov., eine Art Schuhe,
ziemlich gleichbedeutend mit totischen, s. d. ; von nage, Fuss, (litt.
ndgine, na^ine, Sandale, wohl aus dem preuss. entlehnt, und nicht
auf litt, ndgas, Nagel, zurückzuführen.)
na^is, Feuerstein, Voc. 371 (vielleicht durch Metathesis zu litt.
ugn\s, russ. ogm\ poln. ogiefA, kslav. ogn^, sansk. agnis, Feuer;
vgl. indess litt. üUnagas, Feuerstein) Pierson VIII. 363.
naglande^ nom. viri, KPBl. 3. F. V. 300; daher wohl naglandithin
campus, MhW. L und nagladen, Dorf im Kr. Alienstein; (sollte
nicht vielleicht imglaufde, naglaudithin zu lesen sein? nagladen
würde dann besser dazu stimmen.)
nagot s. nogat
nagotis (erintop) eherner Topf, Voc. 349; wohl Topf mit Füssen,
d. i. Grapen, von nage; (vgl. Pierson AMS. IX. 162. polab.
niggote, dreifüssiger Topf, von nigga, Fuss; s. auch Neumann
NPBl. a. F. VI. 413 flg.
nagutis, Nagel am Finger, Voc. 117 (litt, ndgas, Dimin. nagütis, lett.
nags, kslav. nogUtü, nogUPt, nokUtt, nokUt, russ. nbgof, nbkot, böhm.
nehet, slov. nohet, poln. paz-nogiec, paz-nokiec, zu kslav. paz-nokUti,
Huf, Klaue, sansk. nakha, griech. o-vv^ (o-vvx-g), lat. ungula).
naktin, na^ktin, nacktien, acc, (Kot. I. na^ctin), Nacht. Enck. 41.
46. 48; deinan bhe nacktien, adv., Tag und Nacht, 64 (litt, naktis,
lett. nakts u. s. w.)
naldbe villa CdP. IIL 160. MhW. Ill 522; Dorf nalalen. Kr.
Braunsberg.
naiyge, nom. viri, KPBl. 3. i^. F. 299 ; daher Dorf naligau (auch
nalgarben, d. i. nalg-garben, nalig-garben, genannt) im Kr. Wehlau.
naiko s. malka.
namego, nom. mulieris NPBl. 3. i^. 7. 302., daher vielleicht das Gut
nahmgeist Kr. Preuss. Holland.
namyum-pelck, namoymnrpelk, nom. paludis. CdP. III. 62 s. pelky.
narayte, wyrrayte lacm, CdP. IV. 186. MhW. III, 29. 67; vgl. Dorf
nareithen Kr. Orteisburg.
na/rien lacus, MhW. III; vgl. Mühle narien. Kr. Mohnmgen.
naricie (tufelskint), Iltis, Voc. 664. (russ. woroi, nbrka, Wiesel, i^ln.
nurek, Wasserwiesel, Sumpfotter, mustela lutreola; wohl abzuleiten
von litt, neriü, nerti, einziehen, einfädeln, isi-nerti, hineinschlüpfen
in die Kleider, die Schuhe, also naricie, der Einschlüpfer, Ein-
schleicher; lett. ist narrize, ein Haarseil, welches man den Pferden
bei gewissen Krankheiten durch die Haut zieht, litt, nar^czos, Fon-
tanelle, poln. norzyca, eine Pferdekrankheit (?); sollte daher auch
— 110 —
lett. narrize ursprünglich den Iltis bezeichnet haben, und das
Haarseil sodann mit einem einschleichenden Iltis verglichen worden
sein ?)
narussa, narus, narossa, nertisse, ein Flüsschen, das westlich von
Frauenburg in der Nähe des nach dem Flusse benannten Dorfes
nar0 in das Haflf fällt, jetzt die narzer beek genannt, OdP. IL
no. 1., IL p. 105. III. 162. MhW. I. IL LH
narwekete s. nerwekete.
narvo-mede, Name eines Waldes in Galindien. TcG, 27. (formel ver-
dächtig.)
nasse s. pchnasse und nozy.
naseüien, naseüis, naseilliwingiskan s. noseilis etc.
nasgitrin, Name einer Brücke über die Drewenz. MhW. L. 131.
nasyne, nom. viri, NPBl 3. F. F. 300, daher vielleicht Dorf nassen
Kr. Rössel.
nassute, Lastschiff, Transportschiff, CdP. VI. 181 folgg. (litt.
neszü, neszti, lett. nessu, nest, kslav. nesq, nesti, russ. nesü, nesü,
poln. nios^y niese und noszq, nosic, tragen; im litt, würde nesziütis,
neszihte, Dimin. zu neszys, m., nesze f., Träger, Trägerin sein,
beide nur am Ende von Compositis ; auch könnte das preuss. nassute
direct auf litt, nesziötojis, nesziotoje, Träger, Trägerin, bezogen
werden; auch noch in litt, und lett. Ableitungen findet sich das
ursprüngliche a statt des späteren e z. B. litt, nasztä, lett. nastüj
Last, litt, naszykle, Trage.)
natangia, nattangia, nattangen, die Landschaft Natangen, Bush, HL
3. und oft, Vossberg Münzen S. 31.; auch hiess so ein Kammer-
amt zur Comturei Balga, TcG. 200.
nauds, Prov., Gutes (das s an natids ist wohl deutsche Neutral-
endung), Hennig 332; „an dem Menschen ist nichts nauds^\
nichts Gutes, (litt, naitdä, Nutzen, Gewinn).
naumans s. numans.
naun-s (Kat. L nawans), nom., naunan, nawnan (Kat LL, neuwenen)
acc, neu, jBwcä. 30. 31. 41. (in Bezug auf die Consonanten, zu-
mal auf das wiederholte n, stimmt das preuss. zu keiner der ver-
wandten Sprachen genau; das anlautende n haben litt, naüjas und
die slav. Sprachen, kslaw. nowu, russ. nowyi, poln. nowy, femer
sanskr. nava, lat novus, goth. niuja, ahd. niwi^ niuwi; das zweite
n, aber mit Uebergang des erstem in j, hat lett. jauns, neu und
jung, in letzterer Bedeutung entsprechend den litt, jdunas^ sanskr.
juvan, lat. juvenis.)
nauna-gemmans^ part, act., neugeboren, wiedergeboren. Ench,
95. s. gem-ton,
nauna-gimton, part, pass., wiedergeboren. Euch. 82. s. gem-ton,
naunings, nom., Neuling. Ench. 51.
— Ill —
natmisnan, auf einen inf. naimt-t hinweisend, s. er-nauntsnan.
natUin, nautien, ace. sg., nautei,dsLt sg,^ natUins, ace. pi., Noth. Ench.
2. 5. 55. 80. 82 (goth. nauths, ahd. noti).
nawan-s s. unter naun-s; vgl. nawan-^le, naumn-seden.
nawan-pUe, „Neuenburg", Burg am Memelstrom. TcG, 37.
[nawetta] nawetto, Getriebe in der Mühle, das Rad, welches zu-
nächst von der Welle in Bewegung gesetzt wird und sod&nn das
übrige Räderwerk treibt, Voc. 323 (kslav. norwadati, impellere,
russ. na-wädU\ (nawazdäju), antreiben, anhetzen, poln. na-wa^ac, in
Schwingung bringen, auch litt, wetau, wetyti, schwingen, in die Höhe
werfen, vgl. Pierson VII. 584.)
nawun-seden campus, MhW. IL, d. i. „Neusassen", coloni, in modemer
Form naursseden, Gut im Kr. Heiligenbeil (litt, nav^sedzei, häufig
vorkommender Dorfname) s. sede.
ne, Nebenform zu ni, nicht, s. ne-prest unter pret, und das folg.
ne-ainessa s. ni-ains.
neggi, in der Verbindung m... neggi, weder... noch. Ench. 4. 7.
18. 50. 76.
negothin stagnum, der Lewentinsee, Bush. HL 202., auch nogothin,
newotin; s. SrP. L. 140; vgl. ndbentine,
ncikaut, wandeln, Ench, 31. (kslav. uouz-niknqti, ascendere, poln.
niknq^^ 0-niJcnqc, schwinden, verstreichen, v. d. Zeit).
neymen, das heutige Vorwerk nehmen. Kr. Mohrungen. TcG, 182.
neplök, das Dorf neplecken. Kr. Fischhausen, CdP, IL. 59.
nerdingi locus, MhW. LLL 27. 67. CdP. LV, 186.
nerga, nerge, nergia, nergya, nergie, neria, nerie, nerige, nerigia, ne-
ringa, neringia (poln. Nachbildung nerzeja), die frische Neh-
rung NPBl VLLL 342. MhW. LL 529, und oft; aber auch
neria curonica, nergia curonensis, die kurische Nehrung, ÄMS. VLL.
304. Dusb. LLL. 210. Ich leite das Wort ab von der Wurzel des
litt, neriü, nerti, tauchen, untertauchen, isz-nsrti, issi-nerti, hervor-
tauchen; darnach wäre neria, nergia soviel als das abwechselnd
Auf- und Niedertauchende, das veränderliche Land, welches wie ein
Schwimmer bald über dem Wasser sichtbar, bald unter demselben
verschwunden ist; gegenwärtig freilich bietet die Nehrung diese
wechselnde Erscheinung nicht mehr dar, wohl aber hat sie dieselbe
geboten zur Zeit ihrer Bildung, welche bekanntlich der historischen
Zeit angehört. Sehr ausführlich und wesentlich in demselben Sinne
bespricht den Gegenstand F. Neumann in den NPBl. a. F. VLL.
385. flgg., nur zieht der gelehrte Forscher zu der Wurzel nerti eine
Menge von Namen heran, die der Mehrzahl nach mit derselben
wohl schwerlich etwas zu schaffen haben.
nergien-ort, silva et acumen, MhW. L. NPBl. VLLL 344.
— 112 —
[nerti't, zürnen nur mit er-] nerttuns, part, act., nertimai, 1. pl.
praes. Euch.; s. er-nerü4, und das folg.
nertien, acc, nierties, gen., Zorn, JEnch. 12. 60. 80, 82. (litt, närsas,
Zorn, narünti, nirtmü, auch narsmU, erzürnen, ni/rstü^ nirtaü,
nlrsti, zornig werden).
nerusse s. narussa.
nerwekete, narwekete, nom. viri, KPBl. 3. F. V. 300; daher die
alten Namenformen nerwekiten, nerwekitten, norwekitten, norbeküten,
entsprechend dem heutigen Kirchdorf norkiUen im Kr. Insterburg,
vgl. MhW. IIL TcG. 212. 214. 216.
nerwicke, nom. viri, NPBl, a, F. VI, 173; daher wohl nertoicken,
nerioyken, nerioykin, neraeke, pratum, villa MhW. Ih 525. CdP,
IIL 161., das Gut nerfken, Kr. Preuss. Eylau; auch gehört hieher
das Dorf nerwick Kr. Alienstein.
nessovia castrum im Kulmerlande an der Weichsel. Dmb. IL 11.
TcG. 166.
nemoenen s. naun-s,
newtnts, nom., der neunte. Fnch, 9. (litt., lett. und die slav. Spra-
chen haben den Anlaut d, während das preuss. sich allein an die
übrigen indogerm. Sprachen mit dem Anlaut n anschliesst, so
sanskr. lat. griech. germ.; vgl. indess Bopp S. 48.)
newod, newot, niwad, niwod, niwat, niewat, niewot, Name eines Fischer-
netzes, dessen Gebrauch bei Verleihung von Fischereigerechtigkeiten
häufig untersagt wird, so in dem Privilegium der Stadt Elbing von
1248. CdP. II 60. MhW. \. 20 und oft; vgl. AMS. VIIL 68.
(litt, newddas, das grosse Netz, das von zwei Kähnen gezogen wird ;
nach H e n n i g 1 7 1 . heisst niewod oder newot das grosse Wintergarn, mit
dem unter dem Eise gefischt wird ; kslav. newoM, newodt, serb. nawod,
sageiia^ russ. newod, poln. niewod, das grosse Zuggarn, die Wate).
newotin locus s. negothin.
ni (in Kat I auch ny)^ separat nicht, in der Zusammensetzung un-;
in letzterer Hinsicht s. die folgg., in ersterer Fnch. 1. 2. 5— 10.
18 u. sehr oft.
ni-ain-s, nom. m., ni-ainä, nom. f., ni-ainan, acc., keiner, keine.
Ench. 5. 30. 37. 46. 48. 54. 62. 75.; ni-ains auch adverbiel für
ni-tereins, nicht nur, nicht allein, 55. 83.; räthselhaft ist die Form
ne-ainessa 24. in der Phrase: mes asmai stSison ne-ainessa wertei,
wir sind dessen keines werth.
ni-ainonts, nom. (niaintonts Drckf.), ni-ainonton, acc., Niemand.
Ench. 25. 70.
ni-aurhillintis^ m., ni-ati-billintai, f., gen. sg., unmündig. Ench. 89.
s. Ulli-t.
ni-deitoiskan, acc, Abgötterei, Ench. 2.; s. deiwas, deiwiskan.
ni-drumen, acc., Unglaube, Fkch. 25., s. drum.
— 113 —
ni-drumngi, nom. pi., ni-drumngin, gen. pi., die Ungläubigen.
Euch. 67. 86. s. drumngin.
ni'druwmfin, ace, ungläubig, Ench 85., s. drmoi-t,
ni-eh-winuts, nom. sg., ni-eb-winutei, nom. pi. part, pass., unbeschul-
digt, daher unschuldig, unsträflich, Ench, 51. 69., s. mrnU^
eh-mnut
ni-enhaenden s. en-handan,
nierties s. nertien.
ni-etntstis, gen., Ungnade, Ench, 82. (nieteistis Drckf.), s. etmstis.
ni-gidings, nom., schamlos, Ench. 35., s. gtdan,
nigra aqtui, MhW. L
niris-arms, nom. sg., ni-is-arm, adv., ungetreu, nicht getreu.
Ench. 34. 35. 36.; s. arwis, is-arwis.
ni-hanxtSy nom., unhübsch, unehrbar, Ench. 37., s. Tcanxts.
nyhoitu, wiltu nit, Gr., ist m qim tu, s. quoit,
ni-qaaitings, nom., unwillig. Ench. 79., s. qtiaits, quoit
ni-qmi, ni-qusigi, durchaus nicht, nimmermehr, Ench. 32. 74.;
das enklitische -gi wie im litt.; s. qu^.
ni-po-gattawints, nom., ungeschickt. Ench. 44., s. po-gattawint.
ni-po-Musmings, nom., ungehorsam. Ench. 34., s. poklusmings,
Tdausi-ton.
{nirpo-Tcunt, verwahrlosen] ni-po-Mntuns, part, act., assei, du hast
verwahrloset. Ench. 34.; s. Icunt, po-Tcünt
ni-seilemngis, nom., unfleissig. Ench. 34.; s. seiKw, sdliwingis.
[ni'Skystint, verunreinigen] ni-skystints, part, pass., verunreinigt.
Ench. 81.; s. sky stint,
[ni-swintint, entheiligen] ni-smntina, ni-swintinai, er entheiligt,
sie entheiligen. Ench. 20. 22.; s. swintint.
ni-teisingiskan, acc, unehrbar. Ench. 51.; s. teisi, teisingi.
ni-teisiwingins, acc. pl., unzüchtig. Ench. 36.; s. ^eisi, teisimngis.
ni-tickran, acc, unrecht. JE^wcÄ. 48.; s. tickars.
niwat s. newod.
ni^wertings^ nom., unwürdig. JSwcä. 44.; s. wertings.
ni-winütiskan^ acc, Unschuld. Ench. 16.; s. w;mw^ u. das folg.
ni-winüton, acc, unschuldig, eig. unbeschuldigt. Ench. 16.; s winüt.
niwod, niwot s. newod.
no, praep., auf, an, über, Ench. 4. 9. 18. 51. 54. u. öfter; auf vor
dem adverbiellen Superl. 13.; mit na verwechselt, gemäss, 77. 85.,
gen 15.; nostan, darauf 38. 45. u. öfter, demgemäss, 92.; nostan
subban, darauf, 83. 88.; nostan kai, auf dass, damit, 16. 19. u. öfter;
no kan, worauf 89.
noatis, Nessel, Voc. 291. (litt, noter e, lett. nahtres).
nodatin granicia, MhW. IL
Nesselmann, Thesaums. 8
— 114 —
nogaty nogot, nogata, nogadus, nagot, die No gat, Dush. III. 44.
MhW. I. IL vgl. Neumann NPSl a. R VI. 412. Heinelebend.
VII. 301. Neumann ebend. VIII. 55.
nogelow, Dorfname, zu Wehlau, nicht zu ermitteln. TcG. 212.
nognan, Leder, Voc. 498 (das Wort, im Foc. hinter keuta, Haut,
stehend, bezeichnet also, im Gegensatz zu dieser, das gegerbte, der
Haare beraubte, nackte Fell; vgl. litt, nugnas, nackt).
nogofhin s. negothin.
noye, Beine, Gr., s. neige.
[no-linga] nolingo, Zügel, Voc. 453 (litt, lenkiü, lenJcti, lett. leeJcu,
lihkt, biegen, ausbiegen, lenken?) Pierson VII. 584.
no-maytis, Borg, castrirter Eber, Voc. 684. (litt. maiUlis, me^telis,
dass.). Pierson VII. 584. Pauli Beitr. VII. 219.
noplo0 (woelger), wahrscheinlich RoUfass, Fass, das gerollt wird,
Voc. 396., s. auch daselbst S. 36 und Pierson VII. 584, der es
durch no-blosas erklärt, von litt, hlösas^ Fass.
norrayte s. narayte.
norhekitten s. nerwekete.
norgel, norgel-eisen, Prov., Spitzeisen am Pfluge, womit die Erde
aufgerissen wird (vgl. litt, norägas, Pflugschar).
norien, Dorf in Samland, entweder norgehnen Kirchspiels Laptau oder
norgehnen Kirchsp. Aman.
noriow campus CdP. IL 71. Dorf norgau Kr. Fischhausen, Kirchsp.
Thierenberg.
norths, Hemd, Gr., s. ntirttie.
norce, norcye, im Zinsregister von Sehesten 1437 eine nicht näher
definirte Art von Pflug; was das Wort bedeute, und wie es mit
Sicherheit zu lesen und zu schreiben sei, darüber sind noch weitere
Ermittelungen abzuwarten; s Toppen ÄMS. IV. 152, und vgl.
Pierson ebend. VII. 596. VIII. 68. 367. Letzterer will das c als
k gelesen wissen, und erklärt das Wort schliesslich durch Haken-
pflug, indem er sich auf das esthnische wwri. Ecke, Winkel, stützt,
das auch bei St end er I. 186. II. 438 in der Form norke vorkommt.
no-seüewingiskan, na-seilliwingiskan, acc, geistig, Ench. 84. 88.. s.
das folg.
no-seiUs, nom., no-seüin, no-seilien, nuseiUn, acc, no-seiUs, gen., Geist.
Ench. 15. 17. 18. 21. 28. 30. 45. 75. 83. 92. u. öfter. (Kat L
naseilen, acc, naseilis, gen., Kat. LL. naseylien, acc, naseylis, gen.
— Ench. 30. noseüie, gen., Drckf. für noseüis); vgl. seilin.
nossen s. nouson.
nose-proly, Nasenloch, Voc. 86. s. das folg. und proly.
nozy^ Nase, Voc. 85. (litt, nosis, kslav. nosu, russ. poln. böhm. nos,
lett. nahsis u. s. w.); vgl. po-nasse.
noson s. nouson.
— 115 —
noster^elk campus, MhW. IL; s. pelJcy,
notine, Ort in Pomesanien, CdP, 36 flgg., vielleicht von dem Personen-
namen nautinge NPBl 3. F. V. 301. abhängig.
[no-waitiat, nachreden] no-waitiätms, part, act, asmai, ich habe
nachgeredet, wargu, übel. JEnch. 36. ; s. waitid-t
nouns (rump), Rumpf, Voc, 151. (es ist daselbst wohl der todteLeib
gemeint, denn unmittelbar darauf folgen als Gegensätze leUn, sele,
daher ist zu vergleichen kslav. nawY, vsxQog, Leichnam, lett. naJme.Tod).
nümans, noümans, n4mas, noümas, naümans (Kat L numans), dat. pl.
des pron. as, uns, nobis.
numo, nom. viri, Dush. IIL 225, daher vielleicht mit litt. Diminutiv-
endung das Gut num-^iten Kr. Angerburg.
nurtus^ Hemd, Voc. 479, northe, Gr.; vgl. Pierson AMS. VII. 584.
nousä, nom. sg. f., Ench, 35., nousesmu, noüsmu, dat. sg., 5. 9. 10.
56. 95., nousons^ acc. pl., 24. (an letzterer Stelle auch als dat. pl.
gebraucht), pron. poss. unser.
nurseilin s. no-seiUs.
nauson, nousan, noson^ gen. pl. des Pron. as, meist das pron. poss.
vertretend. Gr, schreibt dafür nassen in der Phrase: sta nassen
rickie, nassen rickie^ das ist unser Herr, unser Herr, Sprache der
alten Preussen S. X.
0.
a, interj. a!
adra s. u^a,
okras^ Prav,, eine Lauge oder Kraftbrühe, mittels welcher aus der
gemeinen Asche die Pottasche bereitet wird. Hennig 175. (poln.
okrasa, dass, sonst auch Fett, das an die Speisen genommen wird,
auch allg. Zierde, Schmuck, von krasic, a-krasic schmücken, Speisen
mit Fett abmachen).
achtalite castrum s. auctalUe.
ossa, azza, Fluss, der unterhalb Graudenz in die Weichsel fällt. Dush,
IIL 143. 353. CdP. IL 11 flgg. MhW. L
osseke, azzek, 1) ein Wehr im Flusse, Fischwehr; in einem Privi-
legium des BischoflFs Eberhard von Ermland von 1312, MhW. L
285., heisst es: uhi influit fluvius krixtien dictus et eundem fluvium
ascendendo ad clausuram que asseke in prutenico dicitur. —
2) eine Brustwehr, Befestigung, Verschanzung; die Stelle
des Dusburg HL 169: qua martua turhati recesserunt usque ad
prapugnaculum quaddam, situm inter fluvium Rogaw et Wesecam
flumen, in ea loco uU Weseca intrat stagnum Drusine etc. übersetzt
Nie. von Jeroschin in seiner gereimten Paraphrase des Dusburg
8*
— 116 —
also: unde 0ttgin danne \ vor ein ozzeh dort gesät \ da daz vliz di
Weiske gät \ in den sS den Drüsin \ u. s. w. SrP. L 129. 477.
Dieses hier appellativ gebrauchte ein ozzek als Uebersetzung des
lat. propugnaculum quoddam erscheint bei Hennenb. 341 und auf
Voigt 's Burgenkarte als nom. propr.; ebenso kommt das Wort
noch verschiedentlich als Name ehemals fester Plätze besonders in
slav. Landen vor, so Ossiek^ jetzt Eszek in Slavonien, Ozzek, alter
wendischer Name der Stadt Grossenhain in der sächs. Lausitz, Osiek,
Stadt im Gouvern. Sandomir in Polen, Osseg, Dorf im Leitmeritzer
Kreise in Böhmen, Osseeken, Dorf im Kr. Lauenburg in Pommern,
ossiek, Dorf im Kr. Preuss. Stargard, und in polnischer Diminutiv-
form osieczek, Kirchdorf in Kr. Strassburg in Westpreussen u. s, w. ;
vgl. auch Toppen ANS. IV. 152. (Beide Bedeutungen, elausura
und prcfpiignaeulum kommen ziemlich auf eine hinaus, und die Grund-
bedeutung scheint Verhau, Verhack zu sein, von kslav. sjekq,
sjeszti, russ. sjekü, sjecz\ poln. siekq, siec, böhm. seku, sici, caedere,
hauen, kslav. o-sjeszti, dass., russ. o-sjecz\ poln. o-siec, behauen,
behacken, kslav. o-sjeku, russ. slov. o-sek, ovile, Umzäunung für das
Vieh, ferner russ. za-sjeka, ipoln. za-sieka, za-siek, Verhau, Verhack);
s. ÄMS. VlIL 68. 69.
otla, Ort in Pomesanien CdP, IL II flgg.
otholichia castrum Nadroviae, Bush, HL 177. TeG, 24.
P.
4
pa, Verbalpräposition, Nebenform zu po.
pa-damhis, Thal, Voe. 30 ; es steht daselbst zwar pandanbis, aber
durch die Loupe sieht man deutlich das n der ersten Sylbe von vier
sehr feinen Strichen durchkreuzt und daher getilgt, eine Correctur,
auf welche ich bereits a priori geführt worden war ; s. ÄMS. VIIL
696.; pa-damhis (pa-danhis) von damha, Grund, ist etwas einem
Grunde ähnliches, ein ausgedehnter verflachter Grund ; vgl. Pierson
ÄMS. VIIL 363.
paddis, Kummetgeschirr, Voe. 312 (vielleicht litt, padis, gew. pl.
pddzei, Schrägen^ pedza, Gabelholz). Pierson VII. 584.
pardrawayten campus, MhW. L, vielleicht zu drawine, litt, drams,
Waldbienenstock.
paggan, Postposition mit vorhergehendem Genitiv, wegen, Enck. 4.
35. 53. 55. 57. 72. 82. 83.; tenneison paggan, seinetwegen, ihret-
wegen 3—10. 24.; stesse paggan, deswegen, daher, 12. 55. 63. 68.
73. 81. 82.; stesse paggan kai, darum dass, darum weil, 68.; auch
mit vorhergehendem esse: esse stesse rikyas paggan, von wegen des
Herrn, um des Herrn willen, 57.
— 117 —
pa-gaptis, nom., Voc. 362., porgaptin, ace., Ench. 58 (in dem Compos.
dyla-pagaptin) Zeug, Gera the; zwar wird es im Voc, durch Brat-
spiess erklärt, es bezeichnet aber wohl den ganzen Apparat, von
dem der eigentliche Spiess, aysmis, s. d., nur ein Theil ist.
pagär, praep. c. acc, ausser, neben. Ench, 1.
pa-gauts s. po-gaut
pagonbe (in pagonibe zu corrigiren?) Heidenschaft. Voc. 795. s.
pogünans.
porgrimis (vorbuege), der Brustriemen am Sattel, Voc. 442.; der
Gegensatz davon ist das daneben stehende pa-stagis, s. d.
[paik't, trügen] ^iia, er trügt (mit po-); paikemmai, paickemai
(letzteres mit aw-), wir trügen, Ench. 2.; vgl. au-, po-paikt.
paycoran, Siebengestirn, Voc. 6. (zu litt, puiküs, schön, puikorius,
eitel, hoffärtig, oder besser zu kslav. pjegU, poln. piega u. s. w.,
s. s. V. spinken, das blatternautig Gesprenkelte) s. Pierson VII. 584.
payme-copOy poyme-copo, Ortname, etwa „Hirtenberg", zu litt, p'emu
(pemen) Hirte, und cope. ÄMS. VII. 297. 311.
paypatZy paypote locus, MhW. II.
paistio, das heutige Gut peisten Kr. Preuss. Eylau. JSPBl. a. F. IV.
369.
paiti 'Stabs, poyto-stabs (peyco-stabs), Name eines Ortes in Samland in
der Nähe grosser Steine. AMS. VII. 308., s. stabis.
paytune, nom. viri, NPBl. 3. F. V. 300; Asiher paytune villa, MhW.
IL 523. (CdP. III. 160 hat poytune)^ das heutige Dorf peithunen
Kr. Braunsberg.
packamor s. pod-kamor.
paccaris, Riemen, Voc. 502., nach der Stellung im Voc. wohl
Hosengurt. (litt, pä-kariu, pa-kärti, aufhängen).
pa^ckawingi, nom. pl, friedlich, friedsam. I}nch. 56.
packe, nom., packan, packaien, packun, acc, packai, dat., Friede,
Ench. 23. 38. 76. 86. 97.; sen packai, sicher 86 (litt, pakdjus,
Friede, kslav. russ. pokoi, Ruhe, poln. pokoy, Ruhe, Friede, lat. pax)
vgl. Bopp S. 7.
packtmngiskan, acc., friedlich, friedsam. Ench. 56.
pacortytygien, silva et pratum, MhW. I.
por-künst s. po-kunt.
pal, Wurzel in der Bedeutung finden, nur mit ati-; die vorkommen-
den Formen s. unter avrpallai.
porlabiten, das heutige Vorwerk polwitten Kr. Fischhausen, NPBl. a.
F. IV. 369.
pa-layde, po'layde, ballayde. Nach lass eines Verstorbenen, MhW. I.
302. 359. 597. und DC, wo es heisst : „Ballayde, Enterbet alle, die
Bechte und natürliche erben sein^^. Im mittelalterlichen Sprach-
gebrauch war palayde die Hinterlassenschaft eines Unterthanen, die,
— 118 —
wenn dieser keine directen Leibeserben hinterliess, dem Gutsherrn
zufiel; so in zwei Verschreibungen von 1315 und 1321, die in den
oben citirten Stellen der MhW. mitgetheilt sind; vgl. A MS. IV.
138. 139. VIL 318. 319. (litt, pa-leidmi, pa-leisti, loslassen,
entlassen, aufgeben, lett. po-laischu^ -laidu, -laist, loslassen); vgl.
pusdna.
pallaips (für pallaipsas, pallaips^s), nom., pallaipsan, acc., pallaipsai,
nom. pl. (Kat 1. IL pallapsaey), pallaipsans, acc. pl., Gebot.
1—10. 11. 12. 28. 34. 36. 46. 60. 69. (unregelmässige Bildung von
laipint?); über den Verlust der Nominativendung s. Bopp S. 13.
und das ähnliche Verfahren der Sprache in den Formen cratfs,
caymoys, (Prätorius XVI. 16. §. 1. bringt ein angeblich litt pa-
lepsmas bei, welches ich stark anzweifle); vgl. das folg.
pallaipsi'twei, pallapsir-twei, begehren, Ench. 9. 10. (Kat I.pallapsi-
ttwey, Kat, IL pailapsi-twey), pallqj^se, sie begehren, 66.
palayzen campus, MhW. IL
palapin, Dorf name. CdP. III. 161. MhW. IL 526, Dorf polpen, Kr.
Heilsberg.
pallapsaey s. pallaips.
pällapsi'twei s. pallaipsi-twei.
porkisallis s. pa-lasassis und lasassa.
porlasassis (höre) ein Fisch, Voc. 574; es steht daselbst paiasdlUs,
vgl. aber lasassa; pa-lasassis ist nach der Sprachanalogie ein dem
Lachs ähnlicher oder ein ihm untergeordneter Fich, gewissermassen
unechter oder Halblachs, vgl. portowelis, pa-ssons, und litt. pa4ims,
por-mote, Stiefvater, Stiefmutter u. s. w.; mehr hierher gehöriges s.
ÄM8. VLLL 695. 696.
porlasinsnon s. po-lasinsnan.
palletan Kat. L. wohl Drckf. für pra-lieiton s. pra-U-t.
palusin, Dorfname, CdP. LIL 161. MhW. LL. 526., das Kirchdorf
plausen Kr. Rössel.
palwe f. Prov., wüste baumlose Moosfläche, unbeackertes Heideland,
ausgerodete Waldfläche, meist spärlich mit niedrigem Gestrüpp be-
standen, nur als schlechte Viehweide benutzbar; (ich möchte weder
auf lett. plawa, Wiese, Heuschlag, wie Pierson AMS. VLLL. 367.,
noch auf poln. pölowy, russ. polewyi, wie ich früher ebend. VIH.
684 gethan, sondern lieber auf kslav. pljewq, pljeti, poln. plewiq,
plewic, ausroden, gäten, kslav. pljewelU, russ. plewely, pl. Unkraut,
hinweisen, da die Palwen wohl durchweg ausgerodete Waldflächen
sind).
pa-maiis, Fusssohle, auch Sohle am Schuh, Voc. 146. 505. (litt.
•
pämatas, lett. pamats, Fundament, Schwellbalken, von litt, pärmetu,
porfnesti, nach unten, darunter werfen oder legen.)
— 119 —
pammerte, nom. viri, NPSl 3. F. V. 302; daher vielleicht Dorf ^i»-
mern, Kr. Heiligenbeil u. Kr. Lötzen.
pandanbis s. pordambis.
pannean, Moosbruch Voc. 288.
panno, Feuer, Voc. 33. vgl. Burda Beitr. VI. 398. Pierson AMS.
VIL 585; möglicherweise steht panno ungenau da für ^anww, panuy
\gl, panihstaclan, und wäre dann ein neutraler w-Stamm; s. Pauli
Beitr. VII. 159.
pansadaumannien, acc, der letzte, Ench. 28.: s. pansdau,
pansdamonnien, acc, der letzte, Ench, 26., en pansdamonnien, zu-
letzt; s. pansdau,
pansdau, nachher, darauf, alsdann, Ench. 48. 49. 50. 66. 69.
74. pansdau tuet, darauf. 46.; vgl. Bopp S. 27.
pansdaumannien, acc, der letzte. Ench, 29. s. pansdau.
pansdauzuit, adv., genug. Ench. 37.
panscheiesten campus, MhW. I,
[panta] panto, Fessel, Voc. 542. (litt, pdntis^ pdncza, kslav. pqto,
poln. p^to, pqca, russ. pu^to^ böhm. pouto, serb. ptfto, slov. p6ta,
Fessel, russ. pjetlja, petlja, Strick, Schlinge.)
pantym, Landstrich an der Nordwestküste Samlands, Urk. v. 1258.
NPBl. VIII. 346. TcG. 136.
[pantwehi] pantweko, Tiegel, Voc, 352.
panurstaclan, Feuerstahl, Voc. 370; der erste Theil ist panno
(panu), Feuer, der zweite wahrscheinlich identisch mit stade, Stock,
Stütze, Pfeiler, s. d. In dem alten Küchenfeuerzeuge wurde ein
etwa halbfüssiger Stahlstock fest auf den Boden des mit Zunder
gefüllten Kastens gestemmt, und dann mit dem beweglichen Feuer-
stein dagegen geschlagen, daher für den Feuerstahl die Bezeichnung
panu-staclan, Feuerstock, Feuerstütze.
pap-s, nom. sg., pappans, acc. pl., Pfarrer, Ench. b], 11. (lat. papa,
deutsch pfaffe, kslav. p(ypu, russ. pcyp.)
papaw, papau, Burg im Kulmerland, jetzt Kirchdorf, poln. pcpowo
genannt, im Kr. Thorn, TcG. 169.
pa-pinipis, Sattelpolster, Voc. 444; so in der Handschrift ganz
deutlich mit den beiden i-Zeichen über -pinip-, also, wenigstens
nach der Intention des Concipienten, nicht pqpimpis zu lesen, ob-
gleich letzteres viel mundgerechter klingt als papinipis, und auch
nur für pa-pimpis, nicht aber für pa-pinipis eine möglichst nahe
liegende Erklärung sich bietet (litt, pampü, pämpti, lett. pampju,
pampt, schwellen, dick werden, litt, ^awjp^as, Pampssattel). Pierson
AMS. VII. 585; Pauli Beitr. VH. 223 mW papunpis lesen.
[par-ei-t, kommen] par-eysey, opt., er, es komme, Kat.II, wo Ench.
per-ülai hat; s. per-ei-t und das folg.
— 120 —
par-ei'tngiskai, adv., in Zukunft. Enck. 85., s. par-ei-t, per-eirt, und
eir-inqiskai.
pcH^esken, Prov., Bastsandalen, bestehend aus Streifen von Linden-
bast, die um den Fuss gebunden oder gewickelt werden; bei den
Littauern heissen dieselben to^zos^ (vgl. preuss. rist, reist, litt, riszü,
riszti, auch jpo-risigr^i, binden); s. auch wuschen, und Hennig 178.
parbwe, Prot;., Waldgrund, Waldschlucht, Pierson ÄMS. VIIL
367. (es ist das poln. parow, parowa, der hohle Grund, die Schlucht,
das Defile.)
partegal, campus et castrum in Warmia, DusK HL 23. 26.; das
heutige Gut partheinen, Kr. Heiligenbeil am Haff.
pass^ m., Prov. Gurt, Leibgürtel (poln. böhm. pas, Gürtel, pasac,
o-pasac, gürten, wohl contrahirt aus kslav. po-jasU, russ. pchjas,
Gürtel, von kslav. po-jasati, russ. (>po-jäsaf, gürten, zu litt, jusiu,
justi, porjusti, gürten, justa, jüstas, Gürtel.)
porssalis, Frost in der Erde, gefrorenes Erdreich, Voc, 57. (litt, pd-
smlas, dass., von szalü, smlti, lett. salstu, salt, frieren, kalt sein.)
passaluc, paduk, padok terra, territorium, alter Name der Gegend um
Preuss. Holland; daher flumen de passaluc, passalticence flumen,
vielleicht die weeske, s. weseca, weysike, CdP, IL 40. 41. GDK. L
19. MhW. L Toppen NPBl a. F. X 221. TcG. 8. 14. 15.
pa-seria, pa-sseria, pa-sserge, pa-ssaria, pa^ssarge, der Fluss passarge,
auch ohne Präposition seria, s. d., genannt. CdP. III. 162. MhW.
L IL IIL ÄMS. in. 634.
pa-sserwinte lacus, CdP. IV. 186. MhW. III. 29. 67.; vgl. sertoynte,
syrwentin, sirunnthen.
passiauxten campus, MhW. I. NPBl. a. F. VI. 299. das Dorf Käm-
mersdorf bei Elbing.
passin, Doriname. CdP. IIL 161, MhW. LI. 526.
paschkeyles s. kayles ; Varianten sind poszkayles, postkayles.
porskolle s. pa-skultton.
porskult-ton, ermahnen, Ench. 51. pa-skule, pa-skolle, ich ermahne,
56. 82. s. skoli't, skult-t.
paslange Silva bei Zinten (?). TcG. 204.
\pasluk'\ paduk, pazlok s. passaluc.
pasmar, Fluss bei Kreuzburg, CdP. IL 89.
pa-ssoles, (pl.?), Nacken, Voc. 79.
pa-ssons, Stiefsohn, Voc. \8\. {Mit. pö-sunis^Txiss.päsynok), \g\.son-s,
sun-s.
porssortis, Schürstange, Voc. 334. (litt, zeriic, zerti, mit Präp. j?a-
hriu, pa-Urti, in den Kohlen, im Feuer schüren); vgl. Pierson
Vn. 585. Burda Beitr. VL 398.
[pasta'] pasto (wepe). Decke, welche von den Frauen statt eines Man-
tels über die Schultern gehängt und auf der Brust mit Spangen
— 121 —
oder Hefteln befestigt wurde, Voc. 494. s. Prätorius XIV. 6.
AMS. VIIL 696, u. vgl. pastoms, wepe,
porstagis (afterreife), Schwanzriemen am Sattel und Geschirr, Voc.
443. (Pierson AMS, VIL 585. vergleicht litt, at-stuga, Riemen);
vgl. pa-grimis und Pauli Beitr. VII. 223.
pastathton, fasten. Ench, 44. (kslav. postiti sq, russ. postif sja, poln.
posdc, fasten, kslav. postü, russ. poln. post, böhm. pust, postnj den,
Fasttag, litt, pdstininkauti, gew. contr. pdstninkauti, pdsninkauti,
fasten, goth. fastan) ; vgl. pastnyga.
pasteln, Prov., eine Art Schuhe, ähnlich den paresken, aber von
Lederriemen geflochten (lett. pastalas pl).
[pastnyga] pastnygo, fasten, 6rr., ist wohl aufzufassen als das Fasten,
der Fasttag; (litt, pdstininhis, pdstninkas, Fasttag), s. pastau-ton,
pastoms (laken) Voc, 456; provinciel bezeichnet laken feines Tuch,
im Gegensatz zu want, grobes Tuch in den Bauerkitteln, s. milan
(kslav. postawU, russ. postaw, Gewebe, serb. postaw, lintet4m,pannus,
poln. postaw, ein Ballen, ein ganzes Stück Tuch; kslav. russ. po-
stawiti, aufrichten, hinstellen, daher po-sta/wü etc. ursprünglich der
Webestuhl; s. Burda Beitr. VI. 398); vgl. pasta.
pa-ssupres (ase), entweder Rost, Flechte über dem Feuer, crates,
oder Trockenstangen neben dem Herde, auf denen das kleine
Holz getrocknet wird, Voc, 225. (für die letztere Bedeutung sprechen
litt, supu, süpti und pa-süpti, schaukeln, wiegen, süptis, sich schaukeln,
suputi, subuti, schweben, baumeln, sup^kU, Wiegen, s. w.) Pierson
VII. 585.
pa-tauris campus, neben dem Walde taure, daure gelegen, MhW. L,
das Dori potauren Kr. Gerdauen.
patti, Frau, Ehefrau s. waispaMin und pattiniskun (litt, pafs, Ehe-
mann, patt, Ehefrau, sanskr. patis^ Herr, patnt^ Herrin).
portickots, part, pass., empfangen, Kat L; vgl. po-teikut.
pattiniskun, acc, Ehe, Kat L; vgl. patti,
pa-towelis, Stiefvater, Voc, 179.; s. touns, tawas (litt, pa-teuds),
pausan, pamon, Postpos. mit vorhergehendem esse c. gen., von wegen.
Ench. 82. 88.
[paustas] wild, nicht gezähmt, nicht cultivirt, kommt im Voc.
in der Form pausto in den nächstfolgg. Compositis vor (litt, püstas,
lett, pohsts, wüst, öde; kslav. pustU, desertus, russ. pustyi, leer, poln.
pusty, wüst, leer, herrenlos) ; hieher wohl der Name des Dorfes pust-
lauken Kr. Labiau, wenn er nicht schon litt. ist.
pausto-caican, das wilde Pferd, Voc, 654.; s. caican,
pausto [-cattay catto, die wilde Katze, Voc. 665.; s. catta.
paustre (unltnisse), Wildniss, grosser Wald, Voc. 624., die Bedeu-
tung ist aber an der Stelle, die das Wort inmitten lauter einzelner
Bäume und Baumtbeile, sogar Gartengewächse einnimmt, ganz
— 122 —
unpassend, daher zweifelhaft; s. meine Ausgabe des Voc. S. 37 und
dagegen Pierson VII, 585. Hieher wohl die Namen paustem,
Vorw. im Kr. Preuss, Eylau, und puster-ort^ Landspitze am kurisehen
Haff, Kr. Königsberg.
pauta, paute, pautin, Name eines Flusses, der sich ehemals vom grossen
Werder aus in die alte Nogat ergoss, und der jetzt verschwunden
ist; s. NPBl a. F. L 190. MhW. L 4. 420. IL 121. 122. —
Henneuib. IL 18 nennt einen See pautin nördlich von Osterode.
[paute] pawtte, Eier, Gr,, ist wohl als Sing, zu fassen, Ei Qxti. paütas,
lett. pauts).
porwargan, acc, Reue, Euch, 31., s. wargL
pa-wirpen s. po-wirps.
peadey, Socken, Voc, 482. (litt, pedelis, Socke, bei Ruhig, pädas,
lett. pehda, Fuss, Fusssohle).
pedan, Pflugschar, Voc, 245.
pEde, Prov., die Wassertrage, Eimertrage, s. Wurzel ^, tragen.
peyco-stdbs s. paiti-stabs.
peüis, Voc, (in kalo-peüis\ peile, Grr., Messer, (litt, peilis, Messer,
kslav. u. s. w. püa, Säge).
[peisa-t, schreiben], peisduns, part. act. (mit jpo-), peisäton, part,
pass., geschrieben, Ench, 31. 73. (auch mit i>o-) ; jpeisai, er schreibt,
sie schreiben, 40. 68. (kslav. pis^q, pisaU und p^S0q, pisati, russ.
piszü, pisäfj poln. pis^q, pisac, böhm. psati, schreiben) ; s. po-peisät,
peisälei, nom. sg., peisälin, gen. pl, Schrift, Ench. 52. 78.
peisda, der Arsch, Gr. (polab. ^merfa, dass., dagegen litt. pizda,pizä,
poln. pisda, pizda, cunnus). Pierson VIL 591. IX. 163.
peise, peiskam, Dörfernamen, s. peuse,
pekollin s. piktUlien.
peccore, Bäcker, Voc. 329. (kslav. pekari, russ. pekar\ poln. pekarz,
piekarz,hohm.peknr,dB.fiS.^\on kslav. pekq,pes0ti u. s. w. kochen; das
litt, hekere ist Germanismus und andern Stammes). Pott. Beitr. VI.114.
pecku, nom., Ench. 23., acc, 14. 50., peckan, acc, 10. Vieh; der dem
nom. gleichlautende acc. pecku macht es wahrscheinlich, dass wir
das Wort als Neutrum aufzufassen haben, nur macht dann die Neben-
form peckan Schwierigkeit, die ein anderes Thema voraussetzen würde;
pecku ausserdem aber noch als dat. aufzustellen, wie Bopp S. 36
thut, ist völlig tiberflüssig, da die Verbindung stesmu pecku 50. durch-
aus nicht die Dativform des Nomens erfordert, sondern füglich die
Accusativform gestattet, als welche pecku ja auch im Abschn. 14
erscheint ; vgl. meine Sprache der alten Preussen S. 55' flgg. ; über
den acc peckan vgl, mergan zu mergü. (litt, pekus, lat. pecus, sansk.
pagu, goth. faihu).
peckü-t, peku-t, (mit po-) hüten, peckum, er hütet, wohl etymologisch
?u pecku zu ziehen ; vgl. po-peckiU.
— 123 —
pella, alter Name des Fischerdorfs Gross-Kuren, Kr. Fiscbhausen
Hennenb. 348.
Ipelanna] pelanno, Herd, Voc. 223. (litt pelenas, pelenis, pelene).
pelanne, Asche, Voc. 37. (litt, pelenm, lett. pelni, Asche, ksldiv, paljq,
paliti, russ. paljü, paTtf, poln. palq^ palic, und in stärkeren Formen
kslav. planqti sq, poln. plonac, böhm. plancmti, brennen, kslav.
pcUjeno, Brennholz ; vgl. die reduplicirten Formen kslav. pepelU, russ.
pepel, poln. popiol, böhm. popel^ Asche),
[peldi't, evvf erben] peldiuns, part, act., ast, er hat erworben, Ench. 16.
(kslav. plodU, russ. plod, poln. plod, Frucht, Nutzen; mit Laut-
verschiebung litt, pelnpi, lett. pelniht, verdienen, erwerben),
pele, Weihe, ein Raubvogel, falco milvus, Voc. 710 (kslskv. piljukU,
milvus, slov. kroat. piljuh, serb. piljug, russ. piljük, Geier); s. pele-
maygis.
pelle, nom. viri, NPBl. 3. F. V. 300., daher der Ortname pellin,pelyn,
CdP.III. 161.ilfATF;i/.526., das heutige Gut jpeßen Kr. Heiligenbeil.
pellekis, Giebel, Voc. 202. •
pele-maygis, Rötelweihe, Thurmfalke, falco tinnunculus, Foc. 712;
s. pele und maygis.
peles (mus), iph^ Muskel, Armmuskel, Voc. 111. (litt, pele, lett. pelle.
Maus und Muskel unter dem Daumen; vgl. lat. mus u. musculus).
pellike, ÄMS. VIL 295., silva, pelyken, MhW. L, campus; s. pelky,
pelkis.
pellin, pelyn, Dorfname s. pelle.
pelite fossattmi, MhW. I.
pelke, pälke, Frov., eine alte kleine Kupfermünze, einen halben
preuss. Groschen, nach jetzigem Gelde zwei Pfennige, an Werth; im
Volksmunde existii*en noch die Composita, pälke-licht, sehr dünnes
Talglicht für 2 Pfennige, und dem analog pälke-nagel, pälke-dwarg
(s. dwarg), und drei-pälker, Sechspfennigstück, (litt, pelikas, pelikis,
dass., wohl zu pelas, einzelne Spreuspelze, daher pl. pelat, Spreu;
nach Hennig 177. 190 war die Münze ursprünglich polnisch und
hiess daselbst pulki, bei Mrong. aber habe ich ein solches Wort
nicht finden können).
pelky, Bruch, Sumpfstelle im Felde oder im Walde, Voc. 287. (litt.
pelke, dass., lett. pelkis, pelze, Wasserpfütze); Bruch nennt man
hier provinciel auch ein auf sumpfigem, feuchtem Boden stehendes
Wäldchen oder Gebüsch; so hört man namentlich oft die Benennung
Ellernbruch für sumpfiges Erlengebüsch; hiehergehören die urkund-
lichen Localnamen pelkis, pellike, pelyken, bit-pelki, ilgen-pelke,
namyum-pelk, noster-pelk, raisto-pelk, tlokum-pelk, wagi-pelki, waygis-
pelkis, waydis-pelkis, waykis-pelkis, und die heute vorkommendeii
Namen pelkeninken, pelk4ack, po-pelken.
— 124 —
pelkiSy Mantel, Voc. 475. (zu litt, jnlkas, grau? ÄMS. VIL 585);
s. auch pelkt/.
pelkis silva, auch pellike, AMS, VIL 295.
pelon, Dori pelohnen Kr. Wehlau. TcG. 212.
pelsemot, samland. Ortnarae, Urk. von 1258. NFBl, VIIL 342.
pelten campus, MhW. I.
[pelwa] pelwo, Spreu, Voc, 279. (kslav. pljewa, pi. plewUi, russ. poln.
böhm. plewa, lett. pellawas, pellus, litt, pelal),
peempe, Kiebitz, Voc, 751. (litt, pempe); daher pempienen, Forst-
etabliss. Kr. Gerdauen.
pene, pene-feld camptis, MhW, I,
peene. Burg an der Weichsel, heutiges Gut pien. Kr. Kulm. TcG. 1 69.
penningans, acc. pL, Geld. Euch, 7. 23. (German, wie auch litt.
piningas, Pfennig, pl. piningat, Geld).
penkoweo pratum, CdP, I, 182.
penckts Kot, L s. piencts.
[penpala] penpalo, Wachtel, s. peupala.
pense (kynboem) ist richtiger peuse zu lesen, s. d.
pentes. Weg, Gr., s. pintis,
pentinx, Freitag, Voc, 22., von pent für penkt, vgl. penckts, piencts,
der fünfte, und ketwirtire, (litt, pitnycza, kslav. pqtükü, pqtinica,
poln. piqtek, dass., von kslav. ^^^i u. s. w. fünf).
pentis, Ferse, Hacke, Voc. 147. (litt, pentis, kslav. j?^to, russ iyatö,
poln. piqta, böhm. jpnife).
pepecten, piscina, MhW. I.
pepelis, Vogel, Voc. 706 , im JEkch, pippalins, acc. pl., bei Gr, pipelko
(lett. pippala, Vogel, slov. serb. piple, piplica, pullus; vielleicht zu
litt, pypti, pfeifen). Pierson VII, 585.
per, 1) praep. für, vor (bei liät\ Ench, 12. 14. 39. 41. 50. 53. 56.
59. 83. 89 , durch, 51. — 2) adv. zu, allzu 36. — In der Verbal-
composition meist entsprechend deutschem V er-, ausnahmsweise auch
vor-; über den Gebrauch des per- in der Nominalcomposition in
der Bedeutung hinter s. per-galwis, per-pettas,
pera^odia, preuss. Landschaft, Urk v. 1231. TcG, 7. 8.
per-arwi, adv., wahrlich, EncJi, 79. s. arwis.
per-arwiskai, -arwisku, adv., gewiss lieh, Ench. 14. 16. 18. 30. 80.
[per-hända-t, versuchen] per-hända, er versucht, führt in Versuchung,
Ench. 25., s. hand,
per-handan, acc, Versuchung. Kat. I.
per-handäsnan, acc, Versuchung. Ench. 25., Kat. IL
per-bande, nom. viri, NPBl. a. F. VI. 174., noch jetzt existirt die
Familie v. Perband t; dazu perhanten, Dorf Kr. Heiligenbeil.
per-hilU'ton, versagen, abschlagen. Ench. 24., s. Ullt-t.
— 125 —
per-dd't^ verkaufen] per-däuns, part, act., asmai, ich habe verkauft.
iLnch, 36. s. dä-t u. das folg. (litt, par-duti, verkaufen).
per-däisan, acc, per-dasei, dat., Waare, Ench, 7. 36. s. das vor.
pirdin, acc, Futter, Ench, 50. (litt, peru, pereti, füttern).
per-dtoirlmgüsnan, acc, Verz weif e lung, Ench, 25., s. dwi-hugut
per-ei't, kommen, Ench. 18. 22. 79. 9A.] per-eit, er kommt, 21. 26.,
es komme, 21.; per-eimai, wir kommen, 31.; per-eüai, opt., er komme,
21.; per-geis, imp. sg., aber als 3. opt. gebraucht, es komme, EJat, L
(litt, par-dtiy zurückkommen) ; s. ei-t, par-eitf par-eitngiskai.
per-galms, Genick, Voc, 78 ; vgl. galwa, glawa; die praep. per- hat
hier die dem litt, entsprechende Bedeutung darüber hinweg,
daher jenseits, hinter, wie in per-pettas, so vielleicht auch in
den ^amewper-laukCfper'Suppe, per-wangm, s. dd. und AMS. VIL 585.
per-geis s. per-eit.
per-gimmans, acc pl.. Great uren, Ench. 14.; s. gem-ton.
per-gimnis, gen., per-gimie (Drckf.?), dat., Natur. Ench. 81. 82.;
s. gem-ton.
[per-güh't, kommen, wiederkehren] per-gühons, per-gühons, part,
act., wirst, er wird wiederkehren. Ench. 15. 79. 91. (Rat. I. per-
guhunsj. s guh4.
perri, s. em-perri.
per-Manti't, inf., verfluchen, verdammen, Ench. 80., fälschlich
als part. pass, gebraucht; per-Tdantmns, part, act., assai, du hast
verdammt, 85., per-MantUs, nom., per-klantUon, acc. part pass.,
verdammt, 16. 29. 72 (Kat. I. pro-Tdantitz, Kat. IL pre-clantyts) ;
per-klantemmai, wir verdammen, 8. ; s. Jclantt-t.
per-klantisnan, acc, Verdammnis s. Ench. 81.
perkuna, perJcune locus. CdP. III. 160. MhW, IL 524; s. das folg.
percunis, Donner, Voc. 50. (litt, perkünas, Donnergott, Donner, lett.
pehrkons, Donner).
[per-länkit, gehören, gebühren] per-ldnkei, per-länki, es gehört,
gebührt, Ench. 23. 55. s. länki-t, per-lencke.
per-lauke campus, MhW. L, Feld, das hinter dem Acker liegt? s.
per-galuns.
per-lencke, DC: „1st ein gewohnheit, der man nicht understehen soll." —
per-lencke, per-lenck (litt, per-lenkis) ist die Gebühr, der gebüh-
rende Antheil, das was Einem zukommt; dann speciel die Ueber-
reste von einem Gastmahl, welche die Gäste, bes. die Kirchendiener
nach Hause mitzunehmen, oder welche die Dienerschaft sich an-
zueignen pflegte, Hennig 191.; nach Toppen AMS. LV. 138. 139.
war per-lenke auch die Verköstigung, welche bei grossen herrschaft-
lichen Gastereien der Dienerschaft verabfolgt wurde, und welche
namentlich bei Gelagen des Hochmeisters gesetzlich genau bestimmt
— 126 —
war; fehlerhafte in Urkunden vorkommende Wortformen Bind parlenk,
porlenke ; vgl. ÄMS. VIL 3 1 8 und per-länJcit
peröni, nom., peronin, perönien, acc, 1) subst., die Gemeinde, Ench.
60. 70. 75. 88. — 2) adj., gemein, gemeinschaftlich, 37. 63.
66. 88. (kslav. sU-herq, -hrati, russ. so-hiräju, -biräf, poln. js-bieramy
iS'bierac, ze-hrac, sammeln, versammeln) ; s. pyrin, pyrin-t, em-perri.
perönisJcu, nom,^ perdnisJcan, acc. sg. und gen. pl, 1) subst., Gemeinde,
Euch. 17. 70, 92. — 2) adj., gemein, gemeinschaftlich, 39. 77.
(Kat, L perroniseon, Kat IL perronisqtmn),
perpelitze, Prov,, Wachtel (kslav. prjepelU, russ perepel, perepelka,
dass. perepeloczka, junge Wachtel, poln. przepiorha, przeporeczJca,
przepierzyca^ illyr. perpelica, slov. plepelica, serb. prepelica, Wachtel).
per-pettas, adv., wohl hinterrücks, hinter dem Rücken, wörtlich hinter
den Schultern (pette, pettis); per-pettas waitiat, afterreden, Ench, 8.;
vgl. per-gaiwis.
[per-pid^ inf., per-pyst, vortragen, vorlegen] per-pysts, part, pass.,
vorgetragen, vorgelegt, Ench. 77., per-pidai, er bringe, 81., sie
brachten, 79. ; s. pid,
per-rSist, inf., verbinden. Ench. 52.; s. rist.
perses silva MhW. I.
persc'lanstan s. persUlanstan.
[per-schlüsirt, yerdienen] per-schlüsiuns, part, act., asmai, wir haben
verdient, Ench. 24., per-schlüsimai, wir verdienen, 24.; s. schltm-t
per-schlüsisnan, acc., Verdienst. Ench. 14.
[per-stalU't, vorstehen] per-stdlU, er steht vor, sie stehen vor,
Ench. 51. 52. 53. s. stdUU
per-stalUsnas, gen., Amt. Ench. 51.
perst'lanstan oier persc-lanstan, Fensterlade, Voc. 215; s. lanxsta
(den ersten Theil leitet Pauli Beitr. VII. 203 auf kslav. prüstt,
Staub, also Staubfenster, I. S. in einer Note zu der Stelle auf preuss.
pirsdau, vor, also Vorfenster, zurück.)
per-suppe lacus CdP. IV. 186. MhW. III. 29. 67, ein See, der hin-
ter der SKppe, s. d., liegt; vgl. per-galwis.
[per-surgaut, \ er s or g en] per-surgaui, er versorgt, Ench. 14,; s. swr-
gai4r-t.
per-swyn, nom. tabernae. AMS. VIL 308»
[per-tengint, per-tengninf, s euden] per-tengginnons, part, act, ast^ er
hat gesandt, Ench. 81. per-tengninton, acc. part, pass., Gesandter,
Abgeordneter, 57., s. tengint.
[per-tennit, versäumen] per-tenniuns, part, act., asmai, assei, ich
habe, du hast versäumt, Ench. 34. 35. 37; s. tenntt.
[per4rauk4, ver.schliessen] per-träuki, er verschloss, Ench. 68; s.
trattk-t.
— 127 —
[per^rink-^ per-trinkktn, ace. part, pass., verstockt von Charakter.
Ench. 85. s. trink-t
per-waidinsnans, ace. pi., Beispiele, Ench, 36., etwa von einem
Verbum per-tvaidint, vorzeigen, vorweisen, s. waidin-t,
per-wangen campm MhW. IL, ein Feld, das hinter der Wange
(wangus) liegt; vgl. per-galms,
[per^wed, verführen] ^r-M?ede?a, er verführt. Ench, 25.; s. toed.
[per-week,,.,] per-weckammai, wir verachten. .EwcA. 3. 4,
per-tvilte, nom. viri, NPBl. a. F. VI, 174. daher perwilten, zwei Dör-
fer in den Kr. Braunsberg und Heiligenbeil.
per-mos (eftrich), Aefterig, Voc. 281., d. i. das Hintergetreide,
die leichteren Körner, die beim Worfeln vom Winde weiter getrieben
werden, als die vollen gesunden Kömer; vgl. die Präpos. per und
für den zweiten Theil litt, wejas, lett. wehjsch, Wind, also „was
hinter den Wind fällt". Meine frühere Lesung estrich ist zu ver-
werfen.
perwisse, nom. viri, NPBL a. F, VI 173., daher Gut perwissau Kr.
Königsberg.
[per-ivükaurt, hernfen] per-wiikauns, part, act, ast, er hat berufen.
Ench. 18. s. wükaut
petam locus, MhW. I Hennenb. H. 18., vgl. potaren,
pette, Schulter, Voc. 104. (litt, peüs); vgl. die folg.
pette [-gisld] -rgislo (ruckeoder), Rückgrat, Rücken Wirbelsäule, Voc.
108, wörtlich „Rückenader"; vgl. gisla und stroia.
pettis, Schulterblatt, Ofenschaufel, Voc. 106, 332.; vgl. pette
und das s. v. lapatte Gesagte.
petlitzen, Prov., Hefteln, mit denen die Kleider befestigt werden.
NPBl. a. F. IL 437. (poln. pqtlica, pqtelka, Schleife, Schlinge, russ.
pjetlja, petlja, Strick, Schlinge, Knopfloch, gehört augenscheinlich
zu panta, Fessel, s. d.)
[peupala] peupalo, Wachtel, Voc. 770 ist wohl besser als meine
frühere Lesung penpalo (lett. paipala, litt, pepaia, phtpela, serb.
pozpula, laus, paschpula) s. Pott Beitr. VL 115.
peu^e (kynhoem), Kiefer, Fichte, pinus silvestris, Voc. 597; diese
Lesung ist meiner früheren, pense, obgleich beide durch das Auge
nicht zu unterscheiden sind, entschieden vorzuziehen; s. auch Pott
Beitr. VL 115. (litt, puszis, Yiohio). Hieran schliesst sich nun
ganz ungezwungen peus, voys, peise, Name eines in älteren Urkun-
den oft genannten Kiefern- oder Fichtenwaldes, der sich zwischen
Königsberg und Fischhausen an der samländisdien Haffküste hin-
zieht, so dass er von jeder der beiden genannten Städte etwa eine
Meile entfernt bleibt, s. CdP. IL 60. 126. ///. 1. GDK, L 42.86.
141. AMS. VII. 309. Der Name ist demnach appellativ und be-
deutet einen Nadelholzwald; vgl. noch die Dörfemamen peise Kr.
— 128 —
Fischhausen und Krug peise Kr. Labiau, peis-Jcam Kr. Preuss. Holland^
peisnick Kr. Gerdauen, und den Gutsnamen poyser-orte s. d.
[pewa] pewo, Bier, Gr,, s. pvwas,
Iptd, Verbalwurzel, tragen, davon] ptst, pyst,mf, Ench, 72 (auch mit
prei)\ pidauns, part, act., ast, er hat getragen, 8t. (wo püdauns
gewiss Drckf. ist); pysts, part, pass., getragen, (mit per-)^ pidai, er
trägt, 54, er trage, sie trugen (mit per-); ptdimai, wir bringen,
raffen, prei mans, en mans, an uns, 7. 9.; s. mit per-, prei-, und
vgl. pede.
piends, m., piencJctä, f., nom., der, die fünfte, Ench, 5. 24 (Kat L
penckts, Kat, IL pyienJcts) (litt, penktas, lett. peekts, peektais, der
fünfte, litt, penkl, lett. peezi, fünf; die slav. Sprachen stossen das k
aus, kslav. pqtt, fünf, u. s. w.) ; vgl. pentinx.
pkle^ Ziemer, eine Drosselart, turdus pilaris, Voc. 730.
pyculs, nom., Voc. 10. (JEkch. setzt pikullis voraus), pickullien, acc,
pikulUs, gen., Ench, 15. 83. 91. Hölle (Kat, L pekoUin, Kat, IL
pykMievO (litt, peklä, lett. pekle, poln. pieklö), s. das folg.
pickuls, liom.^ pikuUan, pickuUan, blcc, pickuUas,pickulas, gen., Teufel,
J5WcÄ. 16. 22. 25. 29. 90. s. das vor. und vgl. caux; (litt, pykulas,
der Zorngott, pykstü, ppkti, zornig werden, pd-pykis, Zorn).
pil, pila, pile, pille, Berg, Burg, Schloss, sehr häufig in zusammen-
gesetzten Localnamen, wie nawan-pile, sassen-pile, waistote-pile, woses-
pile, wose-pille, und in umgekehrter Ordnung pille-kop, pile-kop, pil-
koppen, „Schlosshügel", auf der kurischen Nehrung, Hennenb. 345,
pil'lauken Kr. Osterode, ferner in den Ableitungen pilnick, pilnicken
und sicher auch in pillau, das auch Name einer Vorstadt von Wormdit
ist, NPBl, a F, L. 105. XL, 186.; in der modern verstümmelten
Form heil hat pil sich erhalten in heiligen-heil, alt swento-mest,
„heilige Stadt", auf den Siegeln bei Vossberg Taf. XV. No. 28. 29.
sancta civitas genannt, woneben auch wohl die Form swento-pil,
„heilige Burg", bestanden haben mag, und schippen-beil, früherhin
auch schiffenhurg genannt, CdF. LLL, 67. LV. 100., dessen erster
Theii unklar ist; s. AMS. VLL 314. (litt. piUs, lett. pils, Burg,
Schloss).
pile, Prov., Rufname der Enten (litt, pße, lett. pihle, die zahme Ente).
pilnan, acc, voll, ganz. Ench, 36. (litt, pilnas, lett. piln^, kslav.
plunü, russ. polny'i, poln. pelny, böhm. plny),
pilnik campus, locus, MhW. LL,
[pilnint, füllen] pilninaiti^ imp. pl. (mit er-).
pylwevmge palus, MhW. LL.
pimpis, pinipis s. pa-pinipis.
pinno, Dush. LLL. 280., pynowe, CdP. L. 187., nom. viri, Adihet pinnau,
Gut in den Kr. Heiligenbeil und Preuss. Holland, Mühlengut im
Kr. Wehlau.
— 129 —
pintis, Voc. 1^9.^ pentes, Gr,, Weg, Strasse, (kslav. jp/^^i, russ. i?wf,
sanskr. path, pathin, panthan, vgl. auch lat. pont, nom. pons) ; hieher
vielleicht Gut und Dorf pent-lacJc, Kr. Gerdauen, d. h. „Feld am
Wege, an der Landstrasse," desgl. cupenpint, nom. viae AMS, X, 81.
pintys, Feuerschwamm, Voc, 372, Prov. pintsch (litt, pintis),
pippälins, acc. pl., Vögel, Ench, 73, s. pepelis, pipelka,
[pipelka] pipelko, Vogel, 6fr., s. pepelis,
pippinge stagnum, Bush, HL 7. SrF, I, 55.
piräck, piräggen, pirbggen, Prov., Weissbrot, Fladen von Weizenmehl,
(litt, pyrdgas, gew. pl. pyrdgai, lett. pihrags, russ. poln. pirog),
pyreisku s. em-pyreisJm,
pyrin, 2icc.^pirn, dat., Gemeinde, JEnch, 65. 69. s, peroni, em-pyreisku^
u. das folg.
pyrint, versammeln, nur mit em-,
pirma-s, nom., der erste, Kat, L; Gr. übersetzt pirmas zum ersten;
s. pirmois,
pirmannien, pirmannin, acc, der erste, Ench, 56. 67. 68. 69.; en
pirmannin, zuerst, 56. s. pirmas,
pirmois, m., pirmoi, f. nom., der, die erste, Ench, 1. 20. {Mit, pirmas,
pirmäsis, lett. pirms, pirmais u. s. w.).
pirmonnis, nom., pirmonnien, acc, der erste, Ench, 13. 52. 60.
pirsdau, pirschdau (pirsdan, pirschau, Drckff.), praep. m. d. acc. u. dat.,
vor, coram, Ench, 31. 32. 33. 35. 36. 37.46.61.62.67.73.75.83.;
vor, gegen (bewahren) 46. vor, mehr als, eher als 56. (}\tt, presz
mit Suffix dau, s. pans-dau, sirs-dau, stwen-dau, Bopp S. 27.)
pirsten, Finger, Voc, 115, ist als acc. aufzufassen, wozu der nom.
durch Metathesis pristis in nage-pristis und der acc. pl. pirstans in
prei-pirstans sich darbietet, (litt, pirsztas, lett. pirksts, kslav. prtstu,
prustu, russ. perst, böhm. prsf, Finger, dazu kslav. prtstent, prUstenz,
russ. persten\ poln. pierscien, böhm. prsten, Fingerring).
pissa, pisse, pissen, pyse, lacus, fluvius Bush. III. 360. MhW. I. IL
III, TcG,, Flüsschen in Galindien und Ermland.
pisian, Prov,, Schwächling, Feigling, Memme, dummer, willen-
und energieloser Mensch. Pierson AMS. FJJ. 596. leitet das Wort
wohl mit Recht von litt, pyzdä, pym, cunnus, ab ; analoge Benen-
nungen eines Feiglings bietet auch die deutsche Volkssprache.
pisk, Prov,, Maul, in Schimpfredensarten (poln. pysk, Maul, Schnauze,
Fresse).
pischke, Prov,, Graupe, bes. grobe Gerstengraupe, in der Elbinger
Niederung allgemein üblich (poln. pyszka^ daneben pqcak),
pischuUe, pischiill, Prov,, schlechtes Bier, Hennig 185.; wohl
ungenaue Aussprache für pywczulle, vom preuss. piwas, litt, p^was,
poln. piwo, Bier; (poln. ist piwsko, schlechtes Bier; das litt, bildet
von aMs, Hausbier, das Dim. alüczus, so ist auch wohl von pywas,
Nesselmann, Thesaurus. 9
— 130 —
p'^ws das Dim. x>ywczus, und von diesem abermals das Dim. pywcztdis
gebildet und in verächtlichem Sinne gebraucht worden).
ptst, pyst s. pid,
pist'Jcaim, Dorf im Kr. Allenstein an der Alle. TcG. 153.
pistms, Hundsfliege, musca canicularis, Voc, 784. (etwa zu kslav.
ftsu, russ. böhm. pes^ poln. pies, Hund).
piuclan, Sichel, Voc, 547. (litt. piüJclas, Säge, pidtcstuwas, Sichel,
piuüs, Ernte, sämmtlich von piduju, piduti, schneiden).
[piwa-s] piwis, Voc. 383,, [pewd] pewo, Gr,, Bier; für piwas als
Grundform spricht piwa-maltan und 6fr's. pewo, d. i. pewa. (litt.
pywas, russ. poln. p\wo, Bier, kslav. piivo, potus, wohl zu kslav. piti,
piwati, russ. pif, poln. pic, preuss. pout, trinken); s. die folgg.
piwa-maltan, Malz, Voc, 384., wörtlich „Biermehl", vgl. meltan,
malunas, u. d. folg.
piwemtis, Traber, Voc, 385.; in der Handschrift steht das m ohne
i-Zeichen, also nicht piwemtis, dadurch ist aber letztere Lesung
nicht etwa als unmöglich ausgeschlossen; jedenfalls gehört das Wort
zu piwas,
playnis, Stahl, Voc, 521. (litt, plenas),
plak, Prov,, Schlag auf die Hand oder mit der Hand, daher auch
hanär-plach genannt, (litt, plakü, plähti, schlagen, aber in stärkerer
Bedeutung, mit Schlägen züchtigen, peitschen, plökis. Hieb, lett.
plahsch, Bezeichnung des Schalles, wenn man mit der flachen Hand
aufs Wasser schlägt, plahschheht, klatschen).
[pla^mena'] plasmeno (mtesbret), Rist, Rücken oder obere Fläche des
Fusses, auch Schiffbein genannt, Voc, 148. (kslav. plesnä, russ.
plesnä, pljusnä, lett. pleksne, plesde, dass., litt, plasztakä, flache
Hand, wohl alle desselben Stammes, mit verschiedenen Ableitungs-
endungen).
plastewik campus, CdP. IV, 141., das heutige Kirchdorf ^toss««;^ Kr.
Braunsberg.
plastwan villa CdP. III, 184. GDK, I, 153., heute plöstwehnen^ Dorf
im Kr. Königsberg, Kirchspiel Powunden.
plateys, bezall, d. i. bezahle, Gr,, richtig gebildeter imper. sg. einer
Wurzel plat (kslav. platiti, russ. platif, poln. pladc, böhm. plotiti,
bezahlen). Pierson IX. 163.
plauxdine, Federbett, Voc, 488. (litt, plduzdine).
plausdo angulus, MhW. I,
plauti, Lunge, Voc. 126., Prov, plauz (litt, plahczei, lett. plauzes,
plauschi, poln. plu^ca, kslav. pluszta, russ. pljuszcze, böhm. plice).
plautowin, plawtowin, das heutige Dorf plautwehnen Kr. Fischhausen,
zu St. Lorenz. AMS. VII, 298.
pleynis (hi/rnuel), Hirnhaut, Voc. 75. (litt, plen'e, Netzhaut, Haut
auf der Milch).
— 131 —
plehe-harty -harte, -harten, d. i. plica Barta, in Verschreibungen von
1310, 1359, 1430, MhW. L 270. //. 296., das heutige Dorf
hleichenhart Kr. Heilsberg; s. 2>?i/;.
plecJcen, plek-hatim s. plikken.
plesin, Dorfname, CdF, III. 161. MhW. IL 527., Dori plössen Kr.
Rössel.
pleske, Siele, Pferdegeschirr, Voc. 253. (Mit pleszke).
plester, plaster, Prov., plumper ungeschickter Gegenstand, z. B. ein
grosses Möbel, das sich nur mit Anstrengung von seinem Platze
rücken lässt. (litt. pUstü, plesti, breit werden, isz-pUsti, sich aus-
breiten, lett. plestees, dass.).
plewischken, IcG, 212., limhAoA plihischken Kr. Wehlau.
plieynis (stopasche) Flock asche, Voc. 38. (litt, pl'en^s).
plik, plica, plicka, plicke, klein, Kleinigkeit; plica, plicka kommt
bei Dmh. III. 3. vor, wo es bei der Aufzählung der preuss. Land-
schaften (partes) heisst : undecinm est Bartlm et Plica (a. L* Plicka)
Bartha, que nunc major et minor Bartha dicitur, und die ent-
sprechende Stelle bei Jeroschin, SrP. I. 346. lautet: Baz eilfte
Bartin nennet man \ da Itt Plicke Bartin an, \ dt man nü nennt
gemeine \ groz Bartin unde kleine. \ Der Name Plica Bartha hat
sich, freilich in sehr verstümmelter Gestalt, erhalten in dem heutigen
Namen des Dorfes hleichenhart im Kr. Heilsberg, in Urkunden des
14. und 15. Jahrh. noch pleke-hart, s. d., geschrieben. (Die Land-
schaft Barten umfasste noch im 14. Jahrh. den südlichen, im Norden
von der Alle begrenzten Theil des heutigen Ermlandes.) — Hennig
188 giebt den Prov. plik im Sinne von Kleinigkeit, kleines
Stück, daher plik-weise^ in einzelnen kleinen VdiXti^en, plik-schulden
(verhochdeutscht flick-schulden) einzelne kleine Schuldposten, (in
letzterem Sinne kommt das Wort aber auch im Niederdeutschen vor);
vielleicht gehört hieher auch der Name des Gutes plick-hall. Kr.
Darkehmen, von litt, halä, Torfbruch, (poln. plik, kleines Päckchen,
Bündel.) s. AMS. VIIL 685. 686.
plikauter, Prov., ein armer Mensch, der wenig auf seinem Leibe
hat. Hen n ig 188. 333. (litt pllkas, lett. pliks, böhm. plechaty,
kahl, nackt, entblösst; die Endung -auter ist mir unklar; im Sinne
des preusst" plikauter haben wir lettisch plikka-dihdis).
plicken, plecken, Prov., einen Baum abschälen, der Rinde berauben;
ein derartig abgeschälter Baum heisst ein pleck-haum, Hennig 188
(von dem litt, pllkas, kahl, bilden sich die Verba plikpi, plikmti,
kahl machen, rupfen, plinkii, pllkti, kahl werden).
plinxne, Platz, Plätzchen, ein Gebäck, Voc. 342. (litt, pl^ckas,
plpskas, Fladen; daher vielleicht das deutsche plinse, flinse). Pierson
Vn. 586.
plissinges campus. MhW. I.
9*
— 132 —
plUe, Prov., Holzfloss, dessen sich die Polen vielfach statt eines
Flussschiffes bedienen, um ihre Waaren nach Preussen zu bringen,
(poln. plyt, plet, slov. jylitwa, dass., von kslav. plowq, pluti und
pluiti, navigare, natare, russ. plytm, plyf, poln. plywam, plywac,
schwimmen). Hennig 188.
ploaste (lylach) Betttuch, Bettlaken, Foc. 491. {\\ii. pUszU, kslav.
plaszM, \)ö\\m. plasst\ dass., russ.-litt. ploszcms, russ. poln. plaszcs,
Mantel, kslav. plasztanica, linteum).
plon, Prov,, das Kranzbier, welches den Ueberbringern des Ernte-
kranzes zur Stelle gereicht wird, nicht etwa der eigentliche fest-
liche Ernteschmaus, das Erntefest (litt, plönis, Erntekranz, wohl zu
dem poln. plon, Früchte, Ertrag).
plonis, die Tenne, Voc, 233. d. h. diejenige zwischen den Fächern
oder Bansen befindliche Abtheilung der Scheune, in welcher im
Winter gedroschen wird, während dieselbe im Sommer als Ein- und
Durchfahrt dient (lett. plahns)\ hieher vielleicht der Dorfname
plohnen Kr. Elbing.
plbsen, Prov.^ alte Kleider, Betten, überhaupt schlechte Habseligkeiten,
wie man sie in den Wohnungen der Armen findet; inNatangen und
Samland; das Wort ist wohl mit plüchen einerlei, da häufig an Stelle
eines slav. ch in den baltischen Sprachen ein s oder seh erscheint;
z. B. kslav. suchU, russ. suchVi, poln. suchy, dagegen litt, sausas, lett.
saicss, preuss. sausä, adv., trocken, ebenso kslav. russ. poln. nittcha, litt.
muse, preuss. musa, lett. museha, Fliege; demnach wäre plbsen die
acht preussische ältere Form, welche noch nicht den erst nach der
Trennung der slavischen und baltischen Sprachfamilien vor sich ge-
gangenen Uebergang eines ursprünglichen 5 in ch mitgemacht hat,
während plüchen die erst später aus dem slavischen entlehnte Form
wäre. s. ÄMS. VIIL 686.
plovis, Ort in Pomesanien CdP, IL 11. ägg.^ plowistcastrum im Kulmer-
lande an der Ossa, Dush. HL 192 , plovenzo in einer Urk. von 1222
bei TcG, 10, das heutige Dorf oder Vorwerk ^^oi^e^^ Kr. Strassburg.
plüchen, Prov, in Danzig, schlechte Betten. ÄMS, VLLL. 687. vgl.
plbsen. (russ. plbchil schlecht, poln. plucha, unsauberer Mensch).
plugiSy Pflug, Voc, 243., der deutsche Räderpflug, vgl. zoche (litt.
plügas, kslav. plugu, russ. poln. plug, böhm. pluh),
pluns, plunsen, plünse, plünszen, Ortname in Samland. ÄMS, VLI, 303.
plusTce lacus, rivus, auch pluczik, pluczh, MhW, LL,
plüschen, Prov,, verworrenes unüberlegtes Zeug schwatzen, (litt.
plüdza, Schwätzer^ plüdzu, plüsti und pluszhiü, pluszheti, schwatzen,
poln. plot^, plesc, dass.)
plut, pluten, lacus, palus MhW. L, LL,
pluth, pluthen, castrum bei Mehlsack, Dush, LLL, 360 ; Kirchdorf plaur
ten im Kr. Braunsberg. CdP, LL 1. ///. 160. MhW, LL 523.
— 133 -
pltiC0iJc, plac^k s. plusJce,
po, (Kat L phq), praep. unter Euch. 15. 16. 63. 73. 80. 91. ge-
mäss, in Gestalt. 20. 30. 34. 40. 66. 94», nach, von der Zeit. 41.
50. gerbais po mien, sprich mir nach, 74; dann auch Verbalpräpo-
sition von häufigem Gebrauch.
poddamynan, süsse Milch, Voc, 695; das Wort ist wohl Adjectiv,
und dadan, Milch, zu ergänzen; vgl. Pierson VIII. 363.
poaliSj Taube. Foc. 761.
poaris, Werre, Maulwurfsgrylle, gryllus gryllotalpa, Voc, 111,
[po-aitgint, erziehen] po-augints, part, pass., auferzogen Ench, 96;
po-aiiginfieiti, imp. pl., erziehet, 60. s. augint,
po-baünt, strafen, Ench, 51. s. baiint
po [-balsa]' balso, Pfühl, Voc. 489, was unter dem Kopfkissen, bal-
sinis, ist, Unterkissen.
[po-banginf] po-banginnons, part. SiCt,^ asmai, ich habe bewogen, ver-
führt, Ench. 35. (Der Uebersetzer scheint das deutsche Particip
bewogen von Woge, litt, banga, lett. bangas, sanscr. bhanga^
abgeleitet zu haben, woraus wir schliessen können, dass auch die
preuss. Sprache das Wort banga, Welle, Woge gehabt habe.)
pobeti, pobetin, pobethin, pubeta, pubetin Urk. von 1258. NPBl. VIIL
344. DusK IIL 107. 190. 215. AMS, VIL 296. flgg., das Kirch-
dorf pobethen Kr. Fischhausen; vgl. befhen.
po-brandisnan, acc, Beschwerung Euch. 39.; s. brand.
[pO'brendinf, beschweren] po-brendints, part, pass., beschwert, Ench.
37. s brand, br endint.
pobuz, poburse (?) territorium in Pomesanien, bei Preuss. Mark und
Alt- Christburg. TcG. 12. 13.
[pO'dä't, geben] po-däims, part, act., astai wans, ihr habt euch be-
geben, mit en c. acc, , Ench. 69. ; po-däton, part, pass., gegeben 43.
44. pO'däst sien, er begiebt sich, mit prei c. acc. 88. s. dä-t
podalis (bosetop)^ wahrscheinlich Mörser, Voc. 351., vgl. mhd. boTfin,
stossen, boT^el, Schlägel (litt, püdas, \ett. pohds^ Topf; oder vielleicht
zu theilen po-dalis in der Bedeutung Zertheiler, Zerstückeier, zu
dellit, delliks s. dd. und litt, dalyjü, theilen, dalis, Theil).
po-dange, noim. \iii NPBl. a. F. VI. 174., daher das Gxii podangen. Kr.
Preuss. Holland.
podynie, Pflug in Ruhig' s und Mielke's deutsch-litt. Wtbch.; das
Wort ist aber nicht littauisch, sondern wahrscheinlich aus der preuss.
Sprache dorthin eingedrungen ; vgl. uszes, possi-ssawaite^ und das flg.
podiemke, Prov.^ das kleine Eisen am Horn der Pflugschar, s. NPBL
XI, 74.
[po-ding-t, gefallen] po-dingai, opt., er gefalle Ench. 46. (litt, por
dingstu, pa-dingti). s. ding und die folg.
po-dingan, acc., das Gefallen, Ench. 50. 61.
— 134 —
pO'dingausnan, ace, das Gefallen, EnchbO,^ setzt einen mi, dingatU
voraus, s. d. und ding-f, lahha-po-dingausnan.
podkamor^ potkamor in Urkunden, packamor im Volksmunde, der
Amtsdiener, Kämmerer auf den ehemaligen Amtshöfen, der im
Amtsbezirke die niedere Polizei ausübte, die mündlichen und schrift-
lichen herrschaftlichen Befehle auf den Dörfern bekannt machte,
u. s. w. Ausführlicheres s. bei Toppen ÄMS, IV, 140. 141. (litt.
pakam6re,\omißolxi. podJcomorisy, Unterkämmerer, nach Mr eng. wohl
nicht genau Kämmerer, Kammerherr; Toppen a. a. 0. bemerkt,
dass auf die beiden Formen podkamor und packamor sich die beiden
bekannten Familiennamen v. Puttkammer und v. Packmohr stützen.)
podlitzen, Prov,, Borten, Troddeln am Kleide (russ. podol, poln.
podolek, padolek, böhm. podolek, kslav, podolüku, fimbria, Saum des
Kleides, Rockschoss.) s. AMS, VIIL 687.
{pchdruktint, bestätigen] po-druktinai , ich bestätige Ench. 75; s.
drüktint, drüktai,
po-drmoisnan, acc., Hoffnung Euch, 86., s. druwt-t,
poducre, Stieftochter, Voc, 182 {litt, p6-dukra, pö-dukre) s. dtickti,
podwod, Prov,, Scharwerk, Frohnfuhre, und das Verhum podwod-
den, schwere Arbeit verrichten, in der Danziger Niederung üblich
(russ. poln. podwoda, Frohnfuhre, Spanndienst). AMS, VIII. 687.
po-gadint, verderben, Emh, 76. s. gadint,
[po-galb't, helfen] po-galbton, part, pass, geholfen, Euch. 80. 82. s. galb4,
po-galhan, acc., die Gehilfin, besser aber wohl als Abstract um zu
fassen, die Hilfe, Ench, 68.
po-galhenix, nom., po-gälhenikan, acc, Helfer, Heiland, Ench, 56. 70.
poganans, poganens s. pogünans,
poganste villa in Pomesanien bei Christburg, Dusb, III, 143.
pogardithen, das heutige Dorf Neukirch bciTolkemit. NPBl, a, F, FJ. 298.
po-gattawint, bereiten, sien, sich, Ench, 44., po-gattarnnts, jyart, pass.,
bereitet, 44., po-gattawinlai, opt., er bereite, richte zu, 69. ; s. gutta-
wint, ni'po-gattawints,
po-gaii-t, empfangen, Ench, 23., po-gauuns, part, act, wirst, er wird
empfangen, 61., po-gauts, nom., po^auton, acc., po-gautei, nom. pl.
part, pass., empfangen, 15. 80. 91. 96. (Kat, II, pa-gauts), po-gäunai,
po-gauni, er empfängt, erlangt, 32. 44. 79., po-gaunimai, wir em-
pfangen, 78.; s. gaurt,
pogeys, imp. sg., trink, Gr,, pogeitty, imp.pl., trinket, Kat, I,, s. poort,
[po-gerdaut, ißY eiigeu] po-gerdawie^ sie predigen, Ench, 52. s. gcrdaut
po-germo, Name eines Feldes zum Gute Kirpehnen, das nach Ger mau
hin liegt, NPBl, XI, 74.
pogesania, pogemnia, pogusania, poguzonia, pogmnia, die Landschaft
Pogesanien, Bush, III 3. 186. SrP, /. 51. TcG. 8. 14 (Urk, von
12ßS) \ pogesani, die Bewohner, Bush. III, 165. 166.
— 135 —
pchgirrien, ace, Lob, Ench, 96. s. gir-twei.
po-girsnan, po-girschnan, ace, Lob, Ench 94. 95. s. gir-twei.
pogitschken, Prov., Johannisbeeren. PBL XXVIL 10.
[po-glabu't, umarmen] po-glahü, er umarmte, herzte, Ench, 79. s. gldbu-t
pogünans, acc. pl., die Heiden, Ench. 28. (Kat L poganans, Kat IL
poganens); vgl. pagonhe {^Sit pagani).
poyato, TcG. 212, Yorvfevk piaten Kr. Insterburg.
poieiti, imp. pl., s. j^ott-t.
poyme-copo s. payme-copo.
poys s. peuse,
poyser-^te, nach GDK, L 179. Gutsname, nach NPBl, VIIL 352.
das Dorf peise, s. peuse.
poyto-stabs s. paiti-stabs.
po-karwis, po-carwiz Dusb. III. 24. 91. 98., po-karhin SrP. HL 61.,
po-karwen, Hennenb. 352., das Gut pocarhen bei Brandenburg;
s. karwan,
pokima, Territorium Sudaviae. Dush. III. 202.
[po-klaust't, erhören] po-klausimanas, part, praes. pass., ast, er wird
erhört, Ihch. 27., s. klaust-ton; (vgl. das Suffix sanskr. -mänas,
griech. -fjbsvog, lat. 2. pl. pass. -mini).
po-klausysnan, acc. Erhörung, -Bwcä. 87.
po-klusmai, nom. sg. f., po-klusman, acc. sg , po-klusmai, nom. pl, ^o-
klusnmns, acc. pl. (boklusmans Drckf.), gehorsam, unterthan,
jEWcä. 4. 14. 51. 54. 55. 57. 59. 61. 63. 70 {Ench. 4. ^teht poklusmai
in dem Sinne eines Verbums wir gehorchen, es liegt da aber
wohl ein Versehen vor, indem ein hinter poklusnmi ursprünglich
vorhanden gewesenes asmai in Folge des gleichen Ausgangs beider
Worte im Drucke ausgefallen ist, was um so leichter geschehen
konnte, als das erstere durch das Ende der Zeile in poklu-sniai
gebrochen ist); die Form klusmai gehört offenbar zu klamt-ton,
hören, wie litt, pa-klustü, -klüsti, gehorchen, pa-klusnüs, gehorsam,
zu klauspi, hören; s. auch die folgg*
po-klusming-s, nom. sg. (mit m-), po-klusmingi, nom. pl., po-klusmingins,
acc. pl, gehorsam, unterthan, Ench. 55. 59. 60.; auch subst,
die Unterthanen, 55.
po-klusmingiskan, acc. adv., gehorsamlich, Ench. 96.
po-kopsteten, Kretzem neben dem ehemaligen Schlosse capostete, s. d.
NPBl a. F. V. 332.
po [-corta] 'corto, Schwelle, Voc. 195., vielleicht zu kura, er baute
(litt, kuriü, kürti, bauen), also etwa Unterbau, oder zu corta, Gehäge,
also Untergehäge, untere Einfassung.
[po-kunt, dazu] po-künst, pa-künst, inf., behüten, bewahren, Ench.
46. 96., po-küntuns, po-küntons, part, act., assei, du hast behütet,
Ench. 46. 48. (auch mit ni-); po-künti, er behütet, bewahrt, 14.,
— 136 —
opt., er behüte, 87., po-Jcünsi, opt., er behüte, 97., po-kuntieis, imp.,
behüte, 20,; s. kunt, ni-po-kunt,
[po-qtielh't, k n i e e n] po-quelbton, part. pass, in activer Bedeutung, knieend,
JEnch, 45, 47.; s. qtcelb-t
[po-quoiti't, hegehreu] po-qimtiuns,\}2Lvt, ^.cU^ astai, ihr habt begehrt,
Ench. 88. po-quoitUon, part, pass., ast, es ist begehrt worden, 77.»
po-quoitets, er begehrt, 84. s. Bopp S. 28 und quoit.
po-quoitisnan, acc, Gelüste. JEnch. 31.
po-layde s. pa-layde.
po-laikt s. po-lik't.
pO'laikut, behalten, Ench, 9., po-laikuts, part, pass., behalten, er-
halten, 86., po-laiku, er behält, 22., po-läikumai, wir behalten, 25.;
s. laiku-t,
[po-laipin-t, befehlen, SLnemipiehlen] po-laipinnons, part act., ast,
er hat befohlen, Ench, 52. 81. j^o-laipinton, part, pass., anempfohlen,
94,, po-laipinna, ich befehle, 46. 48. ; s. laipin-t
po-laipinsnan, acc, Befehl, Ench, 38. 75. 87.
pollak s. polk.
po-lasinsnan, pa-lasinsnon, acc., Kapitel, Abschnitt. Ench. 30. 31.
52.; s. lasin-t.
polatmen, TcG., das Dorf planen, Kr. Wehlau.
poleygo, polleygo s. po-ligu.
pO'Ugu, pO'lygu, po-Ugon, po-Ugun, po-lligun (s. Bopp S. 25), gleich,
in folgenden Verbindungen: steison polygu, stesmu poltgu, stesmuem
polygu, desgleichen, jEV*cä. 23.41.85 (Kat I. stasma polleygo, Kat IL
staesmu poleygo); sen maisei polUgun, mit meinesgleichen, 35.; em
polygu griku, in gleicher Sünde, 87.; sebhei supsmu en prmnan
poltgon, sich selbst zum Ebenbilde, 73. prei prusnas poligun Deiwas,
zu, nach Gottes Ebenbilde, 73. (litt, l'ygus, lett. lihdsigs, gleich,
ähnlich); s. llgan, Ugin-t.
[po-lik't, bescheren, y er leih en] po-Ukins, part, act., assei, du hast
verliehen, Ench. 95., po-lycki, er beschert, 26. s. Uk-t.
[po-lik't, bleiben] po-laikt, inf. bleiben, Ench. 81., po-linka, po-lynku^
er bleibt, sie bleiben, 10. 64. ; s. lik-t, pollink, polk.
pollink s. polk, polke,
po-linka, -lynku s. po-lik-t.
polk, polke, polek, pollak, pollink, Prov., Neige, Rest, bes. der im
Kruge gebliebene Rest des Getränkes, pollak (wohl durch willkühr-
lich eingeschobenes a aus polk gedehnt) speciel der unverbrannte
Tabakrest im Pfeifenkopfe; (zu preuss. po-lik-t, praes. po-linka, litt.
porÜkti, lett. imlikt, bleiben, übrig bleiben, daraus litt, pdlaikas, lett.
paliks, paleeks, Rest, Ueberbleibsel, litt, paükis, ^aß^e, Waise; an das
preuss. Präsens schliesst sich mit Leichtigkeit die Form pollink^ an litt.
— 137 —
lett. paVtkiSy paliJcs mit Elision des i die Form polk, polke an).
s. ÄMS. IIL 57. VIIL 70.
polca, gelegentlich durch terra übersetzt, in samländischen Urkunden
vorkommend, ist wahrscheinlich synonym mit der sonst üblichen
Bezeichnung Territorium, s. TcG. 21. NPBl VIIL 352. In einer
Urkunde des Bischofs Siegfried von Samland von 1302 heisst es:
. totam et integram pöl(cam id) est terram Quedenou nuncupatam,
item apud poleam Medenou unan villam — preterea in polca Bilden
dicta duas villas etc. GDK, L 62. MhW. /. 218 und Begesten p. 70 ;
vgl. CdP. IL 51. (kslav. polje, russ. poln. pole, Feld, Gefilde, dazu
poln. Dimin. polko, das nach Abstreifung der Diminutivbedeutung
in dem preuss. polca als Feldmark, District, Territorium wieder-
erscheint). ÄMS. ir. 153. VIIL 70.
po-mager, Prov,, Hilfsarbeiter, z. B. Auf Wärter im Stalle zur Unter-
stützung des Kutschers, Brennknecht u. s. w. (kslav. po-tnugati,
russ. pO'inogät\ poln. po-magac, helfen, unterstützen). Ueber H ennigs
Versehen bei diesem Worte s. ÄMS. VLIL 687.
po-maitdt, inf., nähren. JEnch. 72.; s. maitä-t,
po-matre, Stiefmutter, Voc, 180. (litt. iom. pormote, lett. ^a-maÄ^e) ;
s. mothe, muti.
pomanda, pmiaude, pomavdin {mchi pomande) ^ nom. viri, Bush, LH 26.
CdP. LL 129. NBBl a, F. VLL 173., 3. F. V 299. ÄMS. VIL
299.; hieher das Dorf pomavden Kr. Wehlau.
po-meleis, imp., leck, Gr.; nach Pierson ÄMS. VIL 591. ist zu
ergänzen der Accus, peisdan; andere Sprachen, z. B. die englische,
fordern zum Küssen auf; daher ist an litt, pa-myleti, liebgewinnen,
zu denken, so dass po-meleis etwa hiesse : liebkose.
pomen,pomenen, Kammergut zur Comturei Elbing, nördlich vom Drausen.
TcG. 190.
pomesania, pomizania, die Landschaft Pomesanien. Bush. IIL 3. TcG. 7. 8.
[po-met, inf. po-niest, unterwerfen] po-mests, po-meston, part, pass.,
unterworfen, unterthan, Ench. 70. 71. 83. s. met u. das folg.
po-mettewingi, Sii\., po-mettiwingi, nom. pl., unterworfen, unterthan,
Fnch. 57. 73.
po-mintsnan, Sicc.^ Andenken, Gedächtniss. Ench.i], {litt pä-menu,
pa-mineti, an etwas denken, erinnern, kslav. po-mqnqti, po-minati,
meminisse, po-mjenU, memoria), s. menen-twei, menisnan, minisnan.
p0'mtri4, bedünken, bedenken, Fnch. 61. 87.; s. miri-t.
po-^nyrisnans, acc. pl., Gedanken. Fnch. 6.
pomimnia s. pomesania.
pomnan (arsbel), Hinterbacken, Voc. 137.
pomitchel, f., Prov., ein Seefisch, der Dorsch, gadus callarias, bes. in
Danzig und Elbing üblich, (poln. pomuchla, litt, pomükelis), ÄMS.
— 138 —
VIT. 596. VIIL 687. pmnuchel kommt auch in Mecklenburg vor,
ist da aber wohl ebenso wie ins Preuss. aus dem Slav, eingedrungen.
[^po-miikint, unterrichten] pcnmikintSj part, pass., wirst, er wird
unterrichtet, Ench. 52. s. mukin-t
im-nadeUy Montag, Foc, 18.; s. nadele und die ganz analogen Bil-
dungen litt, pd-nedelis, kslav. po-nedjeVtnikUy russ. po-nedjernik,
poln. po-niedzialeh, böhm. po^delj, der nach dem Sonntag kommt,
vgl. Pauli Beitr. VII. 223).
po-nasse, Oberlippe, Voc, 90., „was unter der Nase ist"; vgl. nozy,
[po-paik-t, betrügen] po-paikä, er betrügt, Ench, 25. s. paik-t
[pO'peisä-t, schreihen] pO'peisäuns, part, act., ast, er hat geschrieben
Ench 78. po-peisäton, part, pass., geschrieben, 40. s. peisä-t,
pO'peküt, po-peckut, behüten. Eneh. 7. 25. 48. 76., po-peckuwi, er
behütet, 14.; s. pekü-t.
{pO'pret, inf. -prest, wahrnehmen, erkennen] po-prestemmai, wir
erkennen, fühlen Ench, 33. ; s. pret, pres4un,
porc, Brodem, Dampf, Voc, 40. (kslav. poln. i?ara, russ. jpar).
porkan s. burkan,
porlenk, porlencke s. per-lencke.
po-ssede campus MhW L 112.; s. sede.
pO'Seggiwingi, nom. pl., gehorsam, folgsam, Ench. 57. (wohl kaum
zu preuss. segU, seggit, also etwa, nachthuend, sondern zu litt, sekü,
sekti, folgen, gehörig).
possekel, Frov., schwerer Schmiedehammer (litt. jposeAefe, von poln.
po-siekac, zerhauen, zerhacken).
pbsewj Prov,, Rüge, Rüffel (russ. pozyw, poln. posew, gerichtliche
Vorladung).
possi, Hälfte, halb, m possi-ssawaite (litt. ^5, halb, pusia, Hälfte,
lett. pussy halb, pusse, Hälfte).
posilia, pusilia casfrum Dusb. III. 143. CdP. III. 158. MhW II.
519. TcG. 183, das heutige Dorf posilge^ Kr. Stuhm; vgl. posolwa,
pusilia.
2)o-sinnat, bekennen, Ench. 33., po-sinnats, part, pass., tvirst^ es
werde bekannt, 89., po-sinna, ich bekenne, 35. 36. 37., er bekennt,
32., pO'Sinnimai^ wir bekennen (im Deutschen steht: wir beten) 2.;
s. sinnat.
possi'SsawaitCy Mittwoch, Ihch. 20. (litt, um Laukischken j?i*5-seM;mYc,
aus dem preuss. entlehnt; darnach ist im litt. Wtbch. S. 58 der
Artikel waite zu streichen, und S. 464 einzuschalten: sewaite, Woche,
pus-sewaite, Mittwoch; s. A3IS. VI. 318)
poszkailes s. paschkeyles.
po-skuli't, porskuU-tony inf., ermahnen, Ench. 51., pa-skule, paskoUe,
ich crmahne, 56. 82, po-skule-wie mit vorhergehendem wans, sie
ermahnen euch, 53., wo das angehängte -wie eine ähnliche Wieder-
— 139 —
holung des Pronomens wans zu sein scheint, wie öfters si, -sin,
nach vorhergehendem sien; po-skuleis, imp., ermahne, 57 ; s. skuU-t.
po-schwaigstint s. po-swaigstint.
posoltva, possolva, TcG. 12, 122. alter Name von posilia.
po-spartint, stärken, Ench. 86., s. spartint
po-stä-t, po-stä'twei, werden, Ench. 31. 72. 80. 83. 92., auch als
Hilfsverbum zur Bildung des Passiv's gebraucht ; po-stäuns, part, act.,
ast, er ist geworden, 96., -asti, ihr seid geworden, 59. 95. ; po-stäsei,
du wirst, 71. 72.; po-stänai, er wird, er werde, sie werden, 20. 60.
77. 81. 82. 88. 89. 96.; po-stäniniai, wir werden, 80.; po-stäi, er
ward, 41. 79.; s. stä4.
postelin, nom. loci in Pome^anien, Dusb. IIL 14. TcG. 13., Kirchdorf
pesflin Kr. Stuhm.
posty, Weide, Weidefeld, Foc. 801 (kslav.^as<^,^as^i, russ.^jasß, poln.
pasc, pasaCy weiden, kslav. ^as^t(;a, ^as^M;ma, xw^^. päs-stwa, pästwina,
Weide, poln. patswa, Viehfutter, pastwiko, Viehweide, pastetmik,
Rossgarten); hieher vielleicht die Ortnamen postnicken, postchnen.
2)0stippan, postippin, acc, ganz, Ench. 18. 37.
post'kayles s. paschkeylcs.
postronke, Prov., wohl zunächst Strick, Strang, Tau; dann eine in
früheren Zeiten übliche Art von Prügelstrafe, in Schlägen mit einem
dicken Strick bestehend, Hennig 192.; endlich Rückgrat und das
daran sitzende Fleisch, hier provinciel Rückstrang genannt; be-
sonders heisst in Natangen und Barten postronke, in der Elbinger
Niederung Rückstrang das Gericht, womit am Abende des Schweine-
schlachttages die Hausgenossen und Gäste bewirthet werden, und
welches aus den frisch gebratenen Stücken des ^von Speck und
Rippen befreiten Rückgrates besteht; (poln. postronek, Strick, Tau,
lett. pastrunkis, eine Art Peitsche zur Züchtigung, litt, pdstrangas,
Peitschenschnur). AMS. VIII. 70. 71.
[po-swaigstint, erleuchten] po-schwdigstinai, er erleuchte, Ench. 97.;
vgl. swaigstan, swaigstint.
potaren, potarren lacus. MhW. II, vgl. petarn.
potatschen, Prov., jeder lebensgefährliche Hautausschlag, bes. bei
Kindern, wie Masern, Frieseln u. dgl. (poln. petecie, petode, Fleck-
fieber, vom griech.-lat. petcchiae).
[po-taukin-t, verheissen] po-taukinnons, part, act., (ast\ er hat ver-
heissen, Ench. 81. Sl.^po-taukinton, acc. part, pass., verheissen 84. 96.;
s. taukin-t.
po-taukinsnas, gen.^ po-tauMsnan, acc, Verheissung. Ench. 60. 86.
[po-teikut] po-teiküuns, part, act., (ast), er hat inbegriffen, Ench.
87. ; s. teikut und pa-tickots.
[po-tickint, machen] po-tickinnons, part, act., (ast\ er hat gemacht.
Ench. 81.; s. tickint.
— 140 —
potJcamor s. podkamor.
potschtne, Prov,, das lange unbefestigte Ruder an den Holzflössen;
(litt. poGzyna, poczyne, puczynas, poln. paczyna),
po-waidint, unterweisen, beweisen, bezeichnen, Ench. Titel,
po-waidinne, po-waidinnei, es bezeichnet, bedeutet, ZX.^po-waidinneiti,
imp. pi., beweiset, 63., als Präsens gebraucht, ihr beweiset, 73.; s waidint
pO'Waisennien,SiCC.^pO'Waisennis, gen.,^9. 55., Gewissen (po-waisemnen,
39. Drckf.); s. waid, waist.
pO'WacMsna, nora., kirchliche Aufbietung, Proclamation, Ench.
66. ; s. wacki-twei,
po-wargewingiskany acc, jammervoll, Ench, 26.; s. wargs und lindan.
pO'tvargsennien, acc, Jammer. Ench, 85.
pO'Warüsnan, acc, Busse, Bekehrung, Ench. 31. s. wartin-t.
po-weistins s. po-wystin.
powesch, Name eines Ackerstücks. NFBl. XL 74.
po-wierpty inf., verlassen, Ench. 74., po-tvierpuns, part, act., w^tVs^,
er wird verlassen, ßS.., po-wlcrptai, imp. pl., lasset, unterlasset, 62.;
s. wierp-t, werp't, po-wirp-s, und vgl. teiks.
powyke, Ortname in Samland, Urk. von 1258. NFBl VIIL 344. 353.
powlls, Dorfname. CdP. III. 160. MhW. IL 524.
po-wtrp'S, nom.^ po-wtrpun, acc. (in grunt-powirpun)^ frei, wohl ursprüng-
lich freigelassen. Ench. 61. 86. Provinciel heissen po-wirpen,
pa-wirpen, Leute, die weder Bauern, noch Gärtner (Besitzer von
Gartengrundstücken), noch Knechte sind, sondern als Losgänger oder
Freileute sich von ihrer Hände Arbeit ernähren, und die sich nicht
dauernd als Knechte, sondern nur für bestimmte Arbeiten, z. B. zur
Aushilfe in der Erntezeit, bei einem Bauern vermiethen; (litt.
pawirpas, ohne Wurzel im litt., also aus dem preuss. entnommen);
s Hennig 1S\.* pawirpen und 148. loosleute, und preuss. werp-t,
wicrp-ty wirpis.
po-wirpingin s. grunt-powirpingin u. das vor.
powis, der Pfau, Voc. 773 (litt, pöwas, lett. pahws u. s. w.)
po-wystin, acc. sg., po-weistins, acc. pl., Ding, Ench. 1 — 10.56. 70.73.,
unklarer Etymologie, wohl aber auf die Wurzel as zurückzuführen.
po-wunden, po-wundin, po-wundia, territorium Dush. III 303., ehe-
mals Kammeramt, jetzt Kirchdorf im Kr. Königsberg, AMS* VII.
304. 305. ; s. auch das gleichn. Dorf im Kr. Pr. Holland; vgl. wundan.
poziegen campus. MhW. I.
pociete villa in Samland, CdP.I. 139, etvfSi Dorf po-kaiten zu Wargen.
pra, praep., für, Ench. Tit. 51., durch (des Mittels) 18. 21. 30. u.
oft: prastan, dadurch, 32. (pro statt pra gedruckt 83.); auch
Verbalpräposition.
prah s. prapen.
prabiske, prabistie (?) silva. MhW, L
— 141 —
pra-hutskas, nom. sg., Ench. 84. 85., gen. sg. (in fehlerhafter Construc-
tion), 83., pra-butskan, ace. sg. , 16. 17. 18. 19. 21 und öfter
(prabuttiskan 92. DYckt)\ pra-butskai, dat. 16 (prabuskai Drckf.),
adv., d\.; pra-iutskans^ ace. pi., 83 (?) — 1) adj. ewig 2) subst.
Ewigkeit, 16. 21. 50. 80, 87. — en prabutskan^ in Ewigkeit,
87. {Kat I. prabitscun, Kat, IL prabusqiuin, ace. sg.) ; zur Wurzel
bu-t, b(m-t,
pray s. preL
pray-slite, pray-sliten, pray-slitten campus, MhW, L II. \ villa Pray-
sliten pruthenice, Aldekirclie tJieutonice, MhW. IL 208. 232.
pra-käisnan, ace, Sch weiss, Ench. 72. (litt, prdkaitos)^
pra-carfis, Trog, Voc. 230. (\itt. prdkartas, Krippe, Trog, russ. poln.
km-yto, Trog, ursprünglich wohl ausgehöhlter Baumstamm, daher zu
litt, kertü, klrsti^ hauen).
[pra-U-t, vergiessen] pra-lieiton, pro-lieiton, pro-leiton, part, pass.,
vergossen, Ench, 41. 42. 43. 44. (Kat Lpalletan, Kat ILpraliten)
s. It-t
pra-madlin, acc, Fürbitte, Ench, 56.; s. madla, madli-t,
prapen, prab, lacus, MhW. L,
prapolis, Wiedehopf, Voc, 747., dazu Dorfudime prappeln?
prassan, Hirse, Voc. 266 (kslav. russ. poln. ^o5o); hierher vielleicht
der Dorfname prassen,
prastian, Ferkel, Voc. 686., vielleicht contrahirt Sius prasistian, vgl.
eristian (litt, pärszas, kslav. pras^, poln. prosi^, kassub. parsq,
böhm. prase).
prätin^ acc. Rath, Ench. 22., \g\, pret, prest (litt, protas Verstand,
protü, mit Rath, consilio.) Pierson VIL 593.
l^pra-wed, inf. pra-ivest, durchführen] pror-wedduns, part act., assai,
du hast durchgeführt. Ench. 85., s. tved.
prawamche (?), Gut in Pomesanien. CdF. IL 23. .
prawes lacus, MhW. L. LI., vgl. prawoszen.
[pra-wil-t, werrsitheu] prorwilts, part, pass., jpostäi, er wurde ver-
rathen, Ench. 41. pro-wela (für 2>m-wZa), sie verriethen ä^^. /. 1I.\
über die verrückte Erklärung, die Prätorius von den Worten „kaden
prowela din^ als sie ihn verriethen", giebt, s. Sprache der alten
Preussen S. XXII. Anm.; s. wil-t
prawoszen lacus, MhW. LL.^ vgl. prawes.
pre, pre, s. prei.
preartue, pre-artue, Pflugreute, ein Stab mit kleinem Schaufeleisen,
mit dem die Erde von dem Pflugbrett abgestrichen wird, Voc. 249 ; ein
Wort unklarer Bildung; s. artue, das etymologisch wohl Pflug be-
deuten könnte, so dass pre-artue das, was neben dem Pfluge befindlich
ist, bezeichnete; s. Pauli Beitr. VII. 225; vgl. praep. prei.
— 142 —
prebille, nom. pr. „ein Preusse genannt PreftiZfe oder Mücke" Pierson
aus Waissel AMS. IL 597.
prehutyn villa, in der Urk. v. 1258. NPBL VIIL 342.
preddikausnan, 2i(iQ.,^ Predigt, Ench, 3., setzt den inf. preddikaut,
predigen, voraus (German.)
preddikerins, predickerins, acc. pl., Prediger. Ench, Titel, 51. (Germ.)
pregora, pregore, pregor, prigora, prigore, der Fluss Pregel. Dusb,
IIL 98. 101. CdP. L 113. II. 129. GDK I. 19. 74. 93. 97.
MhW. L AMS. VIL 308; vgl. lipza.
prei, praep., zu, um zu vor dem inf., .Ench, Titel, 14. 51. und sehr
oft; zu m. d. acc. und dat., 21. 23. 29 und oft.; prei mans ptdimai,
wir bringen an uns 7., prei antersmu, zum andern, zweitens 29.,
prei etmstin enimt, zu Gnaden annehmen, 83., bei, an, m. d. acc.
und dat., 20. 58. 96., durch, vermö'ge, für ^a, 30., für, statt
per^ 43. ßb.^ preistan, dazu, ausserdem 14. 45. 47., ir prei stan^
dass. 76. (79. pre^ Kot. 1. prei, prey, pray, Kat IL pre, prey);
ausserdem ist prei auch Verbalpräposition, s. die folgg.
prei-hillisnd, nom. sg. , prei-bilUsna% nom.pl., Verheissung, Ench.
29. s. lilU-t
prei-gerht, vorsagen, vorsprechen, Ench, I.
[prei-gerdait-t^ versprechen] prei-gerdawi, er verspricht, Ench, 12.
prei-gimnis, gen., Art. Ench, 82. s. gem-ton,
preicalis, Amboss, Voc. 517., wo deutlich, aber fehlerhaft preifalis
steht (litt, preikdlas, pr'6kdlas, Amboss, von pri-kdlti, anschlagen,
anschmieden).
preiken, preyken s. prtkan.
prei-laiküt, vorhalten, vorlegen, EncK 13. 19. 28. 40. s. latkü-t.
preipaus, hin, Ench. 38.; jeis preipaus, geh hin, geh von dannen.
[pret-pid, davon] prei-pist, inf., vortragen, darbringen. Ench.
83. ; s. ptd.
prei'pirstans, acc. pl., Ringe Ench. 74., s. pirsten,
preisiks, prcisicks, nom., preisiki, dat., Feind, Ench, 46. 48. 83. (litt.
preszininkas).
prei'StalUwingi, adv., billig („zuständig") Ench. 60., s. stalli-t.
[prei-statin-t, vorstellen] prei-stattinnimai , wir stellen vor, Ench.
78., s. statin-t,
preitalis s. preicalis,
prey-tylte, Name eines, wahrscheinlich in einem Bache liegenden, Stei-
nes, der gleichsam eine Brücke bildete AMS. FII. 308. 317 ^.tilte.
preitlängus^ nom., mild, gelinde, Ench. 51. (vgl. längwingiskai unA
litt, pr'ed, alte Form i\ir pre) s. Pierson AMS. VII. 593.
[prei-wackit, berufen] prei-wacke, er beruft, Ench. 18., s. wacki-twei
pre-clantyts s. per-klantt-t.
prestitunini (?) campus, MhW. I.
— 143 —
prestors (konigelyn)^ Zaunkönig, Voc, 707, wohl zw pristis, pirsten^
Finger, wie litt, nyhsztelis^ nyhsztukas, Zaunkönig, zu ni^ksstis,
nyksztiys, Daumen. Pierson AMS. VIL 586.
pres-tun, prest, s. pret,
[pret, Wurzel, davon] pres-tun^ inf. (rait iss-), verstehen; ne prest,
non intelligo, Glosse in SrP. IL 111, (Urk. von 1331); prestermnai,
1. pi. praes. (mit po-). s. AMS, IV. 156. VIII. 78. (litt, prantü,
prataü, prästi, gewohnt werden, merken, lett. prohtu, prattau, prasf,
verstehen, begreifen); die preuss. Wurzel pret hat wie im inf., so
auch im praes. ein s (statt des n im litt., auch lett. oh ist ursprüng-
lich an) eingeschoben; s. iss-pret, iss-prettingi, po-pret, prätin.
preweringisJcen, acc, Nothdurft, Mich. 14. 87. s. d/folg.
prewertsnan, acc, Nothdurft, HJnch, 23. (litt, pri-wartöti, nöthig
haben, bedürfen, priwartüs, nöthig , was gebraucht wird , pr^warta,
prewarta^ Zwang, Gewalt — oder litt, priwalaü, priwalyti, nöthig
haben, bedürfen, priwalüs, pritvaüngas, bedürftig, benöthigt einer
Sache, auch, das nöthige, was man braucht).
previa, procile, territorium in Pomesanien. TcG, 12. 122.
[pria] prio^ Landwehr, Voc. 414., d. i. Wall und Graben zur Landes-
befestigung und -vertheidigung; im CdP. II, 7.; fossatum quod lant-
wer vulgariter nominatur.
pribrodes, Bruch, Sumpf in Galindien. TcG. 28.
prigora, prigore s. pregora.
priJcan, prtki, pryki, prihin, praep., gegen, wider. Ench. 8. 12. 14.
35. 36. 37. 54. 58. 62. 66. 80.; vor, coram, 56, {krihi 58. Drckf,
in Kat. I. preiken, Kat. IL preyken); s. em-prtki.
prise, Prov,, Stoss ruder, lange Ruderstange oben mit Krücke, die
gegen die Achselhöhle gestemmt wird (litt, prpas), AMS. VIL
597. VIIL 688.
pristis, Finger, in nage-pristis, s. pirsten.
pro, wohl fehlerhaft für ^a, JEnch. 83., für prei, 51.; vgl. auch pro-
klantitz, pro-leiton, pro-wela in Kat. 1. IL
proglis, Brandruth e, Voc. 224. auch Brandbock genannt, kleines
eisernes Gestell mit vier Füssen, das in Oefen, auf Herde und Ka-
mine gestellt wird, um das Holz darauf zu legen, damit dieses besser
brenne. AMS. VIII. 364. 696. Der Ausdruck Brandruthe {hranth-
rutte) war hier noch zu Anfang des 16. Jahrh. üblich, s. ebend.
S. 443.
pro-klantitz. Kat. L für per-Mantits.
proly s. in nose-proly (vgl. pror-li-t, kslav. pro-lijati^ russ. pro-üf,
pro-liwäf, effundere, vergiessen, russ. proüw, böhm. prolew, Kanal).
pro-lieiton, pro-leiton für praAieiton, s. pra-lt-t.
prolite, proUthin campus. CdP. LL 173. MhW. L.
— 144 —
prosnan, ace, Angesicht, EncJi, 72. 78. 97. (litt. ^wswa, Schnauze);
s. prusnan und Pierson VII. 593.
protest, Ortname in Pomesanien. CdP. IL 36. flgg.
pro-wela für pra-wila s. pra-wil-t,
procile s. prezla^
prusisJcan, ace, prusisJcai, dat. adv., preussisch. Ench. Titel, 77.
(litt, prüsiszkas, lett. pruhsisks),
prusnan, ace, prusnas, gen., in den Verbindungen en prusnan poUgun,
prei prusnas poltgun, nach dem Ebenbilde; s. poltgu; vgl. prosnan.
pruzm, pruzzia, ältester Name des Landes Preussen, Muratori Antiq,
V. 831., später prussia, bei Dushurg pruschia, demgemass der Name
des Volkes pruzzi, pruss% später latinisirt prutheni, pruteni^ letztere
auch Adj. z. B. vir pruthenus^ s. oben s. v. cappyn,
poU't, pu'ton, poU'ton, pou-twei, inf., trinken, Ench, 14. 23. 40. 43.,
subst. das Trinken 23. 43.; pogds^ imp. sg., s. an seiner Stelle;
poieit% imp. pi., trinket, 41. 52 {Kat, L pugeitty, KatlLpuieyti);
pogeitty, Kat. L, puieiti Kat. II, (puietti wohl Drckf.), 2 pi. praes.,
ihr trinket (die Worte „so oft ihr's trinket" fehlen im Ench. 41.).
— (kslav. pijq, piti, russ. p'ju, pif, poln. piiq, pic, trinken; kslav.
na-poiti, russ. poif, na-poif, poln. na-poic, tränken, kslav. na-^oi^
böhm. na-poj, potus); vgl. pouis, piwas.
pubeten s. pobeti.
pudauns wahrscheinlicher Drckf. für ptdauns, s. ptd.
pudel, Prov., Schachtel, sowohl von Pappe als von leichter Holz-
arbeit (litt, püdlas, poln. pudlo); daher pudel-hrämer, Hausirer, der
seine Waaren in mi^r pudel mit sich trägt; verhochdeutscht lautet
das Wort paudel, und in dieser Form erscheint es bereits in der
Landesordnung des Hochm. Conrad von Erlichshausen, i)aw;de^
Jcromere, JKR. I. Anh. 293.
ptidienke, pudiemke, Prov,, kurzer dicker Mensch, Hennig 197.
(vgl. poln. pod-dymac^ das Feuer von unten anblasen, pod-dymka,
Feuerwedel, daher preuss. pudiemke, ein Mensch, der von unten ins
Feuer bläst, weil er klein ist; auch pflegen kurze dicke Menschen
leicht stark zu blasen und zu pusten) ; für die Schreibung pudiemke
spricht, dass das Wort provinciel auch den Stern Alcor im grossen
Bären bezeichnet und in dieser Bedeutung auch dümske lautet.
pugeitty, puieyti s. pou-t.
poüis, nom., das Trinken, Ench. 42., zu pou-t.
pup'kaim, Dorf im Kr. Alienstein. TcG. 153.
purde lacus CdP. IV. 186. MhW. IlL 29. 67. AMS. IIL 645,
purdunek lacus, MhW. IIL
pure, Trespe, Taubkorn, bromus sterilis, Voc. 273. (lett. puhri,
litt, um Memel pürai, Weizen, russ. pyrei, Queken, titricum repens).
puringe campus, MhW. J. ; zum vorigen?
— 145 —
ptisilia s. posilia,
pusne, Stiefel, Voc, 499. (litt, pusznis),
puscina (pustina) in westpreuss. Urk. des 15. Jahrh., SrP. IV. 461*,
ira Sinne von palayde gebraucht : ^^stirbet eyner ane sone adder app
seyn son were mit im yn eynem irote, so stirbet (?) das gut Palleyde
(Puccina) an dy hirschafft, wen doch das recht Gotis do widder ist^^ ;
das Wort ist wohl nicht preussisch sondern polnisch von pusdc,
lassen, nachlassen, pusdzna, Nachlass ; puczina ist Verstümmelung.
(Pierson).
pute-lauken, Ortname. ÄMS. IV. 156.
E.
radom, radam, villa, heute Kirchdorf radomno, Kr. Löbau. CdP. II. 95.
AMS. IX, 133.
raganita castrtmi, Bush. III. 181. 182. 227. 235., die Stadt Ragnit,
zuerst von den deutschen Erbauern 1289 landeshiUe, später raganita
genannt, a fluvio vidno, sagt Dusb. 235.; ich kann einen solchen
FIuss auf den Karten nicht finden.
ragingis, Hirsch, Voc. 651., „der Gehörnte", von ragis (wie in der poln.
Jägersprache der männliche Hirsch rogacz von rog, Horn, heisst).
ragis, Horn, Jägerhorn, Voc. 705. (litt, rdgas, lett. rags, kslav.
ragu^ russ. poln. rog, böhm. roh),
[ragtista] ragusto (loskop). Schröpf köpf, Baderhorn, Foc. 552, von
ragis (lett. radsinsdi von rags, russ. rozbk von rog).
raystan, Dorf im Kammeramt Powunden, Kr. Königsberg, scheint unter-
gegangen zu sein. TcG. 158.
raisto-pelh granicia, MhW. I. s. pelky.
rdkis s. rokis und AMS. VI. 320.
raxite, nom. viri, NPBl. a. F. IV. 369., daher raxita, raodten villa
CdP. II. 126. 130. Gi)K. I. 72., das heutige Dorf rachsitten Kr.
Königsberg.
raxow lacus MhW. IL
räwirS, nom., sittig, Ench. 51. (litt. ramiAS, v\A\\g^ romas, sanftmüthig,
lett. rahms, zahm, still, fromm, sanskr. ram, ruhig sein).
ramige castrum (Scaloviae?) Dmb. III. 183.; Jeroschin hat ranginte.
ramio (ramius?) fluvim. MhW. IL
ramnite fluvius in Sassen, CdP. II. 53. TcQ. 120. 121.
ramothen, Ortname, CdP. III. 162. MhW. LL 529.
ramsin, Gutsname, NPBl. a. F. XL 289., entweder das heutige ramsen
Kr. Friedland oder ramsau Kr. AUenstein.
Nesselmann, Thesaurus. 10
— 146 —
rane, f., ränen, m., Trov., ein Stück Bauholz, noch unbeschlagener
Baumstamm (litt. rönas)\ das Voc. 631 giebt rone als deutsche
Erklärung von saxsto.
[rang4\ ranc-twei, inf., stehlen, JEnch, 7. (Kat. L rancktwey, Kot. IL
ranktwey)\ ranguns, part, act., assei, du hast gestohlen, 34.
ranginte, Variante zu ramige s. d»
ranC't, ranck-t, s. rang-t
[ranka] ranco in kele-ranco Voc, 303., rancko, Gr., nom., ränkan, acc.
sg., ränkans, acc. pl., J?wcä. 46. 48. 49. 50. 63. 73. 74., Hand
(litt, rankä, lett. rohka, kslav. rqka^ poln. r^Äa, böhm. rwÄ:a, russ.
rukä)\ s. kele-ranca und is-rankt-t
rankt-t s. is-ranki-t
rantow^ Dorf rantau Kr. Fischhausen. NPBl 3. .F. F. 301.
rapa, Engel, Foc. 2. (kslav. raftt^, ro6w, servus?) vgl. Pott Beitr.
VI. 123. —Pierson VIIL364 nimmt an, dass enget von Seiten des
Concipienten falsche Lesung für enget, Kröte, sei, und erinnert für
rapa an litt, raupeze, repeczka, rapuM, rüpuize, wozu poln. rqpmha,
Kröte, lett. rahpt, kriechen; vgl. Pauli Beitr. VII. 157.
[rapena] rapeno, junge Stute, Voc. 435.
rapis, Rapen, Rapfen, cyprinus aspius, Voc. 583., Prov. rapan;
im CdP. I. 166 piscis rape; s. NPBL a. F. VIIL 176. (poln. rapa).
raptes, (pl.), Zange, Voc. 520 (litt, reptes).
rasumuk s. rosumuk.
ratay, ratteier, Prov., ein Mann, der auf einem Gute gegen einen
massigen Lohn an Geld und etwas Acker zur Nutzung als Pflüger
dient und auf Scheflfel-Tantieme drischt (kslav. rata% agricola, poln.
ratay, Gärtner, Besitzer eines Gartengrundstücks ohne Ackerland;
durch Metathesis litt, artöjis, Pflüger, preuss. artoys^ Ackersmann,
russ. orätai, oräteV, oräcz\ Pflüger, zu litt, drti u. s. w., pflügen)
Hennig 334. hat retay; s. AMS. VIII. 688. — rattay kommt
hier auch noch als Familienname vor.
ratinsis^ Kette, Foc. 368. 540 (ks\SiY.retq0i,h'6hm.rite0,ipolii.rzeciqd0,
serb. recaz, Kette, litt, retqm, Halfterkette, Hundehalsband).
raude, reude fluvim, MhW. L Henne nb. H. 18. rawdes, TcG. 199.,
Nebenfluss der Guber.
raugus. Lap, Laff, geronnene Milch im Magen junger Kälber und
Lämmer, die zur Käsebereitung gebraucht wird, Voc. 691. (litt.
räugas, lett. rauga^ Sauerteig, litt, rogis, geronnene Milch, rugti,
lett. ruhgt, sauer werden, gähren); s. rtictan.
raukothe, nom. viri, NPBl a. F. VI. 174., daher Dorf raukotienen
Kr. Tilsit.
rauxscowe, raiichschoys (nicht rauthschoys) lacus. MhW. IL
raus campus, MhW. L
— 147 ^
rauteUy Prov,, Röthling, ein Fisch, salmo fario; (litt, raudä, rothe
Farbe, raudele, grosse röthliche wilde Ente, lett. rauda, ruhdelis,
ein Fisch, Rothauge). AMS. VIIL 688.
raters. Graben, Voc, 31. (kslav. rowuj fovea, fossa, russ. poln. böhm.
row, Graben).
ratousen villa, MhW. I.
[reda] redo (vorch), Ackerfurche, Voc, 240. (litt, redas, Ordnung,
lett. rinde, Reihe, Zeile, kslav. r^dü, ordo, linea, russ. rjad, Reihe,
Schicht; poln. rzqd, böhm. rzäd, Reihe, Linie, Zeile).
reddan, acc, falsch, Ench. 36 (reddau Drckf.).
redde-ioydikausnan, acc, falsches Zeugnis s, Ench. 8. (Kat IL reddi-
weydikausnan, Kat. I. falscJi-widekausnan)'^ s. waid, wydikausnan,
reddewingi, adv., fälschlich, Ench. 8.
redin (lat. redinum), Stadt Rehden in Poraesanien. CdP. IL 36 flgg.
Bush. IIL 12. 35. 155.
reddisku, dat., falsch, Ench. 7.
reddi-weydikauman s. redde-ioydikausnan.
reddos, redus, ridos lacus, CdP. LL. 66. MhW. L. LI.
regut-lauken, deutsch siehenhuben, ein Gut. MhW. IL
reide, reidei, adv., gern, Ench. 3. 12. 24. (kslav. radü, lubens, poln.
rad, rada, rado, litt, rod's, gern).
reide-waisines, nom. sg., gastfrei, Ench. 51., der gern Gäste hat;
s. waisines.
reykeis^ reykyen s. rikis.
reiS't s. ris-t
reisan, acc, mal, ainan reisan, einmal, Ench. 37., ainontin reisan,
jemals, 70. (lett. reise, Reihe, Ordnung, reisi, mal, russ. raz, ram,
poln. raz, mal).
reysan villa, GDK I. 153., zu Powunden Kr. Königsberg.
reysen, resin, resien, risen, rysen, Territorium in Pomesanien, die
Gegend, in welcher später Riesenburg, Riesenkirchen und Marien-
werder erbaut wurden. Dusb. III. 9. 11. 14. MhW. IL TcG. 12.
reisis, Nuss, Voc. in biiccarreisis (litt, reszutas, reszu^s, ursprünglich
wohl resms, lett. reeksts, kslav. orjechU, orachii, orjacM, russ. orjech,
poln. orzech, böhm. worech).
reystan, Ortname, CdP. III. 184.
reckenausnan, acc, Rechenschaft, Ench. 53. (German.)
rekis, rekian s. rikis.
rennotwarten palus, MhW. I.
rense, rensen lacus, palus. Dusb. IIL 40. MhW.L. Hennenb. II. 19.,
heute der See rondsen bei Graudenz.
resel, resela, reselin, resil, Schloss und Stadt Rössel. Dusb. LIL 27.
97. CdP. IIL 162. LV. 185. MkW. LL 528.
resin, resien s. reysen. — reset^-&wrjf,Riesenburg,Vossberg Münzen S. 35.
10*
— 148 —
resow lams MhW. L
retay s. ratay,
retemkan, rettenikan, ace, Heiland, Ench. 30. 95. (Germ. Retter,
vgl. litt, retawöju),
rettiwenisJcan, aec, heilsam, Ench. 51., s. das vor.
retttmngiskan^ acc., heilsam, Efich. 86.
rethow, territorium in Nadrovia. Dush. HL 176.
reude s. raiide,
ridos s. reddos.
rige, rtje, Prov., Darre, Trockenscheune, (litt, reje, lett. rija,
russ. riga.)
rigewings, nom., hadersüchtig, Ench. 51. (litt, reju, reti, schelten,
kslav. pcHricati (rekq, reszti) incusare, reprehendere, po-rdku, repre-
hensio).
Hk'S, ryk-s s. rikis.
[rikattrt, herrschen] rikawie, rickatme, du herrschest, er herrscht,
Ench. 16. 50., rikauite, imp. pl., herrschet, 73. (litt, rykauti) s.
rikis.
rickaüsnan, acc, Regierung Ench. 23.
rtki, rtkin s. rikis.
rickie, Herr, Gr. im Wörterverzeichniss und in der oben xmternotison
angeführten Phrase; es ist wahrscheinlich Vocativform von rikis,
rikys, wenn gleich an letzt bezeichneter Stelle als Nomin. gebraucht.
rikyiskai, adv., herrlich, Ench. 69.
rikis, Voc. 404., rikys, rickys^ rikds, nom. voc, Ench. 11. 35. 70 und
oft; rikyan, rickyan, acc, 1 — 10. 15. 73. und oft; rikyas, rikys,
gen., 38. 40. und öfter; rikyai, nom. pl., 62. rikyans, rikians, acc.
pl., 4. 61. 62. Herr, {rekis, rickis, Kat. L, rykyes, reykeisKat. JL^
nom., rekian Kat. L reykyen Kat. IL acc.) ; (das Wort scheint, wie
auch rikaut, german. Ursprungs zu sein, goth. reiks, Herr; vgl.
Pierson VH. 586. IX. 162; nach Hennenb. 465 war rickoyot
der Name des Ortes, an dem die heilige Eiche gestanden; übrigens
hat das in die preuss. Sprache wohl frühe aufgenommene Wort
wohl die Veranlassung gegeben, dass in den Ordensurkunden die
kleineren preuss. Herrn, die Gutsbesitzer, nicht selten reges, regtdi,
viri regii genannt werden; vgl. AMS. VIL. 302. 303. Toppen zu
Dusb. LH. 5. SrP. L. 53.); vgl. buttorrikyans.
[rikis] riks, ryks, riki, nom., rikin, acc, das Reich, Ench. 16. 21.
22. 79. 84. (Kat. LL ryeky).
rikyskan s. aitcktai-rikyskan.
rikisnan, Rücken, Yoc. 107; vgl. Burda Beitr. VI. 405.
rikytviskan, acc, Herrlichkeit, Ench. 31.
riclis, Söller, Voc. 205, d. i. Bodenraum, Getreideschüttung in den
oberen Räumen des Hauses (litt, reklas, dass.) Pierson VII. 586.
— 149 —
rtks, ryks s. inMs,
ryn, Ordensburg in Ermland bei Bischofstein, TcG, 198.
[rindä] rindo, Krippe, Voc. 227. (litt, rindä).
ring-asirj ring-mer, locus, MhW* 1., s. assaran.
ringe-lauken, Ortname ÄMS. IV. 156., s. Dorf n^^aciew Kr. Wehlau.
[rink't, sammeln] rtnka^ er sammelt (mit sen-) (litt, renkü, riMi)
s. sen-rink-t,
rinow, rynow, rynowe, Kammeramt in Samland, in der Urkunde von
1258 eryno, ereyno geschrieben, NPBl. VIIL 342. Bush. III, HO.
CdP. II 71. 151. AMS. VII. 296; rinow ist das heutige Kirch-
dorf Cumehnen, TcG. 133; ein anderes rinow, rinau ist ein Gut
im Kr. Königsberg, Kirchspiel Postnicken.
[rip-t, folgen] ripintin, acc. part, praes., der folgende, Ench. 49. 50
{ripintinton 49. Drckf.); ripimai^ 1. plur. praes. (mit sew-, ser-ripimai
in der Bedeutung, wir erfahren, s. d.); rtpaiti, imp, pl., folget 53.
[m-^, binden] reist^ inf. (mit per-), verbinden, mte, part. pass, (mit
sen-) verbunden, (litt, ris^^ü, r\szti.)
risen s. reysen,
riste, Ruthe, Voc. 639. (litt, r^kszte, lett. rihkste).
rythdbdlt pratum^ MhW. IL, Gut rittibalde Kr. Allenstein.
roaban, gestreift, Voc, 467. (litt, raihas, lett. raihs, russ. rjabp'i,
bunt, gesprenkelt) Burda Beitr. VI. 398. Pierson VII. 586.
robins lacus in Galindien, der heutige lachorsee. TcG. 28.
rohbtt, robbUe, Prov., Frohndienst, Scharwerk, Hand- und Spann-
dienste, überhaupt schwere Arbeit (litt. lett. rabatä, Arbeit, Mühe,
Plage, kslav. rabota^ servitus, russ. rabota^ poln. robota, Arbeit, von
kslav. rabit, robu, servus, russ. rab^ Leibeigner; goth. durch Meta-
thesis arbaifhs).
rodenow^ Dorf name, MhW. IL 531.
rogain, rogyn, Dorfname, heute rogehnen NPBl. a. F. IV. 369.
rogarbe, rogarbi, antiqua fossata qtuie eyn lantwer dicuntur AMS. VII.
295; eine Landwehr bestand aus Graben und Wall oder Hügel;
daher liegt die Vermuthung nahe, dass rogarbe ein Compositum sei
aus rawys, slav. row. Graben, und garbis, Berg, Hügel, also row-garbe,
„Grabenhügel", umgrabener Hügel.
rogätsch, Prov., Pflugsterze, auch Zochbaum genannt (litt, ragocsse,
ragoczus, ragoUus, poln. rogacz, wohl von ragis, litt, rdgas, poln.
rog, Horn, von der Gestalt benannt, kslav. rogatu, russ. rogätyi, poln.
rogaty, cornutus.^ s. Hennig 213.
rogefhlen, die jetzige Domaine regethlen, Kr. Heilsberg. NPBl. a. F.
XL 288. 295.
rogyn s. rogain.
rogys s» royge.
— 150 —
rogiten campus, rogyten villa, MhW. 1. CdP, III, 159. MhW. IL
521, Dorf und Vorw. regiUen bei Braunsberg.
rogoss, rogosin, Dorf an der ermländ. natangenschen Grenze. CdP. III.
161. MhW. IL 525.
ragosen. Ort in Pomesanien, CdP. II. 11. flgg.
rogow castrum, bei Thorn, an der Weichsel. Dusb. III. 7, SrP. I. 55.
rogow fluvius am Drausensee Dusb. III. 169; daran heute auch ein
gleichnam. Dorf.
royge, CdP. IL 43, rogys, ebend. IL 59. Wald in Saniland, bei Fisch-
hausen.
rokis (nicht rakis) Krebs, Voc. 584 (kslav. rakU, russ. poln. böhm.
rak) AMS. VL 320.
roma lacus. CdP. IL 53.
romayn, romaynis villa, AMS. VLL. 299., heute romehnen zu Thieren-
berg, Kr. Fischausen.
romhingen s. rumbing.
romescue, Barte, breites Beil, Voc. 532. vgl. Pierson Vif. 586.
roniow, romowe, das örtliche Centrum des religiösen Cultus der heid-
nischen Preussen, dessen geographische Lage bis heute nicht fest-
gestellt ist, wird zuerst genannt von Dusb. IIL 5. : Fuit autem in
tnedio nationis hujus perversae, scilicet in Nadrovia locus quidam
dictus Romow, trahens nonien suum a Roma, in quo habitabat quidam,
dictus Criwe, quem cölebant pro Papa. An Rom werden die alten
Preussen wohl eben nicht gedacht haben; übrigens wird in einer
Verschreibung von 1325 eine villa rummowe in Samland bei Rinau
genannt, CdP. IL 151, und i)usb. III. 259. nennt einen Ort, villa,
in Littauen romene, wofür sich die Namen Varianten romayn und
romove finden, und der ebenfalls für heilig galt : quue secundum ritus
eorum sacra fuit.
ros-gitten, Dorf im Kr. Alienstein. TcG. 153.
rosumick, rosemhk, rasumiik, Prov.^ ein fingirter Spuk; rosumuk jagen^
ein beliebter Sylvesterscherz; ein unerfahrener Bursche wird im
Dunkeln mit einem geöffneten Sacke an den untern Eingang der
Bodentreppe gestellt, um den rosumuk^ den ein Anderer die Treppe
herabjagen zu wollen vorgiebt, einzufangen; nachdem nun dieser
Zweite oben eine Zeitlang gejagt und gepoltert hat, giesst er dem
Untenstehenden eine Kanne Wasser über den Kopf. (litt, rammükas,
dass., wohl Dim. zu razmnas, kslav. razumü, russ. räzum, poln.
rozum. Verstand, Witz, poln. rozumek, vermeinter Verstand, Aber-
witz; aber russ. rosamucha^ rosamak, ^o\xi. rasom^dka, magy. rosomek
ist der ursus gulo, der Vielfrass, auch in manchen Gegenden Deutsch-
lands rosomak genannt.)
rowith, rowitin^ rowytin, rowitten, Ortname in Samland. AMS. VII. 298.
rubere, rubirgen rivulus, MhW. I.
— 151 —
rvdaw s. rudow.
rvdenkk silva, MhW. IL
rudenz ferritorium Pomesaniae TcG, 12, das Gxni raudnite, Kr. Rosen-
berg.
mdicus campus, MhW. L
ruddin, das heutige Vorwerk redden Kr. Wehlau. TcG, 211.
rudow, rudowe, rudovia, rudaw, das ehemal. Kammeramt, heutige
Kirchdorf rwdaw Kr, Fischhausen NPBl VIIL 346., Dms6. IIL 71.
303. Suppl. 25, AMS, VIL 297. 302.
rvgis, Voc, 258, mggis, Gr.^ Roggen (litt, rw^ei, lett. rwrfsi^russ. rol).
rükai, nom. pl., rükans, acc. pL, Kleider Ench. 14. 23. (kslav. rwcÄo,
pannus, böhra. rcmcho, romha, poln. rucho, kass. rmhno, vestis, mlat.
roccus, ahd. rok, roc, roch, rogh).
ructan, sauer, in riuitan dadan, saure Milch, Voc. 690; vgl.
raugus,
rumbing, rumbingin, romhingen, Name einer durch eine ausgedehnte
Sumpfgegend führenden Furt, eines Dammes, vadum, AMS. VIL
294. 309; die Bedeutung ist wohl: etwas zwischen Losem, Weichem
sich fest und hervorragend Hinziehendes (vgl. litt, rümbas, Saum,
der die Falten eines Kleides umfasst, Pass, Gürtel, Schwiele in der
Hand; Striemen, Narbe; poln. rqhy, oi-rqbek, böhm. öb-rviba, Ein-
fassung, Saum des Kleides). Dasselbe Element steckt vielleicht auch
in dem Namen rombitten Kr. Mohrungen.
rummowe s. romow.
runa, rune, Flüsschen, das östlich von Braunsberg in das Haflf fällt.
CdP. LL 1. LLL 159. MhW. L LL
rundyls, nom., Weinsäufer. Ench. 51.
rungen-hrust, SrP. LL 525. 596. TcG. 207. AMS. LV. 154., eine Furt
am See rynge oder ryngie, aus welchem der Fluss anse zur Memel
geht; es würde wohl jedenfalls rungen-brast zu lesen sein.
rw^w, heutiges Dorf reipen (?) im Kr. Wehlau. TcG. 212.
[russas] rwssis, nom., Voc. 429., rwssas, gen., Ench. 50., Ross, Hengst,
vgl. AMS. LV. 681.
rusele aqua, MhW. L.
russin vüla, das Gut rossen Kr. Heiligenbeil, CdP. LL, 6. flgg. MhW.
LL 521.
ruske locus, CdP. LV. 186. MhW. LLL 29. 67.
ruisogo, Fluss in Galindien, jetzt rosoga. TcG. 28.
s.
sahange, sabanye, sawange, savangyn, suwange, swaywange la^cus, MhW.
L LL
[sdbatica] sabatico, Sonnabend, Voc. 23. (litt, sabatä, subatä, ks\B,v.
sqbota, russ. subbbta, poln. böhm. söbota).
— 152 —
säbenaw, säbenaw, sabenowe, sahenouwe, sabnow territorium an der
Westküste Samlands CdP. L 170, IL 125. 130. GDK I. 71.
NPBl rilL 342. 346. X. 164. 188. 190. TcG. 136., vgl. d. folg.
säbine, sabynen, sabin, sabune, säbunen, sdbunin (sambunyn), nom. viri,
- Dusb. III 262. NPBl a. R VI 173. AMS. VIL 295; daher der
Name des Dorfes sabünen Kr. Oletzko, vielleicht auch das vor.
sadel, sadilj s. kid/rk-sadel,
[sadin-t, setzen, stellen] sadinnons, part. act. (mit en-), sadints,
sddinton^ part. pass, (mit en-), sadinna, sedinna, er setzt, stellt,
Ench, 54. 64. (litt, sodinti, kslav. saditi, russ. sadif, poln. sadzic,
setzen, pflanzen) ; s. en-sadin-t, sid, sede,
sadinsnan s. en-sadinsnan.
sagyn s. sayn.
sagis (rincke), Schnalle, Hufnagel Voc, 486. 544. (litt, sagüs, lett.
säkts, Heft, Schnalle, litt, segü, segti, heften, schnallen, ein Pferd
beschlagen).
sagnis, Wurzel, Voc. 629. (litt, szakms, lett. sakne),
saydit, hut dich, G^., wohl fehlerhaft aufgezeichnet; der Endung nach
könnte es imp. pl. sein.
saycka. Sack, Gr, (kslav. sagit, sakosü).
sayn, min, sagyn lacm, sayns, says, fluvius, Dusb, HL 362. MhW.
L IL, Nebenfluss der Guber, jetzt sain, min.
says s. das vor.
saytan, Riemen, Voc. in larga-ssaytan. (litt, kilporsaitis, Steigbügel-
riemen, von ktlpa, Steigbügel; den Sing, des einfachen saltas habe
ich bis jetzt im litt, nicht nachweisen können , dagegen findet sich
der Plur. saital, Fesseln, Gefängniss, im Gebrauch, sowie das Compos.
pdsaitas, Riemen, lett. Saite, Seil, Band, Strick, Schnur, litt, setas
Strick, von seju, seti, lett. seet, binden, knüpfen, kslav. sjett, tendicula
laqueus, poln. siec, siatka, Netz, Garn).
sakeite, nom. viri, NPBl. 3. F. F. 302., daher Dorf saggaiten (auch
saggehnen genannt) Kr. Fischhausen.
sackis, Harz, Voc. 598. (litt, sakat, lett. swekkis, sakkas, Harz, kslav.
sokU, slov. russ. poln. sok, Saft, poln. siqknqc, siqknqc, sickern, ab-
triefen).
sacraments, nom., sa^amentan, Sakramenten, acc. Sacrament. Ench.
28. 40. 42. 43. 44. 76. Kat. L IL
[saksta] saxsto (rone) ein Stück Bauholz, Lagerholz, Voc. 631.
(litt, sczekszta, szeksztas)\ s. räne.
saxtis, Rinde, Voc. 643.
sal, Salz, Gr. (lett. sahls, kslav. soU, russ. soV, poln. sol, böhm. sul,
dass. ; litt, salunka, Salzfass.)
salaman, Name eines Ackerstückes. NPBl. XL. 74.
sälauba-n, acc, Ehe, Ilnch. 66., s. salüban.
— 153 —
saiauhair housennien, ace, Ehestand, Ench, 69.
scUaubai-gannan, Ehefrau, Euch. 73.
sallaubiskan, ace, Ehe, Ench, 76.
saleide, salleide, nom. viri, NFBl. a. F. VL 173., 3. F. V, 301., da-
her salleiden, heute sallecken, Gut ira. Kr. Königsberg.
salgewin, salgewyn lams, CdP. IV. 186. MhW. III. 67. (MhW.
HI. 29 steht balgemn).
salgis s. ati-salgis.
saligan, grün, Voc. 468., g aus i oder j verhärtet, wie garge neben
garian, wargien neben litt, wärias (litt, mlias^ lett. salsch\ kslav.
zelenu, russ. zelenyi, poln. ^ielony, böhm. zelend).
salin, acc, Kraut, JSWcä. 72. s. soafe Foc. (lett. saÄZe, litt. io?e,
kslav. ;8?eZo, zeVtka, russ. ;8?e?ie, ;2re?ew', poln. ;2rie?6^, gehört wohl etyraol.
zu dem vorigen.
safe zu litt, szalü, ssälti, kalt werden, frieren, s. pa-ssalis.
salme, Stroh, Gr. (lett. salmi, kslav. slama, russ. solbma^ böhm. sldma,
magy. smlma, ahd. halam).
salmia campus, MhW. I., zu dem vorigen?
salmis, Helm, Föc. 420. (litt, smlmus, kslav. sdjemit, russ. sofern,
goth. hilms).
saiohisqtian s. salubiskan.
salowis, Nacht igal, Foc. 727. (kslav. s?at«;t% russ. sa?o«<;a, m., salowha,
i., illyr. slawwi, kroat. slawaj, poln. slowik, böhm. slawjk, serb.
sslawik, slov. slavak).
saita, kalt, GV. (litt, smltas, lett. saKs^.
saltan, Speck, Foc. 376. (kslav. russ. sa?o, poln. böhm. 5ad?o, Fett,
Schmeer ; die Sylbe -^w ist preuss. Zusatz, wie in kamerta, lanxta).
saluborn, salluban, salübin, acc, Ehe, JGwcÄ. 6. 67., Gemahl, 6. 67.
74. (Das Wort ist nicht etwa direct aus der preuss. Wurzel lub mit
einer Präpos. sa, etwa = sen, gebildet, sondern es ist erst auf dem
Umwege durch das slavische ins preussische gekommen; poln. lubiq,
ItMc, lieben, daneben sluiiq, slubic, geloben, slubowac, heirathen,
slub, Gelübde, Trauung, slov. mljuba, votum; ein slav. slub, zaljuba
ist in der Form salüba ins preuss. übergegangen und preuss. saluba
verhält sich zu poln. slub^ wie preuss. salowis zu poln. slow-ik;
das litt, hat für Heirath, Ehestand die Ausdrücke salvba und sdübas^
von denen das erstere dem preuss., das letztere dem slav. entlehnt
ist); s. lub, salauba-^.
sdliihai-busennis, nom., Ehestand, Ench. 67.
salübai-wirins, acc. pl., Ehemänner, Ench. 58.
sallübi-gennämans, dat. pl., Ehefrauen, Ench. 73.
salubiskan, sallübiskan, acc, salubiskai, dat. adv.. Ehe, Ench. 76.
(Kat. II. salöbisquan) ; ehelich, 66. 67. 75.
sallübS'laiskas, Traubuch, Trauformular. Ench. 66.
— 154 —
salühsna, nom., Trauung, Ench. 67.
Salus (reynflis\ Regenbach, Bach, der durch starken Regen entsteht,
Voc, 63. (sanskr. sala-m, salila-m, Wasser, lat. solum, griech. (fdXog^
Meer, oder poln. mlew, Ueberschwemmung, mlewac, russ. zaliwat\
überschwemmen).
sammay s. semmai.
samhe-lauken villa, das heutige Doxi samlack im Kr. Rössel. MhW. HL
samhers s. wissamhers,
Sambia, Gambia, die Landschaft Sam 1 and, Dusb. III, 3. und oft; Urk.
V. 1231. TcG. 8.; sambita, lat., ein Samländer, Dusb. III 109 u. oft.
sambrofh, zambroth (nicht mmbroch), das Kirchdorf samrodt Kr. Moh-
rungen. TcG. 15.
same, Erde, Erdreich, Voc. 24. s. semms,
samyen oder samyne (die Schreibung samye lässt beide Lesungen zu,
vgl. Voc 321 malmJcela für malunahelan) ^ Acker, Voc. 237, das
vorige mit Ableitungsendung.
samyte (samyle?)^ nom. viri, NPBl. 3. Jl F. 300, daher Gut samitten
Kr. Königsberg.
samjpZo^ iö^s, CaP. IV. 186. üifÄTF. ZZI. 29, 67.
[sanda] sando, Balken, Voc. 200, vielleicht eines Stammes mit sen-düs,
zusammengefügt (sansk. san-dhä), also sanda. Zusammengefügtes
oder Zusammenfügung (kslav. isqdU, membrum). Piers on's Conjec-
tur s. ÄMS. VII 586.
sanday, gee weg, Gr.^ unklar, sicher keine Imperativform.
sandals, sandilo, sandolis campus. MhW. I.
sanduUe, nom. viri, NPBl. a. F. VI. 174., daher vielleicht das Gut
sanditten Kr. Wehlau.
sangawiten campus, MhW. II
sangede, nom. viri, NPBl. 3. F. V. 302., daher vielleicht Dorf sang-
nitten (für sangitten) Kr. Heiligenbeil.
sanglawe, nom. viri, NPBl. 3. F. V 300, daher Vorw. sangelau Kr.
Mohrungen.
saninsle, Gürtel, Voc. 485., aus sen (san) -imt, zusammennehmen?
Pierson VII. 587.
zanseynen campus, MhW. I, vielleicht zu dem folg.
sansy, Gans, Voc. 719. (litt, ^qsls, d. i. alt hinsis, lett. sohss; in den
genn. und slav. Sprachen mit anlautendem gf, kslav. gqßi, russ. gu^'
u. s. w., sanskr. hansas)\ hierher wohl das vor. und sansgarben,
Vorw. im Kr. Rastenburg, „Gänseberg".
sanstangen lacus, MhW. HL
santerium, santirium s. zantir.
sanf'lauks, sont-laux, heute sandlauken, zwei Dörfer in Samland, von
denen eines untergegangen ist, ÄMS. VII. 299. 312.; der erste
Theil ist schwerlich deutsch; vielleicht ist an santke, nom. viri,
— 155 —
NPBl 3. F, V. 302 zu denken; vgl. auch sandlauken Kr. Niede-
rung und sandlah Kr. Friedland.
santop, nom. viri, CdP, IL 173. NPBl. a. F, VI. 173.; daher san-
toppen, Kirchdorf im Kr. Rössel, und sontop^ Dorf im Kr. Neiden-
burg; vielleicht auch sandhof Kr. Marienburg und Kr. Graudenz.
sarappe^ Fluss auf der Grenze der Kreise Insterburg und Ragnit, jetzt
schwarup, TcG. 214.
sardangadi, sardangodi, granicia. MhW. 7.
sardis (astien] Voc. 802.; md. 0ün bedeutet sowohl den Zaun als den
umzäunten Raum; hier ist es wohl unzweifelhaft der neben der
freien Vfeide^posty, befindliche eingehägte Rossgarten (litt, mrdis),
Pierson AMS. VIL 587. vgl. VIIL 696.
sareka (sarecca, sarecce^ nicht sarecte), nom. viri, castellani in Castro
sareJca a nomine sito sie dido, Dusb, HL 182. TcG, 27. , an der
schalauisch-litt. Grenze ; vgl. auch das Dorf sareiken im Kr. Lyk.
sarg-s, Wächter, Wärter, Hüter in but-sargs^ Haushalter, (litt.
sdrgas, lett. Sargs) \ s. sergl-t und api-sorx.
sargin lacus, CdP, IL 170.
sargin, nom. viri, Dusb, III. 148., daher Vorw. sorgen, mrgen, Kr.
Darkehmen, Dorf sargen Kr. Heiligenbeil, Vorw. zargen Kr. Wehlau ;
vgl. TcG. 212.
sarginse, Ortname in Pomesanien CdP, IL 36. flgg., eine Bildung wie
colmense.
sarguUen-stdbs (a. L. sarguthin-steyn) , nom. lapidis, AMS. VIL 298.
311; ob zu einem dimin. sarguUis zu sarg-s? s. stabis.
sari, Glut, d. i. die noch rothe Gluth des ausgelöschten Feuers, Voc.
43. (litt, ^arijä, dass,, ^ereti^ glühen, zerti, im Feuer scharren, um
es auszulöschen, russ. poln. ktr, Glut, glühende Kohlen, kslav. zarja,
ZOT ja, splendor); vgl. pa-ssortes.
sarke, Elster, Voc. 725. (litt, szdrka, kslav. swraka, russ. soroka,
poln. sroka, slov. sraka^ illyr. sraka, svraka, böhm. straka); hieher
wohl die Namen sarkau, sarken-krug.
sarxtes. Scheide des Schwertes, Voc. 425 (Pierson AMS. VIL 587
vergleicht litt, szärkas, Ueberrock).
sarote, Karpfen, Voc. 576; vgl. NPBl. LH. 54. 158. AMS. VL
' 325. VLIL 576. (illyr. saran).
sarpis^ Nusspicker, Nussheher, corvus caryocatactes , Voc. 746.
(lett. swirpis, Steinbeisser, Pierson VHI. 364.).
sarunq lacus, AMS. LLL. 634., jetzt siring-see, von der seria oder
parsseria, pa-ssaria durchströmt. NPBl. a. F. XI. 20.
sarwis, Waffen, Voc. 418. (litt, szarwai).
sassen-pile; in einer Urkunde von 1303 über die Grenzen der Gebiete
Löbau und Sassen, CdP. IL 53., heisst es: usqite ad vallum quod
Sassenpile dicitur in vulgari, dagegen in dem Grenzvertrage über
— 156 —
das Land Löbau von 1338, CdP. III. 10, bei Beschreibung der-
selben Localität : contra montem qui didtur Hasenberg, wo also der
Name sassen-pile von sasnis, Hase, abgeleitet wird; ausserdem, dass
diese Uebersetzung des Namens, wie die beiden Urkunden beweisen,
alt ist und, wie es scheint, auf dem damaligen Volksbewusstsein
ruhte, wird dieselbe bis zur Evidenz gestützt durch das noch
heutige Vorhandensein des Dorfes und Vorwerks Hasenberg im
Kr. Osterode ziemlich an der in Rede stehenden Stelle (auf Voigts
Burgenkarte ist die Lage des Ortes ungenau angegeben, besser auf
den Karten zu Töppens comp. Geogr.); sonst läge Mülverstedts
Deutung durch Sassenburg, Burg des Sassenlandes, nicht eben
ganz fern, s. NPBL a, F. XL 70.
sassin lacus, CdP. IL 36.
sasin [^tin'kla'] -tinMo oder sasni-tinMo, Hasengarn, Voc. 697.; s.
das folg. u. tinkla.
sasnis (nach der Handschrift nicht sasins zu lesen), Hase, Voc. 659.
(sanskr. gaga mit einer ursprünglich adjectiv. Ableitungssylbe -nis,
ims); vgl. sassen-pile, sasin-tinkla und vielleicht den Ortnamen
Sassen, Kr. Mohrungen.
sassovia castrum Nadroviae seu Scaloviae, Dmh. III. 187.
\sätuin4, sättigen] sdtuinai, du sättigest, Ench. 49. (litt, sotii^, lett.
sahts, kslav. suitU, russ. syty'i, poln. syt, böhm. syiy, lat. saiur, satis,
sat, deutsch satt).
saudtsnan s. ati-schatultsnan.
saugis, Ameise, Voc. 791. (etwa mit Bedeutungswechsel litt, ^iögas,
Heuschrecke?); vgl. dagegen Pierson VHL 362.
saule, Sonne, Voc. 7. (litt, sdule, lett. saule; die slav. Sprachen haben
die verlängerten Formen kslav. slUnice, böhm. slunce, poln. stance,
russ. solnce).
saun, zäun lacus s. suna,
saunan, saunas s. soun-s, sün-s.
sausä, sausai, adv., Ench. 85. 86., sawse, Gr., trocken (litt, sawsas,
lett. sauss, kslav. suchu, u. s. w)
sausten, saustern, schaustem, wisacker. MhW. IL
sawayte, Woche, Voc. 16.; s. possi-ssawaite.
sawange, savangyn, s. sabange.
sawyten, satvylten campus, MhW. L.
sheclis, Feder im Schlosse, Voc. 539. (litt, spilha, Nadel, Zunge an
der Schnalle?) Pierson VH. 587.
sehr s. an der Stelle von sk-.
sealre, Zärthe, ein Fisch, ciprynus vimba, Voc. 570. (litt, zabr^s,
zöbr^s, zöbras, lett. sebris) Pierson VH. 587.
[sealtmenal sealtmeno, Wiedewal, Pirol, oriolus galbula. Voc. 748.
— 157 —
seamis, Winterkorn, Wintergetreide, Voc. 257; s. sema, Winter.
sebbei, dat. des Reflexivpronomens, sich, sibi; s. sien.
sede, sed^n, Sitz, zu sadin-t, setzen, erscheint in den Localnaraen
naumn-seden, (nau-sseden), und po-ssede, s. dd.; auch wos-seden ist
vielleicht contrahirt aus wose-seden.
sedinna s. sadhir-t,
seghesdrien locus, CdP, IV, 185.
segi't, seggU, siggU, thun, Ench. 12. 24. 30. 35. 43.-50. 52. 83.
seggientins, acc. pl. part, praes. act., in wargu-seggientins ; seggiuns
part, act., asmai, assei, ich habe, du hast gethan, 34» 35. 36. 48.
segge, ich thue, 11.; segge, sege, er thut, sie thun, 10. 30. 43. 53
54. 56. 61. 66.; seggesai, du thust, 37.; seggemai, wir thun, 5. 33.
seggetai, segytei, seggeti^ ihr thuet, 59. 61. 67., seggttai, seggita (wohl
seggitai zu lesen), imp. pl, thuet, 41. 62.; der Uebersetzer vermengt
offenbar die Formen der 2. pl. praes. und des imp. pl. ; grammatisch
genauer geben den imp. pl. Kat.L segeitty, Kat. IL segeyti; (Bopp
S. 13. vergleicht sanskr. Qok, können; näher läge pers. sdkh-ten,
thun, lett. sahkt, anfangen).
segisna, nom. sg., segtsnan, seggtsnan, acc. sg., seggtsnans, acc. pl.,
das Thun, Ench 46., pl. Thaten, Werke, 36., s. auch mit
dinkaur^ labha-,
seggtwingi, nom. pl., s. po-seggiwingi,
seglykin, Name einer Mühle in Ermland. CdP, III 161. MhW. IL 525.
seydis, Wand, Voc, 198. (kslav. ^idu, ztdu, murus, in den i?arf. slov, p. 27.,
zidu, domus, zidati, sidati, zdati, aedificare, böhm. zdy, zed\ Mauer,
russ. zdänie, Gebäude, ^da^eZ', kslav. zidateVt, z^datelt, «efoifeZ^, Erbauer).
seydis s. mssa-seydis.
seilewingis, nom. sg., fleissig s. ni-seilarnngis,
seilin, acc. sg., seilins, acc. pl, Ernst, Fleiss, Anstrengung,
Kraft, Ench, 14 82.; in 14. entspricht zwar seilins dem Ausdruck
„Sinne" des deutschen Textes, es kann aber dennoch wohl nur die
Bedeutung „Kräfte, Fähigkeiten" haben (litt, sylä, kslav. russ. poln.
sila, Kraft, Stärke); s. seilingis^ seiliskan, seilewingis, no-seilis,
[seilingis, m.] seilingi, f., nom. sg., seilingins, acc pl., s. mit aina-, langi-,
seilisku, nom., Andacht, Ench, 46., seiliskan, acc, s. langi-seilishan,
seimins, nom., seimtnan, seimynan, acc, Gesinde, Ench, 1. 10. 13.
19. 23. 28. 36. 40. 45. 49. (litt, szeimynä, lett. saime, dass., kslav.
sjeminU, mancipium, sjemija, collect, mancipia, russ. sjem'jä, Familie,
sjemetstwo, Gesinde).
seyr, Herz, Voc. 124., s. siran und Pauli Beitr. VII. 206.
seisei, opt., er sei, zur Wurzel as, Ench, 38.
seysten terra CdP. IV, 185., das Kirchdorf sehesten Kr. Sensburg.
— 158 —
seiti, imp. pi., seid, zur Wurzel as, Ench. 53. 55. 57. 60. 61. 63.73.,
s. Bopp S. 32. 33.
seken, sechen, Prov,, ganz kleine Fischerböte, Hennig 253., wohl solche
Böte, die an flachen seichten Stellen gehen können (litt, senkü, sekti
seicht werden, sekis, seMe, seklis, lett. sekls, seichte Stelle im Wasser).
Pierson ÄMS. IX, 164. hält seken, sechen für deutsch gebildetes
Dimin. von sewe, s. Anhang; durchlöcherte Fischbehälter heissen
noch jetzt in Danzig „sicken". Hirsch Handelsgesch. S. 307.
[sema] semo, Winter, Voc. 15. (litt. 0emä, lett. seema, kslav. russ.
poln. 0ima, böhm. zyma)\ vgl. seamis,
semmai, adv., herab, nieder, unter. Ench. 15. 86. 91. (Kai. 1.
sammay, EJat. IL semmay)^ zu d. folg.
semme, nom., semmien, semien, semman, acc, semmey, semmiey^ dat.,
(nach na, auf, Kat I. IL) Erde. Ench. 4. 13. 18. 22. 60. 72. 73.
88. 91. (semmin, acc, Kot. L.)\ no semmien, auf Erden 4. 18. 22.
73. 88. (litt, seme, lett. semme, poln. ziemia, böhm. seme, kslav. russ.
zemljä)\ vgl. sams.
semen, Samen, Saat, Voc. 256. (litt, semen, nom. semu, pl. semens,
s'emenys, kslav. sjemq, russ. sjemja, gen. semeni, poln. siemiq, gen.
siemienia, böhm. simie, gen. sem^ne, Samen; litt, s'eju, se^i, lett. seht,
kslav. sjejati, säen); vgl. Pott Beitr. VI. 120 und gnab-sem.
[semsnä] semeno, Brachvogel, tringa squatarola oder scolopax arquata,
Voc. 752. (litt, semene, Hänfling), zu dem vor.; hieher semnitz
(semenitz) Fluss bei Gilgenburg? vgl. ausnit
sen, praep., mit, c. acc. u. dat., Ench. 2. 7. 9. 45 u. öfter; als Verbal-
präposition zusammen (litt, san, sq, gew. su, lett. sa, sanskr.
sam u. s. w.).
[sen-därt, zusammengeben] sen-däuns, part. act. , ast, er hat zusammen-
gegeben, Ench. 75., s. dä-t.
[sen-dits, nom.] sen-ditmai, dat. sg., sen-ditans, acc. pl., zusammen-
gelegt, gefaltet, von den Händen, Ench. 49. 50. (dieses dit-s ist
part. pass, einer Wurzel, die dem litt, de-ti, kslav. dje4i, sanskr.
dha, legen, ponere, entspricht, litt, su-detas, kslav. su-djetu, sanskr.
san-hita für san-dhita, griech. avV'&sToq^ lat. con-ditus).
sen-draugi-weldnikai, dat. sg.. Mit erbe, Ench. 58.; der Begriff mit
ist doppelt ausgedrückt, durch sen und durch draugi; s. d., und
waldün-s, weldnikai.
sen-gidaut^ empfangen, Ench. 86., sen-gydi, er empfange, erlange, 84.,
s. gidaut.
senkete, senkiUe, nom. viri, NPBl. a. F. IV. 369. VL 173., 3. F. VL
300. 302., daher das Gut senkiUen Kr. Rössel.
[senclit, zeichnen, bezeichnen] sencliuns, part. act. (mit eb-)^ Ench.
76. 85; im Texte steht an beiden Stellen, aber dennoch sicherlich
fehlerhaft, sentliuns; was dagegen Burda Beitr. VI. 245 sagt, ist
— 159 —
mir nicht überzeugend, (litt. zenJclinti, bezeichnen, eenklas, kslav.
znaM, russ. poln. 0nah, Zeichen, lett. sihmeklis, Zirkel u. dergl.,
womit man ein Zeichen macht).
senku, womit, JEnch. 80. 89., ist vielleicht getrennt zu schreiben,
sen hu, vgl. ku.
[sen-rinkt, sammeln] sen^tnka, er sammelt. Ench, 18. s. rink4.
\sen-rist, verbinden] sen-rists, part, pass., verbunden. Ench, 52.,
s. ris-t
sen-skrempüsnan, acc, Runzel, Ench. 69., s. skrempu-t
sentismu s. sins, empriki-sins.
sentlit s. senclit.
sepmas, s. d. folg.
septmas, m., septmai, f. nom., der, die siebente, Ench. 7. 26. (Kat. L
sepnias) (der Form nach am nächsten stehen sanskr. saptamas, lat.
Septimus, griech. ißdofwgj weiter ab liegt litt, septmtas u. s. w.).
[sergi-t, hüten, schützen], daher ab-sergtsnan und sarg-s, s. dd.
(litt, sergeti, lett. sargaht),
sergtsnan s. db-sergisnan,
seria, sergia, lacus et fluvim, in letzterem Sinne häufiger paseria,
passaria genannt, die Passarge Bush. III. 140. CdP. IL 1.
in. 162. TV. 141. MhW. L IL IIL
sernauken villa, CdP. IL 95., bei Deutsch Eylau, etwa Dorf u. Vorw.
sehren (Gross u. Klein).
[ser-rtp-t, d. i. sen-rtp-t] ser-ripimai, wir erfahren, Ench. 80.; das
Simplex hat die Bedeutung folgen, s. d.
serwynte lacus s. sirmnthen.
seese, Amsel, Voc. 729 (litt, szes^e, szeU).
seweynis. Saustall, Schweinestall, Voc. 229. (lett. siwens, suwens,
Ferkel, swem^e, junge Sau, Sau mit Ferkeln); AMS. VIII. 364. 697.
seworsynen, das heutige Vorw. sauerschienen, Kr. Friedland. NPBl.
a. F. IV. 369.
si, sin, enklitisches Reflexivsuffix, aus sien, sich, verkürzt, z. B. et-
läikursin, er enthalte sich, oft pleonastisch neben dem vollen sien,
z. B. sien griki-si, sie versündigen sich ; auch, wenn ein Personalpron.
der 1. oder 2. Person vorhergeht, z. B. mes mans en-immbnai-sin,
wir nehmen uns an; auch kommt es verdoppelt vor, am Haupt-
verbum und an dem von demselben abhängigen Infinitiv; s.
kittaundin-tun.
\sid, Verbalwurzel, sich setzen] sidons, sidans, part, act., sich gesetzt
habend, d. i. sitzend, Ench. 15. 91. (Kat. I. sindats, Kat. IL syndens)
(litt, sedm, sedeti, sitzen, s'Sdu, s'isti, sich setzen, kslav. sjedajq,
sjedati und sedq, sjesti, sich setzen, lett. Sehdu, sehdeht und sehschu,
sehdu, sehst, sitzen, russ. salw, sodif , setzen, siiw, sidjef, sitzen u. s. w.).
— 160 —
sidis, Hartriegel, cornus sanguinea, Voc. 613. (böhm. stmd, russ.
stvidina, poln. stoidwa), s. AMS. VI. 323. Burda Beitn VI. 399.
[siduka] siduko (sybetop), Siebtopf, Durchschlag, Voc, 353. (litt.
setas, lett. seets, kslav. russ. poln. sito, böhm. sytko, Sieb).
sien, sin, acc, sehbei^ dat., pron. reflex., sich, Ench. 20. 45. 65. 66,
69. 73. 94 und öfter; en sien, an sich, 32. en sien sups, an sich
selbst, 20. sien sups, sien subban, sich selbst, 69. 70 ; s. si, sin. —
vgl. auch sien unter schis.
sigdus campus, MhW. I.
siggi't s. seggt-t.
signä't, siggna-t, segnen, Ench. 45. 47.; signäuns, part, act., (mit
eb'); signats, nom. sg., signätai, nom. pl., part. pass, (mit ab-, e6-);
Signa, 3. aor. (mit e6-), signai, Ench. 73., er segnete; signäsi, opt.,
er segne (mit eb-); signdis, imp. sg., segne 49 (signats Drckf.)
(Germ., gleichwie litt, hgnöti, poln. hgnac).
signäsnan (mit 66-), signasnen (auch mit a6-), acc, Segen, Ench. IS. ^
wo signassen augenscheinlich Drckf. ist.
[sixdd] sixdo, Sand, Voc. 26. (litt, zegzdras, Kies).
sixdo4auken, heute sies-lack, Gut im Kr. Preuss. Eylau, NPBl. a. F.
IV. 369. AMS. VI. 344. s. das vor.
sixdre, Goldammer, Voc. 131.
syxdrine lacus, zwischen den Kreisen Orteisburg und Sensburg. TcG. 1 88.
sixdro lacus, nahe bei dem vor. TcG. 188.
[syla"] sylo, Heide, Fichtenwald, Voc. 589. (litt, szilas, lett. süs,
silla); hieher vielleicht die Namen siel-heim, siel-hemi, siel-lacken
(sielackanj und ylgasil, s. d.
syleche, Häring, Voc. 575. (litt, silke, lett. silkis, esthn. silk; slav.
mit d für A, russ. seVd, illyr. seid, poln. s?ß(?;8?, dagegen russ.
salakicm, eine kleinere Art Häringe).
silia territorium Sudaviae. Dusb. III. 212.
silkas, Seide, in silkas-drimbis (litt, szilkal, kslav. szelkü, russ. s;^eZÄ,
Seide, litt. 5t7Ä;ai, Baumwolle).
silkas-drimbis, Seidenschleier, Foc. 484; es steht daselbst fehlerhaft
silkas-druV , d. i. silkas-drumber, unmittelbar davor aber steht das
einfache drimbis, Schleier; s. AMS. FZ 318; der erste Theil, silkas,
ist wohl als gen. sg. zu fassen. Pauli Beitr. VII. 215.
syllones, preuss. Landschaft, Urk. von 1231. TcG. 7.
simser s. synserna.
sin s. s% sien.
sinnat^ kennen (nur mit er- und ^o-), sinnats, part. pass, (mit jpo-),
sinna, ich kenne, er kennt (mit po-)^ sinnimai (man würde sinnamai
erwarten) wir kennen (mit er-, pO'\ sinnat% ihr kennet (mit er-).
(litt zinaü^ zinöti, lett. sinnaht^ kslav. znajq^ snati^ russ. znäju,
0nat\ poln. mam, znac^ sanskr. ^wa, u. s. w.).
— 161 —
sindats, syndens s. sid.
sindaw, szindaw^ sindow (a. L. cindow)^ das Dorf sindau, Ki\ Fisch-
hausen, zu St. Lorenz. AMS, VIL 298.
[sineca] sineco, Meise, Voc. 738. (kslav. sinica, russ. smica, siniczka,
krain. sinica, Meise, blaue Meise, von kslav. sint, russ. sinit, poln.
siny, blau, poln. siniak, siniec, Hohltaube, columba venas).
[singsla] singslo, Teig, Voc. 337.
singur-brast, Name einer Furt an der preuss. polnischen Grenze,
„Stieglitzenfurt", poln. egersk; CdP. IIL 61. 62; vgl. AMS, IV.
154. VIL 311; s. singuris, hrast.
singuris, Stieglitz, Voc. 734 (lett. ziglis?)
sins, sents, part, praes. von as; s. emprtki-sins.
synserna, synserne, synsernus, sinser, zinser, simser lacus et fluvius.
MhW. L IL
sinthen, sinthyn, civitas, erstere Form auf einem Siegel von 1440 bei
Vossberg S. 48, letztere AMS. X. 80, die Stadt Zinten.
sirahlan s. sirapUs.
Siran, syran, acc, siras, gen., siru, dat., sirans, acc. pl., Herz, JEnch.
33. 44. 61. 82., im Voc. seyr, s. d. und Pauli Beitr. VIL 206 (das
preuss. hat das radicale d am Ende eingebüsst, vgl. litt, szirdls, lett.
sirds, kslav. sr^dtce, russ. serdce, poln. serce, böhm. srdce, sanskr.
hrid); vgl. sirisku.
siraplis, nom., Foc.^524., sirdblan, acc, Ench. 16., Silber (kslav.
srebro, russ. serebrb, poln. srebro, böhm. strjbro; mehr verschoben
ist litt, siddbras, lett. sudrabs, goth. silubr, ahd. silapar, silupar).
sirbe-lauk campus, MhW. IL
sirge, sirguna, sirgune, sirgun, der Fluss Sorge, der von Süden in
den Drausen fällt. Dusb. LLL 11. 143. 145. CdP. IL 25.
sir^is (hengest) wahrscheinlich Wallach, Voc. 430, wohl mit dem
Nebenbegriff des stattlichen Reitpferdes (litt, zlrgas, Reitpferd, lett.
sirgs, Pferd), s. AMS. IV. 681. flgg., VIL 587. VIIL 697,
Syrien s. schiigen.
sirisku, adv., herzlich, von Herzen, Ench. 24.; s. siraw.
sirmen (sirmenes). Die Landesordnung des Hochm. Conrad von
Erlichshausen, JKR. L. Anh. 293., fährt, nachdem sie sich aus-
führlich gegen den bei Hochzeiten und Kindelbieren (Tauffesten)
der Bürger und Bauern üblichen Luxus ausgesprochen, also fort:
Ltem czu den sirmen, dy die prewsen pflegen czu holden (Jac;
trinken) sal ufs hogeste nicht mehr denne eyne tonne bier getrunken
' werden etc. Was könnte nach den Hochzeits- und Kindtaufsgelagen
noch für eine andere Schmauserei in Betracht gezogen werden, als
die allgemein üblichen Leichen- oder Begräbnissmähler; diese
Leichenmähler heissen litt, szermens, szermenys, szermenes und es
wird demnach die Bedeutung der preuss. sirmen als Begrab niss-
Nesselmann, Thesaurus. H
— 162 —
mäh 1er wohl unwiderleglich bestätigt, auch der noch heute bei den
deutschen Bewohnern der Provinz allgemein übliche Provincialismus
zarniy zerm, für Begräbnissschmaus findet darin seine genügende
Erklärung; s. AMS. VIIL 72.
sirmes, Lauge, Badewasser, Voc. 554. (litt, szdr^nas, \eit sahrms).
syrriGj Korn, Samenkorn, Voc. 278. (kslav. zruno, zrtno, russ.
0emb, poln. siarno, böhm. zrno).
sirnis s. sirwis.
sirsdau, praep. c. dat., unter, inter; sirsdau noumans^ unter uns,
Ench. 20; ausser, neben, 43. s. Bopp S. 27. 55.
sirsilis, Horniss, vespa crabro, Voc. 790. {\^it. sirsis,\i^\2iS. szriszeni,
szruszent, srüszent, russ. szerszen\ poln. siersze'h, böhm. srssen,
dass. ; litt, szirszlys, szirszys, Wespe).
syrwe, sirwis, aqua, Nebenfluss der Weeske. CdF. IL 41. MhW. I.
sirmnthen, syrwentin, sirwind, serioynte, fluvius, lacus, CdF. IV. 186.
MhW. II. AMS. III. 645., s. das vor. und pa-ssertvinte.
sirwis^ Reh, Voc. 653; alle verwandten Sprachen empfehlen die Cor-
rectur in sirnis, obgleich in der Handschrift sirtois ganz deutlich
dasteht (kslav. sruna, srtna, russ. sernä, poln. sarna, sarn, böhm.
srna, srn, serb. sorna, litt, lett süma).
sis s. schis.
sywan, grau, Voc, 461. (litt, szywas, schimmelfarbig von Pferden,
kslav. siwu, russ. siwy'i, poln. siwy, grau).
schahbcl, schabhel-höhne , Prov. Gartenbohne, die sich an hohen
Stangen emporrankt; der Name ist von der Gestalt der Hülse dieser
Bohne hergenommen, und entspricht dem deutschen Schwertbohne,
Säbelbohne (poln. szdbla, russ. säblja, kslav. sahlja, lett, schahlis,
litt, szöble, Säbel). Hennig 222.
scdbre, Zärthe, ist wohl richtiger seabre s. d. zu lesen.
scabs, Schöps, Voc. 680; es steht daselbst ganz deutlich, aber den-
noch fehlerhaft, stabs ; noch richtiger wäre scaps zu schreiben (kslav.
shoptcX, russ. skopec, Eunuch, poln. sJcqp, böhm. skqpec, litt, szkäpas,
Schöps, aus den slav. Sprachen auch ins deutsche übergetreten, mhd.
scopez^ etc., von kslav. skopiti, russ. skoptf, skopljäf, castriren) s.
AMS. VI 317. und vgl. Burda Beitr. VI. 400.
schai, adv., hier, Ench, 82.; s. Bopp S. 26. — S. auch scJmi als
nom* pl. von schis.
schakune, schakaune, nom. viri, NPBl. a. F. IV. 369. VI. 174., daher
Vorwerk schakunen. Kr. Heiligenbeil und ein gleichn. Dorf im Kr.
Heidekrug, und mit der litt. Diminutivendung schakunehlen , Kr.
Darkehmen; dagegen gehört der Name schakcn (ebend. IV. 369)
entschieden nicht hierher, denn abgesehen von der fehlenden Endung
-unen, -aunen lautet dieser Name in den Urkunden des 13. und
14. Jahrh. schoken, schokin s. d.
— 163 —
scalenix (vorlouf), Vorläufer, Jagdhund, der die Spur des Wildes
aufsucht und die andern Hunde führt, Voc. 702. (litt, skällkas,
Jagdhund, der beim Jagen bellt, von skdlyti^ anschlagen, v. Hunde).
shallisnan^ acc, Pflicht, Ench. 74. 75. s. skellänts,
scalowia, scalovia, die Landschaft Schalauen Dusb, IIL 3. 180, in
einer Urk. von 1231 scalwo (sollte nicht scalow zu lesen sein?)
TcG. 8. nach Voigt Gesch. Pr. 11. 204. Anm.
[scaltmena] scaltmcno^ Wie dewal, ist wohl besser sealtmena s. d. zu lesen.
scalus, Kinn, Voc. 99. (vgl. kslav. czeljusti, russ. czdjust\ poln. czelmc,
Kinnbacken); vgl. Pierson VH. 588.
schan, schans s. schis. — sclmn für stan^ Kat L, s. sta.
schan bhe stwen^ hie und da, Ench, 35. s. Bopp S. 26.
[skandin4^ ersäufen] nur mit au-; skandinnons, psiri.SLCt.^ skandints,
part, pass.; vgl. skiend.
skandinsnan s. ati-skandinsnan.
scaps s. scabs,
schardanitcn, schardeniten campus, MhW. L; vgl. scherde.
schämig, Frov., fett, gemästet. Hennig 226. (litt, szeriü, szerti,
füttern, nh-szeriu, mästen; vgl. Pierson AMS. VIL 597).
scharnot, Ort in Pomesanien. CdP, IL 11. flgg.
scarpovia^ Dorf scharpau im grossen Werder. TcG, 226.
schatiche, schotiche, schoteke, via, fluvius, MhW, 1,
skatiden, schänden lacm, bei Alienstein. MhW, II,
schaudy-t, schaudv-twei, trauen, (nur mit au-) ; schaude, er traut (mit au),
schaudtsnan s. au-schaudisnan,
schaudiunngs s. aurschaudtwings,
schaut s. aU'Schautins, au-schautentkamans,
schawoth, das heutige Dorf skaiboUcn, Kr. Allenstein. TcG, 153.
skawra Gr,, skewre, Voc, 685, Sau, wahrscheinlich von der Unreihig-
keit benannt; (kslav. skwara, skwarü, skwrüna, tmss, skwerna, poln.
skivara, böhm. serb. skwar, Schmutz, Unreinigkeit, kslav. skwrüniti^
russ. skwermf, verunreinigen).
scawr-lauck, TcG, 2 1 7. Dorf im Kr. Darkehnen, heute skirlacken, „Saufeld."
schaustem s, sausten,
scebelis, Haar, Voc. 69; vgl. Burda Beitr. VI. 402. Neumann liest
stebelis und vergleicht u. a. russ. stebeF, Stengel, Federkiel, böhm.
steblo, Halm.
skelanxtis, Splitter, ist wahrscheinlich zu lesen für spelanxtis, Voc,
642. (litt, skeliü, skelti, spalten, skalä^ Splitter, skalal, feine lange
Kiensplitter, die als Leuchten dienen, lett. schkellu, schkelt, spalten,
skalla, skals, Kienleuchte.)
skcllänts, schkellants, nom. sg., skelläntei, skelläntai, nom. pl., schul-
dig, Ench. 10. 14. 33. 35. 52. 55.; idAseh eo\\s\xmvi: jous skcllänts
astai, ihr seid schuldig, verpflichtet 55. s. sJcallisnan.
11*
— 164 —
sehen s. sehis.
seherde, sherde, zwei Orte in Samland. ANS. VIL 297, 308. 317.;
vgl. sehardaniten.
skerptus, Rüster, ulmus campestris, Voc. 626. (litt, skirpsttis, Roth-
buche).
sJcetvre^ Sau, Voe. 685. s. shawra.
[skv-ty aufstehen, nur mit eW\ skiuns, shians, part, act., sMsai, 2. sg.
praes., sktmai, 1. pl. praes.
sehian s. sehis und Bopp S. 26.
sehlber (seh = z) Prov.^ Leuchtspan (litt, zibur^s).
sehien, adv. hier, Eneh. 21. 88., s. Bopp S. 26. — s. auch sehis.
[skiend, Wurzel, ersaufen] skiendlai, opt., er ersaufe (mit aw-) (litt.
skqstü, skendait, skqsti, versinken, ertrinken, skandinti, skandyti, er-
säufen) s. skandint.
sehilgen, sehilien eampus^ auch Syrien geschrieben, MhW. L; nach
TeG. 18. identisch mit dem folg.
sehilieine, das heutige Dorf sehilgehnen bei Braunsberg. NPBl. a. F.
XI, 294. vgl. slinia.
sehimke (seh = z)y Prov.^ polnischer Witinnen- oder Flossknecht;
vgl. witinne\ (wahrscheinlich haben diese Leute hier im fremden
Lande sich gegenseitig ziemki^ Landsleute, angeredet, woraus die
hiesigen der poln. Sprache unkundigen Einwohner das Wort zimM
gemacht und dieses irrthümlich als Standesbezeichnung gebraucht
haben; poln. ziemek, ziomek, russ. zemljäk, litt, zeminlnkas, Lands-
mann).
schinewite, sehinewiten campus, locus CdP, IL 36. flgg. 49. TeG.
124. 125.
sdnkis, Schenkbier, Halbbier, Voe. 388. (litt, skinkis).
schirke, Prov., die Hausgrylle, das Heimchen. Hennig 243. (litt.
zirke, lett. zirzens, poln. swierez, swierezyk, swierszcz, swirk, smerk,
böhm. cwrcek, russ. swerezbk; den Ton des Thieres bezeichnen die
Verba litt, ezlrszkia, czirkszti, lett. tsehirksteht); provinciel wird
schirke auch als Bezeichnung eines kleinen schwächlichen Menschen ,
gebraucht. Pierson VHL 367.
sehis, nom. sg., Eneh. 41. 81. 82. (Kat IL sis); schin, schien, sehen,
sehian, sehan, sien, acc. sg. , 20. 21. 22. 45. 46. 66. 85 und oft;
schieise, schieison, sehisses, schissai, gen. sg., 14. 78. 89., schismu,
sehisman (?), dat. sg., 80. 89. 95. — scha% nom. pl., 42.; schins,
sehiens, schans, acc. pl., 11. 12. 44. 49., pron. demonst., dieser
(litt, szis, lett. sehis).
skisenna s. at-skisenna.
schisehke^ Prov., Tann- oder Fichtenzapfen, (poln. szyszka, russ.
szlszka, böhm. ssysska, litt, ezyszka, ezeczkä).
skisnan s. et-skisnan.
— 165 —
skystan, ace, skystai, adv., rein, keusch, Ench. 6. 20. 91. (lett.
schkihsts, litt, cispstas, kystas, kslav. c^istU, russ. csisty'i, rein, litt.
skystdSy dünn, klar, vom Bier.)
[skystifir-t, reinigen] skystinnons, part, act., ast, er hat gereinigt,
Ench. 69., skyst-ints, part. pass, (rait wi-) s. d.
skistiskan, acc, Reinigkeit, Ench. 31.; im Texte steht skistieskan
wohl als Drckf.
«ii^ßw lacus major et minor. CdP, IV. 186. MhW. IIL 29. 67.
scMwe, Prov., Teller (litt, szywe, um Memel sky we, Teller, kslav.
S0iwa, concha, wohl das Urbild des Tellers); wo man Scheibe für
schtwe in der Bedeutung Teller braucht, ist es eine aus Missver-
ständniss vorgenommene Verhochdeutschung, indem man scMwe für
plattdeutsch hielt.
schlait 1) conj., sondern. Ench. 2. 3. 4. 16. und oft. (Kat. I. sclait,
Kat. IL slait). — 2) praep., ohne 14. 22. 23. 67. 88., einmal slait,
80.; vgl. sklaitin4.
schkläitewingiskan, acc, sonderlich, Ench. 80; vgl. sklaüin-t.
sklaitin-t, scheiden, Ench. 75; sklaitints, part. pass, (rait is-), ge-
schieden. (Es scheint den Wörtern mit der Stammsylbe sklait,
schlait ein arger Germanismus von Seiten des Uebersetzers zu Grunde
zu liegen, zu welchem er durch die Klangähnlichkeit der deutschen
Wörter sonder, sondern, sonst verleitet worden ist; man vergleiche
schlait, schlaits, conj. sondern, praep., ohne, sonder, schklaits^
adv., sonst, sonderlich, schlaitiskai^ adv. insonderheit, be-
sonders, sklaitint, verb, scheiden, sondern). Uebrigens ist die
Wurzel von sklaitint wohl in dem litt, skeliü, skelti, spalten, zu suchen.
sklaitinsnan, acc, Abschnitt, Capitel, Ench. 68.
schläitiskan^ acc, mit und ohne en, schlaitiskai, slAw.^ insonderheit,
besonders, Ench. 35. 36. 37; vgl. sklaitin-t.
schlaits, conj., sondern, Ench. 5. 7. 8. 9. und oft; praep., ohne
20. ausser, nisi, 54. vgl. schlait, sklaitin-t.
schklaits, adv., sonst, Ench. 80; sonderlich. 52. s. sklaitin-t.
schkläits, nora., schlecht Ench. 28 (durch Metathesis litt, sdektas^
lett. slikts^ schlecht).
Schlampern, Prov., im Kothe nachlässig gehen, so dass man sich die
Kleider besudelt (lett. schlampoht^ auch schlimpu schlampu eet, dass.,
schlampa^ Einer, der so im Kothe geht; litt, szlaplis, feucht, nass,
szlampu, szläpti, nass werden, klampöti, im Sumpfe waten, klimpstli,
kVimpti, in weichem Boden einsinken).
sclode, sclodo, nom. viri, Busl. III. 84. 101. NPBl. a. F. IV. 369.
VI 173., daher das Gut schlodien.
schlorre, Prov.^ niedergetretener Schuh, Pantoffel (litt. szlüre)\ da-
von schlorren (Hen n ig 234. 236. schlarren), mit niedergetretenen
Schuhen, sodass der Schuh nicht an der Ferse haftet, denBoden schleifen.
— 166 —
sclunie, sclunien, sclunyen villa, territorium in Natangen, das heutige
Gut Kalgen bei Königsberg. Dusb. III. 25. 98. 262. (in der altern
Ausg. steht sclume, sclunien); NPBl. a. F. IV, 34 liest sl(mien\
vgl. calige. Nach Bush. 98. war sclunie der zu seiner Zeit, calige der
früherhin übliche Name (quondam calige dicta); der letztere hat
heute den ersteren wieder verdrängt.
schlüsi-twei, dienen, Ench. 14., schlüsiuns, part. act. (mit per-)',
schlüsi, ich diene, 35., schlüsimai, wir dienen, 4. (auch mit per),
schlüsiti, ihr dienet, 61; schlüsilai, opt., ich diene, 16; er diene, 86;
— es scheint im preuss. wie in den verwandten Sprachen auch die
Nebenform sluschit, slusit in Gebrauch gewesen zu sein, wie aus
slusym, sluszen erhellt; (litt, slü^yti und S2?wly^i, kslav. sZwIiW, russ.
sluz\t\ poln. sluzic, dienen, sämmtlich von der altern Form litt.
slüga^ kslav. sluga, russ. slugä^ Diener) s. slusym und die folgg.
schlüsien, acc., Dienst. Ench. 61.
schlüsingisku, adv., dienstlich, dienstwillig, Ench. 9.
schlüsinikai s. schlüsnikan.
schlusisnas, gen., Dienst, Ench. 51 ; s. üMch per-schlüsisnan.
schlüsnikai, nom. sg., schlusnikin, acc, Dienerin. Ench. 54. 84.
schlüsnikan.^ acc. sg., schlüsinikai^ nom. pl, Diener. I^nch. 55. 84.
schnewe, Prov., Kunde, Witterung; schnewe von etwas kriegen,
etwas verlauten hören, von einer Sache Wind oder Witterung be-
kommen (wohl zu preuss. sinnat^ litt, zinöti, lett. sinnaht, slav. znati,
mat\ wissen, kennen, poln. snawca, Kenner).
schnitke, Prov. in Natangen, Eunkelrübensuppe (etwa zu russ.
snit, poln. snitka, aegopodium?)
schöbe lacus. CdP. IV. 186. MhW III 29* 67.
scoberwis^ Hagebuche, Voc. 594. (in der Handschrift steht stobertvis^
aber vgl. das folg., und litt, skroblüs^ skrobla mit Verschiebung des
r und 6) Pierson VHI. 364.
scobrow, Dorf schaberau. Kr. Wehlau. TcG. 212.
schoken, schokin, scoken, schokim, Kirchdorf und ehemaliges Kammeramt
Schaken im Kr. Königsberg. Dusb, III 6.101 . AMS. VII 304.307. X.82.
schokis. Gras, Voc. 283. (litt. S0Üka, Heuhaufen, oder szekas, lett.
sehks, Sehka, Grünfutter?).
scoldo, nom. viri, Dusb, III, 318; isiher skolden, TcG, 211, Gut und
Dorf schallen Kr. Wehlau.
skollit s. skulit.
scholithen, das Kirchdorf schölitt oder schlitt Kr. Heilsberg. TcG. 153.
scolwa ist vielleicht zu lesen für stolwa, s. d.
\sc(yrda'\ scordo (swarte)^ Kopfhaut, Voc. 71. (in der Handschrift steht
stordo^ aber vgl. litt, skura, kslav. poln. skora. Haut, Fell, russ.
skomjäk, poln. skornik, Gerber); vgl. Pierson VUI. 364.
scorpen, Gut in Pomesanien. CdP. II. 23.
— 167 —
[schostra] schostro, Schwester, Gr. (zunächst an kslav. sestra, russ.
sesträ, böhm. sestra^ poln. siostra anklingend) ; s. swestra.
schotte, Prov.j Hausir er, Krämer, der mit seinen Waaren die Jahr-
märkte in den kleinen Städten besucht. Hennig 244; der Ausdruck
ist' in derselben Bedeutung auch in einigen ehemals von Slaven
bewohnten Gegenden Deutschlands, z. B. in der Neumark verbreitet.
An die Bewohner des Dorfes Schottland bei Danzig, die Hen nig
zur Erklärung des Ausdrucks schotten heranzieht, ist natürlich nicht
zu denken, vielmehr wäre das umgekehrte Verhältniss denkbar, dass
nämlich das Dorf nach zahlreich dort ansässigen Krämern, schotten,
benannt worden sei; auch im Kreise Königsberg, bei Neuhausen,
giebt es ein Etablissement Schottland, und an der Weichsel im Kr.
Marienburg, desgl. im Kr. Kulm einen schottenkrug ; dem preuss.
deutschen Namen schott-land entspricht dem Sinne nach ziemlich
genau der litt. Ortname smt-laukei d. i. schaten- oder schotten-feld;
es heisst nämlich auch litt, smtas ein Hausirer, wandernder Krämer ;
vgl. damit russ. smtäjus, szatäVsja, umherlaufen, sich umhertreiben,
szatün, ein Umtreiber, Vagabund, neuslov. szetati sc, ambulare,
szetowati, festinare; vielleicht ist auch in Betracht zu ziehen der
Name schatiche^ schotiche, schotihe s. d., der theils als via, theils
als fluvius bezeichnet wird, so wie der Name des Flusses schhot bei
Soldau, Hennenb. H. 20. Allerdings sind zur Ordenszeit Männer
aller handeltreibenden Nationen, darunter auch Schottländer, nach
Preussen gekommen, s. Hirsch Handelsgesch. 230., es ist aber doch
wenig ersichtlich, was die Preussen veranlasst haben könnte, unter
all diesen gerade den Namen der Schotten sich herauszulangen, um
damit die hausirenden Krämer zu bezeichnen.
schotiche, schotike s. schotiche,
schpand s. spand.
schpart s. spart
scrando, schrande, nom. viri, Bush. HL 23. NPBl, a. F. VI. 173.,
daher Scrandonis mons, ubi propugnaculum, Dush. l. l., deutsch
schrandynberg genannt, das heutige Gut schrangenberg bei Balga,
Kr. Heiligenbeil; desgl. Gut und Dorf schrand-keim, heute schrank-
heim im Kr. Rastenburg. (Die Hartknochsche Ausg. des Dusburg
hat Strandonis,)
skrcmpurt, s. sen-skrempusnan, Runzel (litt, skrebe, Krempe am Hut.)
Pierson VH. 590.
skresitzt s. das folg.
[scrtsi-t, kreuzigen] skrtsits, scrysits, part, pass, gekreuzigt, Ench.
15. 91. (Kat L scrisits, Kot. IL skresitzt),
scrtsin, skrysin, scrysien^ acc, Kreuz, Ench. 45. 47. 71.
scritayle (volge) Radfelge, Voc. 296 (litt, skrttas, skrytis, Felge,
skrite, skritulys, Kreis, lett. skrittulis, Rad).
— 168 —
scrodowegis, scrodowisge, nom. loci AMS. FJJ. 305. 315. {si,L.stredewegis
wohl fehlerhaft) ; der zweite Theil wisge ist vielleicht gleich weysigis
s. d.; vgl. Pierson VII. 601.
scroyte, nom. viri, NPJBl. 3. F. F. 300, daher wohl das Gut schreit-
lacken Kr. Fischhausen, und Dorf schreit-lauken Kr. Tilsit.
scrope, schrope campus MhW. L
scrundoSy scrundus, Schere, Voc. 469. 558, vielleicht eines Stammes
mit dem folg.
scrutele (Schröter), Schneider, Zuschneider, Voc. 473. (\ett skroh-
dalis, skrohderis, Schneider, litt, skrodyti, schnitzen, wohl Germanismen,
ahd. scrotan, mhd. schroten, schneiden).
schouhi, scowhy, scouby, nom. loci, AMS, VIL 306.
sküdan, schküdan, acc, Schaden, Ench, 5. 34. 35. 36. 46. (poln.
sskoda, davon litt, iszkadä, lett. skahde, sämmtlich German.).
schude, nom. viri, NPBl. 3. F, F. 301; daher vielleicht die Dörfer
schttdden, schitdienen, schitdeiken, Kr. Tilsit, schttdischken Kr. Dar-
kehmen, skudainen Kr. Neidenburg, und das folg.
scndithen^ skuditin, nom. loci, CdP. IL 82. MhW. L, heute schuditten
Kr. Fischhausen; s. d. vor.
skuli't, skult'ton, ermahnen (mit po-, pa-), skule, skölle, Lsg. praes.
(mit pa-)^ skuleis, imp. sg. (mit jjö-), skulewie s. unter po-skuUt
(litt, skölyti, pa-skölyti, um eine Schuld mahnen).
sculpain campus, MhW, IL
[schumsna] schwmeno, Draht, Pechdraht des Schuhmachers, Voc,
507. (litt, siuwu, siüti, lett. schuju, schuht, kslav. sziwq, sziti, russ.
sz'ju, sziV, poln. szyjg, szyc, nähen).
schumpiten campus, MhW.
skuna, Swein, Gr. (wohl Schreibfehler für Scheune, litt, sküne,
lett. schkunis, kassub. skunia; auch hat ja Gr. den anderweitigen
Ausdruck skawra für Sau).
scAi«pHwe,Pröi;._, Haar schöpf, bes. am Vorderkopf, Stirnschopf; (litt.
czupryna, czupri^nas, poln. cmpryna, russ. cmprün, dass., poln. czuh,
.Schopf, Federbusch, lett. tschuppis, zuppis, Zopf).
scurhenite campus. MhW. IL
scurdis, Bicke oder Haue im Mühlwerk, das Getriebe, welches den
oberen Mühlstein, den Läufer, in Bewegung setzt, Voc. 324. (in der
Handschrift steht zwar sturdis, aber vgl. böhm. o-skrd, poln. oskard,
Mühleisen, Bicke, Spitzhammer, kslav. o-skrUdU, instrumentum lapicidae)
Burda Beitr. VI. 401.
schürek, Prov., der Fliegenschnäpper, muscicapa grisola (etwa scherz-
hafte Benennung von poln. smrek. Schelmchen?).
[sci*^] scuto, Gr., schuttmn, Voc. 496, Zwirn; vgl. das zu schumena
Beigebrachte; Suffix -tuun gleich litt, -tuwas, das, womit man näht.
— 169 —
schuwikis (schuwert)^ Schuhmacher, Foe. 496 (\itt. siuwtkas, Nähter,
Schneider); vgl. schumena, scuta.
schwaigstint s. swaigstint,
schwente, schwentehn s. swint-s.
slayx, Regenwurm, Voc. 785. (litt, sl'ekas, lett. sleeka).
slait s. schlait
[slaja] slayo, Schlitten, Voc. 307. (litt, szldjos, plur. zu dem un-
gebräuchlichen sg. szlaja)^ s. das folg.
[slajan] slayan, Schlittenkufe, Foe. 309; ich halte slaja xmA slajan
für nom. u. ace. desselben Wortes; vgl. indess Pauli Beitr. VII. 165.
[slangal slango, Gebiss am Zaum, Voc. 452.
slanke, grosse Schnepfe, scolopax totanus, Voc. 754. (litt, slanka,
lett. slohka, böhm. sluka, slunka, zluka, poln. slomka, Schnepfe).
slaune (arme)^ Deichselarm an der Vorderachse des Wagens, Voc.
300. s. das folg.
slaunis (dy), Schenkel, Oberschenkel, Voc. 139 (litt, sdaunis
vereinigt die Bedeutungen der beiden preuss. Wörter slaiine und
slaunis in sich, Schenkel und Deichselarm; der preuss. und litt.
Ausdruck Schenkel für Deichselarm fasst die Deichsel unter dem
Bilde eines mit ausgespreizten Beinen, der deutsche Ausdruck Arme
unter dem Bilde eines mit den über den Kopf ausgestreckten Armen
der Vorderachse zugekehrten Mannes auf; sonst vgl. noch lett.
slauna^ sanskr. ^roni, Hüfte).
slenke-lawken, -lawkin, Dorfname. CdP. III. 261. MhW. IL 526.
slidenikis, Lei th und, Voc. 701., der Hund, der am Seile geführt die
Fährte des Wildes aufsucht; (vgl. kslav. sljedu, russ. sljed, poln. slad,
Spur, böhm. sied, lett. sleede, Geleise, kslav. sljediti^ poln. sledzic,
spüren, der Spur nachgehen, russ. sljedowaf, folgen; böhm. slidnik,
illyr. sljednik, Spürhund). Burda Beitr. VI. 400.
slinia, slinie, Ort im Ermlande, NPJBl. a. F. X. 223. TcG. 17., identisch
mit schüien, schilieine, heute schilgehnen?
slywaytos, pl., Pflaumen, Voc. 619. (litt, slywa, kslav. russ. poln.
böhm. sliwa, magy. szilva).
sloiote, sluiuthe, nom. viri, NPJBl. a. F. IV. 369. VI 173., 3. F. V.
300, daher Gut schloiitten, Kr. Preuss. Holland.
[sloja] sloyo, Unschlitt, Talg, Voc. 379, mit vorgeschlagenem s,
wie spoayno, spinken, (litt. Idjus, kslav. loü, poln. loy).
sluiuthe s. sloiote.
slusym, slusini, slusem, sluszen^ Dienstgeld, in den alten Zinsregistern
eine Abgabe, die wahrscheinlich für Kriegszwecke bestimmt war,
Toppen AMS. IV. 150. 151. s. scldüsit.
smaide-garis, smayde-garis, smayde-^arie, smaidi-garis mons, locus
AMS, VII. 306. 309.
— 170 —
smerlingis, Schmerle, cobitis barbatula, Voc, 568. (litt s^nierle, beides
German.).
smiden villa, CdP. IL 51. GDK L 62., etwa Dorf schmidehnen Kr.
Königsberg.
[smicuta] smicuto, Schwalbe, Voc, 740.
smytenen granicz MhW, I; NPBl. VIIL 344. 354., identisch rait
sunteynen s. d.
smmjf Mann, Voc. 187. (litt, zmo-gus, veralteter nom. zmu von dem
Stamme imon, wozu pi. zmones) s. das folg. u. Pauli Beitr. VII. 165.
smonenawins, Mensch, Voc. 67., der Form nach acc.pl., aber woher
das -aw vor der Endung? fragt Pott; vgl. smuni, smunents, smoy.
smordfe, Faulbaum, sambucus ebulus oder rhamnus frangula, Voc. 612.
(litt, smlrdas, lett. smirdums, Gestank, davon litt. smirdeU, Attich,
sambucus ebulus).
smorde, lacm, fluvius bei Osterode. MhW. I.
smünenisku, dat., menschlich, Ench. 57. s. smunents.
smunents, smunets, nom. sg., smuncntin, smunentien, smunentinan (?)
acc. sg., smunentinSy smunentinans (?) acc. pl., Mensch, Emh. 16,
23. 31. 56. 61. 65. 68. 73. 75; die Formen smunentinan 68. und
smunentinans 65. sind verdächtig; (litt. pl. gmönes) vgl. smoy,
smonenamns.
smüni, Person, Ench. 62: niaina endirisna steison smüni, kein An-
sehen der Person, wo smüni wohl Drckf. für smünin, Accusativform
hinter dem Gen. des Pronomens steison, ist; Bopp S. 37. will auch
smüni in smünin corrigiren, dieses aber als gen. pl. auffassen; s. das
vor. und sm^menawins.
smünin, acc, Ehre. Ench. 4. s. das folg.
smunin-t, ehren, Ench. 4. (Kat. I. somonen-twey, Kat. II. smunin-twey)\
smuninais, imp. sg., ehre. 60.
[snaygas] snaygis, Schnee, Voc. 55 (litt, snegas, lett. sneegs, kslav.
snjegu, russ. snjeg, poln. snieg, böhm. snih\ s. das folg.
[sneka] sneko, Schnee, 6rr., s. d. vor.
snoxtis, Rotz, Voc. 88. (litt, snöksdi, sznökszti, lett. schnuhkt, schnaukt,
schnauben). Pott Beitr. VI. 116. Pauli ebend. 424.
snotin, schnoten, Ortname in Samland, Urk. von 1330, in Verbindung
mit wycow genannt, ÄMS. VIL 295. (Toppen NPJBl. X. 167.
liest gnotin und deutet dieses auf das Gut quanditten).
soakis, Grasemücke, Voc. 750.
soalis, Kraut, Kraut icht, Voc. 293., nom. zu dem acc. salin, s. d.;
vgl. indess Pauli Beitr. VI. 426. VII. 191.
soanxti, Funke, Voc. 35.
sodere s. sudere.
sod-lawken, Dorfname. CdP. IIL 161. MhW. IL 525.
sogatytin, Dorfname. CdP. IIL 162. MhW. IL 527.
— 171 —
soysim, Urk. 1268. TcG, 8. 11. die Landschaft sassen.
soldov,soldowe,StSidt SoldsiU. MhWIL 519. Vossberg, Münzen S. 47.
soles s. pa-ssoles,
solidow, territorium Natangiae bei Kreuzburg, DusK IIL 130, solido,
szolldaw, AMS. IX, 493. 494. Dorf sollau TcG, 19.
solyo, cimeterium prutenicum, MhW, L
solkin fluvius. MhW. L
solov, solowe, mlavia insula, MhW, I,
solfhe, Wecke, ein Gebäck, Voc. 344. (litt, saidus, süss, saldene,
saldyne, süsses Gebäck?) Pierson VII. 588.
somonen-twey s. smunint,
sonipismis oder sompisnus, grobes Brot, Voc. 340; die Handschrift
hat wahrscheinlich -smis, das i-Zeichen ist aber sehr undeutlich.
somukis, Seh loss zum Verschliessen, Voc, 537. (kslav. mmuku, russ.
zambky poln. böhm. mmek),
sonditten, das Gut sanditten, Kr. Wehlau. TcG. 212.
songos, Hund, Gr,, s. sunis,
Sonicken villa, GDK, I, 62., das Gut sonnigkeim (zonkeim)Kx, Königsberg.
sons s. pa-ssons u. soun-s,
sont-laux s. sanUlauks.
sorhoum, NPJBl. a, F, XL 289., Gut im Kr. Rössel, heute sauerbaum
oder Sorben, auch als Name des ehemaligen Besitzers gebraucht.
sorgalion, eine in dem alten Zinsregister von Rastenburg (Grosses Zins-
buch p. 215. 218) vorkommende Abgabe, s. Toppen ÄMS. IV.
151, wahrscheinlich identisch mit dem sehr häufig genannten wart-
gelde, s. Grosses Zinsbuch p. 27. 195 u. oft, CdP. III, 170 AMS,
IV. 513., wofür gelegentlich einmal CdP. IL 89. AM8, IX. 324
der Ausdruck wartloh vorkommt; in latein. Urkunden wechseln die
liisimexi pecunie cmtodiales, CdP. III, \Q^.^ pecunia custodialis, MhW,
IL 33., custodialia, custodiales, MhW, I, 590. GDK. I. 142., CdP.
LH, 1,, pecunia pro custodia terrae, CdP. LL. 127. GDK. L 73.,
sodsiiin precium vigilum, MhW, II, 252., predum speculatorum, CdP.
IL 84., predum custodum seu speculatorum terre, ib. p. 80; die. drei
letztangeführten lateinischen Ausdrücke entsprechen genau dem
deutschen tvart-lon, und ebenso dem preuss. sorg-alion, welches ich
für eine Zusammensetzung halte aus sarg-s, Wächter, Hüter, Wart,
und alga, Lohn, in der im preuss. vorzugsweise beliebten Accusativ-
' endung algan, also sarg-algan, Wartlohn d. i. Lohn für die Grenz-
wärter ; über den Wechsel von g und j oder i vgl. garge, saligan,
wargien, algemin, sursieynis.
sorx s. api-sorx.
sorsegeyns s. sursieynis.
sortex, sorteyke, zurtheke fluvius MhW, LL,
sortis, zu litt, zeriü, zerti, preuss. sari, s. pa-ssortes.
— 172 —
[sosta] sosto, Bank, Voc. 218. (litt, söstas, Sitz, Stuhl).
soweten silva, CdP. IL 36.
sowits locus, CdP. IL 170.
spagtan, spagtun, acc., spagtas, gen., Bad, Ench, 69. 84. 85; vgl.
specie, sptgsnd.
spalwithen, Dorf spalmUen Kr. Fischhausen, NPBl, 3. F. V. 301.
[spänd] mit ait-: au-schpändimai, wir spannen aus, s. d. (lett. spanda,
das Strick werk, womit man den Pflug spannt); die Schreibung
schpänd für spänd rührt wohl nur daher, dass hier provinciel sp, st
durchweg wie schp, seht gesprochen werden.
spandotte, nom. viri, NPBl. a. F. VI, 174; daher der angebliche Ort-
name spandotten (wo?)
spanga, spangen, spango, spanger, sponge, spongi, lacus, fluvvm, MhW.
I II
spargint lacus, MhW. I.
sparis, Sparren, Voc. 201. (litt, spdras, lett. spahre,)
sparyus, Anger, Dorfanger, Voc. 798. (litt, nu-sparis). Pierson
VII. 588.
sparoyen lacus, MhW. LL.
spart-s, nom., stark, mächtig, Ench. 51., als adv. gebraucht, 73.
(kslav. sporu, russ. spor, poln. böhm. spory, stark, gross, serb.
na-sporiti, augere, sämmtlich ohne t.)
spartin, acc, Kraft, Ench. 18.
spartin-t, stärken (auch mit ^o-), Ench. 83., spartina, spartino (?),
schpartina, er stärkt, stärke, 22. 38. 93.; über schpartina s. spand.
spartisku, dat.. Stärke. Ench. 50.
sparwin, sparwinen, sparwynen, Dorfname. CdP. LLL. 162. MhW. II.
527; Gut sperwienen Kr. Keiligenbeil.
sparmrde camptis, MhW. IL
spaustan (molspille), Mühlwelle, V. 322. (litt, spdudzu^ spdusti,
drücken, pressen, spauda, spaustüwe, Presse, Kelter, Druckwerkzeug);
s. AMS. VL 322. VLL 588. .
specte, Bad, Voc. 555, s. spagtan.
spelanxtis, Splitter, s. shelanxtis.
spenis, Zitze, Brustwarze, Voc, 119. (litt, spends, dass., aber auch
germ., mhd. span, spene, Milch, seh wed. spene Brust, Euter, ahd.
spene-varch, Spanferkel, bi-spenian, ablactare u. s. w.)
spergla-wanag[s], Sperber, Voc. 714; das s am Schlüsse hatte am
Rande der Handschrift nicht mehr Platz; s. spurglis und wanags,
Habicht, so dass spergla-wanags wörtlich der Sperlingshabicht ist,
analog dem litt, mtür-wanagis, Lerchenhabicht, d. i. Sperber; Pott
Beitr. VI. 116. Burda ebend. 400.
speriti campus, MhW. L. 106; vgl. spiritcse,
sperkel s. spirkel.
— 173 —
spertlan, Zehballen, Voc. 150. s. das folg.
sperflen, sich, Prov., sich sträuben durch Entgegenstemmen der
Füsse, gehört wohl zu dem vor.; (vgl. litt, spdrdyti, lett. spdhrdiht,
mit den Füssen schlagen, litt, spiriü, spirti, lett. spert, sich gegen
etwas stemmen, mit den Füssen schlagen.) s. Pierson VII. 588.
VIII. 364.
spigsnä, nom., spigsnan, acc, Bad, Ench. 30; vgl. spagtan, specie,
spingem, Prov., poltern, lärmen, vor Aerger Schlüssel und dergl.
um sich werfen (litt, spengiü, spengti, und spengeti, gellen, klingen).
spinJcen, Prov.^ Sommerflecken, Sommersprossen; (das s ist
vorgeschlagen wie in sloja, spoayna, dann vgl. poln. piega, böhm.
piha, slov. pega, Sommersprosse, kslav. pjegU, varius, pjegota, lepra,
pjegotiwU, leprosus, russ. pjegit, scheckicht.)
spiritcjse campus. MhW. IL vgl. speriti.
spirkel, sperkel, Prov., ganz kleine Speckstückchen, die gebraten als
Zuthat zu mancherlei Speisen, wie zu Klössen, Brei, Erbsen, Kartotfeln
gegeben werden; Hennig 257. (litt, spirgas, poln. szperka, dass.,
litt, spirginti, spürgyti, solche Speckstückchen braten.)
[spoayna] spoayno (gest), Gischt, Schaum von gährenden Getränken,
auch Oberhefe, Voc. 387., mit vorgeschlagenem s, wie sloja,
spinken (kslav. russ. pjena, poln. piana, illyr. pöna, sanskr. phena,
Schaum), s. Pauli Beiträge VI. 429.
sponge, spongi s. spanga.
sporge lactts, MhW. II.
spraude, sprawde campus, MhW, L, das Dorf sprauden Kr. Marien-
werder, wohl zu sprude s. d.
sproyn lacm, MhW. II; Hennenb. IL 21 hat einen Fluss sproy bei
Rössel.
sprock, Name eines Ackerstücks NPJBl. XI. 74.
sprude, nom. viri, NPBl. 3. F. V. 300, daher wohl der Dorfname
spraude^ s. d.
[spurglas] spu/irglis^ Sperling, Voc. 739; in der Form sperglas er-
scheint es in dem Compos, spergla-wanags ; da auch die Ortnamen
sporgeln, sporglen, Kr. Friedland, und sperMienen, Kr. Heiligenbeil,
neben einander vorkommen, so lässt sich über den ursprünglichen
Vocal der Stammsylbe nicht entscheiden.
sta, Demonstrativstamm, davon stas, Ench. 1. 4. 5. 8. und sehr oft,
stes, 52. 83.. nom. sg. m., stä, 30. 32., sta% 20—27 und sehr oft,
nom. sg. f., sta, 1 — 10. 29 und oft, nom. und acc. neutr. — stan,
1—10 und oft, sten, 20. 84. 86., ston 83 {sien 85. shan 75. Drckft.)
acc. sg. m. f. — stesmu, 5. 8. 9. und oft, stessemu, 37., stesma, 45.,
steismu, 14. 27 und öfter, steismo, 63., dat. sg. m. — steisiei^ 84.,
steisei^ 54. 96., steise 57., stessiei 84., stessei 50., stessie 86., dat.
sg. f. — steise% 9. 30. und öfter, steise, 15. 17. und öfter, steisi,
— 174 —
22., steisai, 43 (stetse 39., stdseisai, 50., Drckf.), stessai, 22. 28.
30. 31. 55. 89., stesse 12. 30. unci öfter, gen. sg. m. — steises, 30.
82. stesses, 78., stessies, 88., stessias, 89., gen. sg. f. — steison 39.
53. und oft, steisan^ 83., gen. sg. comm. — stai^ 1. 19. 20. und
oft, nom. pi. — stans, 1. 4. 11 und oft, ace. pi. — steimans, 4.
11. 24. und oft, dat. pi. — stetsons, 44., steison, 23. 24. und oft,
steisan, 82. 85„ steisei 11., steisai, 43., gen. pi. — {stae, nom. sg.
neutr., Kat IL; stasma Kat L, staesmu, Kcd, IL, dat. sg. ; schan
Kat I, sten, Kat, IL, ace. sg.; staey Kat. I IL nom. pi.; staens
Kat. II. ace. pi.), pron. derjenige, diejenige; der, die, das,
auch als bestimmter Artikel. Vgl. stawids, ste, stu, stwi, stwen,
stwendau.
[stä, Verbalwurzel, stehen] stä-t, stä-twei, inf., (mit po-], stäuns, poxt.
act. (mit po-), stänintei, stäninti, dat. sg. part, praes. , als adv. ge-
braucht, stehend, Ench. 45. 47., stänai, 3. praes. und opt., (mit
po-), stäsei, 2. sg. praes. (mit jpo-), stänimai, 1. pl. praes. (mit jpo-),
stäi^ 3. aor. (mit jpo-); vgl. stallit, stattint, (Wurzel sansk. sthaM. s. w.)
[staha-s'] stabis, Stein, Voc. 32. (lett. stabs, Pfosten, Pfeiler?), s. die
folgg., und ausserdem maluna-stahis, gilde-stahs, paiti-stabs, sarguttin-
Stabs, wohl auch stappornen, staporen, Gut im Kr. Fischhausen.
stdba-brast s. stabo-brast.
stabe-lauken, Ortname SrP. IL 677., „Steinfeld", jetzt stablack, Gut
im Kr. Gerdauen, auch giebt's ein Dorf stablachen im Kr. Insterburg.
stabi-goide, stabirgotte villa, MhW. II 246., heute stabigoUen, Dorf
im Kr. Alienstein.
[stabina] stabino, nom. f., steinern, AMS. VII 307. 316., wo stabino
tute in dem einen Codex glossirt wird durch lapideus pons, in dem
andern durch pontem lapidum, letzteres wohl verschrieben für pon-
tem lapideum; s. stabas mit adject. Bildungsendung.
stabni, Ofen, Voc. 221., wohl ebenso von stabis, stäbina abzuleiten,
wie Jcamenis^ s. d., von slav. kament, kamien. Stein.
stabo-brast, stabo-braste, staba-brast vadum, „Steinfurt" AMS. VII. 298.
staboniten, stabonyten, stabuniten CdP, III 160. IV. 9. MhW. L
(campus) II 524., das Dorf stabunken. Kr. Heilsberg.
Stabs, Schöps, Voc. 680., ist scabs, scaps zu lesen.
stadoll, stodbll, Prov., Einfahrt am Dorfkruge, in welcher die Pferde
und Wagen der Reisenden Obdach finden, (litt. stadoU, lett. steddeles,
dass., kslav. stodola, stodolja, stodolu, poln. böhm. stodola,^ ahd.
stadal, Scheune.)
stagis s. porstagis.
stagote, nom. viri, CdP. IL 151. NPBl. 3. F. V. 301; daher Dorf
stagutschen Kr. Insterburg.
staydy (ennitse oder eunitze, nicht cunitse)^ Gabeldeichsel bei dem
Kummetgeschirr, Voc. 311, neben paddis^ Kummet, stehend; (änis.
— 175 —
enz, enzen, in Ober-Sachsen und Franken, die Gabeldeichsel, zu
einnitZj für einmitz, inmitz, mitten inne; s. Frisch I. 667. a.).
staytan, Schild, Voc. 421 (kslav. sztitii, böhm. sstjt, illyr. §tit, russ.
szczit, poln. szczyt).
staJca-mecczeris, Stechmesser, Dolch, Voc. 428; meine frühere
Lesung stuJcormecczeris hat sich bei nochmaliger genauer Prüfung
der Handschrift als irrthümlich erwiesen; nunmehr nach richtiger
Lesung erweist sich das Wort in beiden Theilen als Germanismus.
staclan, stacle, Stütze, Pfeiler, wohl überhaupt Aufrechtstehendes,
Voc, 197 und in panu-staclan s. d. (litt. stäkU, Lissstock an Leiter-
wagen, pl. stdkles, Webegestell, lett. stahlis, Pfahl zum Stützen.)
[stalas] stalls, Voc. 219, nom., stallan, Ench. 49., acc, Tisch (litt, stdlas,
illyr. russ. stol, poln. stol, böhm. stül, Tisch, kslav. stolu^ thronus,
sella, scamnum).
staldis, Stall, Voc. 226 (litt, stäldas, lett. stdllis).
stalli-t, stehen, Ench. 50. (auch mit is-), stalUuns, part, act., tvirst,
er wird stehen, 65., stallä, stallae, stalle, stalli, er steht, sie stehen,
31. 40. 43. 54. 63. 66. 73 (auch mit per-), stallemai, wir stehen,
trachten nach etwas, 9., stalleti, ihr stehet, per din, für ihn ein, 89
(Wurzel sta, sthä) ; s. is-stallit, per-stallit.
stalUsna s. mit per- und emprtki-.
stalUwings s. prei-stalUwings.
stamite, Möwe, larus, Voc. 760.
standis, Stande, Stellfass, Voc. 394. (lett standa.)
stänai, stänimai, stanintei s. std.
stankern nach etwas, Prov., sich eifrig um etwas bemühen, es zu er-
langen trachten (litt, stengiu, stengti, sich anstrengen).
stanko^ nom. viri, CdP. IL 170; daher stanken, Dorf im Kr. Inster-
burg, vielleicht auch stangau Kr. Königsberg.
stanto, nom. viri, Dush. III. 262 ; daher Dorf stantau Kr. Königsberg.
stanu-lonx. Kell er hals, Seidelbast, eine Pflanze, daphne laureola,
Voc. 623; der zweite Theil ist preuss. litt, lunkas^ Bast (russ.
tvoVcze lyks, poln. wilcze lyko, d. i. Wolfsbast); vgl. Pauli Beitr.
vn. 211.
starkis, Zander, Sander, ein Fisch, perca lucioperca, Voc. 564.
(litt, stdrkas, sterkas, sterke, lett. stahrks.)
starstis, Zinn, Voc. 528.
[stattinr-t, stellen] stattinnimai, wir stellen (mit prei-). (Wurzel std,
sthä, vgl. litt, stataü, statyti).
stawtdas, statmds, stawyds, nom., Ench. 27. 28. 31. 42., stawidan, sta-
wydan, acc., 24. 30. 41. 43. 44. 55. 61. 74. 16.^ stawidsmu, statoydsmu,
dat., 19. 30. 37., stawtdans, acc. pl., 12. 42. solcher (Kat I. sta-
— 176 —
weidan, steweydan, Kat IL steweyden^stewidan SiCcneixtY.); zu sta,
wie katoids zu ka.
ste, desto, Ench, 53; vgl. Bopp S. 26.
stebelis, s. scebelis.
steege (schewer)^ Schauer, Remise, überdachter Raum zum Unter-
bringen der Wagen und sonstigen Ackergeräthe, Voc. 235 ; ich hatte
bei der Ausg. des Voc. schewer als Scheuer, synonym mit Scheune,
gedeutet, aber wohl unrichtig ; ew kommt in den deutschen Wörtern
des Voc. öfters als Aequivalent für hochd. au vor; s. unter wissam-
bars; demnach passt, was ich ÄMS. VI. 322 über scheune und
schetier angeführt habe, wenn es auch sonst richtig ist, nicht hier-
her; (vgl. litt. st'egt% ein Dach decken, und zum deutschen mhd.
schiure, Obdach gegen böse Witterung). Auf dieses steege stützt
sich vielleicht der öfters vorkommende Güter- u. Dorfname steegen.
steinhuthe, nom. viri, KPBl. a. F, VL 174; daher Dorf steinboUen
Kr. Braunsberg.
steinegatide, nom. viri, NPBL 3. F. V. 299. 302; daher stenegavden,
NFBl. a. F. IV. 369., Ortname, ob aber identisch mit dem heu-
tigen Gut steenken, s. d. folg., dürfte zweifelhaft sein.
steinicke, nom. viri, KPBl a. F. VL 173, daher das Gut steenken
Kr. Labiau; s. das vor.
steipata, stoypota, steupat, steypts, Namen verschiedener quelliger
sumpfiger Gegenden ; steipata, stoypota palus, AMS. VII. 302. , im
nordwestlichen Winkel des Kirchspiels Quedenau, eben da entspringt
der steupat fluvius, 1. 1. 308 , der bei Trutenau und Neuhausen vor-
bei in den Lauther See fliesst; endlich steypts campus, CdP. IL
60, am frischen Haflf bei der Mündung des von Medenau kommen-
den Baches ; demnach scheint diesen verschiedenen Namen ein appel-
lativer Begriff zu Grunde zu liegen.
steisei, steison s. sta.
sten s. sta.
stenegauden s. steinegaude.
stenuns s. stin-t.
stepke, Prov., Rathsdiener, Profoss, bes. der Vogt oder Büttel auf
den alten Aemtern (poln. stepka, stopka). AMS. VIII. 690.
stes, stessei s. sta.
steweydan, stewidan s. stawtdas.
stibinis, Schlittenbein, Schlittenstütze, einer der vier hölzernen
Füsse, mittels derer das Schlittenpolster auf den Kufen ruht, Voc.
310 (litt, staibas, stalbis, Schienbein, stebas, Pfeiler, Mast, lett.
stebbe, Mast).
stigeynen campus MhW. I. das Dorf stigehnen Kr. Braunsberg, wohl
schwerlich zurückzuführen auf den Stammpreussen stignote, NPBl.
3. F. V. 300.
— 177 —
[sticla] stich, Glas, Trinkglas, Voc. 401. (litt. sMlas, kslav. sUklo,
sttkljenica, russ. steklb, serb. illyr. staMo, goth. stikls, und mit Verlust
des t russ. sklo, poln. siZo, sMo, litt, sklenycm, böhm. sklenice),
[stin4^ leiden] sttnons, part, act., gelitten habend, JEwcä. 15. 91.
(Kat L stenuns, Kat IL styienuns) (litt, steneti, lett. stenneht,
kslav. stenati, böhm. stenati, stonati, serb. stonac, gemere).
stinsennien, acc, das Leiden. JSwcä. 16.
s%, stippan, s. po-stippan,
stippel, Prov,, kleines hölzernes Schöpfgefäss mit aufrecht stehender
Handhabe, mit dem man z. B. Wasser aus der grossen Wasserstonne
schöpft; kslav. sstipM, haustrum, so wenigstens in Mikl. Radices etc.,
dagegen im Lex. Palaeosl. nur sdip^ct, forceps).
stim s. kauc-stirn.
stirtazire lacus, MhW, IL
stoberms, Hagebuche, Voc, 594., s. scöberwis,
stöboix lacus. MhW. LI.
stogis, Dach, Voc. 204 (litt, stögas, dass., zu st'egiu, stegti, griech.
dTiysi^v^ decken, (Sriyoq^ öT^yiy, Dach).
stogcle, stocle s. ah-stocle.
stolgiten campits, MhW. I.
[stolwa] stolwo, Span, Voc. 641; in der Handschrift steht deutlich
stolwo, trotzdem ist vielleicht scolwo zu lesen, mit Hinblick auf litt.
skeliü, skelti, spalten, und auf den Dorfnamen skolmtten, vgh
skelanxtis.
ston s. sta
[storda] stordo s. scorda.
store-lauken, Gut und Dorf stürlack Kr. Lötzen. NPBl. a. F. LV. 368.
strdbiske, Dorf astrawischken, Kr. Darkehmen. TcG. 212.
stradune, nom. viri, NPBl. a.F. VI. 174; daher Kirchdorf stradaunen
Kr. Lyk.
[stramba] strambo, Stoppeln, Voc. 274; in der Handschrift steht
kein i-Zeichen, trotzdem ist vielleicht mit Burda Beitr. VI. 400
[straniba'] stranibo zu lesen ; (zu stramba würde stimmen litt, stäm-
bras, stembrySy Stengel, Halm, mit Verschiebung des r, lett. strohps,
Halm, Rohr; zu straniba kslav. strUnt, Halm, slov. stm, seges,
strniste, Stoppelfeld, böhm. strn, stmt, poln. sder'A, sciemie, Stoppeln,
Stoppelfeld; die Endung -iba würde der litt. Collectivendung -yba,
-ybe entsprechen).
strannay (wohl nicht straunay zu lesen, wie ich in der Ausg. des Voc.
gethan ; mit dem Auge zu unterscheiden sind beide Lesungen nicht),
Lenden, Voc. 136. (litt, strenos, das Kreuz, der untere Theil des
Rückens, russ. strana, storona, poln. strona, die Seite), vgl. Pauli
Vn. 176.
strandonis mons s. scrandonis mons s. v. scrando.
Nesselmann, Thesaurus. X2
— 178 -
straniha s. stramba,
straunay s. strannay.
strebe fluvius, MhW. HI.
stredewegis s. scrodowegis,
streipstan, ace. sg., streipstans, ace pi, Glied, Ench. 11. 14. (streipstoos
11. Drckf.) (litt, straipsnis, Stufe, Pierson VII. 599).
Sirene laeus. CdP, IV. 186. MhW. Ill 29. 67.
[strigena] strigeno, Gehirn, Voc. 73. (kslav. strum, strUzeni, slov.
Strien, russ. sterben', böhm. Strien).
strigli, Diesteln, Eneh.l2,, der Form nach nom. pi., aber als ace. pi.
gebraucht.
[stroja] stroio (halsoder), Halssehne, Halsmuskel, Halswirbel-
säule, Voe. 103. (ahd. hals-adra, cervix); vgl. pette-gisla, und Voe.
S. 45., desgl. Pauli Beitr. VH. 165.
stray sles, Halbfisch, prov. eine Brassenart, Voc. 582; vgl. dubelis\
nach Nemnich ist Halbfisch auch die Flunder, pleuronectes.
stromigk, stromyk, strumeck, strumpki lacus. CdP. IV. 186. MhW. III.
29, 67. TcG. 188.
stronke s. po-stronke.
stroskeüis s. troskeiUs.
strumeck, strumpki s. stromigk.
[stuba] stubo, Stube, Voc. 220. (litt, stnbä, lett. istaba, German.).
stubonikis (beder), Bader, Chirurg, Foc. 550, wohl wörtlich Stuben-,
Badestubenhalter; auch im deutschen hat man „Stübner*^ für Bader;
s. Frisch teutsch-lat. Wtbch. H. 350.
stu-ilgimi kai, bis, bis da^ss, Ench. 72. s. ilgi u. sta.
stuka-^mecczeris frühere unrichtige Lesung für staka-mecczeris.
stuckis, Leinbaum, acer platanoides, Voc, 595.
stumo locus in Pomesanien, Dmb. HL 14., die Stadt Stuhm; Voss-
berg Münzen S. 32.: „uw dem stume". Dusb. III, 138 wird ein
Preusse stumo oder scuwx) genannt, der aber bei Balga thätig war.
stundicks, nom., Stündlein, Ench, 26., deutscher Stamm mit preuss.
Diminutivendung -icks,
sturdis s. scurdis.
sturgel, contr. sturl, Prov,^ ein zur Fischerei dienendes Instrument,
ein Stab mit einem zuckerhutförmigen Knopfe, der zum Aufscheuchen
der Fische aus dem Uferversteck gebraucht wird, auch heisst sturgel
der Stab im Butterfasse, und das Verbum sturgeln heisst, mit einem
derartigen Stabe stossen (poln. sturchac, stossen); die contrahirte
Form kommt vor in einer Verleihungsurkunde von 1323, MhW. I.
Meg. p. 124, wo es heisst: locacionis sepedicte incolis .... cum reihe
(sie) diclo Jiame, et conto quod (sie!) wlgariter sturl dicitur piscandi
concedimus libertatem; auch contus ist eine Stange, ein Spiess, eine
Pieke ; sturgel u. sturl sind demnach augenscheinlich preussische Wörter.
— 179 —
sturin-tkhroms, nom., eifrig, Ench, 11., s. sturnas und tickroms,
tickars.
sturl s. sturgel,
stUr-lanke, eine Art Fischernetz, findet sich erwähnt in dem Gründungs-
privilegium der Stadt Fischhausen von 1305 im CdP. IL 60:
excepto tarnen rethi quod Nywat vulgariter nunctipaiur, et praeter
rethe quod Stürlanke dicitur. Das Wort ist mir anderweitig un-
bekannt; vielleicht ist es zu schreiben stürl-lanke, so dass der erste
Theil das eben besprochene sturl, der zweite Theil etwa das litt.
Idnkas, Reifen, Bügel ist; das Ganze wäre dann etwa der grosse
Hamen mit dem Bügelnetz an einer langen Stange ; mit diesem
Hamen stösst der Fischer auch gegen die Uferwände und den Grund
des Wassers, um die Fische aufzuscheuchen, daher wäre sturl-lanke
durch Stoss-bügel zu übersetzen, (kslav. ist Iqkott, Iqkostt, eigentl.
curvatura, dann auch hamus).
[stürnas, eifrig, ernst] davon stürin-tickroms u. die folgg. (lett.
stuhrs, beharrlich, litt, storawöti, sich bemühen, eifern für etwas,
storawötis, storutis, eifern, sich ereifern, russ staräf sja, poln.
starac siq, dass.).
stürnawingisku, adv., ernstlich. Encli, 82.
stürnawiskan, acc , Ernst. Ench. 83.
stwen, adv., dort, Ench, 21. 29. 35; hin, in den Verbindungen ^eifö
stwen, gehet hin, 28, immaiti stwen, nehmet hin, 41.
stwendau, von wo, woher Ench, 91.; stwendau und is stwendau,
daraus 80 {stwendan Drckf.).
stwi, da, Ench. 22. 23. 29 und oft.
suh-s, sup-s, nom., Ench. Titel, 20. 27. 40. 69 87. — subian, acc,
9. 13. 19 u. oft. — subhai, 21., supsmu, 73., suhbsmu^ 61., subsai^
16., supsai, 18., supsei, 51., dat. — supsas, gen., 30. — subians,
acc. pl., 10. 51. 1) selbst, 2) eigen, proprius, 18.51.70. 3) mit
dem Art., derselbe 9. 10. 13. 51. u. öfter, dasselbe 62. 66.;
prei stan subban, dazu, 83; subban asnmn, selbachten 85.; falsch
construirt: esse Christo sups ensadinton, von Christus selbst ein-
gesetzt, 40.
sudavia s. sudowia,
sudawni-kaym, „Sudauer-dorf" NPBL a, F. XI 292., jetzt sdunkeim,
Vorwerk im Kr. Rastenburg.
sude, nom. viri, NPBL 3. F, F. 301, daher sudithen, mdithen, MhW, /.,
vielleicht auch sudow s. dd.
sudelow, Ortname. NPBl 3. F, V. 302.
sudere, sudirin, sudryn, sodere Silva AM8, VII, 305.
sudithen^ Judithen campus, MhW. L s. sude,
sudow villa, NPBl. 3. F. V. 301; heute sudau^ Gut und Dorf im Kr.
Königsberg.
\2*
— 180 —
sudowia, svdovia, svdavia, die Landschaft Sudauen, Bush. IIL 3. 189;
in einer Urk. von 1231 mduu, TcG, 7.; bei Pias twig sudoma
TcG, 28.
5Mgfe (reynen), Voc. 49., das preuss. und deutsche unklar; reynen als
schwache Pluralform von reyn, Regen, könnte Regengüsse, öfter
unterbrochenes Regenwetter bedeuten (Zacher); Pierson VII. 588
vergleicht litt, suktis, sich bewölken.
sugenyn, mgeniten campus, villa, CdP. IL 82. MhW. L
sugurbi wurde von den Preussen die Burg Tap i au genannt. Bush,
IIL 112. Vossberg Münzen S. 34.
suicko-medien silva zwischen Wohnsdorf und Barten, MhW, I\ vgl.
Vorwerk suihen, Kr. Preuss. Eylau; (wenn der Name littauisch
wäre, könnte er Hasen wald bedeuten, vgl. züikis, Hase). TcG. 21.
25. liest suito-medien und übersetzt dieses „der heilige Wald", also
nimmt er suito für identisch mit swintas,
[su^kas] suckis, Voc, 560., nom sg., suckans, Euch. 73., acc. pl., Fisch;
(neben dem gewöhnl. litt, mwis, lett. siws, Fisch , haben wir litt.
mklenti, Fischerei treiben, mklys, Fischer, ii^tÄ-mis^ms, Fischermeister);
hierher wohl der Name des Fischerdorfes suckase am HaflP bei
Elbing.
su^cwiert (oder sutwiert) Ort in Natangen, TcG. 19 aus einer Urk.
von 1249; seine Beziehung auf das heutige Gut und Dorf sawsgfar^ew
Kr. Preuss. Eylau ist wenig überzeugend.
[suUi] sulo, Matte, geronnene Milch. Voc. 693. (litt, sullina, Molken,
auch das serum im Blut, das letztere auch suhla).
zulavia s. solov.
sulis, Ständer, Säule Voc. 196 (litt, ssülas, Ständer, Pfosten).
summir lacus, MhW. III.
[sün-s] soun-s, nom., Ench. 34. 45. 47. 80.; sounan, sounan, saunan,
acc, 15. 44. 46. 80. 81. 88. 91. 93. 95; soünas, saunas, gen., 28.
38. 75. 76. 92. Sohn. {Kat I sunun, acc, sunos, gen., Kat. IL
so^mon, acc, sounons, gen.); (litt, sunüs, kslav. suinü^ russ. poln.
böhm. syn, sanskr. sünas, sünus^ goth. sunus, ahd. sunu); vgl.
pa-ssons und sunaibis.
suna, sune, sunne, suno, saun, zäun, lacus, rivus. MhW. I. IL LLI.
Hennenb. II. 22.
sunaibis, Bruderkind, Voc. 175, scheint jedenfalls eine Ableitung
von soun-s, Sohn, zu sein; der Zusammenhang der Bedeutungen
von Sohn und Bruderkind ist zwar schwer durchsichtig, aber er
liegt den entsprechenden Bildungen in den slav. Sprachen entschie-
den zu Grunde; (kslav. süinowi, fratris sororisve filius, süinounca,
fratris sororisve iilia, von süinu, filius, pl. süinowe\ poln. synounec,
Brudersohn, synowice, Brudertochter, von syn, Sohn, pl. synowe,
adj. synoury^ den Sohn betreffend; vgl. Pierson VIH. 365.)
— 181 —
sunde, BC,^ nom., sundan, sundin, Ench. 24. 54., ace, sundis^ 55.,
gen., Strafe; vgl. ÄMS. VIL 319. Die Erklärung in DC. lautet:
Sunde, Verkeuft die leute, nimpt gelt und lest die Menschen tödten
Vnd umbiringen, das gelt löset alles hoses, hier ist Gottes wort in
offen, Vnd darzu sein (pein?) leiden, (kslav. sqditi, poln. sqdzic,
russ. sudif, böhm. souditi, litt, südyti, richten, lett. sohdiht, strafen,
litt, südas, lett. söhds, kslav. sqdu, poln. sqß, russ. sud, Gericht);
s. das folg.
sundin-twei, strafen, Ench, 12. (sundintwti Drckf.). s. das vor.
sunegowe, Ortname in Samland, Urk. v. 1258. NPBl, VIII, 344.
suneke (sumke?), villa zu Quedenau Kr. Königsberg. CdP. II, 51.
sunekolowach, Ortname in Samland, Urk. v. 1258. NPBl, VIII, 342.,
einerlei mit d. vor.?
sunines, Kirchdorf im Ermland, Urk. 1249. NPBl a, F. X, 223; das
heutige sugnienen bei Mehlsack.
sunis,, Hund, Voc, 703. (litt, szun, nom. szu, lett. suns)\ s. songos.
sunteynen^ suntyenen^ granycz, NPBl, VIII, 344. 354. MhW, L, iden-
tisch mit smytenen; Aieses^ smitenen geschrieben, gäbe die in den
Handschriften ganz alltägliche Verwechselung von sun und smi,
supana. Braut, Gr,, vgl. supüni,
Suppe fluvius, CdP, VI, 181; vgl. per-suppe,
suppis, Damm am Mühlenteich, Voc, 327. (kslav. supit, cumulus,
norSüpU, serb. na-sap, böhm. na-sep, agger, russ. na-sypät^ poln.
norsypac^ aufstfeuen, aufschütten.) Burda Beitr. VI. 401.
suplithe, nom. viri. NPBl, a, F, IV, 369, daher das Gut suplitten
Kr. Fischhausen.
supre s. porssupres,
sups, supsei, supsmu s. suh-s,
supüni, nom., Hausfrau, Ench, 34. 36. (litt, ziupone); s. supana,
sur s. suris,
surgaut, sorgen Ench, 37; surgau% er sorgt {\mi per-),
su/rgawingi, nom. pl., s. dusai-surgaunngi.
surgi, praep. c. acc, um, herum. Ench, 68.
surik, surke, nom. paludis, AMS* VII, 304.
suris, ^ Voc, 688., sur, Gr,, Käse; nach Hennig 313. ist provinciel
zuris ein grosser dwarg, (litt, suris, kslav. süiru, russ. poln. böhm.
syr, Käse.)
swriti campus, MhW. I, 112.
surke, s. surik,
surminne NPBl, a, F, VI. 173., surminus Bush. III, 238., nom. viri,
daher Dorf surminnen im Kr. Angerburg und Kr. Gumbinnen.
sursieynis, sursienis, sursigeins('gems?), sorsegeyns, NPBl, VIII 351.
CdP, I, 51. 126. GBK L 62. 72., das heutige Dorf schorschenen
zu Medenau Kr. Fischhausen.
— 182 —
surturs (unmtelouf)^ das Wasserbecken an der Mühle, in welchem
sich das Mühlrad bewegt (umläuft). Voc. 326. vgl. Pierson VII.
588. Pauli Beitr. VII. 226.
surweyte, Gut zu Elbing. TcG. 193. heute nicht nachweisbar.
surumltinge lacus, MhW, IL
suter, Prov,, der Sandaal, Kahlbart, an der samländ. Seeküste;
am kurischen Haff heisst er gru, ÄMS, VIII. 679. (lett. suttis,
Aal, suttini, Neunauge.)
[sutristia] sutristio, Molken, Voc. 692. (litt, tirsztüj tirsdeti, mit sw-,
dick werden, gerinnen, v. d. Milch, sn-tirsztinti, die Milch gerinnen
lassen). Pierson VII. 588. vgl. Pauli Beitr. VII. 165.
suwange s. sahange.
swadeJce, Ortname CdP. IIL 160. MhW. IL 524; Vorwerk schwadtken
Kr. Preuss. Eylau.
swai'S, m., swaia, f. nom., Ench. 22. 50. — swaian, acc, 3. 6. 7. u.
öfter {swian,swaiau,swaain, 70.Drckff.). — swaiäsmu, l. 5. 13. u. oft.,
swaiai, 81. dat. — swaisei, 52., swaise, 70. 76., swaias, 82., gen.
sg. — swaians, 18. 70. 83. acc. pl. — mjoaimans, 41. 52. 70.,
swaieis (?) 85., swaisei (?) 59., dat. pl. — swaise, 68., gen. pl.,
pron. poss. 3. pers., sein, sen wissan swaieis, mit allen Seinigen 85.
(fehlerhaft). (Kat. IL swaien, acc. sg., swayiens, acc. pl., swaytnans,
dat. pl.)
swaigstan, acc, Schein, Glanz, Ench.Q. (\\ii. zwaigzde, Xoii. swaigsne,
kslav. russ. zwjezdä, poln. gwiazda, böhm. hwezday'^^i^m),
[swdigstint, schwäigstint, erleuchten] schwäigstinai, d. sg. 'pvRes, (mit
er- und po-), schwdisttuns, part. act. (mit er) ; über das Verhältniss
beider Formen zu einander s. er-schwäigstint.
swaymen campus MhW. IL
swaywange s. sdbange.
swarioniten campus, MhW. I.
sweihis, der Dorsch, ein Fisch, gadus callarias, Voc. 585.
sweykis (pflugpfert), Arbeitspferd, Wirthschaftspferd, Voc.Ad2.^
Pferd einheimischer Race, im Gegensatz zu den von dem Orden
eingeführten edleren Pferden; in deutschen Urkunden, bes. in den
Ordensinventarien kommen die Varianten vor sweyke, sweike, sweke,
swike, sweige, swige,schweyke, sämmtlich als fem. construirt; s. Toppen
AMS. /F. 686. Hirsch Handelsgesch. 259. (vgl. ahd. sweiga, mhd.
sweige, sweie, Viehhof).
sweynten campus, MhW, I.
swenkiten campus, MhW. /., Gut und I>oy{ schwenkitten Kr. Heilsberg.
swente-garhen campus, „heiliger Berg" MhW* IL s. sivintas.
swento-mest, „heilige Stadt", alter Name der Stadt Heiligenbeil,
Hennenb. 156. s. swintas und mestan\ das deutsche Heiligenbeil
— 183 -
ist die Halbübersetzung eines preuss. swinto-pil „heilige Burg";
vgl. AMS, VIL 314.
sweriapis (Tceynhengest) Voc. 431. ist nunmehr wohl hinreichend klar
gelegt als Zuchthengst, Beschäler; es ist das Masc, welches
den Femininis poln. swerzepa, swierzobha, böhm. swerzepice, Stute,
entspricht; vgl. Burda Beitr. VI. 401. AMS. VIII. 697.; auch das
deutsche keynhengest wird der Aenderung in reynhengest (s. meine
Ausg. des Voc, S. 46) nicht mehr bedürfen, seit Pierson IX. 163.
auf niederrhein. hien, beschälen, hingewiesen hat, wozu ahd. Men
htwjan, Mjan, nubere, futuare, zu vergleichen sind.
swerlbinte locus MhW, IL 29; dieser See heisst sonst sirwinthen,
serwinte, s. d.; in der Handschrift des Voc, und andern hat der
Schriftzug Ib nicht selten die Geltung von w^ diese Geltung auch
hier vorausgesetzt würden wir swerwinte zu lesen haben, so dass
das w, vielleicht aus Versehen, doppelt dastände.
[swestra] swesfro, Schwester, Voc. 174 (sanskr. svasar wohl für
svastar u. s. w.) vgl. schostro,
swetan, Welt, Voc. 792; s. switai.
swihe, Finke, Voc. 736 (litt, szuhe, lett. schubUte).
surixtis (erdentop), irdener Topf, Voc. 350; s. Neumann NPBl.
a. F. VI 413.
swilge, nom. viri, NPBl. a. F. VI. 173., dsher vroblDori schmlgarben,
d. i. schwilg-garhen, „Berg des swilge^'^ Kr. Braunsberg.
swint'S, nom., Fnch. 3. 18 u. oft; swintan^ 3. 15 u. oft, swinton, 16.,
acc. ; swyntas, Kot. IL, swinte, Kot. 7., gen. «g. ; — swintai, 20.
40. 69, nom. pl.; swintans, 51., acc. pl.; swintan, 17. 92., gen. pl.,
heilig {Kat. IL swyntan, acc. sg. und gen. pl.) (litt, szwentas,
lett. swehts, kslav. swqtity russ. swjatyi, poln. sw^ty, böhm. swaty,
vedisch gvänta, zend. Qpenta); sehr häufig in Localnamen; vgl. die
Oerter schwentainen, schwenteinen, swento-mest, die Felder swente-
garien, sweynten, den mehrfach vorkommenden Flussnamen schwente,
die Seen schwentehn, schwenthein, schwintheyn, swyntheynen, swinthey,
swyntengm, swintinge; Toppen zieht auch, aber wohl nicht mit
Recht, die kennen suito-medien und schweis-lauken hieher. TcG. 21. 26.
swinthey locus , MhW. IL
swyntheynen lacus, MhW. LH.
swyntengen, swintinge, lacus MhW. IL
swintian,Sc\ivfein, Foc. 682 (kslsiY, sivinija, russ. swin^ja, poln. swinia^
böhm. swine)\ s. seweynis.
swintickens, acc. pl., die Heiligen, jEV^cÄ. 96., der Form nach Diminutiv.
swintin-t, heiligen, Fnch. 3 (Kat. I. swintin-twey, Kat. IL swyntin-
twey); smntinons, swintinnuns (swintinninuns Drckf.) part, act.,
assai, du hast, ast, er hat geheiliget, 18. 85., swintints, part, pass.,
— 184 —
wirst, er werde geheiliget, 20.; swintina, swintinai, er heiligt, 18.
69 (auch mit nir); s. swint-s und ni-swintints.
swintinge s. stoyntengen,
swintisJcan, acc., Heiligung, Ench, 17.
swtrins, acc. pl., Thiere, Ench, 73 (litt, ^werls, lett. swehrs, kslav.
zwjert, russ. zwjer\ poln. zwierz, 2werzq, böhm. zwierz, wildes Thier).
swirpUs, nom. viri, NPBl. 3. jP. F. 301 ; daher Dorf schwirpeln Kr.
"Ragnit.
swita% nom. f., swUan, acc, switas, gen., Welt, -EwcÄ. 22. 25. 28. 81.
85. ((^Äa^. /. swetan, Kat. IL swytan), Voc. swetan s. d. (litt, swetas,
kslav. swjetu, russ. böhm. 5tcye^, poln. swiat).
swUemskan, acc, weltlich, iüwcA 54.
swöben campus MhW. I. IL
swokishen lacus, der Maurersee, (tDZ". 1. 97. if ä PT. I. IJI. J^i/S. III. 642.
T.
tabir, täbor lacus, MhW, IL. Hennenb. IL 22.
tagnet, tangnet, Prov,, Verkaufsstelle für alte Kleider und Hausgeräthe,
Trödelmarkt; (wohl umgestaltet aus dem poln. fandet, tandeta in
derselben Bedeutung, von tan% tania, wohlfeil, oder dem mittellat.
tenda, tendeta entlehnt; vgl. auch kslav. tenuta, tenta, ngr. xivra,
tentorivm),
tayJcowuns s. teiJcut,
tacJcelis, Schleifstein, Drehschleifstein, Voc. 530. (litt, tekelas,
von tekinti, drehen, lett. tezzelis, tezzele, tezzeklis),
takes, Wehr an der Mühle, Voc. 238 (litt, tdkisms, lett. tazs, tams,
Fischwehr).
talis, tdls, adv., ferner, weiter, fernerhin. Ench, 37. 38. 67. 85.
talk, talke, Prov., freiwillige Hilfsarbeit, welche die Nachbaren bei
dringender Feldarbeit einander leisten, und die nicht mit Gelde,
sondern mit einem Schmause vergütet wird, daher das Verbum
talken, solche Hilfsarbeit leisten, in der Declaration des Herzog
Albrecht von 1564; auch der Schmaus nach vollbrachter Arbeit
wurde die talke genannt, so in der Landesordnung des Hochm.
Conrad v. Erlichshausen von 1450: Oicch sal man am fiertage
ume talke oder bete (Bitte, Einladung) nicht arbeyten. GBK. L. 297.
(litt, talkä, lett. talka, talks, dass., daher litt, talkinlnkas, lett.
taUineeks, ein solcher Hilfsarbeiter, litt, su-telkti, die Nachbaren zu
solcher Arbeit zusammenbitten; poln. tluka, Ernteschmaus, dagegen
floka, kslav. tlaka, russ. toloka, Scharwerk, Frohndienst) ; hieher
wohl der Dorfname talken in den Kr. Lötzen und Lyk.
— 185 —
I
tallokinihis (vrier), ein Freier, nicht Leibeigner, ein Mittelstand
zwischen den adligen Gutsbesitzern und den leibeigenen Bauern,
Voc. 408.
talus (home), der Fussboden, das Parterre, Voc, 207.; dass diese
Deutung, nicht die von mir früher gegebene, die richtige sei, zeigt
die Reihenfolge der Vocabeln im Voc, wo unter No. 204 bis 207
von oben nach unten aufgezählt werden: stogis, Dach, riclis, der
Bodenraum, lubbo, die Stubendecke, talus, der Fussboden. (kslav.
t^lo, tlo, poln. tlo, sanskr. tala, solum, Fussboden, serb. tla, Tenne,
litt. tUes, Bodenbrettchen im Handkahn).
tammow castrum, das heutige Vorw. tammowischken Kr. Insterburg,
TcG, 216.
tan-Sy nom. m., Ench, 11. 12. 15 u. oft — tanna, 86., tennd 68.84.
86., nom. f. — tennan, 19. 20. 50. 69. 73. 84., tennen, 58. 68.,
acc. sg. — tennSismu 16., tennesmu, 16. 86. 94., tennysmu, 7., dat.
sg. m., tennei, 86., dat. sg. f, — tennessei, 12., tenneison, 3. 4. 5. 6.
u. öfter, tenneisan, 90., gen. sg. — tennei, 10. 52. 53. 79. 80., nom.
pl. — tannans, 79., tennans, 28. 56. 58 u. öfter, acc. pl. — tennd'
mans, 53., tenneinwns, Titel, dat. pl. — tenneison, Titel, 24. 49. 51.
gen, pl., pron. person, der dritten Person, er, sie; als pron. poss.
gebraucht: en tenneismu rtkin, in seinem Reich, 16. (Kat.L tanassen,
Kat IL tanaessen, gen. sg.).
tangnet s. tagnet.
tapali, Tafel, Unch, 51., Germ.
tapiaw, tapiow, tapjow, die Stadt Tapiau, Bush, HL 71. 112. 200.
204. 330. 340. AMS. X 84. In der Urk. von 1258, NPBl.
VILL, 344. ist tapyom wohl Schreibfehler für tapyow,
\tarbid\ tarbio (molehaste), Mühlkasten, Voc, 325., ist wohl der
Aufschüttkasten (vielleicht ist zu vergl. litt, tarbas, tarba, terba,
tarblycm, terblycza, lett. tarba, russ. poln torba, lederner Sack).
tärin, acc, nach dem deutschen die Stimme, dem Sinne nach die
Rede, die Worte Jemandes: tu assai hlausiuns stesmu tärin twaiasei
gennan, du hast gehorcht der Stimme, d. h. der Rede, den Worten
deines Weibes, Ench, 72. (litt, tariü, tärti, sagen); vgl. trat,
tarhue (tarJcne?), Bindriemen, Voc, 449. (kslav. traku, slov. kroat.
^raÄ;, serb. ^roi,russ.^oroÄ:a, fascia, Binde, Band). Burda, Beitr. VI. 401.
tatarwis, Birkhuhn, Foc. 767 (litt, teterwa, lett, tetteris, tettera, russ.
teterja, Birkhuhn, litt, teterwinas, russ. teterew, böhm. tetfew, illyr.
tetreb, poln. cietrzew\ Birkhahn ; vgl. griech. tstqcidav^ ritga^j Auer-
hahn, kslav. tetrjewt, teterewt, phasianus).
[taukin-t, geloben, verheissen] taukinnmis, part, act., ast, er hat
verheissen, -astai, ihr habt gelobt (auch mit po-) Ench. 27. 75.,
taukinton, part. pass, (mit j)o-), verheissen; taukinne, ich gelobe, 74
{tankinne Drckf.).
— t86 —
tauJcinsnas s. po-taukinsnas.
taukis, Schmalz, Voc, 378. (litt, taukm, lett. tauhs, kslav. tukU, russ.
poln. tuk, Fett); das Wort steckt vielleicht als Element in dem
Namen des Guts taiikitten Kr. Fischhausen.
tauktsnan s. po-tauktsnan,
taure, tauro, daure, Name eines Waldes auf der Grenze von Natangen
und Barten, an der Alle. MJiW. I. 387 ; vgl. pa-tauris campus,
tauris (wesant), Büffel, Voc. 648. (litt» zem. tauras, tauris, der Auer,
kslav. turit, Stier, poln. tur, Auer, Büffel) vgl. wissamiers n, s. das folg.
taurus-galwo^ tauro-gal, Name eines Hügels, „Büffelkopf". MhW. L
103. Prätorius III. 7; Hennenb. 451 übersetzt taurogal durch
„Ochsenberg"; vgl. umpna.
taurwis s. medenix-taurwis,
taut, tluiut, tauten lacus MhW, L
[taufa] tauto^ Voc. 793. nom., tautan^ Euch, Titel, acc, Land; no
tautan, auf dem Lande; en Prusiskan tautan, im preussischen Lande;
(litt, tauta^ Land, Volk, wenig gebräuchlich, lett. tauta, Ausland).
tauuyyschen s. tawischan.
tawas^ täws^ nom., Ench, 1. 13. 19. 21 u. oft. — taws^ täwa, tawe,
voc, 19. 20. 45. 46. 47. 48. 49. 50. — täwan, acc, 4. 13. u. öfter. —
tdwas, gen. 15. 28. 31. 38. 72. 91. 92. — tawai, nom. pl., 60. —
tdwans^ acc.pl., 11., Vater (Kat. L IL thawe, voc, thawan^ acc,
thawas^ g^n.) ; tawe, Gr,. towis^ Voc, (litt, tewas^ iem, auch tawas,
lett. tehws^ dass.) ; s. die Composita mit hutta und die folg.; vgl. theuns.
tawishan, acc, väterlich, Ench, 14. (litt, tewiszkas),
tawischan^ tawischen^ tawisen, acc, Ench. 5. 8. 9. 10. 65., tawischas,
gen., 7. 9. 10., Nachbar, Nächster (Kat, I. tawischen^ acc,
tawischis^ gen., Kat. IL tauwy sehen, acc, tauu)yschis,tauwyschies gen.)
teansis (teausis?), Deichsel, Voc, 254. (litt, tqsti, recken, dehnen,
ziehen, test% gerade machen, richten?) Pierson VII. 589.
tehbei, icbbe, dat. sg. zu tou, tu, dir.
teiken, Ortnamc NFBl. 3. F. V, 301.
teiks, imp. sg., stelle, ordne an, Ench, 35., nicht näher bestimmbar;
teiks und wyms sind die beiden einzigen Beispiele der Sprache, dass
eine consonantisch ausgehende Wurzel den imp. sg. durch Anhängung
eines vocallosen -s bildet; eine entsprechende Pluralform haben wir
in po-wierp4ai, neben dem Sing, et-werp-eis ; darnach ist Sprache
der alten Preussen S. 74. zu ergänzen.
teikurt, machen, schaffen, Ench, 71.; teiküuns (auch mit en- und
po-), part, act., ast, er hat geschaffen, 13. 14. 73. 76. 91. (teikünus
14. Drckf.) (Kat. I, taykowuns)\ teiküton, part. pass, (mit eti-);
teikü, er schuf, 73. (litt, taikyti, fügen); vgl. tickint.
— 187 —
[teiküsna^ mit en-, noni.], feiMsnan, acc, 1) Schöpfung JEnch. 13,
(teiküsna für teiküsnan); 2) Ordnung, Titel 66. 76.; s auch hirkis-
teiküsnan,
teinu, nun, Ench, 54. 55. 56. 63. 74. 81., teinü toüls^ nunmehr, 96.
feisi^ nom., teisin, teischin^ acc, teisis^ gen., Ehre. Euch, 23. 26. 36.
52. 55. 58. 69.
teisin-t, ehren, Ench. 6., falsch gebraucht für die 1. pl. praes.
teisingi adv., geehrt, werth, Ench, 4., züchtig, ehrbar, 6. -
teisingiskan s. ni-feisingiskan,
tdsiskan, acc, Ehrbarkeit. Ench, 56.
teisiwingins^ acc, pl, s. mit m-.
teisiwingiskan, acc, Ehrbarkeit. JEncÄ. 51.
theistym^ theistymmen lacus, villa, MhW, IL
teckint s. tickint,
tcmnitZy tcmlitz, Prov., Gefängnis s, bes. in den Dörfern, bei GDK.
I, \ 43 tyminicze geschrieben (litt, temnyczä, teminyczä, kslav. ttm^nica,
russ. temmca, i)oln. cicmnica, magy. tömlöcz, dass., von kslav. ttma,
russ. fma, böhm. ^iwa, poln» cma, sanskr. tamas, Finsterniss, kslav.
ttminit, russ. temny'i, böhm. temn^, poln. ciemny, finster, litt, tenista,
tenio, temti, finster werden, tamsüs, finster).
tempcrbute, nom. viri, NPBl, 3. F. V, 300; daher Vorw. tampcrhoth
Kr. Rastenburg.
temprän, acc, temprai, adv., theuer. jE^^cÄ. 16. 36.
^ewwa, tennan s. ^aw-5.
^ene, i^ewwe, der Fluss tiene, der von Westen in den Drausen fällt.
Hennenb. II. 22.
[tengint, tengnint, senden] tenginnons, part. act. (mit per-), tengninton,
part. pass, (mit per-),
[tenni't, säumen] tenntuns, part. act. (mit per-),
[tens-t] tiens-twei, reizen, Ench. 39., tensdti, imp. pl., reizet 60.
(litt, tqsyti, zerren, zwacken, kslav. tqsati, obtrectare, disceptare).
Pierson VII. 593.
[tensi-t, machen, fügen] tensits, part, pass., nom. sg., tensitei, nom.
pl (mit en-) (kslav. tqmti, opus facere).
tenti, jetzt, nun, Ench, Titel, 11. 55. 81.
ter, als, nach kittawidin, anders, Ench, 82.; vgl ter-ains.
ter-ains, adv., allein, Ench, 28. 33. 39. 61. 87. (ter-ains, als einer?)
[terp't, terpin-t, nützen] terpo, es nützt (mit en-); vgl. en-terp-t, en-
terpon, an-terpinsqtmn (litt, tärpti, gedeihen, lett. tahrpinaht, erziehen).
tessen lacus südlich vom bahant, TcG, 188.
testaments, nom., Ench, 41., testamentan, Kat, /., testamenten, Kat, IL,
acc, beide aber als nom. gebraucht, Testament.
thetis (altvater), Greis, Grossvater, Voc, 171. (litt, tetis, lett
tehtihts, Väterchen).
— 188 —
tewernitze, turnitz castrmn im Culmerland, Bush. Ill, 192., westlich
von Rehden; dem Namen, aber nicht der Lage nach stimmt dazu
Dorf thetiernitz Kr. Osterode.
thewis (vetter), Vatersbruder, Voc. 176; vgl. tawas.
tewit campus, MhW. L
Um, acc. zu tu, tou, dich.
tienS'twei s tens-t
tickars, nom. m., tickra, nom. f., Ench, 19. 30. 44. 64. — tickran,
acc, 86. 88. — [tickrai, dat.] (prey tickrat/, Kat. L, prey tickaray,
Kat IL zur Rechten) — tickrai, nom. pl., 19., recht, wahr, acht;
einmal ist tickars fälschlich als adv. gebraucht: stas ast tickars
wertings, der ist recht würdig, 41; s. Bopp S. 24. (litt, tikras,
recht, rechtschaffen, tinkii, tlkti, sich zu etwas schicken); vgl. die
folgg. und ni-tickran, en-tickrikai.
tickers, Richter, Gr, s. das vor.
tickint, teckint, machen, Ench, 37. 68. ; tickinnons, (mit^o-), tykynnons,
part, act , ast, er hat gemacht, Kat. IL (wo Kat. I. und Ench.
teiküuns haben); tickinnimai, teckinnimai, wir machen, 8. 10., tickin-
"naiti, imp. pl., machet, 73 ; vgl. tdkut.
tickots s. portickots.
tickra, tickran s. tickars.
tickrikai s. en-tickrikai.
tickrom-s, nom., tickromien, acc, tickrömai, nom. pl., Ench. ll. 15.
30. 91., gerecht; die Rechte, die rechte Hand; prd tickromien^
zur Rechten, 15. 91.; s. sturin4ickroms.
^icifcromMaw,acc., adj., recht, jEJwcä. 1 8. ; subst.,R e ch t,Gerechtigkeit.9. 1 6.31.
tylia fluvius, CdP. IL 170.
tilse, tilsat, tilset, tilsit, NFBl. a. F. VL 170. 171., die Stadt Tilsit,
von dem Flüsschen tilse benannt, ehemals die Schalauerburg ge-
heissen; Fluss und Stadt heissen heute litt. tUze, ersterer gewöhnlich
in der Diminutivform tilzele\ ebenso sind auch wohl die oben an-
geführten Formen des Stadtnamens tilsit, tilsat nur die litt. Dimi-
nutivformen tilzpe, tilmte, denen sich später mit getrübtem Vocal die
Form tilset anreihte; heute sind noch die Formen tilse und tilsit
(litt. tUze und tiliyte) neben einander üblich.
tute, Brücke, ÄMS. VLI 307. 316. vgl. stdbina und prey-tilte (litt.
ttltas, lett. tilts, Brücke). Hieher vielleicht Dorf per4eltnicken Kr.
Fischhausen, „die jenseit der Brücke wohnenden".
tymmer lacus, jetzt dimmer an der Südgrenze Ermlands. TcG. 188.
tyminicze s. temnitz.
tin, acc. sg. zu tu, tou, dich; s. tien,
tinne, tynne, See im Ermlande. CdP. LV. 186. MhW. IIL 29. 67.
[tinkla"] tinklo, Netz, Jägergarn, Voc. in sassin-tinkla (\\it. tmklas,
lett. tihkls).
_ 189 —
tirbe-lack pratwm, MhW, IL
tirbelaws lactis, MhW. IL
tirts, m., tirti, f., nom. sg., tfrtin, tirtan, tirtian, ace, tirtsmu, dat.,
der dritte. Bnch. 3. 11. 15. 17. 22. 30. 73. 91. {Kat IL tirtis,
nom., tirtien, ace.) (Wurzel tri drei); vgl. tris-kaym, treon-haymyn,
triuwrcayme.
tistics oder tisties, (sweir), Schwäher, Schwiegervater, Voc, 184
(kslav. t^st^, russ. tesf, poln. tesc, böhm. test); tistics würde Dirainutiv-
endung haben.
tu, tyt, titet, titat, tittet, so, in allen Bedeutungen des deutschen so,
JEnch. 11. 22. 24. 27. 31. 35. 36. 37. 76. 94 u. oft; pansdau titet,
darauf, 46.
tyc^e, nom. viri, NPBl, 3. F, V. 300 ; daher Dorf titschen, Kr. Ragnit.
\tlakut, dreschen] tlaku, 3. praes., vielleicht en4laku s. arrientldku.
tlocau villa, das heutige Dorf lokau Kr. Rössel, MhW. IL, etwa zu
tlokote, nom. viri, NPBl, a, F. XI. 194.
tlokunir-pelk, tlokun-pelk, nom. paludis. CdP. IIL 62. s. pelky.
tdbolize, Tasche, s. Volckmann ältestes poln. Rechtsdenkmal S. 13:
Wer (Mch stylt eynem ledigen knechte, der an wip ist, us syner
toholizen, daz ist syne tasche, adir ab her nicht töbölizen hat, wer
im stylt US synem Mitel, daz her dor inne hat, her buszet oueh XIL
marg, wen eyn ledig knecht keyn andir beheltnisse hot, denne syne
tobolize adir syne butel. (kslav. toboltct, Saccus, poln. tobola, töbolka,
Ranzen, Reisetasche, böhm. tobola, töbolka. Sack, Beutel, Tasche,
litt, tobelis, tobnycza, Klingsäckel).
tol'S, nom., tollin, acc, Zoll, Abgabe, Ench.bb. (lett. tullis, Germ).
tolk,tolke, Dolmetscher, Mäkler, ein weit verbreitetes Wort, welches
sich auch in die preuss. Sprache tief eingewurzelt hat; sachlich
Ausführliches hat Toppen ÄMS. IV. 147. gegeben; (litt. ti)ilkas,
lett. tulks, tulkatnis, esthn. tulk, schwed. island, dän. holländ. tolk,
Dolmetscher, kslav. tluku, interpres und interpretatio, tlükari, inter-
pres, litt, tulkuti, lett. tulkoht, kslav. tlükowati, russ. tulkowäf, esthn.
tölkma, dolmetschen). Das Element hat sich in vielen oft wieder-
kehrenden Ortnamen erhalten, wie tolks, tolks-dorf, tolkeim (d. i.
tolk-kaym, wie ml-kaym neben wilk-kayme, mlke-kaym), tolk-lauken,
tolke-mit, vielleicht auch in tlokum-pelk; indess ist das Appellativum
tolk, tolke auch mehrfach als Personenname verwandt worden; so
wird in einer Urk. des Pabst Alexander IV. von 1255, MhW. L
66, ein Ermländer Matthias Tolke als Zeuge aufgeführt, und in dem
Zintener Visitationsrecess von 1549, AMS. VIL 607. ^«) ein Bauer
Michel Tolke, daher mag auch in manchen der oben angeführten
Localnamen das Element tolk als Personenname stecken, so dass
z. B. tolk'lauken nicht das Tolkenfeld, sondern das Feld des Bauern
Tolke bedeutet.
— 190 —
tolchemit, die Stadt Tolkemit, Vossberg Münzen S. 48; vgl. das
gleichn. Dorf tolkemüth, folkemüU im Kr. Osterode.
tol-lauken, töl-lack villa^ deutsch breitenfeld MhW. IL, heute Dorf
töllack Kr. Alienstein; vielleicht ist auch der Dorfname tolkeim
(s. s. V. tolk) nicht in tolk-keim, sondern in tol-keim zu zerlegen.
tölnike, nom. viri, NPBl 3. F, F. 300, daher tolnyken^ Dorfname,
CdF. IIL 161. MhW. IL 527; es giebt heute zwei Dörfer tolnigk
im Kr. Heilsberg und Kr. Rössel.
torbis im Voc, ist corhis zu lesen.
torpele, turpele, aqita. MhW. L.
thorun, die Stadt Thorn, Bush. LH. 7. 8. etc.; der Name ist wohl
alt und slav. Ursprungs, s. SrP. L. 50; in einer Urk. v. 1222 turno
TcG. 9., Urk. von 1262 thurun, AMS. IX. 467.
tosy, Kehle, Voc. 96. ist von mir und Andern wahrscheinlich falsch
gelesen worden; es steht wohl cosy da.
towarren, Prov., eine Anzahl beladener Frachtwagen, nach Hennig 278.
(litt, taworä, tawöras^ russ. poln. towar^ Waare, kslav. towarU,
onus, merx).
towelis s. pa-towelis.
towis^ Vater, Voc 169; s. tawas,
trä'twei^ reden, sprechen, inf. (mit air)\ trai, 3. praes. (mit et-),
trais, imp. sg. (mit e^), traüi. imp. pl. (mit at-): trat scheint ent-
weder durch Elision aus tarät, oder durch Metathesis aus tar4
entstanden zu sein; vgl. preuss tdrin, Stimme, litt, tariü, tärt%
sprechen.
trampere, tranpere castrmn, Dusb. LIL. 142., trampeinen, trappeyen,
trapeyn, ferner tropeyne, tropin, TcG. 1 3 , das heutige Dorf troop,
troopen im Kr. Stuhm.
trap't, treten. Euch. 19., treppa, sie treten (mit er-), (russ. tropä,
Fusssteg, poln. trop, Spur, Fussspur, deutsch traben ursprünglich im
Sinne von treten).
[trauk..., schliessen] träuki, 3. praet. (mit per-).
trausstitthin, Ort zu Wehlau, TcG. 212., heute unbekannt.
tremow, das heutige Dorf trimmau Kr. Wehlau. TcG. 211.
trenien, acc, das Drohen. Ench. 62. s. trin-t
treon-kaymyn s. tris-kaym.
treppa s. trap-t.
tresde, Drossel, turdus, Voc. 728. (russ. poln. böhm. drozd, russ.-litt.
dräzdas, preuss.-litt. strdzdas, lett. strasds] mit Gutturalen statt
des d kslav. drozgu, slov. drozg, serb. drozag, ahd. drosca, throsga).
trybnitz fluvius, die Drewenz, s. drewante SrP. LLL. 673.
[trin-t, drohen, rächen] trinie, er droht, JEnch. 12.; s. trenien,
trinsnan, trintawinni.
— 191 —
[trinJc't] trinck-tan, ace. part. pass, (mit per-)^ verstockt (etwa stössig,
bockig, von litt, trenkti, stossen) Pierson VII. 593.
trinsnan, acc, Rache. Ench. 57. s. trin4,
trinta, nom. viri, Bush. IIL 262., daher vielleicht trentitten, Dorf im
Kr. Fischhausen.
trintawinni, nom. sg., Rächerin, Ench 54; s. trinkt
triS'haym, villa, „Dreidorf ' GBK, L 179; trium-kayms (im Codex
Criükayme\ treon-kaymyn weisigis, glossirt durch trium villarum
pratum, an einer verderbten Stelle des saml. Theilungstractats von
1330, s. AMS, VII. 306. 316; vgl. tirtis, kaymis,
tristin campus, MhW. L, nach SrP. L 56. das Gut trist in Pomesanien
(wo liegt das?)
trium-kayme s. tris-kaym,
troaxtan s. twaxtan,
trohen campus, MhW. L
tropeyne, tropin s. trampere,
troskeilis, Stritzel, ein Gebäck, Voc, 343., in der Handschrift corrigirt
aus stroskeilis (litt, trdszkus, trdiszkus, mürbe, weich). Pierson
VII. 589.
trumya. Ort in Pomesanien. CdF, IL 11 flgg.
trumpa fluvius. MhW. L, trampen, trumpin, trumpma (wohl trumpina),
lacus, CdF. IL 23. 107. AMS. IX. 322. 323., ein See nördlich
von Saalfeld, der heute nicht mehr aufzufinden ist.
trumpe SrP. I, 56., nova trumpnia, CdP. IL 170., Gut in Pomesanien.
trumpstis (vuerschene), Feuerschaufel, Feuerschirm, Voc, 361.
trupeyle, Frosch, im Voc. ist crupeyle zu lesen.
trupis. Klotz, Voc. 634. (kslav. trupü, kroat. trup, truncus.) Burda
Beitr. VI. 401.
truschke, Prov., Kaninchen, (litt, truszkas, trüszke, trüszkis, dass., lett.
truschinsch, Eichhörnchen; die gemeinsame Wurzel liegt wohl in
russ. trüszu, trüsif, feige, bange sein, trus, poln. trus, trusia, truska,
feiger furchtsamer Mensch, auch ein unschuldiges Geschöpfchen;
tru^, trus, Zuruf an gezähmte Kaninchen und Hasen).
truso, alter Handelsort in Preussen, in Wulfstans Reisebericht
genannt, s. Voigt Gesch. Preuss. I. 207. Nach Neu mann^PJBZ.a.
F. VI. 290 das heutige Kirchdorf Preuschmark nördlich vom
Drausen (drusa, drusna),
trutenow, Ortname. CdP. IIL 161. MhW. IL 526.: Dorf trautenau
Kr. Heilsberg; vgl. auch lautlich Gut trutenau Kr. Königsberg.
tschezke, Prov., Hänfling, fringilla cannabina (russ. poln. czeczotkä).
tu, Ench. 19. 34. 35 u. öfter; tou, 1 — 10. 34. u. öfter {du, 50., tuo, 85.,
tau, 86., Drckflf.), nom. sg., du. — tien, 45. 46. 47 u. öfter, tin, 74.,
acc, dich. — tebbei, 38. 46. 48 u. öfter, tebbe, 4. 50.71.74., dat.,
dir. — twaise, 10. 72. 76., twaisei, 2. 9. 84. u. öfter, twaisai, 84.,
-^ 192 —
twaiasei, 72., gen. sg., deiner. — jous, nom. pi, s. an seiner Stelle
(Kat L thu, fhou, Kat IL tou, thou),
[tuba] tuho, Filz, Voc. 448 (litt, tuba, lett. tuhha).
tuya, der Fluss tiege ira grossen Werder, TcG, 53. nach einer Urk.
von 1248.
tuylis, Eber, im Voc. Schreibfehler für cuylis,
tu^koris, Weber, Voc. 454. (kslav. tükati, russ. tJcu, tkaf, slov. tkem,
tkati, poln. tkq, tkac, weben, russ. poln. tkacz, böhm. tkadlec, Weber).
tülan,toulan,iit\iix.^ Ench.U. 7t. viel (litt, tülas, mancher), vgl. ^öw?5.
tulorwortes s. tusa-wortes.
tuldtsnan, acc, Freude. Ench. 53.
tulissones, histriones, MhW. I. 32.
tuliten campus. MhW. I:
[tülnint, mehren] tülninai, du mehrst, Ench.^h.^ tülninaiti, imp.pl.,
mehret, 73. s. tülan,
touls, adv., mehr. Ench. 36. 39. 96. s. Bopp S. 24. und tülan.
tummonc, vielleicht die heutige Stadt dom««w, Urk. v. 1249. TcG. 19.
tungis, nom. viri, NFBl. 3. F. V. 302; daher Dorf tungin an der
ermel. na tangenschen Grenze CdP. III. 161. MhW. II. 526, nicht
mehr aufzufinden, dagegen entspricht das heutige Kirchdorf tüngen
Kr. Braunsberg bei Wormditt nicht der Situation der Urkuiide.
tunclis, Raden, Voc. 272., ist cuncUs zu lesen.
tupadel^ nom. viri, 1264 Vertheidiger von Wehlau, Dusb. III.^ 122.;
merkwürdiger Weise findet sich heute ein Dorf tupadel, aber im Kr.
Neustadt, im nördlichsten Theile von Pommerellen.
turgawite fluvius in Galindien. TcG. 28, heute turosl.
turt4, Ench. 1., turrt-t^ 67., turrt-twei, 1., inf., haben; mit einem ab-
hängigen inf., sollen, müssen (Kat. L turretttvey, Kat. II. turryetwey)
— turri, ich soll, 27. — turri, turei, du sollst, 1 — 10. 35. 45. 47.
52. 71. 72. (Kat. I. IL tur) — turri, 39. 52., turei, 51. er hat,
sie haben; turri, 1. 13. 19 u. oft, turrei, 72, turei, 31. 52. 60.71.
74. 75., ture, 33., er soll, sie sollen; 32.77. man soll. — tu/rrimai,
88. wir haben; 1—10. 12. 19. 31. 33.78.94., wir sollen. — fwn«,
53. 62. ihr habt, 55. ihr sollt (53. als imp. gebraucht). — turtlai,
turrilai, opt., 66. 69., er habe, er hätte; 79, er sollte; 81, er müsste.
— turrilimai, opt., 80., wir müssten (litt, turiü, tur'eti, haben, sollen,
müssen, lett. turreht, haben).
tumitse s. tewernitze.
tumo, thurun s. thorun,
turpele s. torpele.
turpelis. Leisten, im Voc. Schreibfehler für curpelis.
tusa-wortes {manchuelt) Voc. 131., ein schwieriger Artikel; vgl. meine
Ausgabe des Voc. S. 48. Jetzt möchte ich die Lesung manchuelt
unangetastet lassen und durch „mannigfaltig, vielfach gefaltet"
— 193 —
erklären, dagegen in dem preuss. Worte die Verbindung von tusa,
Stamm von tusimtons, tausend, und einer Ableitung von wartint, wen-
den, erkennen, also, dem deutschen völlig entsprechend, „tausendfach
gewendet oder gewunden" übersetzen, und unter diesem Ausdrucke
die in sich verschränkten kleineren Gedärme verstehen, neben
denen das Voc. unmittelbar dahinter noch vier andere Theile,
Magen u. s. w., als Inhalt der Bauchhöhle, wanst, nennt. Ich
wäre auch, wegen des unbelegten tusa, nicht abgeneigt, mit Pier-
son VII. 589 tula-wortes zu corrigiren und demgemäss „vielfach"
statt „tausendfach" zu übersetzen; dagegen kann ich die Deutung
auf den Blättermagen des Rindes nicht concediren, da an der be-
treffenden Stelle des Voc, ausschliesslich von dem menschlichen
Körper die Rede ist.
tusseyn lacus, MhW. II.
tusimtons, acc, tausend (litt, tiikstantis),
tussin, nom. wm^Dush. HL 145. ; daher Gut und Dorf tusseinen Kr. Ragnit.
tussis, Mücke, Voc. 783. (vielleicht cussis zu lesen?)
tiissise, opt., er schweige, Ench. 66. (kslav. tichu, tranquillus, russ.
tichi'i, poln. cichy, still, ruhig, schweigsam; litt, t^kas, tyMs, ruhig,
still); s. das folg.
tusnan^ acc, stille, Ench, 56.
tuwangste s. twangst.
twai'S, m., twaia, f. nom. sg. , Ench. II. 20. 21. 46. und öfter. —
twaian, 4. 8. 34. und öfter, acc. — twaidsmu, twaismu, 45. 71. 86.
95., dat. — twaias, 84. 85. 95. 96., gen. sg. — twaians^ 38. 46.
48. 49. 93. acc. pl., pron. poss. dein {Kat. I. twaien^ Kat. IL
twayien, acc. sg.).
twaisai, twaisei, twaise, gen. sg. zu tu, du.
twaxtan (qu£ste)^ Badequast, Badewedel, mit dem der Badende
geschlagen wird, Voc. 553., nicht Badeschürze, s. Pott Beitr. VI. 117.
E. Volckmann will in der Handschrift troakstan lesen^ mir scheint
aber nach wiederholter Einsicht in dieselbe twaxtan sehr deutlich da-
zustehen, s. AMS. VI. 320. VII. 589. (litt, twoskinti^ stark schlagen).
twangst, twangste, twankste, twongst, twoyngst, tuwangste ^ Name des
bewaldeten Hügels, auf welchem 1255 die Burg Königsberg gegründet
wurde, SrP. III. 560. Note; die letzt angeführte Namenform findet
sich bei Dusi. III. 72., aber wohl irrthümlicher Weise als bei den
Preussen üblicher Name der Stadt Königsberg, indem er sagt: . . .
aedificaverunt (Magister et fratres)castrumKv>nningsberg,vocantes illud
oh reverentiam Regis de Bohemia castrum Regis (apud Pruthenos
dicitur Tuwangste a nomine Sylvae, qu^e fuit in dicto loco).
twarg s. dwarg.
twarcte^ twarkte, nom. paludis. AMS. VII, 306.
twirigeiten locus. NPBl. 3. F. V. 301.
Nessel mann, Thesaurus. 13
— 194 —
u.
uhha-cohe^ ouhe-tohe, oiihe-touhe^ Ortname. ÄMS. VIL 296.
[wdra] vdrOj Otter, Voc, 667., früher von mir unrichtig orfro gelesen,
s. ÄMS. VI, 321. (litt, üdra, lett. uMris^ uhderis, kslav. wuidra^
Serb, wvdra, russ. poln. böhm. slov. wydra, sanskr. udra, griech.
iv'VÖQlg^ lat. l-utra)\ hieher die Ortnamen ttder-hallen {\itt, hala,
Sumpf), uder-wangen (s. wangus\ vder-walde, und vielleicht odritten.
uka, ucka, Partikel, die den Adj. und Adv. vorgesetzt diesen Super-
lativbedeutung giebt; die vorkommenden Beispiele sind folgende:
uckorkuslaisin, acc , den schwächsten, Ench. 58., ucka-is-arwiskai,
adv., auf das treulichste, 96.; ucka-ldngwingiskai, 13. - längi-
wingiskai, 19., - längewingiskai , adv., 28., uka-längewingiskan,
acc. adv., 40., auf das einfältigste (uckce- 28. Drckf.) (vgl. augint,
augis, auctas, litt. dugt% wachsen u. s. w.)
ulint, kämpfen, Ench. 88.
umne^ umnode^ s. um2)na, ttmpnis, umpnode,
umpna und abgeschwächt umne^ Name eines Hügels, AMS. VIL 302.
313.; uumpnis, vwnpnis, wohl gleich umpnis, Voc. 331., Backofen;
umne wird a. a. 0. 302. glossirt durch cUhanus, es hätte demnach
der Volkswitz den in Rede stehenden Hügel seiner äusseren Forra-
bildung wegen mit einem Backofen verglichen; vgl. taurus-galwo,
[umpno-de] umno-de^ Backhaus, Voc, 330., wohl Backofenraum, die
Endung -de gleich litt, de in alüde, alud'e, Bierfass, Bierkeller, von
alüs, Bier, awi-de, Schaafstall, von awls, Schaf; s. das vor.; beide
Worte, uumpnis und umnode wusste ich bei der Ausgabe des Voc,
nicht zu lesen, erst die Glosse clibanus in dem saml. Theilungs-
tractat von 1330 eröffnete mir das Verständniss.
und-s^ nom., undan, acc, undas, gen. sg., undans, acc. pl., Wasser;
Ench. 28. 30. 3t. 69. 85. 93; wundan, Voc, wunda, Gr. s. dd.
(litt, wanden, nom. wandu, lett. uhdens, slav. woda) ; hieher die Ort-
namen wund-lauken (wund-lacken), po-wunden.
unsai, unsei, adv. hinauf, nach oben hin, Gegensatz zu semmai,
Ench. 15. 91. (Kat, I. unsey, Kot. II. unsei) (litt, praep. uz- vor
Verben).
unsatrapis castrum im Territorium Wohnsdorf, Dusb. III. Ib., bei
Schütz wusatrapen, bei Andern wunstorp, schon früh im Munde
der Deutschen in wohensdorp, wohnsdorf Übergegduigen; s. Mülver-
stedt in den NFBl. a. F. V. 328. 329; identisch mit audoUten,
ebend. 329—332.
ur-s, nom. sg., urans, acc. pl., uremmans, dat. pl., alt. Ench. 31. 81.
vgl. uraisin und woras (litt, obsol. woras, im russ.-litt. noch jetzt
orüs als Nebenform zu woras, sanskr. vara).
— 195 —
uraisin, ace. sg., uraisins, waisans, ace. pi., Ench. 4. 52. 60. 63.,
Comparativ zu ur-s, alt, 1) der ältere 60., 2) pi. die Aeltesten,
die A eiteren 52. 63., 3) die Eltern 4.; uraisin 60. beruht auf
einer missverständliehen Uebersetzung; statt des deutschen „seid
unterthan euren Eltern (parentibus)" giebt der Uebersetzer: seiti
poMusmingi jousmu (dat. sg.) uraisin, seid unterthan eurem älteren,
d. h. dem, der älter ist als ihr.
urminan, acc, roth, Ench 85., warmun, Gr., wormyan, Voc. s. d.
(kslav. rumjenü, russ. rumjanyi, poln. rumiany, böhm. rwmö^^,
rumn^, slov. rumen, roth).
us^es, f. pl., Wochenbett, Kindbett, geben Ruhig und Mielke
in ihren Wtbehn. ; das Wort ist aber nicht echt litt., sondern aus
der preuss. Sprache in die litt, hinübergezogen, und schliesst sich
an preuss. usch-ts,, der sechste, an, während die litt. Sprache aus
s^eszt, sechs, das übliche sscszes, Wochenbett, bildet; nach Mielke
wird auch in manchen Gegenden Littauens von usees die Ableitung
uszininke, Seehswöchnerin, gebildet, der ein preuss. u^zinihe ent-
sprechen würde.
uschts, ra., uschtai f. nom., uschtan acc., der sechste, Ench. 6. 25.
31. (Kat L wuschts, Kat IL usts), s. d. vor.
w.
wdbelcko (eppü), Apfel, Gr., s. wolle.
wadang, wadange, wadangen, lacus, fluvius, silva\ wadangen-vlis. MhW.
L IL IIL Hennenb. II. 25.
wadule, Pflugbaum, Pflugbalken, auch Grindel genannt, Foc. 250.
wagi-pelki s. wagis.
wagis, waygis, Dieb, in wagi-pelki, waygis-pelkis , AMS. VII. 306.
315., wo das erstere glossirt wird durch qus (palus) dicitur palus
furum : | Dibbruch | : ; die preuss. Sprache hatte also das dem litt.
wagis, Dieb, entsprechende Wort wagi \ivagis\ und mit Vocalverstär-
kung waygis \ dagegen liest ein anderer Codex an derselben Stelle
waykis-pelkis, wo das k wohl fehlerhaft ist.
uHighnie lacus. MhW. II
tvagnis, Sech, Pflugmesser, Voc. 244., das die Erdschollen vertical
abschneidet.
[waid, Verbalstamm von der Wurzel wid, davon] waist, inf., wissen
Ench. 39., waisei, waisse^ du weisst, 37., waidimai, wir wissen, 33.,
waiditi, ihr wisset, 73., auch imp. pl. , wisset, 6t. 62.; s. waidin-t,
waisnan.
wayde, Versammlung, Berathung AMS. IV. 1 56., wohl richtiger
wayte, s. d.
13*
— 196 —
waideloUe^ und in deutscher Bildung waideler, waidler, heidnischer
Priester; die waidelotten leiteten den Gottesdienst und vollzogen die
Opfergebräuche, s. Sprache der alten Preussen S. IX. flgg., desgl.
das Verbum waidleimai.
waidewut, angeblich der Name des ältesten Oberpriesters, wahrschein-
lich desselben Stammes wie waidelotte. Hennig 295.
waidin-t, zeigen (mit i>o-), waidinnons, part. act. (mit ew-), waidinna,
er zeigt, sie zeigen Ench, 42., waidinna-sin, er zeigt sich, beweist
sich (freundlich) 80., waidinne, waidinnei, 3. praes. (mit po-), wai-
dinneiti, imp. pl. (mit po-), auch als 2. pl. praes. gebraucht ; Cau-
sativ zu wid, vgl. waid.
waidinsnans s. per-waidinsnans.
waidiS'pelhis, Ortname, AMS. VIL 306.; s. pelky,
waidleinmi, Ench. 2., wir waidlen, in der Lutherschen Erklärung
des 2. Gebots, keinem Worte des deutschen Textes entsprechend;
waidein, waidlen, das bei S. Grünau oft vorkommt, s. Sprache
der alt. Pr. S. IX. flgg., hiess, die gottesdiejistlichen Gebräuche ver-
richten durch die dazu bestimmten Priester, die daher waidelotten
hiessen; um diesen mit manchen abergläubischen Gebräuchen ver-
bundenen Gottesdienst den neubekehrten Preussen eindringlich zu
verbieten, hat der Uebersetzer den Begriff in die Erklärung des
2. Gebotes aufgenommen; das Wort scheint ebenso wie waidelotte,
waidewut^ der Wurzel wid, sehen, waid, wissen, anzugehören.
waygis, waygis-pelkis, s. wa^is,
waijos s. wayos.
\waik-s\ waix, nom., waihan, acc. sg., waikai, nom. pl., waikammans,
dat. pl., Knecht. Ench, 10. 34. 35. 61. (waikui 61. Drckf. für
waikai) (litt, walkas, junger Kerl, pl. waikai, die Kinder); vgl.
wayklis und woykello\ Sohn und Knecht sind dem Bauern sehr nahe-
liegende Begriffe.
wayka-raykis, Ortname, AMS. VIL 307., Nebenform woikaritz,
waykelle, s. woykelle,
waykis-pelkis s. wagis.
wayklis, Sohn, Voc, 190., vgl. waik-s\ ob das l in wayklis 2a\ seinem
Platze sei, kann sehr zweifelhaft erscheinen; vgl. indess Gr's woy-
kello, litt. Dim. waikelis, dagegen aber preuss. ar-waykis u. waiks,
waynote, nom. viri, NPBl a, F, VI, 173.; daher Dorf weinotten Kr.
Tilsit.
wais4, waisei, waisse s. waid.
waissel, nom. viri, NPBl a. F. VI. 173.; daher Dorf weissels Kr.
Heiligenbeil, ob auch Hof wesseln bei Elbing, Gut wesslienen Kr.
Heiligenbeil, dürfte zweifelhaft sein.
waisennis s. po-waisennis.
— 197 —
waisines s. reide-waisines (litt. w'S's^e f. Gast, weszeti, zu Gaste gehen,
lett. weesis, Gast).
waisnan, ace, Kenntniss, Ench. 78.; s. w;awZ.
wais-pattin, ace, Frau, Hausfrau, JEwcÄ. 35. 62. (litt. wes0-pats,
vornehmer Herr, we'sz-kelis, Landstrasse, von kslav. wtst, praedium,
vicus, sanskr. vig^ Manu der dritten Kaste, der Gewerbetreibenden,
Ackerleute u. s. w., vigäm patis^ Herr der vigäs^ Epitheton der
Könige); s. pattin, hutta-waispattin.
waystote, nom. viri, NPBl. a. F. XI. 1 94., daher waistote-p'Ue, weistote-
pila Bush, IIL 114. 115., Burg in Barten.
wayte, woytis, wayde, Ansprache, Besprechung, Versammlung behufs
Besprechung, im Mittelalter auch deutsch spräche, gespreche genannt,
s. in karige-wayte und cariorwoytis, von waitiät^ reden. Die unge-
nauere Form wayde findet sich in der üeberschrift des alten preuss.
Rechts in Ldband jtira Prutenorum p. 7. : Dies sint rechte, die in
der Pomezenischen way den getailet und fur rechte funden; vgl.
AMS, IV, 156.
waytenyn campus et villa, das heutige Dorf wagten bei Wormdit Kr.
Braunsberg. MhW. IL
waitiä-t, Ench, 8. 66., waitia-tun, Kot, J., waytia-ton Kat, IL, inf.,
reden, waitiäuns, part. act. (mit wo-), waitiaintins , acc. pl. part,
praes. , die Sprechenden, Ench, 51. (s. emprtki)^ waitia^ er redet
(mit en-), waitiämai, wir reden, 8. (kslav. wjetowati, russ. wjecmf
(mit ot'), reden, kslav. wjetit, russ. wjetijä, witii, Redner), s. wayte,
• waiting,
waiting, weiting, witing, in älterer Zeit Bezeichnung der im Lande,
besonders in Samland ansässigen Stammpreussen , einer Art von
einheimischem Landadel, der, soweit er nach der ersten Unterwerfung
dem Orden und dem Christenthum Treue bewies, mancherlei Vor-
rechte und Bevorzugungen genoss; seit dem 14. Jahrh. diente der
Ausdruck zur Bezeichnung der Ordensdiener und Ordensbeamten
preussischer Nationalität, die in verschiedenen Zweigen der Verwal-
tung Verwendung fanden ; sachlich Ausführliches hat Toppen AM8.
IV, 141 — 147. gegeben; sprachlich schliesst sich das Wort an das
vorherg. waitiät, reden, an, und ist, wie es scheint, die Verstümme-
lung eines ursprünglich preuss. waitiniks, Redner, s. Sprache der
alten Preuss. S. 76. ; es waren die Männer, welche in der Gemeinde
und für dieselbe das Wort führten, die Sprecher des Volks. Eine
andere Etymologie giebt Neumann zu SrP, IL 455., indem er
auf litt, witöti, willkommen heissen, und einige ähnliche slav. Verba
hinweist ; aber erstens bedeutet litt, witöti u. s. w. primo loco nicht
willkommen heissen, sondern einem Gaste zutrinken, zweitens aber,
die Bedeutung „willkommen heissen" zugegeben, von wem soll die
Benennung witing, waiting ausgegangen sein? sollen die deutschen
— 198 —
Herren, von denen jene Stammpreussen, als sie sich unterwarfen,
willkommen geheissen wurden, diesen Umstand mit einem preuss.
Worte bezeichnet haben? oder sollen umgekehrt die Witinge diejenigen
gewesen sein, welche den Orden im Preussenlande willkommen
Wessen? Beides ist gleich unglaublich.
wayos, Wiesen, Voc, 282., wahrscheinlich wai-jos auszusprechen, wie
auch der in der Handschrift sichtbare i-Strich über dem ersten
Theile des y andeutet; (litt, wejä, Rasen) Pierson VH. 589 ; hie-
her der Ortname po-wayen Kr. Fischhausen ; vgl. weysigis,
wackirtwe% rufen, ermunternd zurufen (im deutschen Texte locken)
Ench, 19. ; wacke, er ruft, sie rufen (mit en-, preir), wackemai, wir
rufen (mit ew-); (sanskr. wak, wac, sprechen, lat. vocare, voc-s), s.
das folg.
wackis, Geschrei, Voc. 415., ist wohl der Aufruf zu den Waffen,
oder allg. Kriegsgeschrei.
wackisna s. po-wacktsna.
waldio campus, MhW, L
[toaldniks^ nom.] toaldniku, dat. sg., waldnikans, acc. pl., König,
JEhch. 56. 57. (litt, waldyti, lett. waldiht, kslav. wladq, wlasti, russ.
wlac^ef, poln. wladac, goth. waldan, ahd. tvaltan, herrschen) ; viel-
leicht gehört zu demselben Stamme der Name des Gutes wald-keim,
Königsdorf, „Herrendorf'^ Kr. Preuss. Eylau.
wdldow, nom. viri, Dush. HL 321.; daher waldow, waldowe, Dorf
wcddau Kr. Königsberg, Bush. IIL 71. 102. CdF, L 146. NPBl
VIIL 344. ÄMS. VK 307., auch führen zwei Vorwerke in den
Kr. Rössel und Rosenberg denselben Namen.
waldüns, nom., wdldünen, acc. sg. , weldünai, nom. pl. , der Erbe.
Euch. 30. 83. 95. (litt, pd-weld'eti, erben) s. draiigi-waldünen, sen-
draugirweldnikai, weldtsnan.
waldtmco, Ritter, d. h. wohl Gutsherr, Voc. 406. (kslav. wladüika,
russ. poln. wladyka, dominus, dux, sacerdos, episcopus; vgl. das zu
M;a?eimÄ:s Beigebrachte; beide Worte sind unfehlbar derselben Wurzel
entsprossen); die Femininalendung ö, d, La ist wohl aus dem slav.
beibehalten; s. Pott Beitr. VI. 123. Pauli VH. 163.
tvaiewona, wdllewona castrum, nach Bush IIL 116. 117. der preuss.
Name einer von den Deutschen wisenhurg genannten Burg in Bar-
ten; es ist wahrscheinlich das Dorf und Vorw. galwunen oder gal-
hunen, ehemals galwone genannt, im Kr. Rastenburg; s. NPBL a.
F. XI. 191. TcG, 22. SrP. L 110.
toalge, esset, Gr. (litt, wälgyti, essen); als grammat. Form entspricht
aber walge keineswegs dem deutschen imp. pl. esset.
walis (orschyt)^ Ortscheide, Bracke, Wagenschwengel, Voc,
252. (litt, wögas, Dimin. wogelis, woraus vielleicht wölis^ wie brolis
aus brotelis) Pierson VU. 589.
— 199 —
walkan s. bur-walkan.
valx, Falke, Voc, 171., wegen des anlautenden v sehr verdächtig;
es ist wohl einfach das deutsche Wort mit dem preuss. Nominativ-
sufiSx -5.
walnennien, acc, das Beste, Ench, 8.; s. Bopp S. 24. 25.
walnint, walnennint, bessern, Ench. 7. 35. (litt, wdlnyti, befreien?)
Pierson VII. 593.
walsca, walscha, walske, walsche, Fluss im Ermeland, der in die Pas-
sarge fällt. CdP. IL 21. 81. 82. IIL 160. MhW. L IL
walwange^ Gut in Pomesanien, CdP, LI, 23.
wambresia, Stadt hriesen im Kr. Kulm, auch frideck^ toredeck genannt.
TcG, 118. 156. 176. 177.
wam-lauken, vam-lauken campus MhW. IL
wanags, wanax, Habicht, erscheint nur in den Verbindungen spergla-
wanag{s\ Sperber, wörtlich „Sperlingshabicht", und gertO'(w)anax^
der eigentliche Habicht, wörtlich „Hühnerhabicht"; vgl. Pott Beitr.
VI. 116. AMS, VL, 319. (litt, wdnagas, lett. wannags).
wangaiten, wengaiten, Ortname, deutsch hoenberg, MhW. IL,, das
Dorf wenigaiten im Kr. AUenstein.
wangan, acc, Ende, Ench, 22. 25. 26.; en wangan^ endlich. 25.
wangeniken, wangenikin, wangniken, wangnikin, Dorfname in Samland,
GDK I, 143. AMS. VIL 298., das Dorf wangnicken Kr. Fisch-
hausen; der Name bedeutet Bewohner einer wange^ s. wangus.
wangint, vollenden, Ench. 66.; s. wangan,
wangiskan, acc, Ende; en wangiskan, endlich Ench. 96.
wangoy, wangoyen, wongoy, lacus, fluvius, MhW. IL III. CdP. IV.
186.; vgl. das Dorf wengoien, Kr. Rössel.
wangrapia, wengrapia, Name des Flusses angerap Ihisb. IIL 111.,
bei Hennenb. II. 25. wangrappe\ es hat also wohl neben awgfwrys,
s. d., die Form wangurys, Aal, bestanden.
wangus (damerawj, schlechtbestandener E ich w aid, halb ausgerodete
Waldfläche, auch jetzt noch provinciel wange, f., genannt, Voc. 588. ;
vgl. damerau und Pauli Beitr. VII. 178.; häufig iii einfachen und
zusammengesetzten Localnamen: wange^ wangen, wangaiten, wange--
niken, wangitt, wangoy^ wangoUen, wanghusen, per-wangen, po-wangen,
absch-wangen, alex-wangen, aucto-wangin, kalt-langen, kin-wangen,
por-wangen, rud-^^angen, wangnies-keim, und das Flüsschen wang-ape
bei Gerdauen.
wans, acc pl. zu tu, euch, s. jous,
[wansa] wanso (irstebart), der erste Bart, Pflaum, Voc. 100; vgl.
Wonnen (kslav. qsü, wqsu, poln. wqs, russ. us, litt, usal, lett. uhsa,
Schnurrbart). Pauli Beitr. VIL 163.
warene, messingenerKessel, Voc, 3 56, zu wargien, litt. wdrias, Kupfer.
warewingin, acc, gewaltig, Ench. 63. s. warrin.
— 200 —
warg-s, nom., wargan, 2iCC.^ wargasmu, i*dt., wargans, ace. pi., 1) adj.,
schlecht, böse. JEnch. 7. 8. 22. 23. 31. 46. 48. 88. — 2) subst.,
Leid, Uebel, Böses, 5. 14. 26. 34. 46. 54. 80. (litt, wärgas, lioth,
Elend, lett. wahrgs, kränklich, siech, wahrgt, elend, arm sein;
vielleicht gehört auch hieher kslav. wragu, russ. wrag, Feind, poln.
wrog, Feind, Uebel, goth. wargs, ahd. warg, nihd. ware, homicida,
diabolus), vgl. warge, pa-wargan, po-wargewingiskan.
wargalle, nom. viri, NPBl. a. F, VI. 174., dsiber warkalkn- (?), Dörfer
in den Kr. Allenstein, Gumbinnen, Goldap.
warge mien, es gereut mich, Ench, 35., vgl. pa-wargan.
wargele, nom. viri, NPBL 3. F. V. 300, daher wargelitten, wargliUen,
Güter in den Kr. Fischhausen und Osterode, warglauken (wargel-
lauhen) Kolonie im Kr. Insterburg.
wargen, wargin, Kirchdorf und ehem. Kammeramt im Kr. Fischhausen.
Dusb, IIL 102. AMS, VIL 296. 301.
wargewingishan, s. mit po-,
wargien, Kupfer, Voe. 525. {g aus j oder i verhärtet, wie in garge
s. d.; vgl. litt, wdrias, lett. warseh, waffa, Kupfer); vgl. warene,
wargsennien s. mit po-,
wargu, adv., übel, Fneh. 36. asniai wargu no-4vaitiäuns, ich habe
übel nachgeredet; s. auch das folg.
wargunseggientins, acc. pl., Uebelthäter, Fneh, 57.; s, segit
warrin, warrien, acc, Gewalt, Fneh, 16. 46. 48. 54. 83; warein^
16. 54 scheint Drckf.; (lett. warra, Macht, Gewalt, warreht, können,
vermögen; kslav. warjq, wariti, und warjajq, warjati, praecedere,
praecurrere) s. warewingin,
wartsnan, acc, s. ep-wartsnan, zu dem vor.
war-kaim s. wor-kaim,
war-laek s. wor-laek,
warmia, die Landschaft Er m eland, DusK III, 3. u. oft^ über die
Namen Frmeland, Warmia und Wormedithe vgl. Mülverstedt
NPBl a. F XI, 11 flgg. 181 flgg
warmun, roth, Gr,; s. urminan, wormyan,
wa/rnay \^eopa'\ -eopo, Warkringel, Wargengel, lanius excubitor,
Voe, 755; s. das folg.
warne, Krähe, Voe, 722. (litt, wdrna, lett. wdhrna, kslav. wrana^
russ. woröna, poln. wrona, böhm. wrana) vgl. huea-warne; hieher
oder zu warnis die Ortnamen warnieken, warniekam, warnikeim
9
warnig-keim, sämmtlich von dem Dimin. warniks, warnieke gebildet,
ferner warneinen und warnits,
warne fluvius CdP, III 160. MhW. II 523.
warnis, nom. sg., Voe. 721., warnins, acc. pl, Fneh. 50, Rabe (litt.
wämas, lett. wahrns, kslav. wranü, niger, corvus, russ. wbron, illyr.
bran, niederlaus, ron); vgl. eol-warnis.
— 201 —
warnitz, Name eines Ackerstückes, KPBl, XL 74. etwa „Krähenfeld*',
vgl. ausnit
warpe, ein in verschiedenen Ableitungen und Zusammensetzungen vor-
kommendes Wort, dessen Bedeutung unklar ist ; s# die folgg.
ivarpe-lauke, warpe-lawJcen, warpc-lawkin campus, CdP, HL 162.
MhW. LL, 8. 527., das heutige Gut worp-lack Kr. Rössel.
warpen-wagen, Wagen, die von den kreczem oder Erbkrügen zum
Transi)ort von Kriegsgeräth gestellt werden müssten; so heisst es
in der Jahresrechnung des Amtes Sehesten von 1655: An Erbkrügern
sind ihrer 14 und müssen einen Warpenwagen halten und 104 Mark
zahlen. NPBl a. F. LLL 265.
warpoda, vir prutenus, MhW. L 20.
warpoten; in der Primordial verschreibung von Sehesten von 1401 heisst
es: Des so sollen sie uns von iglichem Krezmsr mit seiner Hufe jähr-
lich auf Lichtmsss Zinsen und gehen drei Mark gewöhnlicher Münze,
und dazu warpoten und beleiten als andere unsere Krezmer zu
Llaw und Lunenburg, s. Toppen ÄMS, LV, 513, der hinter beleiten
in Parenthese hinzusetzt: Kriegswagen stellen.
warpune, nom. viri, NPBl. a. F. VI, 173; daher warpuhnen, Dorf
im Kr. Sensburg.
wärst, mal, s. aina-wdrst, ygl. wartint,
warsus, Lippe, Unterlippe, Voc, 91. (poln. warga?)
[warta] warto, nom., Voc, 210., wartin, acc, Ench. 84., Thüre, zu
wartint s. d.; vgl. dauris und lapi-warta (litt, wärtai, pl., lett. wahrti,
Thor; kslav. wrata, russ. worotä, poln. wrota, Pforte, böhm. wrata,
Hausthüre); vgl. Pauli Beitr. VII. 163.
wartint, wenden, Ench, 8., wartinna, er wendet, 69 (litt, wartmti,
hin und her wenden, wertü (werczü), wersti, wenden, kehren, lett.
wehrtiht, kslav. wratiti, wrttjeti, russ. wertjef, lat. vertere, sanskr.
vart)\ s. warta, wartisnan, wertinnewingi,
warttsnan s po-wartisnan,
ivasche, waschke (seh = z), Prov,, kleiner Wagen oder Schlitten ohne
Eisenschienen, Hen n ig 297; am kurischen Haff nennt man wasche
auch einen auf ein Schlittenuntergestell gesetzten Kasten zum Trans-
port von Waaren und andern Gegenständen; (litt, wdzis, kleiner
einspänniger Schlitten für eine Person, lett. waschus, Kinderschlitten,
Waschini, Kinderwagen, kslav. wozu, currus, von litt, wem, weszti,
zu Wagen oder Schlitten führen, wesztis, fahren, lett. weschu, west,
führen); s. wessis,
wascoy, waschoi, waschkonika fluvius^ MhW, L
[wed, Verbalwurzel, davon] tves-t, wes-twei, inf., führen, Ench, 2. 56.,
wedduns, part. act. (mit ^a-), weddä, er führt (mit i?er-), weddS,
aor., er führte, 68., weddeis, imp., führe, 25. (Kat. L wedais, Kat. IL
— 202 —
wedeys); (litt, wedü, westi, lett. weddu, west, kslav. wedq, westi, russ.
wedu, westi, poln. wiodq, wiese, u. s. w. führen).
weder, wedera, wedir locus, CdP.IIL 162. MhW.IL 528. ÄMS.IIL 646.
weder-kaym, wedir-kaym, Ortname, CdP. HL 161. MhW. IL 527;
es giebt ein Gut wöterheim im Kr. Friedland und ein Dorf weUerkeim
im Kr. Preuss. Eylau, keines von beiden aber entspricht der Situation
der Urkunde.
weders, Bauch, Magen, Voc. 122. 132 (litt, wedaras, Magen, lett.
wehders, Bauch, vgl. auch litt, toidwrei, die Eingeweide).
[wediga] wedigo, Zimmerbeil, Voc. 531. (litt, wedegä), Pierson
VII. 589.
wedick, Prov,, Enterich, auch Wart, Erpel genannt. A MS. FJJZ.692.
(litt. wedikaSy kslav. wedM, Führer, s. wed),
weydi, weidin, s. wida, wydi und ainorweydi, tmssa-wcidin.
weydikausnan s. toydikaus^zan.
weyduUs (sehe), Augapfel, Pupille, Voc. 81., s. wid. (litt, akes
paw^dulis, Augapfel).
weyssen s. wyse.
weissen, weyssen locus CdP. IV. 185. MhW. HL Hennenb. IL 28.
weysewingi, nom. pl., fruchtbar. Unch. 73., s. weisin.
weysigis, Wiese, pratum, s. unter tris-koym und vgl. woyos.
weysike, weyseke, weysko, weiske, weseco, der Fluss weeske, der von
Osten her in den Drausen fällt. CdP. IL 41. 51. GDK L 62. 72.
MhW. LH. Bush. LLL 169. SrP. L 477.
weisin, ade, Frucht, Ench. 76. (litt, woisüs).
weiscoynys, weiskoynis, weiskin, woyskoynis (weiskeim?) villo, CdP. IL
41. 51. 126. GDK L 62. MhW. L NPBl. VLLL 342., das Dorf
wischehnen Kr. Fischhausen.
weistins, acc. pl. s. po-ivystin.
weistote-pila, s. woistote.
weiting s. waiting,
[weck...] weekommoi s. m\i per-,
iveclitze, wecrize costrum, Bush. LLL. 169., das Dorf wöeklits Kr. Elbing,
nördlich vom Drausen. MhW. L. kommt wekelitz als Personenname vor.
wela, pro-welo s. wil-t.
weldisnon, acc, das Erbe. Ench. 9. 96. s. waldüns.
iveldnikoi s. waldüns, sen-drougi-wSldnikoi.
weldünoi s. waldüns.
welgen, Schnupfen, Voc. 157. (kslav. wlaga, huraor, wlUgukU, humidus,
litt. wUgyti, anfeuchten, lett. welgons, poln. wilgotny^ russ. wlaznyi,
feucht.) Burda, Beitr. VI. 402.
welk, Prov., ein Kraut, Species von verbascum, deutsch Wollkraut,
WuUkraut; so nach Hennig 292; aber der preuss. Name würde eher
auf Wolfskraut, sedum telephium, hinweisen, von unikis, Wolf.
— 203 —
toeloblundis (muel) Maulthier, Voc. 437, in den nächstverwandten
Sprachen das Kam eel, (goth. ulbandus, ahd. olpenta, kslav. welibcfdU,
tveltblqdu, poln. wielblqd, russ. werbliüd, litt, werbliüdas),
wdow, welowe, die Stadt Wehlau. NPBl VIIL 342. 344. CdP. IL 211.
NPBl. a. F. IV. 30. vgl. wilow.
welowo, Dorf fehlau Kr. Braunsberg. TcG. 152.
welsas, welsais, mllizas castrum im Kulmerland, Dmb, III. 192. 263.
NPBl. a. F. XL 10. TcG. 9. 170, Dorf wielsans, poln. wieldzc^,
Kr. Kulm.
w^ewe campus, MhW. I.
wengrapia s. wangrapia.
wenter, Prov., klingbeutelartige Netze, welche in einander gehen und
bei der sogenannten Stellfischerei mittels langer Stangen (Pricken)
auf dem Boden des Wassers befestigt werden, da wo man den Zug
der Fische erwartet; so Frischbier; nach Hennig 292. ist wmtres
das gi'osse Fischergam, das von Kähnen gezogen wird (litt, wentaras,
wentaris, wenteris, poln. wiqderz, die von Garn gestrickte Fisch-
reuse; die von Weidenruthen geflochtene heisst litt, warms).
wepe, Prov., Weib er decke, die anstatt eines Mantels um die Schultern
gehängt wird, im Voc. 494 als deutsche Erklärung von pasta (lett.
weepe^ dass., weept, sich verhüllen, weeplis, Hülle); wgl.ÄMS.VIII.
696. und Art. damerau.
[wer-t, nur mit eir^ öffnen] were, 2. sg. praes., werreis, imp. sg.,
wiriuns, part. act. (litt, weriü, werti und at-werti^ lett. et-wehrt,
kslav. otU-wruzati^ otü-wrjesti, russ. ot-worif, öffnen, kslav. wrq,
wrjeti, böhm. m-wirati, poln. m-wierac^ claudere).
\weraurt, währen] wSrawi, es währet, Fnch. 50.
werb^he insula, MhW. L.
werene, Ort in Pomesanien, CdP. LL. 11. flgg.
werennye^ Dorf zu Medenau Kr. Fischhausen, GDK. L. 186.
werchelen villa, in Samland, NPBl. VLIL 342. X 175.
wermeno campus, MhW. L.
werp-t^ wierp't, lassen, mit et-, erlassen, vergeben, mit 2>ö-, verlassen,
unterlassen ; wierpons (mit e^), unerpuns (mit po-), part, act., wierp-
tmi (mit et-), part, pass., werpe (mit e^-), 1. sg. praes., wierpei (mit
et-), 3. praes., werpimai (mit et-), I. pl. praes., (Kat. L. werpimay,
Kat. II. werpym^y)^ werpeis (mit et-) imp. sg. , wierptai (mit po-%
imp. pl., (der Form wegen vgl. teiks)\ s. das folg. und aurwirpis,
krauya-wirps, po-wtrps.
werpsennien, werpsnä s. mit et-.
werst s. toirst
werstian, Kalb, Voc. 674., wohl durch Elision aus tversistian ent-
standen, (litt, werszis, Kalb, lett. wehrsis, Bind, Stier, wehrsens^
junges Rind); s. eristian.
— 204 —
wert'S, nom. sg., wertet, nom. pi, werth, würdig, Ench. 24. 52.;
falsch gebraucht: stans uraisins laikutei dwiggubhas teisis werts, die
Aeltesten haltet doppelter Ehre werth, 52. (litt, wertas, lett. wehrts,
wehrtigs, poln, wart, warty, dass., goth. wairths, der Werth, u. s. w.)
tvertemmai, wir zaubern Ench, 2.; die Bedeutung ist aber unsicher,
da die Uebersetzung an der Stelle sich nicht stricte an den deutschen
Text hält (litt, wardau, wardyti, zaubern?) Pierson VII. 593.
wertinnewingi, s. wartint und ep-wertinnewingi,
werttng-s, nom., würdig Ench, 35. 44., s. ni-wertings.
wertingiskan, acc, Würdigkeit Ench, 14. 19.
werttwings, nom., als adv. gebraucht, würdig, Ench, 44.
werus s. au-werus,
werwirsis, Lerche, Voc, 733., vielleicht wewirsis zu lesen? (litt.
wewers^s),
wessals, nom, fröhlich Ench. 86. (kslav. weselu^ russ. wesely'i, poln.
• wesoly, dass., poln. wesele, Freude, lett. wessels^ gesund) s. wesselingi,
wesliskan,
weseca s. weysike.
wesselingi^ adv. fröhlich. Ench, 48.
wesen s. wyse,
wesgintz, Ortname in Samland, AMS, VIT. 299.; vgl. msge oder
weysigis,
wessis (ryetsletej, Spazierschlitten, Voc. 308.; vgl. wasche, waschke,
wesliskan, acc. Freude, Ench, 46. s. wessals,
west s. wed,
[wetra] wetro. Wind, Voc, 53. (litt, wetra, lett. wehtra, Sturm, kslav.
wjetru, russ, wjetr, poln. tviatr, böhm. mtr. Wind); s. v}ydra.
wewa terra, MhW, III, TcG, 18. 152., die Gegend, in welcher Mehl-
sack liegt.
weware, Eichhorn, Voc. 660. (litt, wowere, lett. wahweris, poln.
wiewiorka, böhm. wewerice).
wewirsis, Lerche s. wertvirsis.
[wid, durch den ganzen Sprachstamm verbreitete Verbalwurzel in der
Bedeutung sehen, davon] widdai, er sah, Ench, 79.; vgl. waid,
waidint, waist, weydulis, wydikaiisnan.
wida, widi, pronominales AbleitungssufiSx, die Beschaffenheit bezeich-
nend, z. B. ka-widas, sta-widas, ainorwydi, kitta-widei, kitta-widin,
wissa-widin, und in verstärkter Form weydi, weidin s. d. (sanskc.
vidha, vidhi, Art, Beschaffenheit); s. Bopp S. 49.
widdewü, nom. sg., widdewümans, dat. pl., Witt we, JSwcä. 64. (kslav.
wtdowa, wdowa, russ. poln. wdowa, goth. viduvo, vidovo, ahd. mtatm,
wituwa, lat. vidtui, sanskr. vi-dhavä, marito carens).
tvydikausnan, acc, Zeugniss, Ench, 8. (Ksit I. widekausnan, Kot,
IL weydikausnan) ; die Form weiset auf einen inf. wydikaut, zeugen,
— 205 —
bezeugen, hin, als Ableitung von der Wurzel imd, sehen; (kslav.
wjedohu, gnarus, su-wjedjeteK, testis, russ. s-tmdjeteV, poln. s-wiadck,
slov. s-wedok, Zeuge, poln. s-wiadczyc, Zeugniss ablegen); s. redde-
wyd,, falsch-wid,
widiskan, widisJcu, mit aina-, wissa-; vgl. wida,
wydra, Wind, Gr., s. wetra,
widrinen, Dorf im Kr. Rastenburg am Wedersee AMS, HL 646.
widus, Naht im Stiefel. Voc. 508.
wierpt s. werpt
wykara fluvius, CdP, IL 53., ein Flüsschen in Sassen, das Gilgenburg
vorbei in den Rumiansee fliesst.
wicTcis, Wicken, Voc, 270. (litt. w;iÄ:ei, wÄes) s. Pauli Beitr. VII. 191.
wyhow, wycow, Dorf wickau, Kr. Fischhausen, zu Kumehnen. AMS,
VLL 295.
wixla s. wisla.
[wil't, betrügen, mit pror, verrathen] wilts, part, pass, wela,
3. aor., s. pra-ivil-t^ pro-wela; (litt, wilstu, tvyliau, wilti, lett. tvillu,
wilt, betrügen, litt, wylius, lett. wiltus. Betrug).
wilaw s. wilow,
wilenikis (cseldenpfert) , Zelter, Passgänger, Voc, 439.; in der
Handschrift 4emk- ohne i-Zeichen. (bei Hirsch Handelsgesch. 259.
„zeltpferd",)
mllike, williken, willeke, wilke lacus, MhW, LL, LLI, AMS, LLL, 645.
willims s. welsas,
wilcayme, wilkaym, s. wilk-kayme.
wilke s. williki.
wilke-kaym s. wilk-kayme,
tvilkenit, wilkonyte, wilkonyten villa, CdP. LLL, 160. MhW. LL, 523.,
Gut wilkenit. Kr. Heiligenbeil; zu wilkis,
wilken-lauken campus, MhW. L.
wilkis, Wolf, Voc, 657. (litt. wWcas, lett. mlks, poln. wilk, kslav.
wluku, russ. wölk, böhm. wlk)] sehr häufig in Localnamen; ausser
den hier zunächst aufgeführten vgl. wilkau, wilke, wilken, wilken-
dorf, wilkie^ (wilkyj, wilkiten, und vielleicht auch wölken^ Kr. Brauns-
berg und Kr. Heilsberg; vgl. auch welk,
wilkis s. awilkis.
wilk-kayme, wilke-kaym, wilkaym, wilcayme^ campus, villa, „Wolfsdorf"
CdP. LLL 161. MhW. LL 524. GDK, L 153., Dorf wilkaimen im
Kr. Königsberg bei Powunden, Gut willkam Kr. Gerdauen, auch ein
Ort an der ermländisch-natangenschen Grenze, der auch willo ge-
nannt wird.
toilkonyte s. wilkenit,
wilkow. Ort in Pomesanien, CdP, LL, 23.; Vorw. wilkau, Kr. Marien-
werder.
— 206 —
wilms, Quappe s. wilnis.
[tvilnas] mlnis^ Voc. All,, urilna, Gr., Rock. (litt. wUna, Wolle,
wilnonas, Tuchrock, lett. wilna, willa, Wolle, willans, wollen, wollene
Decke, kslav. wluna, böhm. wlna, russ. wolna, poln. welna, kroat.
welna, wolna, Wolle).
minis, Quappe, gadus lota, Voc. 566., oder wilms \ eine schwache
Spur von einem i-Zeichen vor dem s scheint vorhanden zu sein.
willo s. ivilk'kayme.
wilow, wilaw castrum Dusb. III. 73. 122. 175. 345., Wehlau, s.
welowe.
willune, nom. viri, NPBl a. F. VI. 173., 3. F. V. 299, daher Dorf
willunen Kr. Pilkallen.
[mmina] wimino, Ulme, Voc. 625., in der Handschrift sehr deutlich
mit beiden i-Zeichen.
tmms, Maser, Knorren am Baum, Voc. 645., vielleicht mnis zu
lesen; in der Handschrift wnns ohne i-Zeichen.
wyms, imp. sg., spei, Gr. (litt, wemti, lett. wemt, sanskr. vam^ lat.
v(ymere)\ der Form wegen vgl. teihs.
win-s^ nom., Luft, Voc. 45., toinnen^ acc, Ench. 23., Wetter; s.
winna.
mnna, heraus, IJnch. 31.; vgl. win-s, winadu^ und Bopp S. 27.
(kslav. wunu, foras, russ. won^ heraus, hinaus, umje, draussen).
winadu s. winna und is-winaäu, auswendig.
[wynas] winis, nom., Voc. 390., wynan, SiCC.^Ench. 40., Wein (durch
den ganzen Sprachstamm).
winde-Jcaym, Ort in Samland, winde-kayme, nom. viri, ÄM8. VII. 302.
308.; vgl. lautlich das Gut windkeim, Kr. Rastenburg, Dorf wing-
keim Kr. Heiligenbeil.
winnen s. win-s.
wingriskan^ acc, List, Fnch, 9. (litt, wingrüs, wingiis, krumm, buch-
tig, von Flüssen, mnge, wtngis. Bucht, Krümmung, Umweg, tvmgeis
und per wingius eiti^ auf Umwegen, Schleichwegen gehen).
winis s. wynas, wims.
mnms, Zapfen am Fass, Voc. 398. (litt, wms, Zinke, eiserner Nagel).
mnse silva in Sudauen. Dusi. III. 194.
winsus^ Hals, Voc. 102. (poln. wqzina, enger Pass, zu tvqski, wqzki,
kslav. wqzukU, qzUkU, enge, schmal).
winü't, inf., mit efe-, beschuldigen, mit eU, entschuldigen;
winüts, nom. sg., winüton, acc. sg., wmütei, nom. pl. part pass.
. (mit eb-, ni- und ni-eb-)^ s. et-winüt, ni-winüton, ni^b-winüts (kslav.
russ. poln. wina, lett. waina, Schuld, russ. winjü, wintf, poln. winiq,
mnic und winujq, winowac, beschuldigen, litt, wamoti, schelten, ver-
spotten, beschuldigen).
winütiskan s. ni-winütiskan.
^ 207 —
wipis, Ast, Voe, 630.
wips (tvieps), wypsow, wypsowen lams, MhW. IL
wyr-s, wir-s, nom. sg., tvyran, wiran, wyrin, ace , wyrai^ nom. pi.,
wirans, wiring, ace. pi, wyrimans, dat. pi.,, Mann, Ench. 51. 58.
59. 68, 69. 70. 71. 72. 76. (wyrau 68. Drekf. für wyran) (litt.
wyras, lett. wihrs u. s. w.)
wirbe, Seil, Foe. 314. (litt. lett. wirtfw, wlrwas, kslav. w?rM«€?^, ^^r^w?^,
russ. werw\ Seil).
toird-s, nom. sg., wirdan, ace, wirdai, dat., toirdai, nom. pi, mrdans,
ace. pi, mrdemmans, dat. pi, Wort, jEwcä. 3. 6. 20. 21. 22. 28.
29. 30. 34. 35. 36. 42. 43. 44. 65. und öfter, (litt, «^drötes, lett.
wahrds, Name, goth. vaurd^ Wort).
wyrikan, acc., Männchen als Geschlechtsbezeichnung, JEnch. 73; vgl
gannikan.
wyrinan, acc, Mann in, Ench, 68, nach Luther gebildet.
wiriuns, s. i^er, et-were,
wirpis, wirps, Lass er, in crauya-wirps, Aderlasser, und au-mrpis,
Flutrinne, d. i. Ablass des Wassers, von werp-t, lassen; auch in
po-tmrps, da aber in passivem Sinne.
wirst, wirst, er wird, er* werde, sie werden, Ench, 15. 20. 29. 39.
41. 42. 58. 6t. 65. 68. 79., wirsti, contrah. 2iVL^ wirst di, man wird,
68. {Kat, I, werst neben wirst)\ wtrstmai, wir werden, 25. wtrstai
(wtrst-tai)^ ihr werdet, 84., wirse, opt., es werde, Kat IL (litt,
wirstü, wirsti, zu etwas werden).
wissa, unklare Vorsetzsylben in wissa-seydis^ s. d.
wysa, wyse, FIuss in Galindien. TcG, 27. 42.
wissa-s, m., Ench, 49., tvissa, f. n., 35. 46. wissan, n. nom. sg., 8. 14.
23. 24. 73. 86. — wissan, acc. m. f., 1 — 10. 14. u. oft., atc. n., 46.
48. 49. — wissai, 2. 57., wismu, 50., dat. — tmssas, gen. sg., 81.
— wissai, nom. pl, 41. 65. — mssans, acc. pl, 5. II. 12 u. oft. —
wissamans, 18. 23. 29. 31. 86., wisseimans^ 12., dat. pl, jeder,
alles, alle; wukawi wissans druwingins sirans, fordert lauter
gläubige Herzen, im Deutschen : eitel gläubige, 44. (Kat I wissay,
Kat II, wyssay^ nom. pl, Kat. IL wyssan^ acc. sg., wyssens^ acc.
pl.) (litt, wlsas, lett. wiss, wissa^ kslav. wtsi^ russ. wes\ m., wsja^
f., wse^ n., jeder).
mssambers oder wissambris (eiver), Voc, 649, ist wohl nicht, wie ich in
meiner Ausg. des Foc. gedeutet habe, der wilde Eber (der Eber heisst
im Voc, 683 deutsch nicht ewer^ sondern heer\ sondern es ist, wie
Pierson s. u. sehr richtig bemerkt, der A uer, ür, Aue roch s, der
hier zwischen Büffel und Elen seine naturgemässe Stelle einnimmt,
während der Eber nicht füglich dahingehörte; hochdeutsches au
ist im Voc. nicht selten durch ew vertreten, z. B. hewt, Haut, tewhe,
— 208 —
Taube, sewstal, Saustall, (neben suwe, Sau), schewer, Schauer; be-
sonders erläutern sich ewer und schewer gegenseitig vortrefflich,
weil beide das ew in derselben Lautverbindung haben. Das preuss.
Wort ist zu trennen in wi-ssambers oder in wissambers^ in beiden
Fällen aber ist der erste Theil mir unklar; dagegen haben wir für
den zweiten Theil die Analogien lett. sumbrs, kslav. ^qhri, zuhrt,
slov. Z(ibr\ russ. poln. böhm. zubr, litt, mit eingeschobenem t
stumbras, der Auer, walach. zimber, bos bison, der Höckerochse,
mittelgriech. ^6[jtßQog^ ^ovfinqog^ der Auer oder ein ähnliches Thier,
dagegen sanskr. gambaras, sambaras, eine Antelopenart; vgl. Pier-
son VII. 590. Pauli Beitr. VII. 214.
wissa-seydis, Dienstag. Voc. 19., etymologisch unklar; Pierson
(briefl. Mitthcil.) schlägt wis-saleydis vor, mir unverständlich.
wissa-weidin, acc. sg., ivissa-widei, nom. pl, allerlei, allesamt,
Ench, 24. 80. s. wida, weidi,
wissa-widiskan, acc, allerlei. Euch. 26.
wisde fluvius, MhW. L
wyse, Voc. 262., wisge, Gr., wisse, ivesen, weyszen, AMS. IV. 151.,
Hafer; s. crayse-ivisse (litt, ätvizos, lett. ausas, kslav. owtsu, oivesu,
russ. owes, poln. owies, böhm. owes).
mse-eyche campm, MhW. I.
wissegaude, nom. viri, Dusb. III. 71. NPBl. a. F. VI. 173., 3. jF. V.
300. 302. Der VI. 173. hieher gezogene Ortneime wiskiauten gehört
aber wohl nicht hieher, sondern zu wyskaute, s. d.
wissegrod s. mscherad.
toisela, wysele s. wisla.
wisse-mükin, acc, allmächtig. Ench. 91. 94. {Kat. II. wisse-^nokin,
acc, wyssen-mukis, gen.) s. mükin.
wisse-musingis, nom., msse-musingin, acc, Ench.l^, 15.84.85.93.95.,
allmächtig. (Kat. L wis-mosing, acc, wis-niosingis, gen.) ; s. musingis,
wissene, Porst, Porsch, ledum palustre, Voc. 622.
wiserat s. wischerad.
wyzere lacus MhW. II.
wisge s. wyse,
wyskaute, nom. viri, NPBl. 3. F. V. 302., daher Vorw. wiskiauten
Kr. Fischhausen.
wyske, nom. viri, NPBl. 3. F. V. 301. 302., daher Dorf toiska Kr.
Johannisburg.
wischerad, wischerod, alt wiserat, wissegrod, nach CdP. II. 43. 59.
ein Wald im westlichen Samland, nachHennenb.il. 10. derFluss,
der von Heiligenkreuz kommend an German vorbei bei Fischhausen
ins Haff fällt; heute führt den Namen noch eine Mühle bei Fisch-
hausen.
— 209 —
wyscovia, vischovia, vischow, vyscJiow castrum, Bush, III, 1 43. CdP. L
no. 105., Tea. 189. AMS. IX. 325. 328., das heutige Kirchdorf
fischau zwischen Elbing und Marienburg.
wisla, ivysla, wizla, wisle, wisela, wysele, wissela, wissula, wixla, die
Weichsel. Dusb. II 2. 8. Ill 1. 2. CdP, 11 36. flgg. MhW.
I II NPBl. a. F. VI 304.
wismosing s. wisse-musingis.
wisnaytos, pi, Kirschen, Voc. 620. (litt, w^ssnia, wpssne, russ. ms0nja,
poln. wisniu, höhm. wissne, Kirsche; kslav. wismnjawu, colorem cersisi
aproniani habens).
wysne aqtta. MhW. L
wystin s. po-wystin.
ivissula s. wisla,
witter-garbe mons, MhW. I. s. garbe.
witinne, Prov., das flache rohgebaute FlussschiflF, auf welchem die poln.
Getreidehändler ihr Getreide stromabwärts nach Königsberg, Tilsit
u. s. w. verschiffen; stromaufwärts führen sie es nicht zurück, sondern
verkaufen es hier als altes Holz. (Mit. witine, poln. wicina) ; s. mtinniker.
witing s. waiting,
tvitinniker, Prov,^ Witinnenschiffer, Führer einer Witinne, auch
in der Bedeutung von Wittinenknecht, synonym mit schimke,'S. d.,
gebraucht. Hennig 304 (litt. mtmininJcas^ contr. witminicas),
lwitwa,nom.^mape-imtwa], witwan,SLCC.^ Weide, Weidenbaum, Voc,
603. (poln. witwa^ tvitwina, Korbweide, Uferweide, litt, wytis, Weiden-
ruthe, lett. wihtals, Weide).
[witwaga] witwago, Wasserhuhn, Voc, 756.
woaltis, Elle, Voc. 458.; vgl. woltis, Unterarm, beide wohl zu litt.
Ulektis, Elle, mit vorgeschlagenem w und ausgestossenem A, s. Pott
Beitr. VI. 118. 125. Pauli VII. 192.
woapis, Farbe, Voc, 457. (kslav. tvapu, Farbe, po-wapiti, po-wapniti,
anfärben, betünchen). Burda, Beitr. VI. 402.
woasis, Esche, Voc, 627. (litt, usis, wusis, lett. ohsis, kslav. serb.
jasika, slov. osika, russ. jäsen\ poln. jesion, böhm. gesen); hieher
vielleicht der Dorfname wossitz Kr. Danzig, „Eschenwald", vgl. ausnitz.
wöbalne, Apfelbaum, Voc, 615., s. woble,
wobilis^ Klee, Voc. 290. (litt, dobilas, lett. obsol. dahboli, gew. ahbolites,
mit den Aepfeln verglichen). Pott Beitr. VI. 118.
woble, Apfel, Voc, 616. (litt, obul^s, lett. ahbols, kslsiv. ablukoJablUko,
jablüka, russ. jabloko, slov. jabolka, kroat. jabelko, poln. böhm. jäblko,
serb» jablo, Apfel ; litt, obeüs, lett. ahbele, kslav. jäblani, russ. poln.
böhm. serb. jAftZo^, slov. kroat. ^afefen, Apfelbaum.) s. wabelko, wobälne;
die Güternamen abelienen, dbelisehken, Kr. Gerdauen, sind vielleicht
unter dem Einfluss des angrenzenden Littauischen (äbelis dialect.
für obells) gebildet worden.
Nesselmann, Thesaurus. 14
— 2ia —
wöbsdis, Ortname, s. das folg.
wobsdus, Dachs, Voc, 670 (lett. ahpsis, ahpscha, litt, dbszrüs nicht
ganz zustimmend); in dem samländ. Theilungstractat von 1330,
AMS VIL 306. 316., vgl. ebend. IV, 155, wird wohsdis als Ort-
name durch Luchs glossirt {in loco dkto Wöbsdis, qiiod dicitur eyn
luchs)^ wohl irrthümlich; vgl. hiysis,
wobse, Wespe, Voc, 789; (litt, tvapsä, Bremse, ahd. ivafsa, wefsa,
mhd. wefse, wcbso, wepse, Wespe, kslav. mit Ausstossung des b vor s,
wosa, russ, poln. osa).
wogenis campus, NPBl. 3. F, V, 301.
tvogO'Caps, nom. fontis. MhW. I. 387.
wogonis, Stulpschüssel, Schüssel mit gewölbtem Deckel, Voc. 366.
(litt, ivogöne, tvagöne, hölzerne Butterbüchse, etwa zu woziu, wosdi,
zudecken),
wogrym, tvogrim (wogrin), wugeram^ ein Wald auf der Nehrung südlich
von Lochstädt, CdP, IL 43. 126. 130. NPBl, VIIL 342. 344. 354.
GBK, I, 72. NPBl. a. F, I, SS; der Name hat sich erhalten in
dem Dorfe wogram bei Pillau.
woyaditcn, Dorf zur Kirche Heiligenkreuz, GBK, I, \ 34., heute woyditen,
woyharitz s. wayha-rayhis,
woyhclle, wayhelle^ nom. viri, identisch mit dem folg., NPBl, a.F, VI,
174, 3. F, V, 302., daher Gut wokcllcn. Kr. Preuss. Eylau.
ivoyTccllo^ Knecht, 6rr. ; vgl. waix,, tvayklis,
tvoyniten, woyniUen campus^ CdP, II. 21. 82. IV, 109. MhW. I.\
heute Dorf woinitt Kr. Braunsberg.
woyploc campus, Busb, III, 310. s. wope-lauke,
woyskaynis s. weiscaynys,
woytis s. waite, caria-woytis,
wokcsscliitz (a. L. ivoltschitz) villa in Pomesanien. CdP, 36 flgg.
wolistian im Voc, Schreibfehler für wosistian,
wolitte, Flüsschen beiBalga, daselbst das Gut wolitnik, Hennenb. 11.24.28.
woliten villa bei Fischhausen. CdP, II, 59.
wolping s. wulping,
wolti, Aehre, Voc, 276 (\\\X. waltis, Rispe, Haferähre, bulg. ?^'Zaf, serb.
wlat, slov. lat, böhm. laV, latka, dass.) Pott Beitr. VI. 121.
woltis, Unterarm, Voc, 112; s. woaltis.
wöltscliitz s. wokesschitz,
womenyn lacus CdP, IV, 186. MhW, IIL 67 (a. L. tvo^^nicnyn),
womes, Name eines Ackerstücks, NPBl, XI, 74.
wongoy s. ivangoy.
wonzen, Prov., ver hochdeutscht tvunzcn, Schnurrbart, auch einzeln
stehende lange Barthaare wie bei der Katze; s. ivansa.
woppc, Dorfname, CdP, III. IGO. MhW. IL 524; Dorf woppcn im
Kr. Braunsberg; s. tvuppe.
— 211 —
wope-lauke, ivopc-lauken campus, MhW, L 387., bei Dusb, III. 310
ivoyploCj in SrP, L 176 die Varianten lope-lauken, papi4ouken,
Dorf und Gut woplauhen Kr. Rastenburg.
wora-s, Nebenform zu ur-s, alt, hat sich erhalten in den Localnamen
tvor-ape, ivor-kaym, tvor-lauk, vielleicht auch in warit, wor-tvells u. a*
(litt, ivoras, obsol. alt).
ivoragmvus (wynher) Voc. 389., entweder Weinbeere, Weintraube
(Nemnich Pol.-Lex. s. v. vitis vinifera: indisch origur), oder, wie
Pierson vorschlägt, Weinbier, d. h. besseres Bier, als das un-
mittelbar voranstehende Halbbier, scinkis (vgl. litt, orikelis, Brannte-
wcin).
wor-a2)e, Fluss bei Angerburg. CdP. HL 40., s. tvoras und ape:
„Altfliess".
woria, Kammeramt zur Comturei Balga, das heutige Gut worienen bei
Landsberg. TcG. 201.
worit, worite (worike) lams, See im Kr. Sensburg. MhW. L TcG, 188.
tvor-kaym, wor-kaim villa, CdP, III. 100. MhW. JI. 524., das Dorf
ivorkeim Kr. Heilsberg. TcG. 154. liest warkaim\ s. woras und
kaymis: „Altdorf".
wor-lauk, wor-lauks, wiir-lauks, wur-lauke, ivmr-lawken camptts, MhW.
I. 11^ das heutige Dorf warlack Kr. Heilsberg, auch worlack Kr.
Preuss. Eylau; s. tvoras und laukas: „Altfeld, Altfelde".
tvormedyth, wormeditJie, Stadt Wormdit. CdP. II 172. NPBl. a, F.
XL 183. vgl. tvarmia.
wornicnyn s. womenyn.
wormyan, roth, Voc. 463., s. urminan, warmun.
Wortes s. tusa-ivortes.
worwells, Name eines Ackerstücks. NPBl. XI. 74.
wosee, Ziege, Voc. 676. (litt, o^ys^ Ziegenbock, würde nach sonstiger
Sprachanalogie das fem. ole, Ziege, bilden, dem preuss. wosee ganz
entsprechend; der litt. Sprachgebrauch hat dafür aber die Form
oSkä, oszkä sanctionirt; lett. ist ahsis Ziegenbock ;' das vorgesetzte
w findet sich theilweise auch in russ.-Littauen , so in einer Daina
bei Juszka wozeli für ozele\ die slav. Sprachen setzen dem Stamme
ein k vor, koza, was auch als Nebenform neben wosee in Preussen
existirt zu haben scheint, vgl. oben kose)\ hieher die unten folgen-
den Localnamen tvose-hirge, wose-kaim, wose-lauken , wose-pile, und
vielleicht der Baumname wosi-grdbis^ möglicherweise aber steckt
auch in einem und dem andern dieser Namen das Element woasis,
Esche; vgl. wosistian, tvosux.
wose-birge, wosi-hirgo, nom. loci AMS. VIL 599., s. wosee u. Urge:
„Ziegenlager".
wosegotviS'kapnis s. wosgotvs-cappis.
wosegowiske s. wosgowiske.
14*
— 212 —
wose-Jcaim, wose-Jcaym villa CdP. III. 160. MhW. IL 523. „Ziegendorf '.
wose-lauJcen, wose-lawTcen, wose-laukin, wuse-lauke, wuse-lauJcen, silva et
campus, CdP. III. 161. MhW, IL 526., Kirchdorf wuslack, Kr.
Heilsberg: „Ziegenfeld".
wose-pille, woses-pile, wosis-pele mons, AMS, VIL 303. 314., durch
dginburg glossirt.
wosgow villa, AMS. VIL 303., Vorwerk wosegau Kr. Fischhausen.
wosgowiske, wosegowiske, wosigowiske, -wiszke, rivus, AMS, VII. 303.,
jetzt die Bledausche Beek genannt, bei dem vor.
wosgows-cappis, wosegowis-kapnis, wosogoms-kepynes monticulus, locus
AMS. VII. 303., ebendaselbst gelegen.
wosi-birgo s. wose-hirge.
wosigowiske s. wosgowiske.
wosi-gräbis (spilboem), Spindelbaum, evonymus europaeus, Foc. 611.
(litt, ozeksnis, dass., ebenfalls von ozp, oU, Ziege, abgeleitet; vgl.
kslav. grabU, russ. poln. grab, grabine, Hagebuche, Spindelbuche,
carpinus betulus, daher z^^osi-^mfei« wörtlich „Ziegenbuche"). Burda
Beitr. VI. 395. Pauli VH. 213.
wosis-pele s. wose-pille.
wosistian, Zicklein Voc. 677., wo sich der Schreibfehler wolistian
befindet; vgl. wosee und eristian.
wozo campus, MhW. L
wosogowis-kepynes s. wosgows-cappis.
wosux, Ziegenbock, Voc. 675. (litt, oziükas, Dimin. zu ozys), s. wosee.
wotis-dorf, Ortname, NPBl. a. F. XI. 289. heute voigtsdorf, Dorf im
Kr. Heilsberg und im Kr. Rössel.
wozo s. an der Stelle von woso.
wracke, brücke, Prov., Kohlrübe, (russ. brjukwa, poln. brukiew, pl. bruktvi).
wubri, Wimper, Braue, Voc. 82. (sanskr. bhrü, bhruva, litt, bruwis,
kslav. bruwt, russ. brouri, pl., poln. brew\ pl. brwi, böhm. brtvy, obrwi,
ahd. bräwa; das preuss. tmbri mit beginnendem Hilfsvocal m, wie
griech. 6-(pQv-g, böhm. obrun, und vorgesetztem w wie wundan neben
undan) Pott Beitr. VI. 118.
wugeram schreibt Joh. Freiberg für wogrym, NPBl. a. F. L 88.
umysis (wacker), Wachthund, Hofhund, Voc. 704. (böhm. loyzel,
poln. wyzel, litt, wyszlas, wyszlis, Spürhund) Pierson VIL 590.
\wukaut, fordern, rufen] wükauns, part. act. (mit per-); wükaune,
er fordert. Fnch. 44.
wulping, wolping, wlpinc lacus, MhW. IL HL
wumbaris, Eimer, Voc. 556. (poln. wqborek, Dim. zu einem nicht
mehr gebräuchlichen Stamme t^^^tor; kslav. qborükü, serb. uborak, modii
genus, böhm. oubar, ouborek, polab. vumberak, fiscilla, ahd.em6ar,Eimer).
wummeling lacus, MhW. IL LH.
wummeriten silva. MhW. L LI., s. wungerithen.
— 213 -
wundan, Wasser, Voc, 59., wunda, Gr,^ vgl. und-s\ hieher die Ort-
naraen po-wunden, wund-lacJcen.
wungerithm silva, MhW. IL, s. wummeriten.
wuntcnowe, wutenouwe NPBl. a, F. X. 223. XL 73. die heutige
huntenau bei Brandenburg.
wuppe campus MhW. L,, wohl identisch mit wcppe.
wupyan, Wolke, Voc. 9., wo das deutsche plur. Wolken wohl irr-
thümlich ist.
wur-s, Teich, Voc. 61. (die Anlehnung an litt, wers-me, Quelle, das
aber in Form und Bedeutung doch wohl zu fern liegt, würde für
das preuss. die Form wurs-s, d. i. wi(^sis^ \g\. pallaips, voraussetzen;
näher läge kslav. wiru, piscina, wenn dieses nicht wie litt, wyrus,
russ. wyr\ poln. wir, böhm. wyr, zunächst Strudel, Wasserwirbel,
bedeutete; am einfachsten scheint der Hinweis auf sanskr. vär,väri,
Wasser, zu sein); vgl. Pauli Beitr. VIT. 197.
wurkm stagnum, See zwischen Marienwerder und Christburg CdP. L.
50., heute orhusch.
wur-lauks^ wur-lauJce, wur-lauken campus s. wor-lauks.
wuse-lauhe, wuse-laukin s. wose-lauken.
wusen^ Kirchdorf wusen im Kr. Braunsberg an der Passarge. CdP. IL
21. NPBl. a. F. XI. 295.
wuschen (seh = z) , Prov., aus Tuchkanten geflochtene Schuhe,
auch weite warme Filzschuhe; verb. wuschaJcen^ auf solchen
Schuhen gehen, auch, einen leisen schleichenden Gang haben, als
ginge man auf solchen Schuhen; (lautlich wohl identisch mit litt.
W0OS, lett. wihsas^ nur dass diese aus Bast, meistens aus Linden-
bast geflochten sind; zu russ. wjaht\ binden?)
tvuschts s. uschts,
wutenouwe s. tvuntenowe,
wutris, Schmied, Voc. 513., neben autre, Schmiede; die Lautver-
schiebung von wu und au ist zwar nicht unmöglich, aber es könnte
auch das a in autre aus w verschrieben sein, so dass die Schmiede
wutre hiesse; die Form wutris wird nämlich aufrecht erhalten durch
den Namen wutrienen^ Kirchdorf im Kr. Alienstein, und durch kslav.
wutri, wotri, Schmied, Zimmermann; in wutrienen steckt wutris
vielleicht als Personenname.
vuttwin lactis, MhW. L
z, Cz, c.
mntir, czantir, csanter, santerium, santirium castrum, Bush, HL 45.
208., eine von Herzog Swantopolk an der Montaner Spitze 1245
erbaute Burg, die 1280 vom Orden zerstört und deren Material zum
— 214 —
Auftau der Marienburg verwendet wurde. Zantir insula, santerii
insula ist das sogen, grosse Werder, die Insel zwischen der Weichsel
und der alten Nogat. GDK L 19. 77. MhW. L SrP. III. 550.
TcG. 13. 14.
mrm, zerm, Prov,, Gastmahl, bes. Begräbnissmahl; s. sirmen.
zeeh, Kette, kettenartig geflochtenes Gebäck, Bretzel, s. hay tan,
Voc. 346., das daselbst in der deutschen Columne durch ^ee?^ erklärt
wird ; vgl. die Analogie von damerau, wepe, hobbel. (kslav. czepX, russ.
cjep\ Kette).
ernsten lacus, MhW, IL
cierJcin, a. L. für gerkin,
czilix s. csisix.
dnyanguSy Panier, Fahne, Voc, 417.; vgl. AMS. VII, 590.
cmix, Zeisig, Voc. 735.; es steht daselbst m/i.r, aber alle verwandten
Sprachen weisen auf ein mittleres s hin; (kslav. csizlM, xuss, czlzik,
poln. czyzyk, böhm. csizek, mhd. zlsc, ztsic, nhd. zeisig, niederd.
zieske), Burda Beitr. VI. 405. Pauli VII. 197.
zoche, f., Frov,^ der polnische Pflug ohne Räder (russ. sochä^ Pflug,
poln. socJia^ slov. soha, Gabelholz, Pflugsech, kslav. socha, fustis,
vallus).
zuduu s» sudowia,
zuris, Prov., eine Gattung grosser dwarge, Hennig ;]13., s. suris,
Zwickel, zwichel, Prov,, rothe Rübe. Hennig 314. AMS, VIIL 693.;
(litt, swlklas, lett. swikls, russ. swekla, poln. cwikla,)
Anhang.
Provinzialismen zweifelhafter Nationalität.
hackel^ ein kleiner schwarzer Käfer, der sich in Kellern aufhält; so in
Saniland; nach Müh ling NPBl VIIL 167 bedeutet hackel um
Drcngfurt und. Barten einen Käfer im allgemeinen, wofür ich keine
Bestätigung habe ermitteln können.
basclieln (seh = z), viel und unsinnig schwatzen (lett. hahschay
Lustigniacher , bahscMtees^ umherschlendern , Nachbarn besuchen,
schmarotzen; s. ÄMS. VIL 594. VIII. 674.
honschel (seh = 8), grobes dickes harthäriges Tuch, in verächtlichem
Sinne gebraucht.
howhe, unbeschäftigter Herumtreiber, Wegelagerer, Strolch, im plur.,
gefährliches Gesindel; so in Königsberg und Danzig; anderwärts
soll es in dem milderen Sinne gebraucht werden : muthwilliger kecker
Bursche, selbst in halbliebkosender Bedeutung. In letzterem Sinne
halten Seidel NPBl. a, F, L 29 und Pierson AMS, IX, 675.
höivke, hofkc für plattd. Dimin. zu hübe (im brem. nieders. Wtbch.
lautet dieses Dimin. aber höfkCy iößen); mir war nur die erstere
schlimmere Bedeutung des Wortes bekannt, daher leitete ich es
A3IS. VIIL 675. ab von litt, howytis, poln. hawic sie, die Zeit
hinbringen, sich aufhalten, müssig tändeln, zumal die Leute, die ich
als böwken habe bezeichnen hören, keine Bübchen, sondern schon
recht arge Buben, ja Verbrecher waren.
bröchj jpröeh, (verhochdeutscht hrüeh, prüch)^ Bauch, bes. strammer
mit Speisen gefüllter Bauch, (russ. hrjv^ho, poln. hrmch, böhm.
hrieho, Bauch).
hidler, Bären w icke, ein Unkraut im Wintergetreide, mit schwarzen
Samenkörnern. AMS. VIII. 676.
hümken, unbekannt; in dem Inventarium von Sehesten 1652, NPBl.
a. F. III. 269 werden unter dem vorhandenen Eisengeräthe auf-
gezählt: 8 schlechte hümken. AMS. VIIL 676.
— 216 —
huscher, Laus. ÄMS, VIIL 676. (ob zu kslav. wUszi, russ. wosz\
poln. wesz, böhm. tveSj slov. «*s, wus, serb. w?05-sf, kroat. t<?ws^, illyr.
ousz?)
buMke, Laus, Engerling, (zu litt. lett. ute?)\ Mühling NPBl,
a. F. VIIL 169.
dremel, nach Hennig 52. ein kurzer, dicker (daher auch wohl un-
beholfener, ungeschickter) Mensch; ich wies AMS. VIII 61. auf
litt, drlmelis, Flegel, Tölpel, ungeschlachter Mensch hin; Förste-
mann in Aufrecht und Kuhn Zeitschrift L 416 weiset auf niederd.
drummeln, schlummern, dem man noch kslav. drjemati^ russ. dremat\
poln. drzymaö^ schlummern, poln drzymala, Träumer, hinzufügen
könnte.
es (öhsj, est, fein, zart, weiss, z. B. von der Leinwand, vom Teint,
besonders aber in der Verbindung es-hrot, Brot von feingebeuteltem
Roggenmehl, ilennig 56. 174. (an poln. jasnt/, russ. jäsny'i, hell,
glänzend, klar, kslav. jastnit, clarus, dürfte wohl kaum zu denken
sein.)
gamm, ein an der Stuben- oder Stalldecke angebrachter Bretterverschlag,
der als Schlafstätte für das Gesinde dient; so im Ermlande; in Na-
tangen nennt man dieselbe Vorkehrung hotz, anderwärts kordbll
(im brem. Wtbch. VL 106. hilje)\ s. AMS, VIIL QU,
gersteln, Strohseile, mit denen die Garben ides Sommergetreides, bes.
der Erbsen und Bohnen gebunden werden. Hennig 83.; gegen
eine Ableitung von Gerste, da solche Seile von Gerstenstroh gemacht
werden, spricht die Länge des Vocals e.
gludern, begehrlich nach etwas hinsehen, bes. auf das Essen eines An-
dern. Hennig 86. — Pierson AMS, VII 595. weiset auf litt.
gludoti, mit angelehntem Ohr lauschen (von glustu, gludau, glusti,
anlehnen), aber ich acceptire das Fragezeichen, welches er paren-
thetisch dahinter setzt.
greidig, von ansehnlicher Gestalt, hoch, schlank, gerade gewachsen, von
Menschen und Bäumen gebraucht, in Samland und Natangen.
Hennig 89. giebt die Bedeutung: sonderbar, seltsam, auch ekel-
haft, die nicht wohl mit jener ersteren, thatsächlich gebräuchlichen
und von mir selbst gehörten zu vereinigen ist; vielleicht liegt bei
Hennig ein ähnliches Versehen vor, wie ich es AMS. VIIL 678
bei den Artikeln pomager und pomtichel nachgewiesen habe, dass
nämlich bei H. die Bedeutung von pomager und das Artikelwort
pomtichel ausgefallen, und die Bedeutung des letzteren an das Artikel-
wort pomager gerathen ist.
groppe, Kaulquappe, Mühling NPBl, a. F. VIIL 171.
hot0 s. gamm.
Jcappeln, koppeln, Kreuzhölzer, welche auf die First der Stroh-
dächer zu Befestigung derselben gelegt werden, deutsch auch spa-
— 217 —
nische Reiter genannt; nach Hennig 116. 326. heissen diese Kreuz-
hölzer auch Hängeis, Hangelte, in manchen Gegenden auch Auf-
hängel. (polu. kobylica, höbylenie, spanischer Reiter, Holzbock, Schlag-
baum, Brustwehr, litt, hdbalnycza, Schlagbaum, kahl^s^ Haken, Pflock,
alles Gekrümmte, von der Wurzel kabü^ kaheti, preuss. kahit, hangen,
litt, kallnti, aufhängen).
kareikel, karekel, Saatkrähe; Mühling NPBl a. F. VIII. 173.
ÄMS. VIIL 680.
karmaüs^ kramaüs, Unordnung, unordentlich durch einander ge-
worfenes Hausgeräth, Verwirrung, Lärm. Hennig 117. (litt, gra-
mozdaiy gramzdai, alter Hausrath, russ. gromozd, grotnada, kslav.
graniada, grm^iada, böhm. hro^nada, acervus, cumulus, litt, grumddas,
grumödas, eine Menge Menschen, Fliegen und dergl.)
karnickel s. korniekel,
karnüll, Krickente, in Natangen und Barten üblich.
karwamn, ein klagendes Geschrei erheben.
keywen, m. Aeta Bor. L 604 wird erzählt, wie eine im verschlossenen
Zimmer befindliche Magd einer draussen heftig frierenden und um
Einlass bittenden zuruft, „sie solle am Keywen die Sehmarge (s. d.)
nehmen", bis jene von der Herrschaft den Sclilüssel werde geholt
haben. Man könnte an niederd. kiewen, d. i. kufe, Wasserfass,
Wasserbehältniss denken, aber was hat die schmurge, der Pelz, an
der Wasserkufe zu schaffen?
keutel, keidel, kidel, n. 1) nach Hennig 121. eine Art von Fischer-
böten, die insonderheit auf dem frischen Haff gebraucht wird; 2)
der unterste Sack an den Fischernetzen, worinnen die Fische liegen.
Prätorius XIV. 28. nennt ohne Erklärung das keutel-gam, und
nach Hennig 302. ist mnd-keutel ein Netz von 160 Klaftern
Länge, auf beiden Seiten mit einem Sack versehen, das von zwei
Kähnen gezogen wird; in dem Privil. der Stadt Frauenburg von
1318. CdP. IL 106 wird mtel als ein zum Aalfange gebrauchtes
Netz genannt: volumus tarnen ut nullus cum retihus angmllarum
qite haiwaten et cütel nominantur piscari possit
klönen, nach Hennig 125: mit dem Kleppgarn am Ufer entlang
fischen ; mir ist das Wort völlig unbekannt, vielleicht ist es identisch
mit dem folgenden.
klungen (i^g weich gesprochen, wie im Hochd. klingen), im Wasser,
im Sumpfe waten, s. das vor. ; (zu litt, kldnas, Wasserpfütze, Monis,
niedrige Stellen im Acker?).
kodder, Lappen, Zeugflick; davon adj. kodderig^ zerrissen, zer-
lumpt, und die verb, ab-koddern, zer~koddern, (litt kitderis, küduris).
kokoske, polnischer Weichselkahn, nach Förstemann in Aufrecht und
Kuhn Zeitschrift L 419., mir unbekannt.
kordbll s. gamm.
— 218 -
honner, Mischgetreide, Grünfutter von zwei zusammen gesäeten
Getreidearten.
Jcornickel, karnickel, das kleinste hier übliche Holzmass, Vi 2 Klafter
oder 1,3912 Cub. Meter.
kratnaus s. Tear maus,
hrassel, Einen beim krasscl kriegen, d. i. ihn beim Kopf, beim Kragen
fassen. Hennig 134.
krepp, eine Pferdekrankheit, die mit Husten verbunden ist, Schnaube,
Rotz. Hennig 134.
kresching (seh = l>, eine Tunke aus Speck, P]ssig und Mehl bereitet,
worin der gemeine Mann seine Kartoffeln tunkt, Hen n ig 132, noch
in Natangen üblich.
kronmnke, eine Art Weissbrot, die in der Fastenzeit gebacken wird.
Hennig 136.
kwatsehe, grosse breite Gartenbohne, Hennig 208.
lodder ig, unordentlich in der Kleidung, schlotterig.
lomm, f. kleiner flacher Handkahn, Boot; bes. nennt man Entenlomm
einen ganz kleinen Kahn von Manneslänge, in welchen sich der
Jäger der Länge nach niederlegt, die Flinte neben sich, und sich
mittels ganz kurzer schaufelartiger Handruder dem Entenvolke un-
bemerkt zu nähern sucht. Nach Seidel NPBl. a, F, L 32. soll
lomm in Danzig einen grössern Flusskahn bedeuten, dessen sich die
Nerunger bedienen zum Transport von Getreide und Vieh.
lorhe (im Ermland), lorke (um Nordenburg), ein Keil, den die Brettschnei-
der vor den Stützen ihres Gerüstes in die Erde einschlagen, damit
diese nicht ausgleiten. AMS. VIII, 683.
lunkern, Einem etwas ab-lunkern, d. h. abschmeicheln, durch Schmeicheln
abdringen. Pierson AMS, VII. 594. vergleicht litt, lünginti,
schmeicheln; ich fügte ebend. VHI. 683. dem hinzu litt, lüngwrü
in derselben Bedeutung, lünguro zödzei^ Schmeichelworte, lett. Iwiikis,
Schmeichler, lunkains, gelenkig, schmeichlerisch, und mit Uebergang
des k in z lunsinaht, sich anschmiegen wie eine Katze, ee- und
pee-lmmnatees^ sich einschmeicheln, und wies die Identität mit dem
niederd. lungern, lauern, engl, long, lüstern sein, wegen der ab-
weichenden Grundbedeutung zurück ; aber der inzwischen erschienene
Bd. VI. des brem. nieders. Wtbchs. bringt af-lungern ganz in der
Bedeutung unseres ab-lnnkern; so könnte dann allerdings lunkern
auf niederd. lungern zurückgeführt werden.
maddern, schlecht oder Unnützes arbeiten. Hennig 151. 289., auch,
sich mit etwas zu schaffen machen, das man nicht versteht, daher,
ver-maddem^ durch ungeschickte Behandlung verderben ; litt, mddaras^
schlechte Arbeit, Sudelei, madarüti, unnütze Dinge vorhaben, mada-
renka, m. f., ein Nichtsnutz, Sudeler; trotz dieser Belege aus dem
Littauischen dürfte doch das niederd. maddeln, ver-maddeln mit
— 219 —
seiner Lautverschiebung nicht ganz von der Hand zu weisen sein.
Vgl. Pierson AMS. VIIL 366.
nuitkrilUs, der Wassertreter, Wasserläufer, totanus.
inaue, Handschuh ohne Finger, von Wolle oder Pelzwerk, der über
das Handgelenk hinaufreicht, etwa Pulswärmer; holl. ist mauw,
brem. motte, niaue, Aermel; aber maue, heisst hier nie Aermel, son-
dern Handschuh; die Wurzel liegt wohl in litt, mduju, maw^i, strei-
fen, aufstreifen.
mikhan, Gefängniss, Hennig 161.
murscJieniau (seh = z)^ Immergrün, lycopodium, Natangen; bei Prät.
mlrsman, nach Pierson.
miisehe (seh = ^), miisehe-kuh, Schmeichel- und Kinderwort für die Kuh.
newedr'uj, verstimmt, übel gelaunt, missmuthig.
nörgeln, ah-norgeln, durch vielen Gebrauch abnutzen, auch, ein Kind
durch handgreifliches Liebkosen ermüden und abquälen; Hennig
4. 171., litt, niürhjü, su-niürhyti, quälen, zerquälen; dieses *ior(/c?w
hat zwar mit dem hochdeutschen nörgeln, nergeln^ mäkeln, kleinlich
hadern, nichts zu schaffen, ob es aber wirklich preussisch sei, dürfte
noch zweifelhaft erscheinen.
oseh, was schwer zu behandeln ist, z. B. ästiges Holz, das sich schwer
spalten lässt, im Ermlande üblich. AMS. VIIL 684.
paphe, puphe, Wasserhuhn. NFBl a, F. VIIL 172. 173. AMS,
VIIL 684. IX, 164.
parusel, Fladen, Flammwecke, in Westpreussen AMS, VIII, 084,
pasern, mit Feuer spielen, im Feuer wühlen oder schüren, Hennig
179. Förstemann in Aufrecht und Kuhn Zeitschrift I. 422. Pier-
son AMS, Fi/. 584. 596. {pasern klingt nahe an an litt, pä-hriu,
pa-zerti, Simpl. zeriü, zerti, in den Kohlen, im Feuer schüren, wo-
mit audi preuss. pa-ssortes, Schürstange, zusammenhängt.) Die hier
provinziel auch vorkommenden Formen päsern, pösern, scheinen ver-
stümmelt; vgl. A3IS, VIIL 684.
pergcl, Kienspan zum Anzünden des Feuers. AMS. VIIL 367.
pletscliken, pletsehclien, die jungen Hülsen der Garten- und Felderbsen,
die zunächst nach der Blütlie sich ansetzen, aber noch keine Kerne
gebildet haben; bei Hennig 188. ungenau beschrieben.
poddente, Pfütze, in Westpreussen. AMS, VIIL 687.
jwss, m., possle, n., Kuss, Küsse hen; das hier ganz übliche Wort
lindet sich sonst nirgend genau wieder; wir haben einerseits litt.
iuczhis. Küsschen, huezuti, küssen, lett. hutsehoht, küssen, poln. huzla,
biiziaJc, Kuss, Küsschen; auf der andern Seite tritt das in ver-
schiedenen Gegenden Deutschlands übliche buss, Kuss, hassen, küs-
sen, huss-händchen , Kusshändchen mit seinen Ansprüchen heran,
so dass es zweifelhaft bleibt, welcher Seite unser j^oss, possTce eigent-
lich angehört.
— 220 —
m
poschke (verhochdeutscht puschchen)^ Ferkel, posch posch oder pmch
pusch ruft man die Schweine zum Fressen. Hennig 192.
prassely f., in der Elbinger Niederung die grosse weissliche Garten-
erdbeere, in Natangen die Bergerdbeere, fragaria collina.
prems, Mehlsuppe, Muhs; Hennig 196 hdX pröms.
2>r6!^scÄ, adj., trotzig, naseweis, widerspenstig. Hennig 195, auch heute
noch in Samland und Natangen üblich.
pupke s. papke,
purzel, pörzel, ein in Ost- und Westpreussen übliches Neujahrsgebäck,
eine Art lockerer kugelförmiger in Schmalz gebratener Kuchen.
AMS. VIIL 688.
rasaunen, von Frauenzimmern, in der häuslichen Wirthschaft geräusch-
voll thätig sein; man sagt: sie rasaunt im havse umher,
rodel, Sumpfläusekraut, pedicularis palustris.
rosmok, rozmok, ein mit Gewürz abgemachter Brassen. Hennig 214.
ruzzen, ein Fischerhamen, Hennig 216; wohl schwerlich das deutsche
reusen, wie Hen n ig meint.
saw, sewe^ seue^ zeuwe, Fischerboot mit durchlöchertem Behälter
zum Aufbewahren der Fische, findet sich in wechselnden Formen wieder-
holentlich in dem D.C, z. B. in der Willkühr der Stette in Königs-
berg 1420. § 80. 82. 88.; vgl. auch Hirsch Handelsgesch. S. 210.
307. und oben seken ; ob zu deutsch seien^ sickern^ wie Hirsch meint,
ist wenigstens zweifelhaft.
singe^ f., lange Angelschnur zum Aalfang, Hennig 255 und S. 1
s. V. aalwathen; davon verb, singen, mit der singe Aale fangen.
Schalk, nach Hennig 216. eine Kohlgattung; dem ist aber nicht so;
Schalk ist nicht eine besondere Kohlart, sondern eine Erecheinung,
die sich bei mehreren kohlartigen Pflanzen findet ; Weisskohl, Wrucken,
Kohlrabi, Runkelrüben u. a. sind zweijährige Pflanzen, die nur im
ersten Jahre brauchbare Köpfe, resp. Wurzeln bilden, wogegen sie
im zweiten Jahre Blüthen- und Fruchtstengel treiben; wenn diese
Pflanzen nun ausnahmeweise bereits im ersten Jahre Stengel treiben,
so kommen die brauchbaren Köpfe und Wurzeln nicht zur Aus-
bildung, und die Pflanzen heissen alsdann schalken, litt, szälkei; das
Wort ist in dieser Bedeutung vielleicht auch in Deutschland bekannt.
schesche (zeze) Milch topf ohne Henkel; Natangen.
Schill (seh = z), Rufname der Ente; Natangen.
schmag-ostern, schmack-ostern,^ eine in der Provinz ziemlich allgemein
verbreitete Sitte, die darin besteht, dass am Morgen des zweiten,
in manchen Gegenden auch des ersten Ostertages die jungen Leute
einander im Frühschlafe überraschen und mit eingegrünten Birken-
oder Weidenruthen schlagen; auch thun dasselbe wohl die Guts-
oder Dorfkinder im Herren- oder Pfarrhause, wofür sie ein kleines
— 221 —
Geschenk erwarten und empfangen; Hen n ig 175; (wohl zu litt.
smagöti, smögti, poln. smagac, lett. schmatigt, schlagen).
schmarge, kurzer Weibermantel, Pelzmantel, der um den Hals befestigt
bis an die Taille faltig herabhing; Hennig 237. Acta JBoruss, L 604.
Sache und Name sind heute ausser Gebrauch.
sch(yrmbrr, schurmürr, altes durch einander geworfenes Geräth; Hennig
249. NFBl a, F. L 34.
Schrats, adv,, schräge, in diagonaler Richtung. Hennig 245.
schrile, eine Art Fischernetz, Hennig 1. s. v. aalwafhen,
schuhe^ verhochdeutscht schauhe, langer Mantel, von Männern und
Frauen getragen. Hennig 213. NPBl a, F. IL 427. VIL 372.;
das Wort ist in den baltisch-slavischen Sprachen weit verbreitet,
litt. S0uhä, szühas, kostbares Kleid, Frauenpelz, lett. schuhbe, Sommer-
kittel, kslav. smha, vestis pellicea, poln. s^uba, ein mit Pelz ge-
fütterter Oberrock, russ. smba, Pelz, szubnik, Kürschner; aber es
findet sich auch bereits im mhd. schoube, längerer Rock, Mantel,
Talar, sube, ein ritterliches Kleid, nhd. schaube, Tracht vornehmer
Frauen, die z. B. nach der Rostocker Kleiderordnung von 1587 den
Hand Werks weibern gänzlich verboten war; s. Frisch Teutsch-lat.
Wtbch. H. 165; im brem. nieders Wtbch. VI. 352. findet sich sube,
ein Weibermantel, Schaube; die Heimath des Wortes ist daher
zweifelhaft.
solge, niedrige Stelle auf Aeckern und Wiesen, an denen sich das
Regen Wasser ansammelt; Natangen.
sparte, Spiess, Hennig 257.
sternicJcsel, stornicksel, Schlag oder Stoss in den Nacken. Hennig 264.
tater, ein Prügelinstrument von zusammengedrehten Stricken. Hennig273.
tellelks, töUelks, eine Art Kuchen; ein Stück Butter wird in einiger
Entfernung von einem gelinden Feuer ununterbrochen umgewendet
und unterdessen mit geriebenem Weissbrot bestreut. Hennig 277.
urinar, Brandstifter, Mordbrenner, ein räthselhaftes Wort; in
dem Zeugenverhör über die im Jahre 1331 von dem Ordensheere
in Polen verübten Gewaltthätigkeiten, SrP. IL 728, heisst es:
Quidam crucifer presbyter propria manu incendebat domus et ponebat
ignem in eis in Pisdr (Stadt Peisern), didus Ja>cobus, et extunc
vocatus est per omnes Vrinar, quod didtur latine incendiarius, Vrinar,
urinar klingt denn doch stark an latein. urere an. Eine Bemerkung,
die Hoffheinz zu diesem Worte macht, s. AMS. VIII 691.
waJcen, auf dem Felde zerstreut liegende kleine Steine, Hennig 66.
s. V. Feldwaken; vgl. inde^s wacker-steinern Grimm's MähTchen von
dem Wolf und den sieben Geislein.
wesseln, ver-wesseln, aus der Art schlagen, ausarten; Hennig 291.
(litt, weisle, Gattung, Art, Race ; lett. waisla, Art, Zuzucht, Zuwachs,
vom Vieh, is-waislotees^ aus der Art kommen).
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wibranzen, Landmiliz, von poln. wybraniec, Rekrut, im plur., aus-
gehobene Mannschaften, wj/brac, russ. tvybrat\ tryhiraf, auswählen;
Hennig 299; Sache und Wort sind wohl verhältnissmässig moderne
Eindringlinge in Preussen, und jetzt wieder gänzlich ausser Gebrauch.
wisfe, wüste, Schnür leib, litt, wystc,
witjöl, eine Milch sup pe, wohl schwerlich deutsch, wie Hennig 304.
annimmt
wolm, Geländer, Barriere, Hennig 305, und heute noch allgemein
im Gebrauch: bes. auch Barriere vor den Gasthäusern auf dem
Lande und in kleinen Städten, mit eisernen Ringen zum Anbinden
der Pferde versehen. In der Sprache der Bauverständigen heisst
der horizontale Oberbalken eines Geländers der Holm.
mgge, altes Pferd, das kaum mehr auf den Füssen stehen kann.
Hennig 307.
zanteler, sanzeler, Zauberer, mnzcln, zaubern. Hennig 308. AMS.
IX. 163.
zapp, zupp, Wasserhuhn; in Natangen. (lett. Tcuhpis, dass., während
sonst umgekehrt preussisch-littauischem k lettisches z zu entsprechen
pflegt).
Zusätze und Berichtigungen.
S. 4. Z. 15. 1. in dem Compos.
6. - 4. V. u. füge hinzu: rumän. apü, Wasser.
- 32. - 14. I. draudieiti,
- 44. - 25. 1. Braunsberg.
- 46. - 27. böhm. gerdb.
- 49. - 20. 1. ab-glopte.
- 53. - 16. füge hinzu: nach der Stellung im Voc, ist gröbis wohl
der Schlund.
- 59. zu Art. juriay füge hinzu: jacut. juricLch^ Fluss, Meer, esthnisch
jö/rwy ein See, litt, jüra, Nebenfluss des Niemen.
- 61. Z. 12. 1. kailüstiskun,
- 69. - 1. V. u. 1. ausgeschossene.
- 81. - 18. 1. [cristionisca] cristionisco,
- 84. zu Art. kupsins füge hmzn : (vgl. lett. kuhpeht, rauchen, russ.
kbpof, poln. kopec, Rauch, Dampf).
- 9 1 . Z. 4. 1. [iattaka] lattako.
- 95. - 18. 1. mit dem folgenden.
- 102. - 8. V. u. 1. Wettererscheinung.
- 104. - 12. 1. kslav.
- 107. - 16. 1. wisse-mükin.
-108.-12. 1. mtischinsch,
- 118. - 5. \. pa-laischu,
-118.-21. füge hinzu: Das deutsche bore ist vielleicht /bre, forelle.
-118.-24. 1. Fisch.
- 120. - 19. l, passalucense,
-127.-11. flgg. perwios ist wohl einfacher zurückzuführen auf litt.
tvejü, wijaü, wpi, jagen, also: das darüber hinweg
Reia&rte.
- 136. Ort polauwen i Tc G. 2\\.
- 1 37. Z. 8. 1. unam villam.
- 139. - 16. 1. poln. pastwa,
- 142. - 2. AMS. VII. 597.
-143.-12. 1. preweringiskan.
- 153. - 6. V. u. 1. szekszta,
- 155. Zu Art. sarg-s füge am Ende hinzu: smgalion.
S. 155. In dem Art. sarate ist „(^^^y^- ^«^«w)" zu streichen
- 156. Zum Art. sawayte füge hinzu: (kslav. mwjetU, testanientum,
pactum, russ. mwjet, dass., kslav. sUwjetU, pactum).
- 156. Z. 3. V. u. 1. cyprinus.
-157.-28. 1. nirseüewingis.
- 160. - 26. 1. sielacken.
- 161. - 6. 1. oenas statt venas.
- 168. - 26. 1. poln. szyj^.
- 172. - 28. 1. Heiligenbeil.
- 172. - 30. 1. Voc, statt V.
-175.-10. V. u. 1. lyiko statt lyhs.
- 180. - 24. 1. lett. statt litt.
- 185. Art. tarktie 1. hinter Bindriemen: nach der Stellung im
Voc. vielleicht Sattelgurt.
- 1 86. Z. 25. 1. tamskan.
-199.-18. 1. wengaiten.
Weimar, — Hof- Buchdruckerei.